BB 5.2.2005 - Orion & ein bißchen Löwe

  • Nach langer Zeit mal wieder klarer Himmel und kein Mond - das mußte einfach genutzt werden.


    Also Wintersachen angezogen, ins Auto gesprungen, bei Muttern vorbeigefahren (wo das Teleskop momentan aus Platzgründen untergebracht ist), noch ein Schwätzchen gehalten, eine Tafel Schokolade abgeräumt und auf ging's in Richtung Herscheid im Sauerland.


    Dort war's zwar angenehm dunkel und mit -4°C eigentlich auch gar nicht so kalt, dafür aber ordentlich windig. Zu windig, denn nach 1 1/2 Stunden waren trotz Handschuhen meine Finger steif gefroren und im Gesicht war auch kein Gefühl mehr [;)]. Deswegen leider nur eine etwas magere Ausbeute, aber immerhin, endlich mal wieder spechteln.


    Los ging's (natürlich) mit M42, der war wie immer im 12" eine wahre Pracht - riesig groß, massig Detail im Zentrum, die Nebelausläufer an den Rändern wie Bänder sehr scharf begrenzt, insgesamt unmöglich zu beschreiben. M43 ebenfalls sehr hell, mit wunderbar definiertem "Haken" nach Norden, ebenfalls ordentlich strukturiert. Alles in einem zarten Grün - von anderen Farben war nichts zu sehen, das hatte ich unter diesen Bedingungen allerdings auch nicht erwartet.


    Anschließend ging's auf zu NGC1977, dem "running man" nördlich von M42. Direkt war hier im 12er Nagler der südliche Teil erahnbar, indirekt deutlich. Im Süden recht klar abgegrenzt, die dunkle Einbuchtung am südlichen Ende war zu sehen. Der Rest war eigentlich nicht direkt zu sehen, indirekt konnte man das alles eigentlich nur daran zu erkennen, dass die Dunkelwolken dazwischen zu sehen waren - und damit zu erkennen war, dass da doch was war, das heller als der Himmelshintergrund ist. Die recht helle Verdichtung um einen Stern im Nordosten des Nebels war kein großes Problem, recht einfach als kreisrundes Nebelwölkchen um eben diesen Stern zu sehen. Insgesamt bis auf die hellen Teile kein ganz einfaches Objekt unter diesen Bedingungen.


    Weiter dann zu NGC2024, dem "flaming tree" direkt neben Alnitak (= Zeta Orionis). Hier hingegen war ich ziemlich überrascht, denn bereits im 30er Übersichtsokular war er sofort zu sehen, trotz Alnitak als wahrer Scheinwerfer noch mitten im Gesichtsfeld. Auch die große, mittlere Dunkelwolke war sofort zu sehen. Im 12er Nagler dann alles noch definierter, NGC 2024 war direkt ohne Probleme zu sehen, die verästelten Dunkelwolken waren kein Problem. Eine ausführliche Beschreibung spare ich mir, denn den Anblick kann man sich ganz einfach vorstellen: man nehme ein mittelprächtiges Photo von NGC2024, zeichne es ein wenig weich, nehme die Farbe raus und voilà: so sah's aus. Spasseshalber habe ich dann noch den OIII-Filter reingetan, darauf spricht NGC2024 allerdings überhaupt nicht an, im Gegenteil: zwar war er noch zu sehen, allerdings dann fast völlig ohne Detail und sehr düster. Wundert mich ein wenig, denn eigentlich ist das gute Stück doch kein Reflektionsnebel, oder irre ich mich da?


    NGC2023 direkt in der Nähe war ebenfalls zu sehen, als leicht ovales Nebelflecken, nicht besonders schwierig - allerdings dunkler als ich dachte, auf Photos sieht er immer sehr viel heller aus als NGC2024.


    IC 434 hingegen war eine harte Nuss. Mit augenverbiegen und teleskopschwenken war er indirekt als schmales, düsteres Band zu sehen, nach Westen gut abgegrenzt, nach Osten schnell in den Hintergrund auslaufend. Von B33 keine Spur, IC434 war auch nur bis zu dem Punkt zu erkennen an dem B33 seine nördliche Grenze haben müßte. Aber immerhin. Vor lauter frieren habe ich komplett vergessen, hier nochmal den OIII einzusetzen - das ist mir erst auf der Rückfahrt eingefallen [:(].


    Inzwischen gingen mir und vorallem meinen Fingern die zwischendurch kräftigen Windböen auf die Nerven, so dass ich beschloss nur noch ein Objekt zu probieren und dann einzupacken.


    Und das sollte dann NGC2903 im Löwen sein. Schnell gefunden und hell präsentierte sich die Galaxie schon im 30er GSO-Okular, recht groß, oval und stark in Nord-Süd Richtung elongiert mit einem hellen Zentralbereich, einem sehr hellen und rundlichen Zentrum und im Norden ein kleiner direkt sichtbarer Knoten. Die ganze Galaxie wirkte start "gemottled", also voll unaufgelöster Struktur. Im 7er Nagler war indirekt die südliche Spiralstruktur zu erkennen, nicht unbedingt als klar definierter Spiralarm, sondern eher als flächiger Schwung nach Westen, im Süden war der Bogen recht klar begrenzt, nach Norden und in Richtung der Galaxie nicht. Völlig überrascht haben mich die beiden helleren nördlichen Spiralarme: die zeigten sich blickweise vom erwähnten Knoten ausgehend als zwei direkt nebeneinanderliegende, feine Arme nach Südost schwingend, wobei der südliche von beiden ein Stück weit kürzer zu verfolgen war. Ganz einfach war die Spiralstruktur nicht, aber doch deutlich einfacher als ich erwartet hätte. Was ein wunderschönes Objekt im 12"!


    Inzwischen war mir <b>wirklich</b> kalt, ergo wurde abgebaut. Wäre es nicht so windig gewesen, ich wäre gerne noch ein bißchen länger bei NGC2903 und geblieben und vorallem hätte ich gerne eine Zeichnung gemacht. Daran war aber nicht zu denken, ohne Handschuhe wären meine Finger wohl am Bleistift festgefroren [;)]


    In der nächsten klaren Nacht (bei hoffentlich weniger Wind) werde ich das definitiv nachholen. Ich bin mir sicher, dass aus dem Objekt noch ein bißchen was herauszukitzeln ist.



    Cheers
    Andreas

  • Hi Andreas,


    Sehr schöner Bericht.
    Heute Nacht werd ich die Galaxien in Leo suchen.Die von dir ja sehr faszienirend beschrieben wurden.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">In der nächsten klaren Nacht (bei hoffentlich weniger Wind) werde ich das definitiv nachholen. Ich bin mir sicher, dass aus dem Objekt noch ein bißchen was herauszukitzeln ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Viel Glück und viel Spaß[:)]


    Gruß


    Andreas

  • Hi Andreas,
    das muss wirklich saukalt gewesen sein im Sauerland... trotzdem ein schöner Bericht. Es müssen ja nicht immer "alle" Objekte sein!
    Zum B 33 solltest du dir einmal einen H-beta-Filter zulegen. Denn damit sollte er im 12-Zöller leicht zu sehen sein. Den Flammennebel sehe ich im 20-Zöller genau wie du: gutes Foto, Kontrast raus und Farbe weg! Und am besten ohne Filter!
    Bei der NGC 2903 sehe ich auch unheimlich viele Details, eine wunderschöne Galaxis.
    Leider scheint das gute Wetter mit über 30 klaren Nächten in 6 Wochen nun nach Norden gezogen sein, denn für die nächsten 5 Tage ist wolkiges Wetter mit Schauern angesagt.
    Leider haben die Meterologen fast immer recht... so geht mir die Neumondzeit durch die Lappen. Und am 18 Februar muss ich auch wieder nach Deutschland zurück: die Arbeit ruft (nein, schreit ganz laut!).
    CS
    Timm

  • --&gt; Sedna: Im Löwen tummeln sich sowieso ein paar Prachtexemplare, inschließlich meines Lieblings M66, den ich im 12" hier erst einmal kurz gesehen habe und da stand die Gruppe auch sehr tief (letztes Jahr). Und eigentlich hatte ich mir für die Nacht auch Leo I vorgenommen und... aber das rennt einem ja nicht weg.


    --&gt; Timm: ein Hß ist geplant, und wenn nur für den Pferdekopf [:)] Und immerhin hattest Du 30 klare Nächte in 6 Wochen, für mich war's das erste Mal seit Ende November, dass ich draußen war. Die paar (oder Paar?) klaren, mondlosen Nächte dazwischen hatte ich natürlich keine Zeit. Wie das so ist...



    Cheers
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ein schöner BB.



    Deine Beschreibung von Ngc 2903 kann ich mit meinem 12,5" ebenfalls so wieder geben.


    Ebenfall ist mir bei Ngc 2024 aufgefallen das er ohne OIII viel heller und detailreicher ist.


    Den Pferdekopf konnte ich mit geliehen Hß indirekt sehen, mit OIII war hier nicht viel zu machen, eigentlich gar nix [;)].



    Gruß und klaren dunklen Himmel



    Yves

  • ...ich finde NGC2024 sowieso ein interessantes Objekt. Bisher bin ich noch über keins gestolpert, dass so drastisch auf Himmelsbedingungen reagiert. Im November habe ich ca. 20km außerhalb von Bochum eine Beobachtung gemacht, da war es nicht einfach. Im Oktober habe ich mich am Bochumer Stadtrand dran versucht und da war absolut nichts davon zu sehen. Und nun in Herscheid war es absolut einfaches Objekt, trotz hellem Stern noch im Gesichtsfeld nicht zu übersehen. Dabei ist an dem Beobachtungsplatz auch wahrlich noch kein Alpenhimmel.



    Cheers
    Andreas

  • Hallo!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: rootprompt</i>
    <br />
    Weiter dann zu NGC2024, dem "flaming tree" direkt neben Alnitak (= Zeta Orionis). Hier hingegen war ich ziemlich überrascht, denn bereits im 30er Übersichtsokular war er sofort zu sehen, trotz Alnitak als wahrer Scheinwerfer noch mitten im Gesichtsfeld. Auch die große, mittlere Dunkelwolke war sofort zu sehen. Im 12er Nagler dann alles noch definierter, NGC 2024 war direkt ohne Probleme zu sehen, die verästelten Dunkelwolken waren kein Problem.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da half dann evtl. das ungewöhnlich kalte und sehr
    stürmische Wetter. In der Gegend hatte ich bei der Beobachtung
    bislang Probleme, dort NGC 2024 zu erkennen, werde das aber
    demnächst noch mal probieren und ganz genau hinsehen.


    Im Hochsauerland (ca. 700 m über NN) musste ich Alnitak aus dem Bildfeld heraushalten, um NGC 2024 gut zu erkennen. Da störten
    allerdings ein paar Laternen in der Ferne.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Inzwischen gingen mir und vorallem meinen Fingern die zwischendurch kräftigen Windböen auf die Nerven, so dass ich beschloss nur noch ein Objekt zu probieren und dann einzupacken.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist dann leider die Kehrseite, so eines stürmisch-kalten Wetters.
    Ich habe das auch mal allerdings im Hochsauerland (an etwas anderer
    Stelle als im obigen Fall) vor ca. 10 Jahren erlebt:
    Ein phantastischer Sternhimmel war dank perfekter Transparenz
    mit so vielen schwachen Sternen im Orion wie nie zuvor zu sehen. Jedoch war es so kalt und stürmisch, dass ich kaum 1 Minute das Auto
    verlassen konnte, weil es zu kalt war...

  • Moinsen!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Amateurastronom</i>
    Da half dann evtl. das ungewöhnlich kalte und sehr
    stürmische Wetter.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das kann sehr gut sein. In der Nacht zum Montag war die Transparenz sehr deutlich schlechter, NGC 2024 war aber immer noch bereits im Aufsuchokular indirekt zu erkennen, inkl. der dicken Dunkelwolke. Und das obwohl das Okular dort bereits eine zu große AP liefert. Aber auch im 12er Nagler war der Anblick kein Vergleich zur Nacht am 5.
    Mit was für einem Gerät hast Du's denn probiert?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Das ist dann leider die Kehrseite, so eines stürmisch-kalten Wetters.
    Ich habe das auch mal allerdings im Hochsauerland (an etwas anderer
    Stelle als im obigen Fall) vor ca. 10 Jahren erlebt:
    Ein phantastischer Sternhimmel war dank perfekter Transparenz
    mit so vielen schwachen Sternen im Orion wie nie zuvor zu sehen. Jedoch war es so kalt und stürmisch, dass ich kaum 1 Minute das Auto
    verlassen konnte, weil es zu kalt war...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ich bin ja der Meinung, dass das nur eine Sache der Ausrüstung ist [;)] Ich weiß, dass ich mir früher a) eine Isomatte unter die Füße gelegt habe zwecks Isolation, ansonsten aussah wie ein Michelin-Männchen und mir das Gesicht (was noch frei war) mit Fettcreme dick eingeschmiert habe. Dann ging's [;)] Ich hab leider inzwischen nur noch wenig Winterklamotten hier, vorallem aber keine anständigen Schuhe und Handschuhe.



    Cheers
    Andreas

  • Hallo!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: rootprompt</i>
    <br />
    Das kann sehr gut sein. In der Nacht zum Montag war die Transparenz sehr deutlich schlechter, NGC 2024 war aber immer noch bereits im Aufsuchokular indirekt zu erkennen, inkl. der dicken Dunkelwolke. Und das obwohl das Okular dort bereits eine zu große AP liefert. Aber auch im 12er Nagler war der Anblick kein Vergleich zur Nacht am 5.
    Mit was für einem Gerät hast Du's denn probiert?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

    Vor gut 14 Tagen im Hochsauerland habe ich mit einem 12.5" Dobson beobachtet. Die Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.
    Am Sonntag und heute habe ich dafür leider keine Zeit.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    ich bin ja der Meinung, dass das nur eine Sache der Ausrüstung ist [;)] Ich weiß, dass ich mir früher a) eine Isomatte unter die Füße gelegt habe zwecks Isolation, ansonsten aussah wie ein Michelin-Männchen und mir das Gesicht (was noch frei war) mit Fettcreme dick eingeschmiert habe. Dann ging's [;)] Ich hab leider inzwischen nur noch wenig Winterklamotten hier, vorallem aber keine anständigen Schuhe und Handschuhe.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    In der Nacht hätte ich eine Polarforscher-Ausrüstung mit beheiztem
    Anzug gebraucht, wie er mal offeriert wurde ;) .
    Ich muss sagen, dass ich eine so kalte Nacht nie erlebt hatte.
    Dafür war der Himmel aber auch einmalig schön.

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