Nach langer Zeit mal wieder klarer Himmel und kein Mond - das mußte einfach genutzt werden.
Also Wintersachen angezogen, ins Auto gesprungen, bei Muttern vorbeigefahren (wo das Teleskop momentan aus Platzgründen untergebracht ist), noch ein Schwätzchen gehalten, eine Tafel Schokolade abgeräumt und auf ging's in Richtung Herscheid im Sauerland.
Dort war's zwar angenehm dunkel und mit -4°C eigentlich auch gar nicht so kalt, dafür aber ordentlich windig. Zu windig, denn nach 1 1/2 Stunden waren trotz Handschuhen meine Finger steif gefroren und im Gesicht war auch kein Gefühl mehr [;)]. Deswegen leider nur eine etwas magere Ausbeute, aber immerhin, endlich mal wieder spechteln.
Los ging's (natürlich) mit M42, der war wie immer im 12" eine wahre Pracht - riesig groß, massig Detail im Zentrum, die Nebelausläufer an den Rändern wie Bänder sehr scharf begrenzt, insgesamt unmöglich zu beschreiben. M43 ebenfalls sehr hell, mit wunderbar definiertem "Haken" nach Norden, ebenfalls ordentlich strukturiert. Alles in einem zarten Grün - von anderen Farben war nichts zu sehen, das hatte ich unter diesen Bedingungen allerdings auch nicht erwartet.
Anschließend ging's auf zu NGC1977, dem "running man" nördlich von M42. Direkt war hier im 12er Nagler der südliche Teil erahnbar, indirekt deutlich. Im Süden recht klar abgegrenzt, die dunkle Einbuchtung am südlichen Ende war zu sehen. Der Rest war eigentlich nicht direkt zu sehen, indirekt konnte man das alles eigentlich nur daran zu erkennen, dass die Dunkelwolken dazwischen zu sehen waren - und damit zu erkennen war, dass da doch was war, das heller als der Himmelshintergrund ist. Die recht helle Verdichtung um einen Stern im Nordosten des Nebels war kein großes Problem, recht einfach als kreisrundes Nebelwölkchen um eben diesen Stern zu sehen. Insgesamt bis auf die hellen Teile kein ganz einfaches Objekt unter diesen Bedingungen.
Weiter dann zu NGC2024, dem "flaming tree" direkt neben Alnitak (= Zeta Orionis). Hier hingegen war ich ziemlich überrascht, denn bereits im 30er Übersichtsokular war er sofort zu sehen, trotz Alnitak als wahrer Scheinwerfer noch mitten im Gesichtsfeld. Auch die große, mittlere Dunkelwolke war sofort zu sehen. Im 12er Nagler dann alles noch definierter, NGC 2024 war direkt ohne Probleme zu sehen, die verästelten Dunkelwolken waren kein Problem. Eine ausführliche Beschreibung spare ich mir, denn den Anblick kann man sich ganz einfach vorstellen: man nehme ein mittelprächtiges Photo von NGC2024, zeichne es ein wenig weich, nehme die Farbe raus und voilà: so sah's aus. Spasseshalber habe ich dann noch den OIII-Filter reingetan, darauf spricht NGC2024 allerdings überhaupt nicht an, im Gegenteil: zwar war er noch zu sehen, allerdings dann fast völlig ohne Detail und sehr düster. Wundert mich ein wenig, denn eigentlich ist das gute Stück doch kein Reflektionsnebel, oder irre ich mich da?
NGC2023 direkt in der Nähe war ebenfalls zu sehen, als leicht ovales Nebelflecken, nicht besonders schwierig - allerdings dunkler als ich dachte, auf Photos sieht er immer sehr viel heller aus als NGC2024.
IC 434 hingegen war eine harte Nuss. Mit augenverbiegen und teleskopschwenken war er indirekt als schmales, düsteres Band zu sehen, nach Westen gut abgegrenzt, nach Osten schnell in den Hintergrund auslaufend. Von B33 keine Spur, IC434 war auch nur bis zu dem Punkt zu erkennen an dem B33 seine nördliche Grenze haben müßte. Aber immerhin. Vor lauter frieren habe ich komplett vergessen, hier nochmal den OIII einzusetzen - das ist mir erst auf der Rückfahrt eingefallen [:(].
Inzwischen gingen mir und vorallem meinen Fingern die zwischendurch kräftigen Windböen auf die Nerven, so dass ich beschloss nur noch ein Objekt zu probieren und dann einzupacken.
Und das sollte dann NGC2903 im Löwen sein. Schnell gefunden und hell präsentierte sich die Galaxie schon im 30er GSO-Okular, recht groß, oval und stark in Nord-Süd Richtung elongiert mit einem hellen Zentralbereich, einem sehr hellen und rundlichen Zentrum und im Norden ein kleiner direkt sichtbarer Knoten. Die ganze Galaxie wirkte start "gemottled", also voll unaufgelöster Struktur. Im 7er Nagler war indirekt die südliche Spiralstruktur zu erkennen, nicht unbedingt als klar definierter Spiralarm, sondern eher als flächiger Schwung nach Westen, im Süden war der Bogen recht klar begrenzt, nach Norden und in Richtung der Galaxie nicht. Völlig überrascht haben mich die beiden helleren nördlichen Spiralarme: die zeigten sich blickweise vom erwähnten Knoten ausgehend als zwei direkt nebeneinanderliegende, feine Arme nach Südost schwingend, wobei der südliche von beiden ein Stück weit kürzer zu verfolgen war. Ganz einfach war die Spiralstruktur nicht, aber doch deutlich einfacher als ich erwartet hätte. Was ein wunderschönes Objekt im 12"!
Inzwischen war mir <b>wirklich</b> kalt, ergo wurde abgebaut. Wäre es nicht so windig gewesen, ich wäre gerne noch ein bißchen länger bei NGC2903 und geblieben und vorallem hätte ich gerne eine Zeichnung gemacht. Daran war aber nicht zu denken, ohne Handschuhe wären meine Finger wohl am Bleistift festgefroren [;)]
In der nächsten klaren Nacht (bei hoffentlich weniger Wind) werde ich das definitiv nachholen. Ich bin mir sicher, dass aus dem Objekt noch ein bißchen was herauszukitzeln ist.
Cheers
Andreas