Seeing

  • Hi liebe Sternengucker!
    Mich würde mal brennend interressieren was bei gutem seeing alles möglich ist! Wie wäre es, hier ein liste anzufertigen mit teleskopen und z.b geschafften vergrößerungen.So kann man mal sehen wie sich die Praxis von der theorie unterscheidet.Was haltet ihr davon?


    gruß christian

  • Hmmmm,


    es gibt ja ein Formum Beobachtungsberichte, da kannst Du sicherlich einiges zusammensammeln.


    Ansonsten gehen meines Erachtens zuviele Faktoren ein. Die Güte der Nacht, die Dunkelheit der Umgebung, die Dunkeladaption des Beobachters, der Augenzustand des Beobachters, Alter des Beobachters, Ausdauer des Beobachters, Temperatur am großen Zeh des Beobachters, etc.


    Ich denke nicht, daß eine allgemeingülte Liste wirklich machbar ist, hier muß glaube ich jeder selbst seine Erfahrungen machen.


    steffen

  • Hi,


    bei gutem Seeing habe ich mit meinem 6" Newton (750mm Brennweite) Saturn bei 250x extrem gut beobachten können. Dabei habe ich einen TS Wide-Angle 6mm Okular mit 2x Barlow eingesetzt. Cassini, Mittlerer Wolkenband, Schatten von den Ringen auf dem Planeten und 2 helle Monde waren die Beute an dem Abend. War meine bisher schönste Planeten-Beobachtung.


    Greetz,
    Jacko

  • Hi,
    wie Steffen schon sagte zu viele Faktoren spielen eine Rolle Optik ist ja auch nicht gleich Optik. Eine ganz entscheidende Rolle ist auch die Tagesform des Beobachters.
    Hier mal nackte Zahlen :
    ICS Dobson 10" f/5,2 mit einem Strehl von fast 97% schaft bei sehr guten Bedingungen gut 420 fach für ein schönes Bild am Planeten oder Kugelsternhaufen. Das ist das 1,7fache des Spiegeldurchmessers in mm am Doppelstern geht sogar noch etwas mehr.
    Gruß Bernhard

  • Hallo Nemo,


    bei 420x kommt aber schon wieder ganz deutlich die Atmosphäre ins Spiel. Wie hoch stand der Planet (Elevation), wie war die Temperatur, wie der Temperaturverlauf der letzten 24h, wie war die Schichtung in der Atmosphäre, wie hoch ü.NN. war Dein Beobachtungsort - welches NN verwendest Du - ......


    Wie gesagt, jeder hat sicherlich seine Anhaltswerte für seinen Beobachtungsplatz und seine Ausrüstung und seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten.
    Ich kenne Leute die erkennen wunderschönste Nebelstrukturen wo ich bloß einen Flecken sehe. Da fehlt mir z.B. die Vorstellungskraft dann noch ein Gebilde draus zu machen.


    Und wie definiert man eigentlich eine "geschaffte" Vergrößerung.


    Ich sach jetzt mal: f=3560mm x 3 (FFC od. Barlow) / 3mm (Okular) = 3560x : kein Problem. Ob ich dann mit dem Bild zufrieden bin ist ja wieder ein ganz persönliche Einschätzung...


    steffen

  • Hi,


    die Idee wäre natürlich bei Kaufentscheidungen, gerade bei Anfängern und Einsteigern, eine ideale Hilfe. Nur ist sie so nicht zu realisieren. Wie schon vorher erwähnt spielen zu viele Faktoren eine entscheidende Rolle. Wie ist das Seeing? Das Wetter und die Temperaturen spielen eine große Rolle, selbst wie ich an diesem Tage drauf bin. Ganz zu Schweigen von den Fertigungstoleranzen in einer Serie. Auch das Alter des Beobachters (Pupillengröße und Sehkraft) und seine Vorstellungskraft sind nicht zu unterschätzen.
    Selbst durch elektronische Messungen kann es keine, für einen Vergleich, einheitlichen Bedingungen geben.
    Der nächste Punkt, den ich selbst als sehr interessant erachte, ist die Definition des Ergebnisses. Wann ist eine Vergrößerung noch sinnvoll? In einem Vorbericht wird bei einem Spiegeldurchmesser von 6" (152mm) Durchmesser eine Vergrößerung von 250x als gute Ausbeute angesehen. Ist die Frage wie man selbst damit zufrieden ist. Denn irgendwann ist die maximale Vergrößerung erreicht und das Ergebnis ist zwar ein größeres Bild, dafür aber von der Qualität her schlecht. Denn wenn dieser Punkt erreicht ist, wird nichts vergrößert. Ich persönlich arbeite mit Vergrößerungswerten von Spiegeldurchmesser in mm = Vergrößerungswert. Bei besonders gutem Seeing gehe ich noch etwas höher, überschreite aber nie das 1,5-fache. Das ist jetzt meine Definition. Beim Kauf des Scopes stand eine maximale Vdergrößerung von 700-fach. Ich habs probiert .... es war schwarz. Natürlich konnte ich damit etwas sehen, wenn ich bei Vollmond unseren Erdtrabanten ins Visier nahm. Also wären wir dann beim nächsten Punkt. Für Vergleiche müssen die gleichen Voraussetzungen für die Lichtstärke der Objekte gegeben sein. Mache ich im im Laufe eines Jahres z.B Planetenbeobachtungen, verändert sich, bedingt auch zum Abstand, der Lichtwert. Scheidet schon wieder aus.


    Also zum Schluß:


    So ein Verzeichnis wäre zwar sinnvoll, bleibt aber leider Wunschdenken.


    Grüße Thomas

  • Hallo Steffen,
    wie ich in meiner Antwort schon feststellte es waren sehr gute Bedingungen, an diesem Abend/ Nacht hat einfach alles gepasstes war ja auch die Frage nach dem maximal möglichen.
    Solche Nächte kommen aber sehr sehr selten vor 1-3 mal pro Jahr.
    Zum Bild es war noch schön, kein verwaschener wabbernder eindruck.
    Vieleicht hätte ich noch dazu schreiben sollen das ich in guten Nächten bis verg. 320 gehe in normalen ist 240fach drinn.Zu den anderen Fragen kann ich nichts sagen auser das der Standort entweder in den Voralpen auf ca. 900m oder am Vogelsberg (ITV) war.
    Bei mir vor der Haustüre auf meinem Beobachtungs(berg) geht soviel nicht aber 320fach ist schon drin, so wie vom 6.auf 7.02 ein knackscharfer Saturn.
    Gruß Bernhard

  • Hallo Leute,


    wisst ihr was ich schade finde? Manchmal wollen die Anfänger einfach in simpler Sprache etwas hören was sie ermutigt. Natürlich gibt es viele Faktoren die bestimmen "was geht", aber man kann schon ganz einfach, ohne mit dem "Wissen" um sich zu werfen, mal kurz erzählen was für Erfahrungen man selber gemacht hat. Ich stimme auch zu, dass man keine algemein-gültige Liste anfertigen kann - das geht einfach nicht wegen des Zusammenspiels der vielen Faktoren.


    Als Neuling in diesem Forum hatte ich auch oft gewünscht, dass die Leute sich ab und zu mal einfacher ausdrücken und einfach mal sagen "was geht". Aber gut - es ist wie es ist ;-))


    Also Christian: ich bleibe "un-scientific" und gebe Dir meinen persönlich Eindruck. Bei mir bleibt alles gleich bei den Beobachtungen (immer bei mir im Garten, immer ein einziges Gerät, immer die selber Okus, immer mit der blöden Straßenlaterne im Nacken...). Körperliche und geistige Fassung wir als "ungefähr gleich" eingestufft...


    Also:
    ich habe Saturn mittlerweile sehr oft beobachtet (jede Nacht wo der Himmel frei ist). In den meisten Fällen war die Luft sehr unruhig aber ich habe trotzdem viel Spaß bei der Beobachtung gehabt. Mit dem 20mm Okular (37,5x) ein ganz kleines Körnchen aber deutlich mit Ring und relativ "ruhig" vom Bild her. Mit 10mm (75x) wurde Barlow gesteckt (macht ganze 375x !!!). Das ist deutlich mehr als das maximal sinnvolle, aber ich habe an diesem Abend immer noch alle Details sehen können - auch wenn nicht halb so kontrastreich und scharfgestellt wie bei 250x.


    So - ich hoffe das war eine Hilfe für Dich. Die langen Vorträge über die Faktoren sind Pflicht - aber hoffentlich konntest Du durch diesen Beitrag einfach mal eine Ahnung davon bekommen "was geht".


    Greetz,
    Jacko

  • ...ääääh, da fehlt die Hälfte. Nach "Mit 10mm" sollte kommen:


    - mit 10mm konnte ich auch sehr gut beobachten, allerdings hat man schon das schlechte Seeing bemerkt weil das Bild "tanzte"..


    An einem guten Abend sah die Welt gaaaanz anders aus. Plötzlich habe ich Details gesehen die für mich vorher nicht erkennbar waren. Es war schön, ich war zu Tränen berührt, ich habe Allah, Gott, Shiva, Jesu, Buddah, David und Mohammed alle bedankt für diesen schönen Anblick... Es war schön und ich klebte nur so am Okular, eine Hand "at the ready" um die biesame Welle zu bedienen. Bloß nicht dieses Juwel aus den Augen verlieren.


    Also - bei gutem Seeing ging plötzlich eine Menge mehr. Ich habe auf 250x vergrößert und es nicht bereut. Alles noch schön scharf (ein Bischen Flackern noch, aber sehr akzeptabel).


    ...und dann habe ich nur so als Witz ein 4mm Oku auf mein 2x Barlow gesteckt....


    Der Rest steht oben.


    Greetz,
    Jacko

  • Guten abend!
    Erstmal danke für die Antworten[:)]
    Es ist mir klar das sehr viele Faktoren eine Rolle spielen!!! Was ich eigentlich gedacht habe ist: Das man vielleicht schreibt was für ein scope man hat und was das bisher besste Ergebniss war, was man geschaft hat.Ich habe ja schon ne menge gelernt und weiß auch bescheid mit sinnvoller vergrößerung usw. Bloß die totalen Anfänger denken ja immer gleich.Teleskop kaufen und soviel Vergrößern wie nur geht.So hätte man sich ja einen kleinen Eindruck machen können,aber was ihr sagt ist natürlich richtig!


    gruß christian

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