Infos zu ALT-Montierungen

  • Hallo Leute,


    es gibt doch tatsächlich immer wieder interessante Geschichten über diese alten Montierungen. Angesichts der aktuellen Angebote würde ich auch niemals auf die Idee kommen, eine Montierung selber zu bauen. Auch meinen aktuellen 40 cm GSO-Truss-RC könnte ich mit Sicherheit für den Kaufpreis nicht selber bauen, da kostet der Hauptspiegel hier in D schon 3x mehr als das ganze Teleskop in Taiwan...


    Früher gab es nur ein paar Montierungsbauer, die Auswahl der einzelnen Angebote unterschied sich in der Hauptsache durch die Länge der Wartezeiten bis zur Lieferung, dann im verwendeten Baumaterial. Manche setzten auf Stahl als Achskreuzmaterial, andere wieder auf Aluminiumguss. Jeder Konstrukteur war von seinem Zeugs überzeugt, am Ende machten die Montierungen in der Regel alle das Gleiche > Nachführen.


    Analogfotografie machte leichte Abweichungen in der Mechanik noch verschmerzbar, die CCD-Technik verlangte jedoch nach einer genaueren Nachführung, so dass auch die Fa. ALT andere Getriebekonzepte und Motoren zum Einsatz bringen musste. Anfangs gab es auch bei einer ALT-Montierung (um 1970) offene Schneckenrad-Gehäuse, später dann nur noch geschlossene Sandgussgehäuse mit Deckel.


    In der Zwischenzeit sind zahlreiche Verbesserungen umgesetzt worden, teilweise waren es nur Kleinigkeiten, zeitweise auch echte Innovationen wie der Einsatz von Harmonic-Drive-Getrieben. Selbst an dieser Stelle gab es in der letzten Zeit noch Bedarf an weiteren Verbesserungen wie "selektierte" Getriebe TYP BL3 (statt BLS), Einsatz von Hochgenauigkeitslagern in RA (Fa. UKF) und ausschließlich ESCAP-P530 (Swissmade-Motoren werden verwendet, Porteescap fertigt diese Motoren heute nur noch in Malaysia, ALT setzt aus seinem vorhandenen Bestand trotzdem die Swiss-Version ein) in allen Montierungsgrößen.


    Andere Hersteller (RUPP) haben diese Phase nicht mehr durchlaufen und sind vom Markt verschwunden. Leider sind auch die Montierungen von Manfred Mauz nicht mehr neu zu bekommen. Eine MAM-50 von Mauz wollte ich ursprünglich mal kaufen, aber ins Geschäft bin ich dann mit Eckhard Alt gekommen, warum auch immer... gefallen hat mir die Mauz auch, jede Montierung hat Vor- und Nachteile, jetzt hier die Unterschiede aufzuzählen erspare ich mir...


    Vielen Dank für Eure Beiträge!


    Gruß und cs,


    René

  • Hallo René und Hallo an Alle,
    meine Beiträge sind ja, wie so oft, eher philosophischer Natur.... erinnere mich eben gerne an diese Ungetüme, die in Gartenhäuschen oder Kuppeln standen, und stehen!,
    Da konnte man getrost "Mitfahren" wie auf einem Karussell, das hat der Stabilität keinen Abbruch getan.
    Heute wird alles so konstruiert, das es GERADE NOCH geht, stabil bis kurz vor dem Umkippen sozusagen. Setzt sich eine Fliege auf die Monti xyz kippt das Geraffel um!
    :)
    IN diesem Sinne!
    Klarinetto

  • Hallo André,


    entscheidend ist doch der Lauf einer Montierung bei voller Belastung. Eine "voll" beladene Montierung muss 100% genau die gleiche Laufruhe besitzen wie ein "halb" beladenes Achskreuz. Last in Form eines Hebelarms ist natürlich schwerwiegender als das eigentliche Gewicht des Instruments. Von der Konstruktion her arbeitete ALT immer mit gewissen Reserven, so dass die Tragfähigkeitsangaben eher moderat waren/sind. Gleiches gilt ja auch bei Mauz, Knopf, Rupp und auch Sideres. Ich persönlich mag Montierungen ohne viel Elektronik oder gar mit Reibrädern. Hier in Ostfriesland ist funktionierende Mechanik wichtiger als umfangreiche Elektronik, welche dann wieder verreckt, wenn es mal klar ist.


    Elektronik nur so viel wie nötig und nicht wie möglich muss es hier heißen, aber der Kunde will alle Gimmicks, so wie beim Auto, da muss dann auch Xenon verbaut sein. Wenn ich dann einen zwei Jahre alten Audi A8 sehe, fährt er schon einäugig, was eigentlich gar nicht sein darf > Müll.


    Dann werden hier Konstruktionen mit "ohne Autoguiding" beworben und im Bilderdatensatz steht dann doch was von "Autoguiding", weil die Einrichtung und Bedienung dieser Option zu aufwendig und auch zu anfällig ist, brauche ich Alles nicht.


    Auch Remote-Astronomen werden niemals eine solche Montierung bestellen, da nicht remotefähig (was ein Glück).


    So gibt der Montierungsmarkt für jeden Kunden das passende Equipment her


    Der aktuelle Klops scheint ja zu sein, sich Hubble-Rohdaten auf seinen Rechner zu laden und eigene Kreationen diverser DS-Objekte aufzuzeigen, wozu überhaupt noch eine eigene Sternwarte betreiben?


    Leute gibt es > au weia.


    Gruß und cs,


    René

  • Untermontierung hat es aber schon immer gegeben. Das ist kein Trend der heutigen Zeit.


    Ich erinnere mich an ein Einsteigerbuch "Den Sternen auf der Spur" von Werner Buedeler, 1960er Jahre. Da war ein Foto von der Muenchener Volkssternwarte drin, um 1910. Mit einem langen Refraktor auf winzigstem Achsenkreuz, sodass man schon Zweifel an der strukturellen Tragfaehigkeit bekam, vom Schwingen ganz zu schweigen.


    Heute hat der Amateur sogar eine deutlich bessere Auswahl an Montierungen als noch vor 30 Jahren. Damals gab es die EQ2 (hiess noch nicht so und kam noch aus Japan, gern als "Kaufhausmontierung" bezeichnet), dann noch die Polaris 2000 (spaeter New Polaris) und danach wurde die Luft duenn. Eine Witte & Nehls Regulus fuer 2000 Maerker war und blieb fuer viele der Wunschtraum. Also ich denke nicht, dass frueher alles besser war. Wackelkandidaten und Gurken hat es auch frueher schon gegeben, aus allen Herren Laender.


    Was autoguidingfreie Montierungen betrifft - letztendlich macht die Refraktion doch alles wieder kaputt, insbesondere bei tiefstehenden Objekten wie z.B. M8 im Schuetzen. Da kann auch die beste Montierung nichts ausrichten, solange man keinen optischen Regelkreis zur wahren Sichtachse mehr hat.

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