Grenzwertiges Okular

  • Hallo zusammen,



    für einen Zu-Fuß-auf-die-Berghütte-Rucksack-Refraktor (William Optics, Megrez ED 80/560), also F/7, möchte ich mir nach langer Zeit noch ein Okular zulegen, das an die Grenze der für dieses Gerät sinnvollen Vergrößerung (gemäß Faustregel: Austrittspupille 0,5 mm, 160x). Das wäre dann ein 3,5 mm-Okular. Bisher habe ich mit Televue Nagler 7 mm + 12 mm und Televue Panoptic 19 mm an diesem Gerät gearbeitet.
    Ich schwanke zwischen Televue Nagler 3,5 mm (82°) und TS Optics XWA 3,5 mm (110°). Preislich sind die Okulare praktisch identisch. - Hat jemand Erfahrung mit dem TS und 110° an einem f/7 oder ähnlich? Oder würde jemand abraten, überhaupt die 7 mm in diesem Fall noch zu unterschreiten?


    Viele Grüße

  • Hallo Namenloser :)


    ich würde die 82° nicht überschreiten (es sei denn, Du hast 110° schon ausprobiert und weißt, dass du damit klarkommst) und 4.7-5 mm nicht unterschreiten, ich finde die Lücke zwischen 3.5 und 7 mm arg groß, zumal 0.5mm schon hart am Limit sind.

    Für zu Fuß bietet sich vielleicht auch die Verwendung einer guten Barlow an, da kommst Du bei geschickter Wahl mit weniger Teilen auf mehr verschiedene Brennweiten.


    Mir persönlich würde ansonsten eher ein richtiges 2"-Übersichtsokular fehlen. Mit f/7 darf das bis zu 40mm Brennweite haben - das ist immer noch recht weitwinklig.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo "nightworker",


    willkommen auf Astrotreff.


    Ob du mit dem TS XWA so glücklich wirst? Das ist im Verhältnis zu deinem handlichen Refraktor schon ein ziemlicher Brocken und den wirst du auch im Rucksack recht deutlich spüren. [B)]


    17cm lang und 660g schwer. Außerdem- weshalb bis an die Grenze der sinnvollen Vergrößerung rangehen? Eine AP von rund 0,8mm würde dir bereits über 95% der möglichen sichtbaren Details zeigen. Mehr Vergrößerung lässt das Objekt im Bickfeld zwar größer erscheinen, aber auch deutlich dunkler und der Zugewinn an Detailerkennbarkeit spielt im Bereich von eben nur noch weniger als 5%.


    3,5mm mit 110° zeigen dir ein Feld von ca. 0,74°. Das 4,5mm Delos mit "nur" 72° Eigengesichtsfeld würde dir ein Feld von immerhin 0,57° zeigen, die Vergrößerung läge bei 124x und die AP bei noch 0,64mm. Vom Gewicht her läge das bei ca. 500g.


    Und das Delos wäre zu dem vorhandenen 7mm Nagler parfokal, den Fokus neu suchen entfällt damit beim Wechsel der Okulare.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Nightworker,


    für Rucksackanwendung würde ich ein gutes Zoom mit Barlowlinse empfehlen, beispielsweise Baader Hyperion Zoom 8-24 mit Barlow.
    Das deckt die Brennweiten 3,5mm-24mm bei guter bis sehr guter Qualität ab. Du hast halt nur max. 68° Feld, dafür brauchst du nur 1 Okular mitnehmen, evtl. zusätzlich noch ein günstiges Erfle Weitwinkel 32-40mm.


    Gruß
    Robert

  • Hallo,



    bin überrascht, wie schnell man hier Rückmeldung bekommt! Danke.


    Ich darf noch mal reagieren:
    Was den Überblick betrifft, so ist dafür meine Frau zuständig. Die hat ein Fujinon 17x70 im Rucksack und eine Iso-Matte zur Vermeidung des steifen Nackens...(-:


    Barlow, na ja gut...hochwertige Barlow-Linsen haben auch ihren Preis.
    (Und ich möchte keine schlechten Erfahrungen mit günstigen Lösungen wiederholen.) Man ist dann zwar flexibler, aber ich setze lieber auf eine optimierte Gesamtkonstruktion (soweit ich mich erinnere, haben viele kurzbrennweitigen Okulare vorne praktisch schon eine Barlow-Linse, was ich dann nicht nochmal verdoppeln möchte, wegen der Linsensuppe).


    Das Argument mit den 660g und 17 cm Länge hat Gewicht. Ich hatte tatsächlich nicht darauf geachtet. Als Bergsteiger!


    Was die Anregung mit dem 4,5er Delos betrifft, würde ich mangels (abwechslungsreicher) Erfahrung gerne eine für mich wichtige Frage stellen: Wenn ich mit dem Gesichtsfeld drastisch, nämlich auf 52° runter gehen würde (mit einem Takahashi LE 5 mm, das bereits einen Teil eurer Empfehlungen beherzigen würde), würde ich dann ohne Nachführmotor die Nerven verlieren?


    Viele Grüße!

  • Hi.


    Das Delos 4,5mm hatte ich selbst. Tolles Okular, super Einblick, fantastisches Bild.
    Das TAK LE kenne ich nicht, doch es ist wohl eher was für elektrisch nachgeführte Optiken. Das Delos bietet hier mehr Feld, was die aufwendigere Linsenkonstruktion in den Hintergrund treten lässt. Soll heißen: Die geringere Linsenanzahl des TAK wirst Du nicht "sehen" können, wenn Du dauernd nachschubsen musst. Das einzige Argument für das TAK-LE wäre der Preis, was aufgrund von z.B. EBAY oder dem hiesigen Gebrauchtmarkt aber auch nur die zweite Option darstellt. Warte auf was Gebrauchtes mit mehr Feld, am Besten ein Delos 4,5mm.


    Gruß
    Michael

  • Hallo "nightworker",


    Okularrechner Televue- sortiert nach sichtbarem Feld


    Der Rechner zeigt dir schön das mögliche sichtbare Feld mit den unterschiedlichen Okularversionen. auf 52° eGF würde ich nicht runtergehen- bzw. wenn schon auf ein so kleines eGF dann würde ich das 3-6m Nagler Zoom in den Rucksack stecken. Das Teil spürst du kaum und es nimmt auch wenig Platz weg- eifriges Tasten im Rucksack- wo ist es denn?


    Ansonsten- du hast schon ein 7mm Nagler, also käme wohl auch das 5mm Nagler in Frage. Erreicht zwar nicht die angedachte Vergrößerung, ist aber leicht und handlich. Delos bietet mehr Vergrößerung, dafür etwas kleineres Feld. Das 3,7mm Ethos-SX würde den Wünschen entsprechen, ist aber teuer und auch groß und schwer.


    Pentax XW sind leicht und gut, gibt es aber auch nur entweder 3,5mm (Grenze) odr 5mm. Neu auf dem Markt sind die Vixen SSW- 3,5mm und 5mm mit 83°eGF, leicht und lt. Bewerbung mit sehr hoher Transmission und randscharf.


    Zur Barlow- bei einer guten wie von Televue oder sogar einer Televue Powermate hätte ich bezüglich mehr Glas wenig Bedenken. Die öfters genannten möglichen Probleme mit der bereits im Okular befindlichen "Barlow" werden bei den Kombinationen kaum auftreten. Bei einem (egal ob kurze oder lange Brennweite) Nagler/Ethos... sitzt teleskopseitig ein Negativelement. Das wird oft als Barlow bezeichnet, aber es dient ja in erster Linie dazu, den Strahlengang so anzupassen, das eben das große Eigengesichtsfeld erreichbar ist. Und Onkel Al wird hier schon so gerechnet haben, das seine Okulare auch mit seinen Barlows/Powermates gut funktionieren.


    Was mir auch aufgefallen ist- falls das 19er Pano deine längste Brennweite ist, fehlt dir wirklich was für richtig viel Übersicht und einer schönen großen AP. 35-41mm (Panoptik?)


    Gruß
    Stefan

  • Hallo,



    vielen Dank für die Übersicht!


    Ich bin da noch auf eine hilfreiche Seite gestoßen:
    http://www.sternfreunde-muenster.de/orechner.php


    Man kann dort ein astronomisches Objekt auswählen, die Teleskopdaten eingeben und für über 600 Okulare die Vergrößerung und das GF simulieren lassen. Natürlich sind die Faktoren Kontrast, Farbe, Transmission und Schärfe außen vor. Aber die beiden genannten Aspekte werden sehr anschaulich.


    Viele Grüße

  • Was ich noch beim Durchstreifen verschiedener Foren (für mich) entdeckt habe: ich wusste leider noch nicht, dass die von mir gestellte Frage mit einem hohen Subjektivitätsfaktor zusammnenhängt.Normalerweise bin ich gar nicht in Foren unterwegs und suchte beim Bedürfnis nach einem weiteren, kurzbrennweitigen Okular ganz naiv einen Rat. Ich bemerke (was sich allerdings nicht auf die Antworten in diesem Forum bezieht), dass es einige Strengucker gibt, die aus Prinzip nicht mal Planetenokulare in den Koffer stecken würden, ganz zu schweigen von Orthos. Andere, welche Weitfeld nicht vertragen, für die BIldeindrücke eines Ortho mit 42° GF sogar eine Planetenjagd in Kauf nehmen (10 s Durchgangszeit), weil sie keinen Nachführmotor haben. Wieder andere sprechen bei 82° GF von einem Tunnelblick.
    Mein Fazit: bevor sich diese Erfahrungen - die man ja nicht in Zweifel zu ziehen braucht, es geht eben um Sehgewohnheiten oder individuelle Sehdispositionen - jetzt in diesem Thread noch mal manifestieren, bedanke ich mich noch mal für die bisherigen Antworten. Das Wetter ist gerade gut bei uns.


    Mein Weg wird jetzt doch ein wenig unmoralisch. Es gibt doch dieses Fernabsatzgesetz...Ich muss es wohl selber ausprobieren.

  • Hallo Immer-noch-Namenloser ;-),


    der moralischere Weg ist, Dir eine Sternwarte / ein paar Sternfreude bei Dir in der Nähe zu suchen und das bei einem gemeinsamen Beobachtungsabend mal auszuprobieren. Da hast Du idealerweise mehr Auswahl und gleichzeitig nochmal eine Live-Beratung. Nur so als Tipp...


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hi


    nicht ist so subjektiv wie die Okularwahl. Insofern ist selbst probieren der beste Ratgeber.
    Ich habe einen vergleichbaren Refraktor von William den 80/555 ein SD Dublett.
    Ich gehöre zu der Fraktion die keine Orthos mag, weil sie für mich in allen Belangen unkomfortabel sind.
    Ich verzuge hochwertige Weitwinkelviellinser, wie die Ethos, die in manchen Wellenlängen fast keinen Transmissionsverlust haben.
    Wenn Du sehr aufs Gewicht achten musst, teile ich Deine Idee vom 3,5mm Nagler. Ich selbst nutze manchmal sogar hier das 2,5mm Nagler. Auch gut, ob des enormen Feldes kommen die 110 Grad des Ethos SX oder des TSXWA, u.a. natürlich auch, weil ich sie bequem überblicken kann und der Anblick von großem Feld gefällt.


    Alternativ bleibt vllt die Überlegung eine qualitativ gute Barlow zu kaufen und so das ein andere Transportgewicht zu sparen.
    CS

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