Stöbern im Galaxiengewimmel

  • Leider hatte sich ein gemeinsamer Beobachtungsabend mit den Augsburger Sternfreunden sich leider terminlich verschoben hatte, wuchs bei mir der Plan, selbst bei mir zuhause zu beobachten. Beim Joggen nachmittags war der Himmel weitgehend mit Zirren bedeckt – das wird wohl nichts…
    Etwa gegen 21 Uhr verzogen sich die Zirren jedoch wundersamerweise, und ein tiefblauer Dämmerungshimmel zeigte eine klare Nacht an. Ich wartete aber noch eine Stunde, da ich der Sache nicht so recht traute: schließlich waren für den Sonntag doch viele Wolken angesagt.
    Aber nachdem um 22 Uhr sich immer noch ein klarer Himmel zeigte, packte ich meinen Krempel zusammen und fuhr los. Ziel war wieder mein Beobachtungsplatz auf dem Schwarzenberg. Oben angekommen, war ich dankbar, dass ich mich dieses Mal fürs visuelle Beobachten entschieden hatte. Es pfiff ein Föhn-Windchen, der mir meine Astrokamera mit Sicherheit verblasen hätte. Das versprach guten Himmel, aber auch schlechtes Seeing, was sich in der Nacht noch mehrmals bemerkbar machte.
    Um 23 Uhr hatte ich im Windschatten meines Autos aufgebaut und konnte erstmals die Himmelsqualität beurteilen. Donnerwetterchen, der Himmel war wirklich sehr klar, dunkel und transparent, ohne Zirren. SQM-Wert: 21.20. Leider war es für den Herkules (meine geplante erste Beobachtungsregion) schon zu spät: er stand genau hinter dem Windschatten spendenden Auto.
    Also ging ich erst noch in den Wassermann, um mir eine „Lücke“ vorzunehmen (eines der wenigen NGC-Objekte in diesem Sternbild, das ich noch nicht gesehen hatte). Ich hangelte mich über NGC 7009 = Saturn-Nebel (grüner heller Fleck, jedoch ohne Strukturen, da der Spiegel noch warm und das Seeing dort wirklich schlecht war), M 73 (vier kleine Sternchen) und M 72 (leicht aufgelöster Kugelhaufen) zur Galaxie NGC 6985 (m_v: 13.m8). Leider war das Objekt ziemlich schwach und klein, jedoch deutlich länglich. Ab und zu blitzte ein kleines Sternchen direkt neben der Galaxie auf, welche selbst zwischen 2 Sternen 12m stand.

    Dann zog ich in das Sternbild Fische. Besondere Objekte hier:
    - NGC 266: recht hell, aber klein, leicht länglich, mit einem auffallend hellen kleinen Kern.
    - NGC 315: hell, recht groß, länglich, aber diffus und ohne Strukturen. Dicht daneben NGC 311 (recht schwach, rundes Erscheinungsbild: von der elliptischen Form auf Aufnahmen war nichts zu sehen); ebenfalls dicht dran NGC 318: ziemlich schwach und klein, rund, leicht hellerer Kern, mit einem Sternchen 13m dicht dran.
    - NGC 486: extrem schwach, sehr klein, rund, heller Kern, nördlich von NGC 488. Diese ist sehr hell, auffallendes Objekt, rund, mit einem gleichmäßig heller werdenden Zentrum


    Dann wechselte ich in die Sternbilder Widder und Dreieck:
    - NGC 821: recht hell, aber klein, rund, mit sehr hellem Kern, ein Stern 8m steht dicht an der Galaxie und erleichtert das Auffinden.
    - Galaxiengruppe um NGC 1109: dabei handelt es sich um eine kleine schwache Galaxiengruppe, wobei jedes einzelne Mitglied leider sehr schwach und klein ist. Das auffälligste Paar dabei ist NGC 1115 und NGC 1116, die nur etwa 6’ voneinander entfernt am Himmel stehen. Beide sehen fast gleich aus, jedoch ist NGC 1115 etwas heller. Die kleine NGC 1111 war wohl aufgrund des Seeings nicht zu erkennen.


    - NGC 973: hell, recht groß, deutlich länglich, mit einem hellen Kern, und einem Doppelstern südlich der Galaxie. Diese Galaxie hatte ich schon früher beobachtet, sie lief mir quasi beim Schwenken auf ein anderes Objekt „vors Rohr“. Aber beim Beobachten fiel mit ein schwaches Fleckchen auf, das ich bisher noch nicht registriert hatte. Bei 284x war es dann deutlich: da war noch eine andere Galaxie! Leider hatte ich keinen Rechner dabei, um das Objekt zu bestimmen. Es bildete mit NGC 973 ein Dreieck, war ziemlich schwach, klein, rund, mit einem leicht helleren Zentrum. Die Nachauswertung heute hat ergeben: es ist IC 1815.


    - Galaxiengruppe um NGC 969: hier ist eine helle Galaxie mit vielen kleineren drumherum. Die Orientierung war jedoch etwas schwierig, da eine weitere fast gleichhelle Galaxie (NGC 974) ebenfalls im Gesichtsfeld liegt. Die viel schwächere, etwas längliche NGC 970 waqr ebenfalls gut zu sehen. Nach der kleinen NGC 971 jedoch hab ich mit bestimmt 10 Minuten lang die Augen ausgestarrt: da war nix zu sehen! Den Stern daneben habe ich erkannt, ebenso die Sterne dicht bei den hellen beiden Galaxien. Hier war vermutlich nach wie vor das Seeing zu schlecht, auch wenn der Föhnwind mittlerweile fast eingeschlafen war.


    Nachdem die Milchstraße nun deutlich an den Westhimmel gewandert war, holte ich wieder mein SQM heraus. Es zeigte im Pegasus sagenhafte 21.40 an – das liegt dicht an meinem gemessenen Rekordwert von 21.50. Auch die Horizontsicht war sehr gut: wieder einmal konnte ich die Sterne im Sternbild Fornax mit bloßem Auge erkennen. Irgendwann im Herbst wird ich da mal Richtung Fornax-Galaxienhaufen schwenken…


    Weiter dann ging es im Perseus nahe des hellen Stern Algols weiter. Hier tummeln sich nur wenige Grad vom Stern entfernt viele viele Galaxien, wobei der Perseus Galaxienhaufen nur ein Teil davon ist. Besonders bemerkenswert war die Gruppe um NGC 1129. Diese helle Galaxie ist eingerahmt von NGC 1131 und NGC 1130 (beide ziemlich schwach und klein, rund, und ohne Struktur). Und dann blitzte wieder etwas auf, was in meiner Uranometria nicht verzeichnet war: sehr schwach, klein, rund, mit hellem Kern. Nach meiner Zeichnung war das nicht IC 265 (die liegt ebenfalls nicht weit entfernt, sondern die etwas hellere Galaxie CGCG 539-126 = MCG 7-7-8


    Neben vielen anderen kleinen Objekten kamen in der Nacht noch M 33, M 74, M 1, Orionnebel (jaja, es wird bald Winter) und der Andromedanebel zum Zug.
    Den Abschluss bildeten zwei Objekte im Perseus: der offenen Sternhaufen NGC 1528 (recht hell, sehr groß, mit vielen kleineren Sternen) und der Nebel NGC 1491. Beide liegen dicht beieinander, sodass man nur etwas schwenken braucht. Bei NGC 1491 ist auf Himmelsaufnahmen ein hellerer Stern (vermutlich der anregende Stern) in den Nebel eingebettet. Im Fernrohr ist er deutlich davon getrennt, der Nebel erscheint länglich, mit einer unregelmäßigen Form, jedoch weitgehend strukturlos.


    Um 4.30 Uhr packte ich dann nach mehr als 5 Stunden Beobachtung zusammen: das Zodiakallicht täuschte am Osthimmel wieder die Dämmerung vor, aber bei mir machte sich auch etwas Müdigkeit bemerkbar. Und die Familie wollte am Sonntag auch zu ihrem Recht kommen (schon um 8 Uhr war Wecken, mit einer Bergtour in der Umgebung).


    Hoffe, dass der Bericht gefallen hat, und zum Nacheifern anregt.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan.


    Danke für das einstellen von deinem Bericht.
    So wie sich das liest, hast du eine recht erfolgreiche Nacht hinter dir.


    Der Bericht hat mir gefallen, jetzt müsste nur noch das Wetter passen, dann klappt es auch mit dem Nacheifern... ;)

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