Hallo Leute,
es gibt Dinge im Leben eines Spiegelschleifers die unbedingt getan werden müssen - und das sind Linsen[:D]
Wie es der Zufall so will, war beim Projekt "Offner-Korrektor" noch eine Menge Glas übrig.
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=188257
Kann man nix machen, optisches Glas ist wertvoll und muss einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden.
Im folgenden möchte ich den Schliff eines klassischen 6" f/12 Fraunhofer Objektives dokumentieren.
Der Grobschliff ist bereits fertig. Das ist alles so ähnlich wie Spiegelschleifen. Mit ein paar zusätzlichen Arbeiten.
Zunächst das OSLO-Design mit den Gläsern H-K9L und H-F4, also die chinesische Kopie von BK7 und F2 ...
...wobei dieses Design immer wieder, entsprechend dem Schleif-Fortschritt, angepasst wird.
Denn die Brennweite muss nur so ungefähr getroffen werden. Diesen Freiheitsgrad gilt es zu nutzen!
Hier sieht man den großen Luftspalt.
Genau genommen ist es kein echter Fraunhofer, sondern ein sogenannter Baker Aplanat, ein Coma-freies Design mit exakt gleichen Innenradien. Ein Fraunhofer ist ebenfalls coma-frei, hat aber ganz leicht unterschiedliche Innenradien und einen ganz engen Luftspalt.
Öffnungsverhältnis wird f/12, was bei 6" Öffnung (ca 150-155mm) schon ein wenig farbenfroh sein könnte.
Noch länger wollte ich das nicht haben, weil meine Okulare dann kaum noch sinnvoll einsetzbar sind.
Der blau-Violette Saum wird zudem noch etwas durch das minimal gelbliche Flintglas abgemildert.
Die verwendete Sorte ist bleifrei, was historisch auch nicht korrekt ist, hat dafür bessere mechanische Eigenschaften (gleicher Ausdehnungskoeffizient wie das Kronglas!)
Hier der Grobschliff.
Zur Sicherheit habe ich zwei Sätze Linsen angefangen.
Rechts eines der vielen Tools aus Floatglas.
Noch sind die Linsen-Rohlinge nicht exakt rund.
Das müssen sie aber unbedingt sein, deshalb...
... wird hier der Rand in Form gebracht.
Mit K120 und einer rotierenden Stahlscheibe mit Spritzschutzblech.
Der Rohling ist mittels einer Zentrier-Hilfe auf ein großes Kugellager aufgeklebt.
Geht erstaunlicht gut!
Ein solcher, auf 1/100mm exakter Rand kann nun zum Messen des Kleifehlers benutzt werden, das war genau der Sinn dieser Schleif- Aktion.
Die Sache ist eigentlich ganz einfach:
Zuerst werden die Innenradien gegeneinander geschliffen.
Danach werden diese genau mit dem Sphärometer gemessen und das Design wird in OSLO angepasst.
Die Aussenradien werden zu diesen neunen Werten nachgezogen, gleichzeitig wird hier der Keilfehler weiter verringert.
Die Linsendicke wird zwar gemessen, spielt aber keine Rolle, das kann man mit den Radien immer wieder ausgleichen.
So, das war's erst mal, die Vorbereitungsarbeiten einer Linse sind schon erheblich!
Anderseits sind die Gläser relativ weich und damit schnell schleifbar.
Schönen Abend
Kai