Hallo zusammen,
ja, ich melde mich auch mal wieder mit einem Beobachtungsbericht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mehr beobachten gehen würde, seit ich unter "Spacewalk Telescopes" firmiere. Irgendwie konnte ich mich aber einfach nicht aufraffen, Berichte zu schreiben. Scheint anderen wohl auch so zu gehen, wenn man sich das Forum so anguckt! [;)]
Nun ja, genug der Vorrede - hier kommt der Bericht:
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Da der Mond am Abend noch hoch am Himmel stand, bin ich erst gegen 22 Uhr zu meinem Beobachtungsplatz aufgebrochen.
Oben angekommen erwartete mich ein Himmel, der noch mit vielen Zirruswolken bedeckt war, die sich im Laufe der Nacht aber immer mehr nach Osten verabschiedeten. Die Temperaturen lagen bei rund 10°C, der Wind war fast komplett eingeschlafen. Als ich aufgebaut hatte, fiel mir ein hellerer Fleck neben dem Mond auf - es war ein sogenannter "Moondog", das nächtliche Gegenstück zu einer Nebensonne. Schnell habe ich die Kamera auf das Stativ geschnallt und eine Aufnahme davon gemacht:
Während der Mond sich immer mehr dem Horizont näherte, machte ich eine kleine Sternhaufentour. Mit dabei waren viele offene Sternhaufen in der Cassiopeia. Insbesondere die Ecke um kappa ist immer wieder interessant, da hier drei Sternhaufen gleichzeitig im Gesichtsfeld gesehen werden können. Es handelt sich um:
- NGC 133: längliche Gruppe aus helleren Sternen
- NGC 146: der kleinste der dreien, ca. 15-20 mittelhelle Sterne
- King 14: von der Ausdehnung am größten, 20-30 Sterne, rundliche Form
Besonders angetan haben es mir aber Sternhaufen, deren Mitglieder wie schwacher Sternstaub funkeln.
Ein besonders schönes Exemplar ist IC 166, der direkt neben einem helleren Stern liegt. Mit einer Vergrößerung von 100x ist erstmal nur ein schwaches Leuchten zu erahnen, einige der hellsten Sterne glitzern schwach hervor. Bei 240x waren dann schon deutlich mehr Sterne zu sehen, die aber sehr schwach sind und nur indirekt gut zu erkennen sind - daher auch der Eindruck von glitzerndem Sternstaub.
Ebenfalls recht nett anzuschauen ist NGC 559, ein offener Haufen, der zwischen zwei helleren Sternen eingebettet ist. Die Einzelsterne hier sind deutlich heller als bei IC 166, so dass sich der Eindruck von glitzerndem Sternstaub eher bei kleineren Vergrößerungen ergibt. Auf einer Aufnahme ist mir eine Dunkelwolke aufgefallen - auf diese werde ich bei der nächsten Beobachtung achten.
Dann ging so langsam der Mond unter und ich konnte mich noch an ein paar schwächere Objekte wagen. Da der Orion schon hoch am Himmel stand, peilte ich mit meinem 15 Zoll erstmal den Pferdekopfnebel an. Die Transparenz war so gut, dass er bei 100x sogar schon ohne Filter zu erahnen war. Mit einem UHC waren die dunklen Umrisse deutlich zu erkennen und auch die Schnauze zeigte sich hin und wieder mit indirektem Sehen.
Als ich das Teleskop auf Castor richtete und einen Blick auf mein Tablet mit der Sternkarte warf, fiel mir eine kleine Galaxiengruppe auf, die aus lauter IC- Nummer bestand: IC 2192, 2193, 2194, 2196, 2197 und IC 2199. Das wollte ich mir dann doch ein wenig genauer anschauen: Insgesamt 6 Galaxien mit Helligkeiten bis runter zu 15mag konnte ich ausmachen. Alle waren indirekt eigentlich gut zu erkennen - lediglich IC 2197 war dann doch ein wenig schwieriger. Gut, die Gruppe an sich ist jetzt nichts besonderes, aber sie ist aufgrund ihrer Nähe zu Castor gut zu finden.
Nachdem ich mir noch den Erdnussnebel NGC 2371 angeschaut hatte, ging es in den Grenzbereich Andromeda/Fische.
Das erste Ziel war die Galaxiengruppe um NGC 383. 10 Galaxien konnte ich erkennen - allesamt recht hell, so dass es sich lohnte, eine Zeichnung anzufertigen:
Ein weiteres Highlight war die Gruppe um NGC 507. Da auch hier eine Zeichnung mehr als Worte aussagt, hänge ich sie einfach mal hier an:
Anschließend ließ ich mich vom BDSC noch zu ein paar schönen Objekten führen. Darunter natürlich auch NGC 891 - unter diesem tollen Himmel eine absolute Schönheit. Lang, groß, hell und quer durch die Mitte das dunkle Staubband. Einfach sagenhaft! Nach einem letzten Blick auf Jupiter und den Orionnebel packte ich gegen 04.30 Uhr zusammen und machte mich auf den Heimweg.
Auf einer Höhe von 200mNN tauchte ich dann in den Nebel ein, der mir zu diesem wunderbar dunklen Himmel verholfen hatte, indem er die Lichter von Karlsruhe und dem Rheintal abblockte. Danke Nebel! [:)]
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Ich hoffe, der Bericht hat ein wenig gefallen. Da ich zur Zeit keine Projekte am laufen hab, wurschtel ich mich halt eben so über den Himmel...
Hab hier aber noch eine sehr detaillierte Roh- Zeichnung mit 15 Zoll vom Andromedanebel rumliegen inkl. Beobachtungen von Kugelsternhaufen und offenen Sternhaufen in derselben. Sollte ich vielleicht auch mal bearbeiten und online stellen...
Viele Grüße,
Christian