AR2396 mit 150 mm H(a) an 3 Tagen

  • Hallo,
    ich habe mich hier im Sonne-Forum noch nicht allzu häufig herumgetrieben. Das soll sich aber ändern, denn ich bin in der glücklichen Lage ein 15 cm H(a) Teleskop, zumindest zeitweilig, nutzen zu können. Das Gerät besteht aus einen D-erf, dann ein einfacher Refraktor von Skywatcher 150/1200mm,telezentrisches System 4x, dann ein (geiles) Solarspektrum 0,7 A, dann ein Reducer 0,7x und dann die ASI 130 MM. Dazwischen sind einige Zwischenringe verbaut. Ein Foto liefere ich bei Gelegenheit nach, sieht echt schräg aus der ganze Anbau. Das ganze übrigens auf einer EQ6.
    Im Moment befinden wir uns in einer Art Testphase. Sowohl, was die Optimierung des Gerätes angeht, wie auch die Optimierung der Bildverarbeitung (vor allem zu Zeitraffer-Filmen), und um Erfahrungen zu sammeln bezügl. des Seeings etc.
    Ein paar Ergebnisse kann ich euch hier schon mal zeigen. Ich habe mich mal auf die (den?) AR 2396 konzentriert.
    Hier taucht er gerade am Osthorizont auf. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war er noch nicht einmal benannt. Die spannende Region ist zwar klein, aber ich finde sie besticht durch ihre räumliche Wirkung. Die Brennweite liegt bei etwa 3400 mm, die Darstellungsgröße ist 125%.


    Belichtet wurden 30 s, das waren bei 15fps etwa 500 Bilder von denen ich 2/3 genutzt habe.
    Das Ganze habe ich dann laufen lassen und (ich glaube es sind 65 Bilder) eine Animation daraus gemacht.(ca. 5 MB)


    http://www.ralf-kreuels.de/3-8-2015_AR2396.gif


    Am 5.8. war die Gruppe dann schön entwickelt.



    Auch hier habe ich eine Gif-Animation erstellt.
    Mittlerweile schaffe ich das auch einigermaßen automatisiert. Dennoch mussten einzelne Bilder per Hand korrigiert werden.


    http://www.ralf-kreuels.de/5-8-2015_AR2396.gif (Achtung, das sind etwa 45 MB)


    Hier habe ich mal einen Zip-Ordner mit der Ani hinterlegt, falls sich den jemand herunter laden möchte, wenn´s ruckelt.
    Diese Präsentationsform ist aber sicher noch nicht optimal.


    http://www.ralf-kreuels.de/ar2396download.zip


    Am 13.8. dann verschwand die Region.



    Die zugehörige Animation erspare ich euch, da nicht wirklich viel zu sehen ist.
    Grundsätzlich war das Seeing bei allen diesen Aufnahmen nicht besonders gut. Zumindest, wenn ich das Seeing bei Planetenfotos zum Vergleich nehme. Trotzdem glaube ich, dass ich das theor. Auflösungsvermögen der 150 mm einigermaßen erreichen konnte.


    Wie immer in solchen Fällen, wenn man ein neues "Spielzeug" hat, sauge ich im Moment alles auf, was es an Tipps, Tricks und Informationen zum Thema gibt. Wenn ihr welche habt, ich wäre dankbar.
    Ganz konkret suche ich z.Z. nach Infos über Rotationen bei Protuberanzen. In vielen meiner Filmchen kann ich versch. Rotationen erkennen, die z.T. wie ein Tornado aussehen. In der üblichen Literatur (Sonnenbeobachtung für Anfänger ;-))konnte ich dazu nichts finden.
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo, Ralf,


    hier ist Andreas, der, der privaten E-Mail-Kontakt mit Dir pflegt!
    Ich merke schon, Du hast Dich jetzt voll in das Sonnen-Thema eingearbeitet, denn sonst hättest Du nicht schon wieder so fantastische Details aus der Sonnenoberfläche herausgeholt! Die Bilder und Animationen sind spitze! Weiter so!
    Du meintest in Deinem Beitrag sicher die ASI 120 oder gibt es eine ASI 130? Dann bin ich nicht mehr auf dem Laufenden.
    Als blutiger Laie wollte ich nochmal nachfragen: Welchen Filter hast Du benutzt bei wieviel nm?


    viele Grüße und weiter klare Tage!
    Andreas

  • Hallo,


    so, ich bin wieder aus dem schönen Kärntenurlaub zurück (tolle Gegen die Nockberge!) und kann mich wieder mehr mit dem Forum beschäftigen.


    Ralf:


    gut ausgearbeitete Animationen. Was mir auffällt ist die Tatsache, dass der Filter nicht auf das Zentrum der Halphalinie eingestellt wurde. Entweder war dies Absicht, um eine höhere Transparenz der Chromosphäre mit den jetzt sichtbaren Ellermannbomben zu erzeugen oder die Temperaturregelung bzw. der Filter (Wie alt?) arbeitet nicht mehr korrekt.


    Grundsätzlich haben diese sogenannten Flügelbilder einen eigenen Reiz, weil sie eben nichts verdecken. Allerdings verliert man damit auf jeden Fall auch viele sehr zarte und schwach sichtbare Strukturen der Chromosphäre.
    Mein Rat deshalb: Ich würde mal versuchen, den Filter mit verschiedenen Temperaturen zu fahren. Vielleicht kann man dann besser in die Linie shiften.


    Literatur: Es gibt im Internet einiges an Fachliteratur (PDF Dateien zum runterladen) über Protuberanzen (allerdings nicht so sehr viel im Vergleich zu anderen Objekten der Sonne). Einfach mal nachgoogeln. Die Beiträge sind leider überwiegend in Englisch verfasst.


    Ansonsten natürlich die Begrüßung: Willkommen im Club der "Unermüdlichen". Mal sehen wie lange die Begeisterung anhält! Für meinen Teil bin ich schon seit 1979 (!) permanent der Sonne verfallen.



    cs Harald
    http://www.unigraph.de

  • Hallo Andreas,
    Danke :) wenn man sich für "Sonne" interessiert kann man grundsätzlich doppelt so viel Astro machen wie sonst :)
    Es ist in der Tat die ASI 130 MM. Diese hat etwas größere Pixel und einen etwas größeren Chip. Die Empfindlichkeit ist etwas geringer als bei der 120er, aber bei "Sonne" nicht wirklich relevant.
    Der H(a) Filter hat eine Halbwertsbreite von 0,7 A.


    Hallo Harald,
    o.k. dann kann man dich wohl getrost als "alten Hasen" in Sachen Sonne bezeichnen.
    Danke auch dir.
    Die Sache mit der Temperaturjustierung ist sehr interessant. Allerdings ist das ganze Geraffel neu und ich habe mich an die Werksvorgaben gehalten. Eine Temp. 45,5°C ist voreingestellt. Auf dem Gerät selber ist ein Etikett und es wird von 45°C als opt. Temp. gesprochen. das kann allerdings nicht so viel ausmachen, da 9°C 1A entspricht.
    Vielleicht machen meine Bilder auch nur den Eindruck, dass die Linie nicht genau getroffen wurde, weil ich mit gaaaanz wenig Gamma (Kontrast) und bei 16 bit/Kanal gefilmt habe. Ich wollte damit sowohl Oberfläche als auch Protis in einer Aufnahme zeigen können. Normal wird der Kontrast ja viel höher eingestellt.
    Kannst du vielleicht noch mal genauer beschreiben, an welchen Punkten du die ungenaue "Justierung" fest machst?
    Ich wusste zwar, dass es Ellermannbomben gibt, hatte diese aber gar nicht mit den hellen Fleckchen/Punkten in Verbindung gebracht. Danke, genau das sind die Infos, die mir fehlten.
    Die Nockberge kenne ich übrigens auch sehr gut. Allerdings nur am Tage.
    Viele Grüße,
    Ralf

  • Hallo Ralf,


    Zitat: "Kannst du vielleicht noch mal genauer beschreiben, an welchen Punkten du die ungenaue "Justierung" fest machst?"


    Sobald man im Bild Ellermannbomben sieht, beobachtet man nicht mehr zentral in der Halphalinie sondern im rot oder blauverschobenen Teil.
    Anbei mal ein Bild aus dem Jahr 2013 von mir, bei dem man diesen Effekt schön sieht. Es war eine sehr fotogene Gruppe, welche ich genau am "Sonnenrand" erwischte. Im Zentrum der Linie sieht man vor lauter Wasserstoff kaum noch die Umbra des Sonnenflecks.




    cs Harald
    http://www.unigraph.de

  • Hallo Harald,
    das sind klasse Bilder und sie vermitteln einen ganz anderen Eindruck als andere im H-Alpha Licht die ich kenne.
    So etwas möchte ich auch gerne machen.
    Deine Infos über die Flügel der H-Alpha Linie sind sehr interessant. Ich habe offensichtlich eher im blauen Flügel belichtet und werde morgen (hoffentlich) das Experiment starten können die Temperatur zu erhöhen.
    Kann man sagen, dass, das Zentrum des Filterdurchlasses nicht exakt getroffen wurde, wenn am Fuße der Spikulen der Sonnenrand deutlich hervortritt?
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kann man sagen, dass, das Zentrum des Filterdurchlasses nicht exakt getroffen wurde, wenn am Fuße der Spikulen der Sonnenrand deutlich hervortritt?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja und nein.



    Der photosphärische Sonnenrand wird sichtbar, wenn die Filterung nicht eng genug ist bzw. man in den Flügeln der Linie beobachtet.


    1.
    Der 0,7A Solarspektrum ist dafür noch nicht ausreichend. Die genaue Halbwertbreite kann ich dir nicht sagen wann die Spikulenfusspunkte verschwinden. Mein Bild wurde mit doppeltgestackten Lunt Etalonen (oder Etalons?) gemacht. Auf jeden Fall ist dieses "Sonnenrandkriterium" ein Indiz für mich, dass die Etalone gut ausgerichtet sind und der zentrale Teil der Linie getroffen worden ist. Meist ist dann das Bild am dunkelsten oder ein Flare am hellsten und am größten ausgedehnt.


    2.
    Sobald die Etalone gekippt werden (bzw. die Temperatur der Filters wird erhöht oder verringert), shiftet man in die Flügel der Halphalinie. (ich glaube in den blauen Teil). Damit kommt der Dopplereffekt zur Wirkung und es werden die Strukturen deutlicher sichtbar, welche sich auf uns zu oder weg bewegen. Somit sind die Spikulen am Sonnenrand im Bild deutlicher definiert, da diese schnelle Auf-und Abwärtsbewegungen in Sichtlinie aufweisen. Es wird damit aber auch der photosphärische Sonnenrand sichtbar, obwohl die Filterung sehr eng ist. Viele gleichmäßig helle Bereiche im Bild deuten auf eine Offband-Einstellung hin. Ich beobachte auch häufig in Offbandeinstellungen, muss aber dafür beide Etalone exakt zu einander gekippt einstellen. Dies ist mit unter ein Geduldsspiel, da es hier auf wenige zehntel Grad ankommt und man die Reflexe auch noch mit berücksichtigen muss.


    Da die Solarspectrumfilter sich aufheizen müssen, kannst du ja diese Aufheizphase am Bildschirm verfolgen und sehen, welche Strukturen wann sichtbar werden.


    cs Harald
    http://www.unigraph.de

  • Hallo Harald,
    vielen Dank für deine Infos.
    Ich habe heute einige Tests gemacht.
    Zunächst musste ich nach erneutem Ausmessen das TZ-4 einige mm nach vorne verschieben.
    Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert, aber diese hellen Punkte sind weniger geworden.
    Hierzu jetzt eine Frage: Sind alle diese hellen Flecken Ellermannbomben?
    In der Literatur fand ich die Info, dass sie sich nur zw. Umbra und Penumbra befinden, und sehr selten sein sollen.
    Ich war gerade mit der Justage fertig, da überstrahlte ein M-Klasse-Flare meinen Kamerasensor. Daraufhin habe ich natürlich erst einmal gefilmt (die Daten müssen noch verarbeitet werden).
    Ich konnte im Anschluss dann aber noch eine Temperaturreihe belichten. Die Auswertung muss zwar noch erfolgen, aber als erstes Fazit kann ich schon sagen, dass die Veränderungen im Bild recht gering sind bei Schwankungen um +/- 2°C. Bei +/- 5°C ist dann aber eine Veränderung zu erkennen.
    Gestern und heute habe ich zusammen 1,3 TB Daten gesammelt. Ich denke ich kann übers WE daraus ein paar nette Filmchen machen:-)
    Viele Grüße,
    ralf

  • Hallo Ralf,


    1,3 TB Daten - das kann lustig werden.
    Den M1 Flare habe ich auch erwischt und verschiedene Szenarien gefahren.


    Solarspectrum:


    Ich habe noch mal nachgedacht und noch einen Grund für die recht hohe Transparenz der Linie gefunden. Es kommt natürlich auch auf die Qualität der Etalone drauf an. Die Halbwertbreite sagt da noch nicht
    allzuviel aus. Wenn nämlich die Filterkurve an den Fusspunkt breit verläuft und sich erst weiter oben verschlankt heißt das, dass du ne Menge Flügellicht mit in das Bild bekommst. Somit kommen viele Schichten zur gleichzeitigen Abbildung. Am besten ware natürlich, wenn die Filterkurve von oben bis unten 0,7 A beträgt. Dies ist leider nicht der Fall.


    Profis:
    Diese wollen möglichst die einzelnen Schichten separat erfassen. Deshalb arbeiten sie zukünftig auch mit einer Tripleanordnung beim internationalen Großprojekt AST.



    Schluss: Es könnte also sein, dass du keinen weiteren Einfluss auf die Qualität der Halphaabbildung in Bezug auf Halbwertbreite nehmen kannst. Die TZ hat nur Auswirkung auf die Homogenität der Halphalinie über das gesamte Gesichtsfeld. Dieses sollte allerdings stimmen. Die Baaderanordnung sollte also streng befolgt werden.


    cs Harald
    http://www.unigraph.de

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