Hallo zusammen!
Sehr schön zu sehen, dass einige die kürzliche Beobachtungsphase nutzen konnten! Dann will ich auch mal...
Ja Zefix! Es war mal also endlich wieder soweit: klarer Himmel auf 2000 m!
Die kurze Hochdruckwetterlage Mitte letzter Woche bot sogar die Möglichkeit, sich den günstigsten Tag auszusuchen, sprich den mit der längsten Dunkelheit abseits des Mondlichts. So wählte ich Donnerstag auf Freitag, den 12.02. auf den 13.02.. Zwei Nächte wären auch toll gewesen, hat aber nicht funktioniert. So konnte ich wenigstens meine ganze Kraft auf die beste Nacht legen und diese entsprechend intensiv planen. Jawoll! Ich habe es tatsächlich mal wieder geschafft, eine Liste zu erstellen, sogar halbwegs nach Rektaszension sortiert, zu planen.
Ja und wohin gings? Ins Allgäu zum Nebelhorn auf gut 1900 m, wo der Hochnebel sich nich hintraut.
<font color="green"><b>Der Glaskerker</b></font id="green">
Aber vor dem Gipfel hat der liebe Gott mir die Fahrt in der Bahn gesetzt. Entgegen zum Vortag kämpfte sich die Sonne gegen Mittag sogar in München durch den Hochnebel. Eine entspannte Fahrt mit in Sonnenlicht getauchter Landschaft – auch was Feines! Ansage am Bahnhof: Der Zug würde in Station x geteilt, wo ein Teil sonstwohin fährt, nur nicht Richtung Nebelhorn. Mein Ziel würde ich erreichen,wenn ich den hintersten Zugteil wählen würde. Okay, schlendere ich schon mal vor. Zug kam, nur an keinem Abteil stand mein Ziel dran. Im Zug erfahre ich dann, dass dieser Zug nur das andere Ziel anführe, man müsse nochmal umsteigen. Super – hätte man auch in der Ansage anders formulieren können, damit man nich sinnlos durch alle Abteile rennt auf Suche nach dem richtigen.... Sitzplatzsuche: Es waren nur so oldschool-Abteile verfügbar. Solche mit gläserner Trenntür. Ich suchte eines aus und machte die Tür auf und mir schlug eine fiese Hitze entgegen, als hätte die fröstelndste Oma die Heizung auf Hölle gestellt. Nachdem mir keiner eine Antwort geben konnte, ob alle Abteile so heiß wären, beschloss ich, mich höflich verabschiedend, die Tür direkt wieder zuzumachen und Tor B zu probieren. Hier war es etwas kühler und ich grüßte freundlich und fragte, ob denn noch frei sei. Weder von der in Lederhose und mit Lederstiefeln bewehrten blonden Mittfünfzigerin, noch dem partiell zahnlosen Mann im Blaumann noch der studentenartigen Dame mit fetten Kopfhörern kam eine Antwort. Nette Gesellschaft! Is wurscht, ich nahm einfach mal Platz. Es wurde nun doch warm. Ich fragte, ob wer was dagegen hätte, wenn ich die Heizung runterdrehte, zu meiner Überraschung war die eher versnobt wirkende Blondenenfuffzigerin sofort dafür. Also runtergedreht. Half anscheinend nicht viel, es schien die meiste Hitze von der prallen Sonne auszugehen, die von Süden direkt in das Abteil ballerte. Nur ließen sich die Fenster nicht dauerhaft herunterschieben, die waren nämlich mit einer fiesen Zurückschnipsautomatik ausgestattet, sodass ich das Fenster einfach einige Zeit festhielt, mir wie ein Affe vorkommend, der mit langen Arm einhändig im Baum hängt. Es blieb warm und ich bekam die Motten. Normalerweise bin ich nicht derjenige, der dies gerne in Anwesenheit anderer Mitreisenden tut – aber in höchster Hitzenot begann ich, meine Stiefel auszuziehen und gab währenddessen präventiv Entwarnung: „Keine Sorge, das sind frische Socken, es ist mit keiner Geruchsbelästigung zu rechnen!“ - darauf präsentierte Lederblondi ein ansteigendes: „OH- OOH-OOOHH!“, welches ich durch meine vorige Ansage einfach mal ignorierte. Sonst bin ich nicht so, aber diese Wärme...nä! Meine Socken schienen wirklich frisch zu sein, das Gesicht der Dame blieb neutral bis tendentiell sogar freundlich. Ich freute mich auf die Kälte auf dem Berg. Ich sehnte sie herbei!
<font color="green"><b>Auf gut 1930 m - Juhu! Da bin ich wieder!</b></font id="green">
Erstaunlicherweise kam die Bahn pünktlich an. Letzte Bergbahn also erwischt. Mein Beobachtungsplatz würde der Panoramahöhenweg sein, schlicht ein paar Sekunden um die Ecke von der Seilbahnstation aus. Da bald die Pistenraupen herumgurken würden und ich keine Lust hatte, von so einem Monster aufgeschaufelt zu werden, nahm ich Kontakt mit der Bergwacht auf. Zwar konnte man nicht ausschließen, dass da was langkommt, zumal der Spazierweg eher sekundär in der Skihochburg ist, aber man weiß ja nie. Nicht zuletzt deshalb, weil auch dieser dann laut Anzeige gesperrt war.
Also ich fand einfach ein Plätzchen, wo ich mich neben dem Weg noch halbwegs gut hinstellen konnte. Der eine Kollege von der Bergwacht meinte dann „Eins möchte ich Dir noch mitgeben...“ Ich war gespannt... und er streckte mir ein riesiges Wärmeknickpack entgegen. Im Kissenformat.
„Wow, das ist ja funky-Danke!“ meinte ich zu ihm. Aber nur geliehen. Dann gings fix ans Aufbauen, kurz danach gerade noch den letzten Sonnenstrahl festgehalten, schnell umgezogen, was gefuttert – und ab ins Sternengetümmel!
<b>bitte nach Klick scrollen!</b>
<font color="green"><b>Der Tacho</b></font id="green">
Meine Liste fing an mit herbstlichen Resten im Walfisch und sogar Andromeda. Theoretisch wäre dies gegangen... aber das fiese Zodiakallicht machte meine Superthin-Galaxie-Pläne zunichte. Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Tacho. Den ganzen ersten Absatz an Objekten konnte ich direkt streichen.
<i>Zodiakallicht und klasssische Lichtverschmutzung vom Bodensee</i>
Dennoch wagte ich mich an einer Stelle, wo das ZL nicht so derart brutal langging, an einer Galaxie mit Spiralstruktur – <font color="orange">NGC 266</font id="orange">. Leider konnte ich von der auf Bildern schönen Spiralstruktur nichts, aber rein gar nichts erkennen. Ich widmete mich dann wiederum am Rande des Zodiakallicht-Siffs unter dem Kopf vom Walfisch der <font color="orange">Arp 118</font id="orange">, sprich <font color="orange">NGC 1142</font id="orange"> und <font color="orange">1141</font id="orange">. Bei 200fach hoben sich zwei längliche Fleckchen am besten vom Himmelshintergrund ab und waren getrennt zu erkennen, deren genaue Ausrichtung zueinander war aber nicht leicht zu erfassen. Nicht ganz in einer Reihe angeordnet, die eine stand etwas angewinkelt heraus. In der Nachrecherche schien dieser etwas winklig aus der Verbindungslinie herausstehende Teil der polarringmäßige Bogen zu sein, kann mich aber irren. An Details war nichts weiter erkennbar, insgesamt nur zwei Aufhellungen. Naja, immerhin was Neues.
Die Pistenraupen waren dieses mal anscheinend etwas faul und das anfängliche laute Geröhre und Gebrumme blieb Erfreulicherweise lange aus. Nur sporadisch begehrte eine Raupe auf und flutete die Berge mit ihrem gleißenden Licht....
<i>die Raupe raupt sich ´gen Nebelhorngipfel</i>
Ich nutzte die Zeit um ein paar Bildchen zu machen... Orion war längst hochgestiegen.
<i>von den Pistenraupen angeleuchtete Berge</i>
<font color="green"><b>Einfach nur Deepsky</b></font id="green">
Knapp oberhalb der Hyaden ist zuvor noch laut Deepskyatlas <font color="orange">„Hind´s Variable Nebulae“ NGC 1555</font id="orange"> zu finden. Für mich leider nicht. Den richtigen Stern habe ich gefunden meine ich, von welchem dieser ausgehen soll, aber trotz den sehr guten Bedingungen um die 7m0 konnte ich rein gar nichts erkennen, was hier auf einen Nebel hindeuten soll.
Südlich vom Orion freute ich mich auf die Galaxie <font color="orange">NGC 1954</font id="orange">, mit der schönen Balkenspiralstruktur. Okay, gefunden habe ich sie, umzingelt von ein paar schwachen Sternchen. Aber Struktur? In keiner Weise. Sehr schade, ich hatte sie mir auch deutlich heller vorgestellt.Von visuell 11m8 laut Steinicke konnte ich da nicht viel erkennen. Nur recht schwach zeigte sich ein rundliches Fleckchen, ohne jedes Detail. Ggf. haben da die kleinen Sternchen gestört in Sachen Abheben vom Untergrund.
Sehr schön hingegen zeigte sich <font color="orange">„Cleopatra´s Eye“</font id="orange">, der Planetarische Nebel <font color="orange">NGC 1535</font id="orange">. Grün leuchtend zeigte er sich im 26mm trotz niedrigem Stand in einer Helligkeit, die nach Vergrößerung schrie. Der Zentralstern war leicht sichtbar und es zeigten sich unterschiedliche Schalen. Der ZS war von einem kleinen, klaren schmalen Dunkel umgeben, gefolgt von einem recht hellen ersten leicht ovalen Ring, an welchen direkt eine zweite Schale angrenzte, jedoch weitaus schwächer und diffuser.
Dieser Nebel verträgt im 12“er sicher locker 600fach, sofern die Bedingungen passen. Das Seeing war heute hier recht passabel, ich konnte recht gut auf 340fach gehen. Als ich versuchte, meine Powermate ins Spiel zu bringen, verstellte sich das Objekt auf Nimmerwiedersehen und ich hatte keine rechte Lust mehr, da dran zu bleiben, zumal das Seeing jetzt nicht überaus gut war und mir der Versuch entbehrlich erschien.
Ein weiteres neues Objekt war für mich <font color="orange">„The cosmic owl“, NGC 2207 und IC 2163</font id="orange">. Zwei winklig zueinander ausgerichtete Galaxien, zumindest wenn man die hellsten Partien betrachtet. Gerade eben wollte ich lustig interpretieren, was ich meinte gesehen zu haben, wurde aber glücklicherweise im wahrsten Sinne des Wortes eingenordet (Bilddrehung) und zeige einfach Skizze neben DSS-Bildchen, wie sich das Ganze mir so präsentierte...
Ein schwieriges Objekt, die Zeichnung suggeriert helligkeit und klare Form, aber dies täuscht. Von den Spiralarmen war praktisch gleich 0 zu erkennen. Lediglich den Ansatz der kleineren Gx könnte man als gesichteten Arm werten, wenn da nicht das eine oder andere schwache Sternchen wäre...
Ein einfacheres oder zumindest deutlich helleres Objekt ist der hübsche aber selten gezeigte PN <font color="orange">the „Bat nebulae“, NGC 2440</font id="orange"> oder eben Fledermausnebel: ein quietschgrünes helles Bürschchen im Aufsuchokular und von bipolarer Gestalt bei höherer Vergrößerung um 200 – 340 fach herum. Auch hier wäre mehr Vergrößerung machbar und hilfreich, aber das Seeing war jetzt nicht geeignet dafür.
Von den beiden hellen „Hälften“ gingen sehr diffus je ein bogiger Ausläufer aus, recht gut zu sehen aber zeichnerisch etwas schwierig zu erfassen. Zumal mir die gebückte Haltung am Dobson die Konzentration raubte. Denn auch noch Sitzmöbel mit mir rumschleppen is nich 
Erstaunlich jedenfalls, wie kontrastreich und klar Objekte in – 20 Dekl. ausschaun können – ein toller Himmel!
Ich machte einen kurzen Abstecher zum Offenen Haufen <font color="orange">NGC 2169</font id="orange">, bekannt als die „37“. Ein wirklich eindrucksvolles Grüppchen von markanter Brillianz. Schon im Aufsuchokular bei 26 mm toll zu beobachten, zeigt sich eine wahrhafte „37“ Mehr habe ich auch gar nicht vergrößert glaube ich. Dann noch schnell eine Erstbeobachtung für mich des <font color="orange">„Affenkopfes“ NGC 2174</font id="orange">, einem riesigen Nebel, welcher ca. ein Drittel meines 26er Naglers einnahm. Einen Affenkopf konnte ich jetzt nicht nachvollziehen aber eine irreguläre Gestalt. Ein nettes Objekt, aber wohl nur bei guter Transparenz wie ich sie hatte.
Ganz toll hingegen fand ich <font color="orange">NGC 1931</font id="orange"> im Fuhrmann, einem wirklich brillanten kleinen Nebel mit kleinem Sternhaufen darin, an dem ich mich lange aufhielt. Ein niedliches und mir bis dato unbekanntes Objekt. Kann man locker mit 200fach draufhalten, verliert nichts an seiner Schönheit. Im Gegenteil, man kann die kleinen Sternchen in dem Nebel besser erkennen... Wird wohl kaum besucht wegen der fetten Haufen im Sternbild, aber völlig zu unrecht!
In den Zwillingen versuchte ich mich noch an den Spindeln NGC 2357 (13m3) und 3573 (12m3), welche mir jeweils jedoch verborgen blieben, kann ja auch einen Grund haben, dass die nicht im DeepskyAtlas drinstehen und ich mir diese erst einzeichnen musste
Es stand noch einiges auf meiner Liste, aber das meiste habe ich geschafft. Zur Entspannung und Belohnung ging der Blick Richtung <font color="orange">M 51</font id="orange">. Was für ein Anblick! Immer wieder atemberaubend, diese tolle Spirale bei toller Transparenz aufzusuchen... So mit frisch getankter Kraft widmete ich mich noch dem letzte Objekt, bevor der Mond das Heft in die Hand nahm: Die Galaxie <font color="orange">2805</font id="orange"> in Ursa Major habe ich mir notiert. Stellvertretend für ein Dreiergrüppchen aus eben benannter, einer großflächigen, Draufsicht-Spirale mit irregulären Anwandlungen, einer langen, dünnen Galaxie in Kantenlage und einer kleineren kantenlagigen direkt an einem Sternchen. Das Ganze inmitten von ein paar helleren Sternchen – Klasse Kombi!
Das Tolle – ich hatte mir gar nicht richtig notiert, was ich da beobachten wollte. Eine (3) hinter dem Objekt auf meiner Liste ließ mich vermuten, dass ich ein Dreiergrüppchen meinte, ging aber erst mal von einer einzelnen Galaxie aus. Und zwar von einer rundlichen. Zuerst fiel mir aber eine lange Nadel auf, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Erst jetzt beim Nachrecherchieren bestätigt sich mein Eindruck, was für eine schöne Gruppe das ist! Ich hatte mir nämlich mal ein Bild abgespeichert und auf die Schnelle eben nur stellvertretend für die hübsche Gruppe die eine Gx notiert. Umso schöner die Überraschung im 12mm-Okular!
Aber die Gruppe ist jetzt nicht als einfach zu bezeichnen. Die angegebenen 11mag für die großflächige 2805 sind fast gelogen, werden aber realistischer, wenn man die ebenfalls angegebenen 14m6 Oberflächenhelligkeit beachtet... Das undifferenzierte großflächige Geschmadder war leicht zu erkennen, aber nicht auf den ersten Blick! Allerdings störte hier evt. der Mond schon etwas, der gerade auf dem Weg über die Berggipfel war. Hier zeigte sich auch, wie wichtig Beobachtungstechnik ist. Sowie ich entspannt atmete und den Rand des Okulars mit meiner Hand abschirmte, wurde gleich alles viel deutlicher und einfacher, was vorher noch zu verschwimmen schien.Ein wunderbarer Abschluss der DeepSky-Nacht.
<b><font color="green">Bühne frei</font id="green"></b>
Der Mond betrat die Bühne und forderte Aufmerksamkeit ein. Die gönnte ich ihm in der Form, als dass ich mit der Kamera umherzog, und die von ihm beleuchtete Landschaft festhielt.
<b>Bitte bei den folgenden Links scrollen nicht vergessen oder bei Ansicht 50% für eine ganze Ansicht der Panoramen anklicken :-)</b>
<i>Die Bergstation Höfatsblick, Dreh- und Angelpunkt der Pistenraupen</i>
Die ganze Zeit schon hielt ich mich mit dem Fotografieren sehr zurück. Erstens, weil ich von diesem Standort bei ähnlicher Kulisse schon einiges eingefangen habe, zweitens, weil ich schlichtweg möglichst wenig Beobachtungszeit verschenken wollte und drittens – meine Hände sich in ihren neuen dicken Handschuhen wohlfühlten und nur ungerne an die frische Luft wollten ;-). Wobei es die ganze Zeit über mit den einfacheren Handschuhen die ich zunächst anhatte gut auszuhalten war. Die schlimmstenfalls ca. 2 Grad Minus waren recht angenehm. Wind kam erst gegen Morgen etwas auf. Meine Füße meckerten ebenfalls kaum rum, obwohl ich meine tollen Schafswolleinlegesohlen ums Verrecken nicht gefunden habe... Einfache Bergschuhe, Wollsocken, fertig. Völlig hinreichend, wenn man aktiv beobachtet.
Zwischendurch spazierte ich auch immer mal wieder herum, den Höhenweg entlang. Nun, wo der Mond keine Beobachtung mehr zuließ, folgte ich dem Weg weiter hinauf und hörte plötzlich ein gutturales, gurgelndes Geräusch. Gemsen! Ich hielt einfach mal stumpf mit der Kamera in Dunkle und tatsächlich: da waren sie! Hielten Ausschau im Mondlicht und genossen die Szenerie wie ich...
<i>noch eine Eule - erhascht in der Morgendämmerung</i>
Ich wünsche allen noch eine tolle Neumondsaison!
Norman
Ich beobachte auch am liebsten im sitzen.