Sofi 2015 - "hoffen, dass es regnet"

  • Hallo,


    ja man fühlt sich echt in finstre Zeiten zurückversetzt... die "German Angst" ... meine Tochter hat taktisches Erbrechen bekommen und durfte daheim bleiben und mit meiner selbstgebastelten Baaderbrille gucken [;)] (allerdings war das nicht geplant, wirklich Glück im Unglück)


    Als nächstes erwartet man glatt, dass Schulausflüge mit der Bahn verboten werden, es ist ja allgemein bekannt, dass man bei Geschwindigkeiten über 30 km/h geisteskrank wird! Oder Wurstbrote in der Pause, instantaner Meeresspiegelanstieg und/oder wahlweise Öffnung der Erde unter der Schule als Strafe Gottes! Oder aber Einheitsfrisuren - immerhin verärgere ich mit den Zöpfen meiner Tochter sicher "das Lehrkörperin" wegen dieses arglistigen Rollenklischees in die lange Haare unweigerlich führen!


    Grüße Benny

  • Hallo Benny,


    ich sehe das aus meiner Erfahrung hier nicht so. In den allermeisten Schulen wurde beobachtet. Vereinzelte Idioten gibt es immer - auch unter Lehrern, Direktoren oder Ministeriumsmitarbeitern.
    Volksverdummung findet statt - aber im Moment meiner Einschätzung nach nicht in (bayerischen) Schulen.


    Clear skies


    Tassilo
    PS: Um dem Shitstorm vorzubeugen: Ich behaupte nicht, daß bayerische Schulen ein Alleinstellungsmerkmal haben - aber von anderen Bundesländern bekomme ich schlicht nix mit..

  • Hallo Tassilo,


    ich kann dir da recht geben.
    Ich denke es wird hier, wie so oft, anhand einiger negativer Beispiele verallgemeinert.
    Eine, wie ich finde, wesentlich ausgeprägtere "deutsche" Eigenschaft als die angesprochene überängstlichkeit oder die Bürokratie.
    Ich weiß von meiner Nichte und meinem Neffen daß an ihren Schulen beobachtet wurde.
    Arbeitskollegen haben mir auch berichtet daß an den Schulen ihrer Kinder beobachtungen stattgefunden haben. Alle Kindergärten und Schulen in meinem Ort haben auch beobachtet oder zumindest die SoFi via Webstream miterlebt. Das hört sich nicht nach einem Verbot "von Oben" an. Schön wenn sich, wie hier geschildert, Menschen bereiterklären den Kindern und Jugendlichen ein solches Ereignis zugänglich zu machen wenn die Verantwortlichen in den Schulen keine Bereitschaft dazu erkennen lassen.
    Aber ganz so düster wie man hier gern glauben lassen will siehts dann wohl doch nicht aus.

  • Hallo Thorsten,
    ich denke, es ist so, wie es in der Welt nun mal ist: Wenn sich jemand mit Engagement findet, wird das für alle eine gute Sache. Wenn nicht, tja, dann haben die Kinder Pech gehabt.


    Ich halte den Bildungsauftrag der Schule insgesamt eigentlich für so weit gefasst, dass die Schule auf solche Ereignisse von sich aus eingeht. Ich weiß jetzt nicht, in wieviel Prozent aller Fälle das passiert ist, aber was ich hier so mitbekomme und auch sonst so gehört hatte: Die Initiative kam meist von außen. Oder sehe ich das falsch? Hier kann man ganz schnell aus selektive Wahrnehmung reinfallen...


    Das ist in sofern besonders traurig, als dass es ja gerade die Kinder, die besonders auf die Schule angewiesen sind, die die SoFi mit geringerer Wahrscheinlichkeit gesehen haben, eben da, wo es weniger Astronomeneltern gibt, die sich für ihre Kinder einsetzen.
    Und nun etwas politisch völlig unkorrektes, und ich bitte auch um Korrektur, wenn mich mein Eindruck täuscht: Die Dichte der Amateurastronomen(eltern) an Brennpunktschulen dürfte vergleichsweise gering sein. Aber gerade da wäre es doch wichtig zu zeigen, wie spannend das Universum ist.

  • Hallo Jonas,


    ich denke, so traurig es ist, daß du mit deiner Einschätzung nicht unrecht hast. Allerdings muß man hier auch betrachten daß es in, wie du es ausdrückst, Brennpunktschulen wohl wesentlich größere Probleme zu meistern gibt als die Beobachtung einer Sonnenfinsternis für die Schüler zu arrangieren.

  • Hast schon Recht, aber gerade solche Dinge können vielleicht, natürlich nicht für sich, aber in der Summe schon, den einen oder anderen aus den "großen Problemen" abholen und vielleicht doch für Bildung zugänglich machen, die sonst eher abprallt?


    Ich denke es ist das Lernen "nebenbei", dass die Motivation eines Schülers stark beeinflusst. Wird nämlich neben dem an sich oft recht "drögen" Stoff etwas Anschauliches, Spannendes präsentiert, etwas was jung und alt in Staunen versetzt, dann motiviert das doch sehr, auch dem Schulstoff zu folgen. Wird nicht bei jedem klappen, aber da sehe ich einen Unterschied zwischen eher motivierten und eher nicht motivierten Schülern: Erstere haben ab und an mal gestaunt und deren Neugier wurde geweckt. Traurig, dass das oft mit sozialen Schichtungen korelliert.

  • Hiho,


    ich hatte die komplette Grundschule meines Neffen in Dresden rechtzeitig mit Brillen ausgestattet und auch noch ein Teleskop organisiert. Die Aktion war ein super Erfolg, alle habe dieses tolle Ereignis sehen können. Später kamen dann auch noch die Schüler der nahen Berufsschule vorbei und durften natürlich auch mal gucken :)


    Viele Grüße
    Martin

  • Hallo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Traurig, dass das oft mit sozialen Schichtungen korelliert.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Und was ist daran falsch?

  • Daran das es leider Fakt ist nichts.


    Aber es ist ein Zeichen, dass unsere Gesellschaft, speziell das Bildungssystem an dieser Stelle nicht funktioniert.
    Bildung oder Wissen, Motivation dazu und Fähigkeiten funktionieren nach dem fiesen Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben.
    Dagegen sollte allerdings eine öffentliche Schule ansteuern. Eine Schule sollte dafür sorgen, dass auch die Schüler, die, was Bildungschancen betrifft, keine guten Startbedingungen haben, für die niemand etwas kann, die Chance bekommen, zu sehen, für was sich Bildung lohnt, dass es kein Selbstzweck ist, denn erst dann ist die Chance da.


    Nehmen wir die SoFi: Einmal Sonne gucken wird sicherlich nicht aus einem Schulverweigerer einen einser-Abiturienten machen. Aber wenn man als Schule oft genug zeigt, dass es neben Nachmittagsfernsehen und Hausaufgaben ein ganzes Univesum da draußen gibt, dann tut man meiner Meinung nach sehr viel für die Schüler. Denn dann hat man vielleicht deren Neuger geweckt.


    Zurück zur "sozialen Frage": Bei den gebildeteren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das von zu Hause aus passiert, das Staunen. Nicht unbedingt per Astronomie, aber es gibt ja eine Menge interessanter Sachen da draußen.
    Bei eher prekären Schichten (wie ist der richtige Terminus?) ist die Wahrscheinlichkeit geringer und da sollte die Schule gegen ansteuern.

  • Hallo Jonas,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Traurig, dass das oft mit sozialen Schichtungen korelliert.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    schade, Du hast nur den sozialpolitischen Aspekt meiner doppeldeutigen Frage beantwortet. Falsch in Deinem Satz ist aber auch das Wort korelliert [sic].

  • Hans,


    du musst entsschuldigen, ich bin Laie auf dem Gebiet er Soziologie. Vieles, was der gemeine Laie in diesem Gebiet für kausale Zusammenhänge hält, ist oft nur eine Korellation, deswegen die vorsichtige Formulierung. Die Korellation ist sicherlich gegeben, ein kausaler Zusammenhang erscheint mir sinnvoll, dass reicht aber nicht für eine Aussage.


    Wenn eine Doppeldeutigkeit mit dieser Frage angespielt wurde, dann leider nicht sehr gut, ich habe sie nicht verstanden. Aber, wie gesagt, ich bin kein Geister(äh,-tes)wissenschaftler. Möchtest du mich erleuchten? [:D]

  • Hallo,


    da hier anfangs von Anordnungen von Ministerien, verdunkelten Klassenzimmern in Schulen etc. die Rede war: Ich hatte unmittelbar nach der Sonnenfinsternis mal Wissenswertes zusammengetragen und einen Bericht sowie einen Kommentar dazu verfasst. Beides ist seit 25.3. online und wird auch im Maiheft von SuW stehen:
    http://www.spektrum.de/news/di…tzt-chance-vertan/1339437
    http://www.spektrum.de/news/me…bildung-zerstoert/1339488


    Dachte, das interessiert hier vielleicht.


    Viele Grüße
    Uwe

  • Ach heljeh, da hat sich doch tatsächlich ein l davon gestohlen und in ein l umgewandelt! Äh... ich meine natüllich ein l in ein l. Ach veldammt.
    Lecht lobust sind die Laute zwal, abel ilgendwie lelativielt sich del Untelschied im Schliftbild. Lichtiges Schleiben, olthoglaphisch kollekt, wild damit schwielig...


    Wie lichte ich dieses lenitente Ploblem nul?

  • Hallo Jonas,


    also mir ist ein Geisteswissenschaftler, der seine Muttersprache beherrscht, lieber als ein Naturwissenschaftler, der dieses eben nicht erkennen lässt. Hochmut kommt vor dem Fall [;)].

  • Ach Hans, du hältst mich für vieeeel zu gebildet (Muss aber an mir liegen, passiert mir öfters). Das olle Latein ist bei weitem nicht meine Muttersprache. Meine Lehrer sagten immer so was, das mit "Si tacuisses ... "anfing, wenn ich mich gemeldet hatte. Keine Ahnung, was die von mir wollten.


    Aber vielleicht bin ich ja auch einfach nur Angehöriger der falschen Schicht!? Also, es ist politisch unkorrekt, mir Proleten Fremdwortverbuchstabusisierungen vorzuwerfen. Die Gesellschaft ist schuld! Und meine schwere Kindheit, die von Gewalt gegen Fremdwörter geprägt war!

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