Alte Revue Refraktoren aus den 60er/70ern

  • Hallo Leute,


    bin eben beim Surfen in der Bucht über einen alten Revue Refraktor D=60 F=710 gestolpert. Zum Lieferumfang gehören neben einer azimutalen Montierung auf Holzstativ, drei Okularen und Winkelprima auch so eine schöne Holzkiste mit grünen Samteinlagen und sogar Beschlägen für die äußeren Ecken. Bei einem Preis für das gesamte Paket bei dem man ansonsten auch ein gutes Mittelklasse-Okular bekommt - hab ich nicht lange gezögert... wollte neben den Vixen Refraktoren sowieso schon immer mal ein "richtig" altes Teleskop - insbesondere mit so ner schönen Holzkiste ;)


    Allerdings konnte ich bei der anschließenden Recherche im Netz nicht besonders viele Informationen zu dem Gerät finden. Bisher weiß ich lediglich, dass die Geräte wohl von Quelle vertrieben wurden und auch unter dem Namen Apollo auftauchen.


    Außerdem gibt es wohl auch eine Version mit 910mm Brennweite und der original Hersteller ist vermutlich Fa. Kenko in Japan... (die mir aber so rein gar nichts sagt...).


    Wer hat noch so ein Geräte und kann etwas zu Optik, Farbfehler, Vergütung, Montierung, Stativ oder sonstigen Eigenschaften sagen? Auch Preis, original Zubehör oder Katalog-Auszüge wären interessant - und auch wann genau diese Gerät erschienen sind. Wäre klasse wenn sich bis zur Ankunft des Geräts hier schon mal einige interessante Informationen dazu einfinden würden :)


    Viele Grüße
    Christoph

  • Hallo Christoph,
    das muß Mitte der 60iger Jahre gewesen sein, da hatte ich so einen 60 mm Refraktor mit 710 mm Brennweite von Quelle (war von meinem Schwager). Damit ließ sich ganz gut beobachten (max. bis 105fach !). Eingangsstufe war, glaube ich 35fach, als nächstes Okular 70fach. Damit erkannte ich z.B. SS Cyg nahe im Min.-Licht bei 11,5mag.
    Auf Jupiter waren zwei Wolkenstreifen zu sehen und Saturn sah "einmalig schön" mit seinem Ring aus. Daß die Sterne im Okular irgendwelche "Kometenschwänze" zum Rand hin gezeigt hätten, kann ich mich nicht erinnern.
    Wenn man keine großen Ansprüche stellt, ist gegen das Gerät nichts einzuwenden. Allemal ist es als "Aussichtsfernrohr" geeignet. Ein "Umkehrsatz" mit 2x Vergrößerung war auch dabei (Rohr mit viell. 20 cm Länge). Das Teil hat azimutale Montierung. Wenn die Schrauben nicht allzu festgezogen werden, ist man damit ganz gut beweglich.


    Würde mir heutzutage so ein Teil angeboten werden, ich würde nicht nein sagen.


    Gruß
    Guenther

  • Hallo Christoph,


    ich habe so ein Teil 1975 zu Weihnachten bekommen. Das Gerät wurde in der Tat vom Katalogversand Quelle vertrieben. Verglichen mit heutigen Einsteigerteleskopen waren Tubus und Okularauszug solide, weil aus Metall.

  • hoppla - war noch nicht fertig... Die Optik war gar nicht soo schlecht. Allerdings war die Montierung ziemlich wackelig. Ich hatte jedenfalls sehr viel Freude mit dem Gerät. Da war übrigens noch der berüchtigte Sonnenfilter dabei, den man auf´s Okular schraubte. Ich hab´s überlebt.


    Schöne Grüße,
    Kurt

  • Hallo Guenther und Kurt,


    also Okus sind ein 40mm, 20mm und 10mm im Paket - somit Vergrößerungen von 17x, 35x und 71x - da wird die Optik wohl keine Probleme mit haben - mal sehen was das Röhrchen dann zu einem Takahashi 4mm Hi-Ortho sagt ;)


    Umkehrlinse und Sonnenfilter sind leider nicht dabei - zumindest hab ich keine in der Auktion gesehen...


    Btw. hab gerade gesehen, dass das selbe Rohr noch auch in einer anderen Auktion zu haben ist - ebenfalls mit Kiste - nur die Holzeinlagen fehlen da soweit ich gesehen habe... - sh. Nr. 331458417578 - scheint also gar nicht so selten zu sein das Scope...


    Gruß
    Christoph

  • Hallo.
    Ich hatte einen Revue 60/700 aus dem Katalog von meinen Eltern bekommen. Er hatte das Sucherfernrohr als Umkehrspiegel oben auf dem Tubus. Das Stativ war der letzte Müll. Ebenso die kleinen Okularen. Dieses Teleskop war dazu verdammt in der Ecke zu verstauben. Ich nehme aber mal stark an, diese Ausführung von Revue ist nicht mit deinem beschriebenen Teleskop vergleichbar. Mein Teleskop findet sich auch heute noch auf "ebay" zum Verkauf/Versteigerung.
    Gruss und cs, Alexander ;o)

  • Hallo,


    Teleskop ist heute angekommen - perfekt verpackt so dass alles heil und in gutem Zustand ist.


    Mei ist das ein schnuckeliges Röhrchen ;) alles ist klein - der Tubus, der Okularauszug, die Okulare, das Bild im Okular, der Sucher (5x23??) - aber sehr wertig verarbeitet. Ok das Stativ ist nicht besonders stabil - braucht es aber auch nicht - in komplett montiertem Zustand kann man das ganze Setup locker mit einer Hand hochheben und in der Gegend spazieren tragen.


    Alles (bis auf die Staubkappen und das Holzstativ) ist aus Metal gefertigt. Der Sucher hat eine sehr gute Optik kann ganz einfach komplett zerlegt werden und hat ein hauchzartes Fadenkreuz. Auch die Teleskopoptik ist sehr gut - ich bekomme sogar mit dem 4mm Hi-Ortho noch ein sehr gutes Bild - hier macht sich natürlich der Farbfehler etwas bemerkbar - aber absolut brauchbar und scharf bei 177facher Vergrößerung und Blick durch die Wohnzimmerscheibe.


    Bin jetzt noch nicht groß dazu gekommen das Teil unter freiem Himmel zu testen (als Beobachtungsobjekt musste eine ca. 100m entfernte Straßenlampe herhalten) aber macht bisher einen sehr, sehr guten Eindruck das Röhrchen!


    Gruß
    Christoph

  • Nachtrag - das etwas staubige Objektiv hat mir natürlich mal wieder keine Ruhe gelassen. Uns so habe ich es gestern komplett zerlegt... Es besteht aus zwei Glaslinsen, wobei auffiel, dass zumindest die innen liegende (konkave) Linse mit einer blau schimmernden Vergütung versehen ist. Die äußere konvexe Linse ist im wahrsten Sinne des Wortes glas klar und schimmert nicht - keine Ahnung ob die ebenfalls vergütet ist.


    Am Rand der Linsen war noch hauchzart eine schwarze Markierung zu sehen - wie sie auch bei Vixen Objektiven gängig ist und die optimale Soll-Ausrichtung der Linsen zueinander angibt - diese wurde gleich mal mit Edding erneuert. Die Linsen sind mit einem dünnen, ganz außen liegenden Abstandsring voneinander getrennt. Die innere Linse ist so passgenau in der Fassung, dass ich zumindest beim Ausbau etwas fester drücken musste... Der Wiedereinbau nach der Reinigung ging dann aber leichter und die Linse sitzt perfekt in der Fassung.


    Gereinigt habe ich beide Linsen mit einer Packung Kleenex und Optical Wonder - das Objektiv sieht nun wieder aus wie neu aus dem Laden - und der gerade durchgeführte Sterntest zeigt ein identisches Beugungsbild auf beiden Seiten des Fokus - scheint wirklich eine sehr gute Optik zu sein :) Lediglich das Zenitprisma verursacht zwei dunkle Längsstreifen quer durch das Ringbild - da war ich zunächst etwas verunsichert - beim Blick ohne selbiges sind diese aber weg und haben somit nichts mit der Optik an sich zu tun :)


    Hoffe der Himmel bleibt frei - dann wird heute Abend Jupi in Augenschein genommen - bin schon gespannt was das Röhrchen zu zeigen vermag!

  • Hallo Christoph,
    ich drück Dir die Daumen bei der Jupiterbeobachtung.
    Wie hat das mit den Questreifen ausgeschaut? Wo waren die denn zu sehen? Die Zenitprismen und Zenitspiegel können natürlich das Bild verschlechtern.
    Viele Grüße,
    Roland

  • brrr - bibber - gerade auf dem Balkon nen wunderschönen Käsemond und den nun perfekt stehenden Jupi beobachtet! Nice! :) Also die Montierung ist schon arg grenzwertig - während die Verstellung in Azimut nach einer Grobausrichtung ganz gut funktioniert ist der "Leerlauf" bei Richtungsänderung an der Höhenachse doch SEHR gewöhnungsbedürftig! Erst nach gefühlten fünf Umdrehungen greift der Hebel wieder und die Höhe ändert sich in die andere Richtung - bei hohen Vergrößerungen sehr nervig, da das Objekt der Begierde beim erneuten Blick ins Okular dann meist weg ist...


    Die originalen 40, 20 und 10mm Okus zeigen ein sehr schönes Bild. Mit dem 40er bietet der Mond ein sehr ästhetisches Gesamtbild - bei 35x waren die zwei Hauptbänder und vier -monde von Jupi und bei 71x die zwei Hauptbänder dann sehr deutlich sichtbar sowie weitere Strukturen zu erahnen. Das Bild wird hier öffnungsbedingt allerdings schon wieder etwas dunkler. Das Takahashi 4mm Hi-Ortho hab ich nach dem Gefrickel mit dem 10mm dann gar nicht mehr probiert :) da müsste das Scope erst auf eine vernünftige Montierung.


    Generell ist das Bildfeld gerade im Vergleich zu den sonst meist verwendeten Vixen LV, LVW oder gar Pentax XWs allerdings sehr eng gefasst was vermutlich an der Kombi 0,96" OAZ mit den einfachen Okus liegt.

    Fazit: sehr, sehr gute Optik auf grenzwertiger Stativ-, Montierungskombi - und nicht zu vergessen - eine hübsche kleine Holzkiste mit Samteinlage und separaten Fächern für Okulare und Schrauben :) Mit dem Teil konnte man in den 70ern wie auch heute noch viel Spaß haben.


    Btw. Farbfehler ist bei den sinnvollen Vergrößerungen nicht wahrnehmbar.


    Ach ja und die Querstreifen - sind zwei dunkle, gerade Konturen - komplett durch von oben nach unten. Dabei symmetrisch links und rechts der Mitte (auf etwa halber Strecke zum Rand), liegt ziemlich sicher am Prisma - mal sehen vielleicht mach ich das Gehäuse mal auf - ist ja ordentlich verschraubt ;)


    Viele Grüße
    Christoph

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