Schiefspiegler

  • Hallo [:)]


    Sind Schiefspiegler noch käuflich zu erwerben oder gibts diese Teleskope nur noch auf dem Gebrauchtmarkt? Ich konnte keinen Händler/Teleskopschmiede finden. Für eine Information bzw einen Anbieterlink wäre ich dankbar [:)]


    Beste Grüße, Björn

  • Servus Björn,
    die meisten Schiefspiegler sind nur noch gebraucht zu bekommen.
    Ich hab vor kurzem aber einen Schiefspiegler im Angebot gesehen.
    http://www.reise-teleskop.de/8…schiefspiegler/index.html


    Es ist ein Schiefspiegler, der als Dobson aufgebaut ist. Leider kann ich dazu wenig sagen außer, dass dieser Schiefspiegler mit f/8 auskommt, einen Parabolspiegel besitzt und etwas anders aufgebaut ist wie die sonst üblichen Kutter. Er besitzt aber ebenfalls keine Obstruktion. Vielleicht kann hier einer der Spiegelexperten etwas dazu sagen.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Björn,


    was für ein Schiefspiegler soll's denn sein?


    Astro Optik Kohler (http://www.aokswiss.ch) hat bis vor kurzem noch sehr schöne Kutter hergestellt. Evtl. gibt es noch Restbestände. Einer war neulich auch hier im Gebrauchtangebot. --> ggf. eine Suchanzeige aufgeben, wenn Du ernsthaft Interesse hast. Lutz Liebers scheint das Angebot ebenfalls eingestellt zu haben.


    Der von Roland verlinkte Schiefspiegler ist kein Kutter, sondern ein "Chiefspiegler" - verkippter Parabolspiegel mit refraktivem Korrektor. Damit lassen sich schnellere Öfnungsverhältnisse realisieren, bei erhöhter mechanischer Sensitivität und größeren Aberrationen im Feld abseits der optischen Achse.


    Was es wohl im Moment noch gibt ist das Wolterscope, einen Schiefspiegler mit 4 Reflektionen auf 3 Spiegeln.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Björn,


    wenn du nur sehr begrenzte Selbstbau- Ambitionen hast dann ist die Auswahl an Schiefspieglern in der Tat eher sehr bescheiden. Aber warum sollte es denn bevorzugt ein Schiefspiegler sein?


    Nach meinen praktischen Erfahrungen mit zwei Eigenbau- Kuttern in insgesamt 4 Versionen kann ich nur sagen dass diese Dinger wg. ihres langen Öffnungsverhältnisses "Spezialisten" sind. Andere kompaktere und lichtstärkere Schiefspiegler - Versionen lassen sich nur noch weniger preisgünstig herstellen.


    Wenn du nicht allzu viel Öffnung komfortabel nutzen willst dann ist für meinen Geschmack ein 6" - 8" Newton auf azimutaler Goto-Montierung eine empfehlenswerte Lösung.


    Zufällig hab ich mir kürzlich für meine größeren Newtons eine Skywatcher Monti AZ-EQ6 GOTO zugelegt. Nach den ersten visuellen Versuchen am Himmel kann ich schon sagen dass sie meinen 16" f/4 Newton problemlos trägt und nachführt. Das gilt für den Betrieb im AZ- Modus bei vis. Beobachtung. Für Fotoversuche ist mir grundsätzlich die knappe Zeit unter klarem Himmel zu schade. Was mich bisher noch ärgert ist nur die Tatsache dass ich das Teil nicht schon früher gekauft habe.


    Nach diesen Erfahrungen würde ich speziell für 6"- 8" Newtons die kleinere Skywatcher AZ-EQ5GT empfehlen, natürlich im AZ Modus. Vis. Beobachtung mit Newtons auf parallaktischer "deutscher" Montierung, also im EQ-Modus halte ich dagegen für ausgemachten Krampf. Da ist mir fast jeder Dobson lieber. Für DS- Fotografie mit bis zu 6" f/5 Öffnung scheint mir diese Monti im EQ- Modus aber gut geeignet zu sein.


    Gruß Kurt

  • Hallo [:)]


    Die Vorteile sehe ich gerade im langen Öffnungsverhältnis, der farbreinen Abbildung und Obstruktionslosigkeit. Ohne je durch ein solches Teleskop geguckt zu haben stelle ich mir die Bildästhetik fantastisch vor. Und darum geht es mir inzwischen im wesentlichen. Gute Gründe die dagegen sprechen sind natürlich willkommen, momentan lese ich sehr viel über Pro und Kontra diverser Teleskoptypen und versuche das passende für mich zu finden.Das Budget beläuft sich auf ca 2000.-


    Meine Montierungswahl steht bereits fest, das wird eine Losmandy AZ8, allerdings erstmal ohne Nachführung.


    Liebe Grüße und einen angenehmen Abend [:)]


    Björn

  • Hallo Björn,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Meine Montierungswahl steht bereits fest, das wird eine Losmandy AZ8, allerdings erstmal ohne Nachführung. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dann solltest du aber nie der Versuchung nachgeben an einem Teleskop mit ca. 8" Öffnung mit GOTO und Nachführung zu beobachten.[}:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Ohne je durch ein solches Teleskop geguckt zu haben stelle ich mir die Bildästhetik fantastisch vor...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ... praktisch genau so phantasisch wie der Anblick durch einen gleich großen, zwangsbelüfteten, gut geschwärzten Newton mit &lt;= 20% Obstruktion. Mach mal den Versuch mit einem kleinen Refraktor (auf ca. 20 mm abgeblendeter Feldstecher) mit/ohne 20% Obstruktion.


    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    ... praktisch genau so phantasisch wie der Anblick durch einen gleich großen, zwangsbelüfteten, gut geschwärzten Newton mit &lt;= 20% Obstruktion.
    Gruß Kurt



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gibt es nur leider nicht zu kaufen und muss aufwändig kollimiert werden. Gilt aber beides auch für den Kutter.

  • Hallo Kurt,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kurt</i>
    ... praktisch genau so phantasisch wie der Anblick durch einen gleich großen, zwangsbelüfteten, gut geschwärzten Newton mit &lt;= 20% Obstruktion. Mach mal den Versuch mit einem kleinen Refraktor (auf ca. 20 mm abgeblendeter Feldstecher) mit/ohne 20% Obstruktion.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Naja, einen Feldstecher wird ja mit niedrigen Vergrößerungen benutzt. Da sind die Obstruktionseffekte eh net so wichtig.
    Das andere ist, wo kauft man den zwangsbelüfteten Newton, mit &lt;= 20% Obstruktion mit gebogener Spinne?
    Ohne gebogene Spinne hast Du ja am hellen Planeten das Strahlenkreuz durch die Speichen der Fangspiegelspinne.
    Es gibt so Maknewtons, die so kleine Obstruktion, keine Fangspiegelspinne usw. haben. Die Preise sind aber oft recht ordentlich.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Björn,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Keiler979</i>
    Die Vorteile sehe ich gerade im langen Öffnungsverhältnis, der farbreinen Abbildung und Obstruktionslosigkeit. Ohne je durch ein solches Teleskop geguckt zu haben stelle ich mir die Bildästhetik fantastisch vor.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">da wandelst Du genau auf den Spuren Anton Kutters - der war zeit seines Lebens auf der Suche nach dem idealen Teleskop. Nicht umsonst heißt seine Schrift ja "Der Schiefspiegler - ein Spiegelteleskop für hohe Bilddefinition".


    Allerdings muss man das damals wie heute im Vergleich zu den verfügbaren Alternativen sehen - im Vergleich zu einem langbrennweitigen Achromaten ist der Kutter (vor allem ab einer gewissen Öffnung) unschlagbar. Kutter selbst hatte in Biberach einen mit 300mm Hauptspiegeldurchmesser. Angesichts der (Mak-)Newtons oder Apos heutiger Bauart mag der Vergleich jetzt etwas anders ausfallen.


    Soll nicht heißen, dass man mit einem Kutter nicht glücklich sein kann - auch für einen Apo gibt es nach Kurts Argumentation eigentlich keine Berechtigung, und trotzdem kann man die noch kaufen [:D]. (ok, mag auch dran liegen, dass es nicht-visuelle Beobachter gibt).


    Wie heißt's doch: jedes Teleskop hat seinen Liebhaber [:)]


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Andreas, hallo Roland,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Gibt es nur leider nicht zu kaufen und muss aufwändig kollimiert werden... Gilt aber beides auch für den Kutter.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ein bezüglich Thermik und Streulicht optimierter 8" Newton ist problemlos machbar, wäre aber wohl kaum für 199,99€ zu haben.


    Die Kollimation meines 9" Kutter ist weniger problematisch als bei einem 8" f/5 Newton.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... Naja, einen Feldstecher wird ja mit niedrigen Vergrößerungen benutzt. Da sind die Obstruktionseffekte eh net so wichtig.
    Das andere ist, wo kauft man den zwangsbelüfteten Newton, mit &lt;= 20% Obstruktion mit gebogener Spinne?
    Ohne gebogene Spinne hast Du ja am hellen Planeten das Strahlenkreuz durch die Speichen der Fangspiegelspinne.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich hab doch geschrieben:
    „….auf ca. 20 mm abgeblendeter Feldstecher...“
    Damit kommt man auf ca. 2 mm AP. Das würde mittlerer Vergr. entsprechen. Die kontrastmindernde Wirkung der Obstruktion ist aber gemäß Kontrastübertragungsfunktion gerade im mittleren Ortsfrequenzbereich ausgeprägt. Die entsprechende Wirkung auf die Abbildungsqualität würde man auch bei nur mittlerer Vergr. wahrnehmen können.


    Bei dem von mir vorgeschlagenen Feldstecherversuch hätte man tatsächlich nur die Wirkung der frei wählbaren Obstruktion vor Augen. Wenn man will kann man dabei auch noch die Wirkung der Spinnebeine durch unterschiedlich dicke gerade oder gebogene Drähte modellieren.


    Noch mal etwas zu dem Strahlenkreuz bei geraden Spinnebeinen: Bei meinen 12“ Newton sind die Spinnebeine 0,7 mm dick. Davon merke ich bei Mond- und Planetenbeobachtung oder sonstigen flächigen Objekten nix. Erst bei Sternen heller als ca. 2 mag sehe ich deutlich Spikes.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,
    dass der findige Bastler seinen Newton irgendwie schon hinoptimieren kann glaube ich gerne. Das Problem ist, dass man das nicht kaufen kann und man als neuer Fernrohrkäufer gar net weiß wo und wie man das Thermik- und Streulichtoptimiert, wobei ich die Thermikoptimierung wichtiger finde.
    Es ist schön, dass Du bei Deinem Newton 0,7 mm Spinnenbeine hast und kein Strahlenkreuz siehst. Das ist bei mir aber anders. Die Spinnenbeine sind bei meinem 6" f/8 dicker und das Strahlenkreuz ist zumindest an Jupiter auffallend.
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Andreas,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...es gibt immerhin Spiegel (110er) zu kaufen und den Bauplan dazu:....<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    sehr interessantes Angebot! Ich bin streng der Meinung jeder engagierte Amateur sollte <b>AUCH</b> einen Schiefspiegler besitzen und praktisch kennenlernen.[:)]


    Dieser 110 f/27 wird wohl bezüglich Kontrastübertragung und Auflösung die theoretisch mögliche Leistung von 110 mm Öffnung bringen. Das maximal erfassbare Gesichtsfeld wäre bei Verwendung von langbrennweitigen 2" Okus ca. 0,9°. Das geht eigentlich noch. Nur mit der AP wird es dann etwas zu eng. Das wäre ein deutlicher Nachteil bei der Beobachtung flächiger lichtschwacher Objekte.


    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kurt</i>
    sehr interessantes Angebot! Ich bin streng der Meinung jeder engagierte Amateur sollte <b>AUCH</b> einen Schiefspiegler besitzen und praktisch kennenlernen.[:)]<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Kurt,
    darüber hinaus sollte jeder einmal in seinem Leben einen Spiegel selbst geschliffen haben, damit er weiss, was ein ungeeigneter Spiegel ist:


    Werbeaussage:
    <b>Zoomion Genesis 200 EQ - Werden Sie mit diesem 200mm Teleskop zum Astroprofi
    "Mit dem neuen Zoomion Genesis 200EQ Teleskop steigen Sie direkt in die Profiliga der Teleskope ein."</b>



    Frage bei Amazon: Hat dieses Teleskop einen parabol- oder einen sphärischen Hauptspiegel?
    Antwort: sphärisch
    Von astroshop am 23. Januar 2015


    Quelle: http://www.amazon.de/Zoomion-T…zoomion&tag=astrotreff-21


    Es gibt also durchaus noch sphärische Spiegel im Handel, sogar an Stellen, wo man es nicht erwartet hätte. ;) Da dieser Artikel noch immer mit diesen Aussagen beworben und in dieser Form angeboten wird, schliesse ich ein Versehen beim Einkauf oder einen Irrtum bei der Beschreibung aus und gehe von Absicht aus.

  • Hallo Andreas,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><b>Zoomion Genesis 200 EQ - Werden Sie mit diesem 200mm Teleskop zum Astroprofi
    "Mit dem neuen Zoomion Genesis 200EQ Teleskop steigen Sie direkt in die Profiliga der Teleskope ein."...</b>
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    wenn ich das richtig mitbekommen habe hat dieser Spiegel 800 mm Brennweite. Der PtV- Wellenfrontfehler der sphärischen Aberration (SA) wäre dann 2,8 Wellenlängen! Einfach unglaublich, dass so etwas angeboten wird wenn man weiß dass ein Spiegel mit 0,25 Wellenlängen SA als "beugungsbegrenzt" entsprechend Strehl = 0,80 gilt. Ein sphärischer 200mm Newton HS müsste dafür mindestens 1800 mm Brennweite haben.


    Bei dem mit 110 mm Öffnung wesentlich kleineren f/27 Kutter kann man dagegen völlig problemlos sphärische Spiegelchen verwenden. Wenn man dann (wie bei klassischem Kutter üblich) beide Spiegel mit gleichen Krümmungsradien herstellt gibt es auch für Schleif- Anfänger herstellungs- und prüftechnisch technisch kein großes Problem.


    Gruß Kurt

  • Hallo Andreas,
    das Projekt ist in der Tat interessant. Allerdings ist der Einblick in diesen Dobson sehr tief. Geht es in der Praxis noch, dass man auf einem niedrigen Schammerl sitzend beobachtet oder braucht dieser Dobson eine Kiste oder Ein Tisch auf dem dieser Dobson gestellt werden muss?
    Auf jeden Fall ein interessantes Bastelprojekt.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    stimmt. Bei zenitnaher Beobachtung wird der Nacken steif oder die Knie schmerzen, ein Prismenspiegel wäre nicht schlecht und eine halbhohe Mauer oder Metallkiste, um das Gerät darauf zu stellen. Immerhin sind die Ungleichgewichte besser verteilt als auf einer anderen Montierung auf einem Stativ


    Viele Grüsse und ein paaar schöne Tage


    Andreas.

  • Hallo miteinander.


    Der tiefe Einblick hat mich dazu gebracht, einen elliptischen Planspiegel in den Strahlengang einzubringen. Und zwar recht weit vor dem Brennpunkt. Dadurch baut das gesamte Instrument kürzer, und die Beobachtung ist auch in Zenitnähe angenehm. Ein Astrostuhl mit höhenverstellbarer Sitzfläche steigert den Komfort weiter.



    Auf dem Foto ist dieser "gefaltete" 110er Selbstbau Schiefspiegler zu sehen, mit 2" Okularauszug und einem 26mm RKE Okular von GSO.


    Viele Grüße,


    Guntram

  • Servus Guntram,
    das ist ja ein schöner Eigenbau. Hast Du die erste Zeit mit dem tiefen Einblick beobachtet. Was mir bei den diversen Planspiegeln etwas Sorgen bereitet ist die Qualität der Planspiegel und dass die ganzen Oberflächenungenauigkeiten der einzelnen Spiegeln sich aufaddieren. Dann würde jeder weitere Spiegel die Abbildungsqualität etwas verschlechtern. Bei sehr guten Planspiegeln sollte das nicht viel ausmachen, aber wo bekommt man gute Fangspiegel oder Planspiegel her?
    Wie gut ist denn die Qualität dieses Schiefspieglers? Kann sie mit einem guten APO in der Öffnung mithalten?
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland.


    Ich habe den Schiefspiegler zuerst auf einem kräftigen Dreibeinstativ montiert. Siehe Foto von der Firstlight-Party im Juli 2006:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=44575
    zweites Bild von oben.
    Es zeigte sich jedoch bald, dass die Verwendung mit Dreibeinstativ zu umständlich war.
    Da ich einen Fangspiegel von einem Newton inklusive justierbarer Fassung, den mir ein mittlerweile verstorbener Sternfreund geschenkt hatte, noch in meiner Sammlung optischer Bauteile hatte, entwarf ich den Umbau, den du auf dem Bild siehst.


    Die Oberflächengenauigkeit ist für den Einsatz mit einem Schiefspiegler nicht so wichtig. Wenn der Planspiegel innerhalb der normalen Fertigungstoleranzen leicht gekrümmt ist, erzeugt das auftreffende Strahlenbündel hauptsächlich Astigmatismus.
    Dieser Astigmatismus wird beim Justieren des Schiefspieglers automatisch mit ausjustiert, denn man hat es mit recht erheblichen Mengen an Astigmatismus zu tun, die im Zuge der ganz normalen Justierung entfernt werden müssen.
    Der Planspiegel sollte aber so glatt wie möglich sein, also ohne Zonen oder sonstige Schwachstellen. Da er nicht im einfallenden Lichtbündel liegt, kann ein übergroßer Spiegel verwendet werden, sodaß der Randbereich nicht benutzt werden muß.


    Die ellipischen Planspiegel gibt es in verschiedenen Qualitätsklassen und Größen bei allen größeren Astrohändlern.


    Zur Fehleraddition:
    In diesem Fernrohr sind drei Spiegel an der Bildentstehung beteiligt. Also die selben Verhältnisse wie in jeder Cassegrain-Variante, die mit einem Zenitspiegel benutzt wird. Da stört sich niemand daran. Ich habe keinen negativen Einfluss bemerkt.


    Kann er mit einem guten Apo mithalten:
    Weiß ich nicht, denn niemand in meinem Bekanntenkreis hat einen 110er Apo. Beim Beobachten liefert er innerhalb der Möglichkeiten seiner Öffnung klare, kontrastreiche Bilder, die über das ganze Bildfeld scharf sind (auch mit Okularen vom Ethos-Typ).



    Viele Grüße,


    Guntram



    Edit: Schreibfehler

  • Grüß Dich Guntram,
    die Dreibeinstativlösung schaut auch gut aus, aber wenn sie zu umständlich ist, dann ist die jetzige Lösung noch besser.
    Astigmatismus wegjustieren. Das hört sich heftig an. Wie ist es mit der Justage? Ist die sehr langwierig und kompliziert und vor allem wie oft muss man die machen.
    Eine scharfe Abbildung übers ganze Feld, das ist schon super. Das kenn ich bei meinem FH 80/1200 und dort in Verwendung mit Orthos.


    Hast Du mal den 110er mit einem normalen 114/900 verglichen. Klar, im 114 sind die Sterne nur im achsnahen Bereich sternförmig. Wenn der 110 Refraktormaßig wie ein APO abbildet, dann sollte das Bild an Planeten deutlich kontrastreicher wie im 114/900 sein und ein Sterntest vorbildlich sein, mit einem schwachen ersten Beugungsring. War das so? Dann spricht viel dafür, dass Dein 110 wie ein guter APO abbildet.
    Ach ja, was mich auch interessieren würde ist die Seeinganfälligkeit vor allem für lokales und Tubusseing. Da waren meine Refraktoren immer meinen Newtons überlegen und die Refraktoren von 80mm bis 102 mm haben allesamt ein ruhigeres Bild und teilweise auch deutlich bessers Bild gezeigt.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland.


    Nein, ich habe auch keinen Vergleich mit einem 114er.
    Aber ich konnte 2013 ausgiebig einen superfantastisch guten, sehr aufwendigen, perfekt justierten, völlig farbreinen 130mm f/7 Refraktor (+ 2x Barlow von TeleVue) mit meinem damals neuen, komplett selbst gebauten 130er Schiefspiegler vergleichen.
    Die Beobachtungen waren Tagesbeobachtungen an einem gut drei Kilometer entfernten terrestrischen Objekt im Gebirge, das eine breite Variation an Farben, Kontrasten, und Objektgrößen bot. Ich sollte noch erwähnen, daß der Refraktor mittels einiger Keile unbeweglich auf das terrestrische Ziel ausgerichtet war; ich hatte für ihn keine Montierung zur Verfügung. Hier gab es keine Probleme mit der Nachführung, und man konnte sich alle Zeit der Welt zum Vergleichen nehmen, und auf Zeiten sehr guten Seeings warten.
    Zitat aus meinem Protokoll:


    Der Apo zeigte fast immer ein kontrastreicheres, leicht gelblich getöntes Bild. Die Seeingeffekte waren kleiner. Die Auflösung in Momenten guten Seeings war gleich dem Schiefspiegler.


    Zitat Ende.


    Ja, das Bild war ein wenig kontrastreicher, aber der Unterschied war sehr gering. Es ist schwer zu sagen, was der Grund für diesen Unterschied ist.Von der Auflösung und der Detail-Erkennbarkeit schenkten sich die Instrumente nichts. Vielleicht liegt es am geringeren Instrumenten-Seeing. Je geringer dieses Instrumenten-Seeing war, desto geringer war der Kontrastunterschied.
    Es ist nichts Neues, dass Refraktoren ein ruhigeres Bild als Reflektoren geben. Es ist dies in meinen Augen auch ihr wesentlichster Vorteil.
    Wie alle offenen Reflektoren, zeigen auch Schiefspiegler im Vergleich zu Refraktoren ein weniger ruhiges Bild. Ich habe die Lehren aus dem Vergleich gezogen und zusätzliche Ventilationsöffnungen bzw. einen Ventilator angebaut. Seither ist das Bild im 130er ruhiger, aber wohl nach wie vor nicht ganz so stabil wie in einem Refraktor. Ich habe keinen direkten Vergleich, weil mir das oben erwähnte Juwel von Refraktor nicht mehr zur Verfügung stand.


    Wie wichtig die oben erwähnten, kleinen Unterschiede bei realen astronomischen Beobachtungen sind, ist schwer zu sagen.
    Meine Erfahrung ist, daß Bildstörungen durch atmosphärisches Seeing, atmosphärische Dispersion, leichte Bewölkung, nicht ganz perfekte Justierung (gilt für praktisch alle Reflektoren), leichte Vibrationen der Montierung, und viele andere Faktoren, bis hin zu nicht ganz sauberen Okularen, mehr Einfluss auf die tatsächliche Wahrnehmung haben, als kleine bis winzige Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Teleskoptypen selbst.


    Ich persönlich fand die Abbildungsleistung des 110ers so gut, dass ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen habe, den erwähnten 130mm Schiefspiegler, ebenfalls mit eingebautem Planspiegel, zu entwerfen und zu bauen. Obwohl mir die Restkoma bekannt war, und obwohl ich auch schon größere und besser korrigierte Schiefspiegler gebaut habe. Diesen Exemplaren ist gemeinsam, dass es Vier-Spiegel Systeme sind.


    Ich nutze den 110er gern für die Sonnenbeobachtung. Hin und wieder fotografiere ich auch damit. Ein Beispiel, mit Baader Filterfolie:
    [Edit: Sehe gerade, dass das Bild im Forum deutlich verkleinert dargestellt wird.]



    Den oben erwähnten 130er nutze ich gern, wenn ich schnell einmal den Mond, Mars, Jupiter, Doppelsterne oder manche DS Objekte beobachten will.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wie ist es mit der Justage? Ist die sehr langwierig und kompliziert und vor allem wie oft muss man die machen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Manchmal hält die Justierung ein oder zwei Monate, oft aber korrigiere ich die Justierung jeden oder jeden zweiten Beobachtungsabend. Das ist nicht anders wie beim Newton oder bei einem SCT.
    Das läuft dann so ab: Nach dem Auskühlen nehme ich einen Stern passender Helligkeit ins Visier. Der Sterntest zeigt, ob sich etwas Astigmatismus eingeschlichen hat. Der wird dann mit einer 1/4 - bis einer vollen Drehung an einer der Justierschrauben des Hauptspiegels beseitigt. Mehr ist nicht.
    Wenn einmal eine Reinigung aller Spiegel ansteht, nehme ich das Instrument auseinander, führe die Reinigungs-/Wartungsarbeiten durch, schraube es wieder zusammen und justiere von der Pike auf durch. Das dauert dann im schlimmsten Fall 15 Minuten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn der 110 Refraktormaßig wie ein APO abbildet, dann sollte das Bild an Planeten deutlich kontrastreicher wie im 114/900 sein und ein Sterntest vorbildlich sein, mit einem schwachen ersten Beugungsring. War das so? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Zu den allgemeinen Abbildungseigenschaften üblicher anastigmatischer Schiefspiegler findest du in meiner Justieranleitung in der Einführung einige Angaben und Bilder.
    Im Anhang sind neben Konstruktionsdaten auch die Strehlwerte der gebräuchlichsten Entwürfe angeführt.
    Download:
    https://www.dropbox.com/s/5l5n…ion%2004.10.2015.pdf?dl=0


    Viele Grüße,


    Guntram

  • Servas Gundram,
    danke für die ausführliche Erklärung und Beschreibung. Ich hab mir die Strehlwerte angeschaut. Sind das gemessene Srehlwerte oder sind das die maximal möglichen Strehlwerte aufgrund der Konstruktion?
    Was auffällt ist, dass der Strehl vom 80 mm Schiefspiegler vergleichsweise niedrig ist. Aus dem Bauch heraus denke ich, dass da sogar ein entsprechender Fraunhofer mit 80 mm f/15 mithalten kann. Auf der anderen Seite ist das ja schon nicht schlecht. Ein guter 80/1200 zeigt schon sehr schöne Bilder. Ich hätt mir halt gedacht, dass der theoretisch mögliche Strehl bei einem 80 mm Schiefspiegler im Bereich von 0,95 oder so wäre.
    Der Vergleich mit dem APO ist interessant. Offenbar hat dieser APO einen höheren Polystrehl erzielt. Durch das geschlossenen System ist die Bildruhe natürlich auch besser. Allerdings kostet der APO auch deutlich mehr und da wäre der Schiefspiegler eventuell eine günstige Alternative mit kleinen Abstrichen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich persönlich fand die Abbildungsleistung des 110ers so gut, dass ich mich vor einigen Jahren dazu entschlossen habe, den erwähnten 130mm Schiefspiegler, ebenfalls mit eingebautem Planspiegel, zu entwerfen und zu bauen. Obwohl mir die Restkoma bekannt war, und obwohl ich auch schon größere und besser korrigierte Schiefspiegler gebaut habe. Diesen Exemplaren ist gemeinsam, dass es Vier-Spiegel Systeme sind.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Warum zeigt der Schiefspiegler Restkoma bzw. was ist bei anderen Schiefspieglern besser korrigiert und warum? Was ist der Vorteil von diesem Schiefspieglertyp gegenüber den besser korrigierten?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Ich nutze den 110er gern für die Sonnenbeobachtung. Hin und wieder fotografiere ich auch damit. Ein Beispiel, mit Baader Filterfolie:
    [Edit: Sehe gerade, dass das Bild im Forum deutlich verkleinert dargestellt wird.]
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das Bild ist meines Erachtens sehr gut, vor allem wenn man bedenkt, dass Du keinen Herschelkeil sondern mit Folie gefilmt hast. Nun, kenn ich den direkten Vergleich zwischen Herschelkeil und Folie nicht, aber man sagt, dass der Herschelkeil nochmal mehr Kontrast liefert.


    Es gibt einen Thread für Jupiter in Geräten mit "kleinen" Öffnungen bis 6".
    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=189879&whichpage=1


    Vielleicht möchtest Du da auch Beobachtungsberichte, Zeichnungen oder Bilder beitragen? Das würd mich sehr freuen. [;)] Ich denke, dass Deine Schiefspiegler allesamt sehr gute Geräte sind. 0,92 Strehl ist schon sehr gut. Das schöne beim Schiefspiegler ist, dass Du komplett ohne Barlow filmen kannst.


    Servus,
    Roland

  • Hallo Robert, liebe Mitleser,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">danke für die ausführliche Erklärung und Beschreibung. Ich hab mir die Strehlwerte angeschaut. Sind das gemessene Srehlwerte oder sind das die maximal möglichen Strehlwerte aufgrund der Konstruktion?...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    die Diskussion ist zweifellos interessant, sodass ich mal wieder Anregungen zum experimentieren Schiefspiegler vs Echt-Apos verspüre.


    Bei dem Schief. denke ich an einen prinzipiell nicht ganz perfekten dafür aber besonders leicht realisierbaren Kutter ohne Korrekturoptik. Der braucht bekanntlich nur 2 sphärische Spiegel + Umlenkspiegel in anastigmatische oder komafreier Anlage. So etwas mit 8" Öffnung liegt noch bei mir herum. Diesen könnte ich z.B. auf 130 mm abblenden und direkt mit meinem fast perfekten 130 mm LZOS- Apo auf der neu erworbenen AZ-EQ6 Seite an Seite vergleichen.


    Falls jemand willens und in der Lage ist die theoretische Strehlzahl des obige Kutter zu berechnen werde ich gerne die genauen Radien der Spiegel raussuchen. Die passenden Winkel (anastigmatisch bzw. komafrei) sowie die Abstände lasse ich mir gerne vorrechnen [8D]


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,
    ich geh fast davon aus, dass die obigen Zahle gemessene Strehlwerte sind. Was mich halt erstaunt hat, dass der Polystrehl meines 80/1200 in meiner Erinnerung so bei ca, 0,89 liegen sollte was dann über dem farbreinen Kutter liegt. Das wäre dann aber der theoretische Wert so dass 0,86 Strehl vielleicht der realistische Wert wäre. Vielleicht hab ich auch die Zahlen falsch im Kopf. Allerdings bildet der 80/1200 trotz Farbfehler auch wirklich sehr kontrastreich ab. Keine Ahnung was den Strehl beim 80 mm Schiefspiegler etwas herunterzieht. Vielleicht die Fehlerfortpflanzung bei der Summe an Spiegeln.
    Nichts desto trotz denke ich, dass es bei den Schiefspieglern mit 0,93 Strehl schwierig wird mit einem APO merklich drüberzukommen.
    Wenn der APO gut ausgelegt ist, dann hat er kaum Tubusseeing und dann könnte das den Vorteil ausmachen.
    Servus,
    Roland

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!