Die scheinbare Venus-Dichotomie im Jahre 2015

  • Hallo Sternfreunde,


    in diesem Jahr hatte ich mehre Gelegenheiten, die Phasengestalt der Venus zu beobachten. Ziel war es, die scheinbare Venus-Dichotomie, das heißt, den Zeitpunkt der Halbphase der Venus zu bestimmen. Als Instrument habe ich durchgehend ein 80/1200 [mm/mm] Fraunhofer Achromaten verwendet.


    Die Phase wurde auf vorgefertigte Kreisschablonen eingezeichnet, wo bereits eine Mittellinie (Zentralmeridian) eingetragen war. Zur Auswertung wurde die jeweilige Abweichung dX von der Mittellinie betrachtet und den jeweiligen Beobachtungstagen zugeordnet. Die Nullstelle dieser Funktion ist dann der Zeitpunkt der Venus-Dichotomie.



    Beobachtungsreihe:


    17 05 -4.0
    21 05 -2.2
    23 05 -1.9
    24 05 -1.4
    27 05 -1.0
    30 05 +1.0
    04 06 +1.8
    07 06 +2.1
    15 06 +2.8



    Auswertung:

    Beobachtungen und Ausgleichsgerade der Beobachtungen


    die Venus-Dichotomie ereignete sich für meine Beobachtungen am 31.05.2015, wenn die Ausgleichsgerade als maßgeblich herangezogen wird.


    Die wahre Venus-Dichotomie ereignete sich am 06.06.2015, also 6 Tage später als die scheinbare. Der Unterschied kommt durch den starken Helligkeitsabfall am Terminator zustande, der selbst noch bei Fotografien zu sehen ist, wodurch bei Phasenabnahme eine Überschätzung des Effekts auftritt.





    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,


    das sieht nach einem interessanten Diagramm aus, muss aber zugeben, ich habe noch einige Verständnisschwierigkeiten-


    Wie berechnest du die "Phasenabweichung zur Mitte"? Wie ergibt sich z.B. der fünfte Messwert mit dem Betrag von +1? Gibt es da eine Einheit, oder ist ein Verhältnis angegeben?


    Wann ist der Nullpunkt deiner Zeitachse als Datum und Uhrzeit?


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Der Unterschied kommt durch den starken Helligkeitsabfall am Terminator zustande<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Meinst du damit, dass das Auge wegen des hohen Kontrasts die Lage des Terminators nicht genau erkennen kann und eine Art optischer Täuschung vorliegt? Eigentlich sollte ein starker Helligkeitsabfall doch zu einer genaueren Lokalisierung beitragen.


    Wie gesagt - es sieht sehr interessant aus, aber so richtig lesbar erscheint es zumindest mir noch nicht.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred


    die Phasenabweichung zur Mitte ist ein Messwert in mm. Zu Beginn der Beobachtung war die Venus mehr als halb beleuchtet, sodass der scheinbare Terminator links der Mittellinie gelegen kam. Am ende der Beobachtung war der Terminator dann so und soviel mm rechts von der Mittellinie. Gesucht ist der Zeitpunkt, an dem eine Phase von 0 mm Abweichung zur Mitte ablesen worden wäre.


    Die Zeitskala startet bei 0 ab der ersten Beobachtung und zählt dann in Sekunden weiter.


    Der Helligkeitsverlauf des Venusterminators ist nicht der einer beleuchteten idealen Kugel. Die Helligkeit fällt über einen weiten Bereich nach Null ab. Das führt dazu, dass man die Phase immer etwas geringer einschätzt als sie wirklich ist.




    Viele Grüße,
    Christian

  • Christian,


    danke für die Antwort. Bleibt momentan noch die Frage, wie groß der volle Durchmesser der Venus in Millimetern in deiner Zeichnung ist, damit man die 1 bis 4mm Abweichung besser einschätzen kann.


    Gruß,
    Manfred

  • Hi Manfred,


    4cm im Durchmesser. [:)]


    Ich gebe zu es fehlt einfach das Aufzeichnungsblatt. Dann wird die ganze Sache anschaulicher. Ich bin mit der Beobachtungsreihe auch nicht ganz zufrieden.



    Grüße,
    Christian

  • Hallo Christian,
    sehr schön, dass Du Dich mit der Materie befasst hast!
    Ich weiß noch aus älteren Veröffentlichungen, dass Paul Ahnert zwischen 1950 und 1970 umfangreiche Beobachtungsreihen mit seinen AS 80/800 und AS 100/1000 Zeiss-Refraktoren angestellt hat. Er benutzte außerdem zusätzlich zur rein vis. Beob. noch Blau- und Rotfilter. Zusätzlich beobachtete er Venus möglichst in gleicher Zenitdistanz sowie am Tag- und Dämmerungshimmel.
    Die Quintessenz seiner Beob. war, dass es sich bei der Differenz zwischen wahrer und scheinbarer Venusdichotomie lediglich um einen Dämmerungseffekt am Venus-Terminator handelt, wie Du schon schriebst.
    Seitdem ist die Beobachtung der Venusdichotomie etwas in den Hintergrund geraten, während sie früher schon fast zum "Aufgabenbereich" eines ernsthaften Amateurs gehörte.
    Schön, dass Du sie wieder ins Gespräch bringst.
    Zum Diagramm: Warum nicht einfach das Datum als Zeitachse? Das wäre klassisch. Sekunden bringen doch viel zu unübersichtliche Zahlenmonster. Und auf Sekunden kann man die Dichotomie auch nicht genau beobachten.
    Grüße
    Andreas

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