Hallo zusammen, guten Abend oder ggf. auch Mahlzeit für den Mittagspausenleser!
Letzteren möchte ich warnen, folgender Umfang ist nicht mittagspausenkompatibel Zu später Stunde möchte ich noch meine letzte Unternehmung präsentieren, es ging wieder zu meinem geliebten Wendelstein.
Welch ein Glück – Feiertag und gutes Wetter fielen kürzlich zusammen: Vom 03.10. auf den 04.10. war das anvisierte Ziel der Wendelstein - wie gehabt mit Bahn und dem 12er im Rucksack im Gepäck. Der Mond sollte zwar noch bis 2 Uhr morgens scheinen, aber dann blieben immer noch 3,5 Stunden für Deespky! Ich schrummelte mir noch schnell eine kleine Beobachtungsliste zusammen - 100% superthin-Galaxien - (für den Rest der Ziele muss der Deespky Atlas reichen) und hetzte zum Bahnhof.
<font color="orange">Prolog - Und ewig grüßt...äh – die Bahn</font id="orange">
Die BOB (Bayerische Oberlandbahn) war um 14 Uhr herum wo es losging, recht leer. Vermutlich, weil die meisten ohnehin Richtung Oktoberfest unterwegs waren und stadtauswärts weniger los war... Ich hatte einen Zweisitzer erwischt, wo am Fenster mein großer blauer Rucksack Platz nehmen durfte und ich daneben.
Es war eine gemütliche Fahrt, zumindest die halbe Strecke über. Dann hieß es auf einmal, der Zug müsse warten wegen Stellwerk und entgegenkommenden Zügen und hinundher. So belief sich die prognostizierte Verspätungszeit auf ca. 25 Minuten. Prima! Ich musste ja nur die letzte Bergbahn erwischen, welche 16 Uhr fuhr und nun durfte damit begonnen werden zu rechnen, wie schnell man denn zu Fuß mit 30 kg Gepäck vom Bahnhof bis zur Seilbahnstation kommt... Ankunftszeit der Bahn in Osterhofen: 15.52 Uhr.
Ich setzte den berühmten „Ich muss jetzt unbedingt die Bahn erwischen - Tunnelblick“ auf und zog an diversen Wanderern vorbei. Und schon sah ich noch auf der Wiese entlangmarschierend eine Gondel emporschweben – die letzte? Ich hatte keine Ahnung, wie spät es genau war. Zum auf die Uhr gucken war keine Zeit. Einfach stur weiterlaufen und hoffen. Ich passierte eine Familie mit ein paar jungen Mädels die hinter mir kicherten. Der Laufstil, wenn man sich mit unhandlichen 30 kg beeilen muss, muss auch seltsam ausgesehen haben: wie ein Tausendfüßler auf zwei Beinen oder wie bei einem Flamingo – wo ohne sichtbare Oberkörperbewegung nur die Beine schnell trippeln. Ankunftszeit Schalter der Seilbahnstation: 15.57 Uhr. Schnell noch gefragt, ob noch was fährt – positiv! Geschafft! Es stellte sich heraus, umsonst gehetzt: wegen schönem Wetter fuhr die Bahn an diesem Tag noch bis 17 Uhr. Aber egal, mit der Bahn ist man einiges gewöhnt und irgendwann begegnet man solchen Umständen nur noch mit Achselzucken, vor allem, wenn man sich auf eine klare Nacht auf dem Berg freut, der nun nichts mehr im Wege steht! Den Burschen vom Gondelpersonal kannte ich schon und begrüßte ihn per Handschlag. Da war es wieder – das „Hobe die EHRE!“. Da fühlt man sich gleich wieder wie zu Hause Und schon gings rauf zur Gipfelstation.
<font color="orange">Uffm Berch</font id="orange">
Oben angekommen, sah ich schon die wartende Schlange von knapp hundert Leuten, welche hinunter wollten. Zunächst wartete ich die knappe Stunde, damit alle vom richtigen Gipfel herunter sind, nämlich jene, welche die letzte Bahn noch erwischen müssen. Zum richtigen Gipfel von der Bahnstation aus sind noch ca. 100 Höhenmeter zu bewältigen. Da ich diese gerne in Ruhe absolvieren wollte ohne hektischen Gegenverkehr mit unpassendem Schuhwerk und roten Gesichtern, setzte ich mich gemütlich auf eine Bank und lehnte mich an meinen dicken Rucksack, mit der Sonne im Gesicht. So blieb mir auch Zeit, mir über meinen Verpflegungsstatus Gedanken zu machen. Kurz vor der Bahnfahrt in München wurde es natürlich wieder viel zu knapp und ich hatte keine Zeit mehr, etwas zu essen. Die Brote für die Nacht waren aber natürlich fertig. Nur würden diese reichen, wenn ich jetzt schon gleich Hunger bekäme? Ich ging auf Nummer sicher und schlenderte zum Gipfelrestaurant. Mein Blick ging zu den Preistafeln: Ein richtiges Essen war mir zu teuer. So kehrte ich zur Sonnenbank zurück. Es blieb wieder Zeit zum Nachdenken. Resultat: Ich holte mir zwei Tafeln Not-Schokolade. Doppelt so teuer wie 1000 m weiter unten, aber so isses halt. Nichts ist dümmer, als aus falschem Geiz in der Nacht zu hungern. Die letzten Leute verschwanden in den Gondeln und der Zahnradbahn. Ein Aufruf tönte aus den Lautsprechern: „Letzte Talfahrt der Gondel und Zahnradbahn 17 Uhr“.
Wenig später gings bei mir los: Der mir bekannte Aufstieg lockte: unverändert mit von vielen Füßen glattpoliertem Gestein, zuweilen steilen Stufen und dem vertrauten Geländer, welches von der Ferne betrachtet auf einen Weg hindeutet, der sich den Felsen hochschlängelt. Mitten am Tage sah man am Felsen entlang des Geländers viele bunte Punkte wirr verteilt – die Kleidung der verschiedensten Gipfelbesucher, von berggerüsteten Omis bis rotwangigen Bierbauchträgern in Joggingschuhen mit Kind auf der Schulter und Hunden in Stöckelschuhen. Aber jetzt: ein purer Felsen, ohne Trubel, nur der Aufstieg und ich. So fallen die Stufen nicht schwer – ich bleibe wiederholt stehen und blicke in die Ferne. Ich liebe diese Ruhe am Gipfel, wenn alle Bergbahnen weg sind und nur noch verstreute Wanderer anzutreffen sind, welche den Abstieg nicht scheuen. Heute waren nicht einmal diese unterwegs – ich war allein. So genoss ich in Ruhe das Aufsteigen von Nebel- und Wolkenschwaden, welche sich an einem Felsen hochkämpften und ins Wechselspiel mit der Sonne traten.
Mal verdeckt, mal frei – ich verfolgte diesen Tanz eine Weile und stieg weiter empor. Ich wurde bereits erwartet: eine Gemse lukte am Gipfel um die Ecke und schaute, wer da kommt...
Ein sicheres Zeichen dafür, dass oben niemand war und ich weiterhin auf Ruhe hoffen durfte. Ich passierte den Gipfel und genoss die Szenerie mit dem Wolkenspiel erneut. Von meinem Beobachtungsplatz aus müsste das Ganze noch besser zu sehen sein und ich beschloss, schnell weiterzugehen. Ich ließ das Observatorium hinter mir. Bald blitze mein vertrauter Platz durch die Kiefern hindurch.
Ich freute mich, wieder hier zu sein – und endlich den Rucksack ablegen zu können. Es ging ein ordentliches Lüftchen. Ich hoffte inständig, dass dieses nachlässt, denn windige Nächte hatte ich schon genug erlebt – auch hier am Wendelstein. Der Wind kam beständig aus östlicher Richtung und wehte allerlei Wolken gen Gipfel. Zunächst war dieser frei und es zeigte sich ein Anblick wie aus einem Flugzeug: schöne dicke Wolken, auf welche man herabschaut und daneben blauer Himmel. Die Entscheidung, möglichst schnell zum Platz zu kommen und das Wolkenspiel von hieraus weiter zu verfolgen, stellte sich als sehr gute Entscheidung heraus. Mir wurde ein Phänomen zuteil, welches ich bisher noch nie erlebt habe und nur von Bildern kannte. In der Ferne zeichnete sich auf einer grell-weißen Wolke ein kleiner abgegrenzter Regenbogen ab. Mir schwante es, war mir aber noch nicht sicher.
Die Wolke kam näher und ich stellte mich testweise erhöht auf eine der Bänke, welche an meinem Platz standen. Auf einmal war es da...
... das „Brockengespenst“ - mit Glorie!
Ich war ganz aus dem Häuschen... Sofort schnappte ich mir die Kamera und versuchte das Ganze festzuhalten. Es war eine unwirkliche Situation. Ich versuchte festzustellen, wie der Effekt sich auf meine Bewegungen hin änderte. Ich kam mir vor, als hätte ich ein Hologramm vor mir und konnte das Phänomen kaum fassen. Es war kein einfacher Schatten, dazu war die Wolke zu weit weg. Es war, als wäre eine Linse zwischen mir und die Wolke geschalten. Ein phantastisches Erlebnis! Hierfür allein hat sich die Exkursion zum Gipfel gelohnt! Schon jetzt war ich hochzufrieden mit dem Ausflug. Jetzt müsste sich nur noch der Nebel bzw. die Wolken legen und ebenso der Wind. Ich war aber guter Dinge, dass dies so sein würde, denn die Webcam hatte für die vergangenen Nächte einen ähnlichen Ablauf gezeigt: Zuerst gegen Dämmerung wildes Wolken-Nebelgewühl und peu á peu setzt sich dieses dann gegen Mitternacht im Tal ab…so war der Plan. Die Wetterdienste standen bezüglich Wolkenlosigkeit ebenfalls auf „Go!“.
<font color="orange">Der ewige Störenfried</font id="orange">
Die Dämmerung nahte und ich verfolgte, wie die Wolken und Nebelschwaden den Wendelsteingipfel einhüllten und wieder freigaben. Dasselbe Spiel vollzog sich mit der Sonne, teils in feuerrot angestrahlte Schwaden eingehüllt. Die Wolken gaben einen intensiven Erdschatten frei und bildeten wilde Formationen, vom Wind geformt.
Es war feucht. Angesagt war, dass es bis Mitternacht hinein bei 100% Luftfeuchte bleiben sollte, um dann gegen 2 Uhr auf etwa 80% abzufallen. Aus diesem Grund ließ ich den Dobson unaufgebaut und geschützt im wasserdichten Rucksack (stammt eigentlich aus dem Kanu-Bedarf) und begnügte mich damit, die sich mir bietende Szenerie mit meiner kleinen Kamera festzuhalten. Allemal lohnenswert: der Anblick von vom Mond angeleuchteten Wolken vor Gebirgskulisse und im Tal leuchtenden Städtchen ist einfach traumhaft – dies allein ist schon so einen Ausflug wert... Bei folgendem Link bitte das Scrollen nicht vegessen!
Bekanntermaßen herrscht auf Bergen oft gutes Seeing. So war mein Plan, durchaus auch den Mond ins Visier zu nehmen, um mir die Zeit zum dunklen Himmel zu vertreiben. Den Mond bei Berg-Seeing erleben – das wäre ein Glück! Denn eine Nacht extra und nur für den Mond (ohne mögliche Deepsky-Anteile) würde ich nie auf einen Gipfel juckeln. Insofern gut, dass der Mond da war und diese Chance bot. Ein kleines Nickerchen stand auch auf dem Programm, wofür ich doch tatsächlich extra einen Schlafsack mitgenommen habe. Am Ende hats für eine Stunde Herumliegen gereicht, mehr ließ die schöne Szenerie nicht zu. Der Mond kulminierte gegen 21 Uhr. Es zeichnete sich mit bloßem Auge ein gutes Seeing ab. Die Sterne im Zenit standen vollkommen ruhig, ohne jede Regung. Wie würde sich der Mond (gerade allerdings in recht niedriger Deklination) präsentieren? Die Wolken und der Nebel haben sich wie erwartet so weit abgesetzt, dass keine Schwaden mehr zu meinem Platz heraufquellten und es war zu erwarten, dass die fiese Feuchte sich anschickte, ihr Größtes geleistet zu haben und nun schlafen zu gehen. Ich wagte den Versuch und baute im Mondlicht den Dobson auf. Nur an sehr wenigen Stellen benötigte ich extra Licht. Bei Halbmond und klarem Himmel ist es sehr hell. Wo ich sonst bei Iso 3200 15 Sekunden Belichtungszeit für den Himmel benötige, waren es bei diesem Mondschein nur 1,5 s. Der Blick auf den Mond förderte ein brauchbares Seeing zutage, aber leider kein richtig gutes. 340Fach konnte am 12er gerade eben noch sinnvoll verwendet werden. Die Phase des Mondes bot aber interessante Details: eine Gruppe von Domen war besonders prägnant und fesselten meinen Blick für eine Weile. Sehr bald entschied ich mich aber, das Gerät vor weiterem Beschlagen zu schützen, denn Hauptziel war und ist DEEPSKY!
<font color="orange">Gute Nacht!</font id="orange">
Die Fangspiegelheizung war defekt und so umhüllte ich den FS zunächst mit einem kleinen Säckchen. Nach einiger Zeit und Knipserei auf das Wolken-/Nebelschwadenspiel in den bleuchteten Tälern beschloss ich, ein Stündchen oder zwei zu schlafen zu versuchen. Oder zumindest zu entspannen. Immerhin ist der Körper gegen 2-3 Uhr Morgens auf dem Tiefpunkt normalerweise... Aber zu der Zeit sollte es ja richtig losgehen! Ich legte mich auf meine dünne Alu-Isomatte und formte aus meinen Bergstiefeln und einem Fleecepullover ein Kissen zusammen, was doch erstaunlich gemütlich war. Mit dem Schlafen wurde es trotzdem nichts – trotz warmer Kleidung meinten meine Füße, ihnen wäre es dennoch zu kalt und monierten die ganze Zeit herum. Zum Entspannen hats dennoch gereicht und ich stand kurz nach halb zwei auf, um alles vorzubereiten für die Objektejagd und vor allem noch schnell was zu essen. Leider gehöre ich zu den ausgewiesenen Langsam-Essern, sodass es auf einmal Viertel nach zwei war, obwohl ich da schon volles Rohr am Himmel zugange sein wollte...
Apropos Rohr – tief unten aus Richtung Sudelfeld röhrte ein Hirsch durch den Nebel. Als wolle er sagen „Öhhhhhhjjjjjuaohhhh! Ich wollte doch Sterneeguckn und dann so´ne Suppe hier!“. Tja, Pech Kumpel, wärste mal den Berg hochgekommen! Denn der Nebel verdichtete sich unten immer weiter, was bis zum Morgen hin noch weiter zunehmen sollte.
<font color="orange">Ich glaub, es geht los...</font id="orange">
Ich stellte fest, dass der Wind fast völlig verschwunden war: Juhuuu! Allerdings stellte ich auch fest, dass etwas weiter unten vom Beobachtungspunkt auch ein hübscher Tisch mit Bänken stand – wie geschaffen für eine Astro-Session mit Lesetisch auf richtiger Höhe für den Atlas. V.a. war es hier nicht nur wenig windig sondern windstill, geschützt durch die Tiefe und die Kiefern am Hang, welche den Wind abschwächten. So zog ich kurz um – den Dobson in die Hände genommen und 20 m nach unten geschleppt. Das Gelände war zwar nicht sonderlich unwegsam aber die wenigen Steine und Unebenheiten machten mir für mich unerklärlich mehr zu schaffen als sonst. Schon ohne Teleskop bin ich mehrfach gestolpert und weggerutscht – untypisch für mich. Glücklicherweise wiederholte ich das nicht mit dem Dob in den Händen. Aber was ich nicht zustande brachte, hat der Dobson selbst erledigt: es war nochmal derart feucht geworden in der Stunde zu welcher ich ruhte, dass die Laufflächen am Dobson nicht mehr fähig waren, das Teleskop zu halten, obwohl noch fast aufrecht stehend. Kaum war das dicke Aufsuch-Okular drinnen, kippte der Dobson blitzartig ins Gras. Gut, dass hier keine Kuhfladen herumlagen. Aber auch ohne Kuhfladen war das Bild miserabel... Resultat war nämlich eine saubere Dejustage. Glücklicherweise war dies schnell behoben und die Objekte wurden endlich zentraler Gegenstand der kommenden Stunden, wenngleich es nur noch 3 an der Zahl waren. Der Tisch auf welchem ich meine Sachen zurechtlegte, hatte seltsame weisse Spuren. Ich strich mit dem Finger drüber. Reif! Hmm, so kalt fand ich es eigentlich gar nicht. Ich fand es sogar bald recht warm als ich mit dem Beobachten loslegte. Was ein wenig Bewegung gleich ausmacht! Schon das kurze Tragen des Dobsons zeigte mir, dass ich für 6 Grad offenbar recht warm angezogen war und brachte fast schon unangenehme warme Schauer.
<font color="orange">Deepsky – jetze aber!</font id="orange">
Meine Beobachtungsliste hatte ich so gut wie aufgegeben. Sie war zwar komplett auf die Zeit um 2-3 Uhr geeicht, aber überwiegend auf Objekte in niedrigeren Höhen ausgerichtet – schwache Superthin-Galaxien mit um die 14 mag. Bei DIESEM Horizontdunst legt ich das ohne Umschweife ad acta. Der Atlas musste erneut zeigen, was er für spontane Beobachtungen zu leisten im Stande ist. Da das Seeing recht brauchbar war und die Durchsicht nicht die von allerhöchster Güte, beschloss ich, auf kompakte Objekte zu gehen: Planetarische Nebel!
Ich suchte beim Cepheus herum, der gerade recht günstig stand und fand den sogenannten <font color="green">Fötus-Nebel NGC 7008</font id="green">. Nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen Emmissionsnebel, der viel größer ist. Ich suchte und suchte und fand nur etwas, was wie ein brillianter kleiner Sternhaufen aussah. Der Blick in den Atlas wollte mir keinen Sternhaufen an der Stelle zeigen, nur so unbekannte kleine Fitzelsachen, die unmöglich dieser Haufen sein können – oder doch? Ich war wirklich überzeugt davon, einen kleinen Haufen vor mir zu haben – bis ich vom 26er Nagler zum 8 mm Ethos griff. Da war er doch der Nebel! Unglaublich, dass ich das mit einem Haufen verwechselt habe. Aber die Form des Nebels ist wirklich außergewöhnlich. DAS soll ein PN sein? In der Tat zeigte sich mittendrin ein Sternchen, das man für den ZS halten konnte. Ich versuchte mich an einer Zeichnung, welche mir allerdings durch den Beschlag aufm Fangspiegel etwas verleidet wurde. Die kürzlich (den Tag vorher) erworbene Notlösung anstelle der FS-Heizung kam zum Einsatz: Wärmeknickpacks! Schönen Gruß an Roland an dieser Stelle Die geben ganz gut Power und machen den FS wieder für kurze Zeit frei. Ist allerdings ein ziemliches Gepfriemel, das auf den Rad des FS zu bringen. Geht eben nur an einer kleinen Stelle. Der Fetus-Nebulae ist in jedem Fall ein wundervolles kurioses Objekt, noch dazu recht hell und brilliant, sodass es mich erneut verwundert, hiervon noch nicht viel gehört zu haben. Zu gern werden einfach die alten Bekannten angesteuert, sodass man von solchen kleinen Kostbarkeiten nichts mitbekommt. Weder auf Teleskoptreffen noch in diversen Foren. Hier zeigt sich wieder die große Stärke des Atlanten: auch einige unbekanntere Objekte werden mit Eigennamen geführt, sodass das Interesse geweckt wird. Einfach toll – so kann man sich jedesmal neu inspirieren lassen, neue Objekte zu versuchen, welche man von allein sonst nicht so ohne weiteres ansteuern würde. Sehr hilfreich dabei natürlich die atlaseigene Darstellungssystematik in Sachen Sichtbarkeit mit Teleskopen verschiedener Öffnung. In diesem Fall gab´s sattes, grünes Licht für 12“.
Ich hatte noch eine Rechnung offen mit dem <font color="green">„Crystal ball“ NGC 1514</font id="green"> beim Perseus, der mir in einer vorigen Nacht nicht vors Auge wollte. Heute war er recht schnell gefunden. Es zeigte sich ein sonderbares und schönes Objekt: ein sehr heller Zentralstern, umgeben von einem diffusen, für unbekanntere PN recht großen Nebel drumherum, der recht schwach wirkte und wohl nur bei gutem klaren Himmel zum Vorschein kommt. Man hätte das Glimmen auch auf beschlagene Optik zurückführen können. Aber der Anblick zeigte klar, dass es ein schöner abgegrenzter „Halo“ ist, auch Vergleichssterne zeigten schnell – dies war wirklich der PN! Kein Wunder, dass ich den kürzlich nicht gefunden habe – da war es auch feucht und so kann man schnell über den PN drüberhuschen, ohne bei dem hellen Stern festzustellen, dass dies der ZS war! Ich meinte, einen inneren dunklen Ring festzustellen. Der PN schien nach Südosten hin etwas eingebeult zu sein. Hin und wieder erhaschte ich weitere Ein- bzw. Ausbuchtungen, konnte diese aber nicht klar festmachen – ganz im Sinne des Namens – eine Wunderkugel! Tatsächlich wie bei einer mystischen Kristallkugel, wo sich das innere Leuchten ständig wandelt. Zwischendurch wagte ich nochmal einen Blick auf meine Liste mit Superthin-Galaxien, nach einer, wo die Deklination groß genug war. Mit 70 Grad diese Eigenschaft erfüllend, fand ich ein Exemplar. Das lag aber in dem schwierigen Sternbild Giraffe, wo ich jetzt keine Lust hatte, in der Kürze des klaren Himmels mich mit der Identifizierung von Himmelsregionen auseinanderzusetzen.
Beim kleinen Wagen versuchte ich mich an ein paar Galaxien <font color="green">Arp 96</font id="green">– sah interessant aus auf der Karte: ich wühlte in der Zielregion herum und identifizierte zwei mögliche Treffer. Ich wusste in keiner Weise, wie das Gesuchte aussehen soll, daher habe ich beide Positionen skizziert. Die erste mögliche Position war bei einer markanten Sterngruppe zu finden, die zusammen mit dem vermeintlichen Objekt einen Kleiderbügel formte. Die andere Position zeigte eine sehr schwache aber deutlich längliche Aufhellung in markanter Ausrichtung zu zwei Sternen. Beides konnte ich prima per wikisky nachvollziehen. Es hat sich herausgestellt, Dass die erste gefundene Position die Arp war. Allerdings nur eine der beiden Galaxien habe ich gesehen – und zwar <font color="green">UGC 3536 A</font id="green">. Im indirekten Sehen war eine Nebulösität zu vermuten, allerdings sah das ganze eher nach einem engen Sterngrüppchen aus, welches diese hervorrief. Dennoch – ich war richtig! Eines der „Sternchen“ (welche ich skizzierte) in dieser Nebulösität war die Galaxie. Schade nur, dass ich die zweite Gx (UGC 3528 A – hübsche Balkenspirale) nicht gesehen habe, welche zu der Arp96 mit dazugehört.
<i>Arp 96, links oben MCG... - screenshot wikisky</i>
Simbad spuckt für meine Gesehene eine Helligkeit von B 14m8 aus, für die nicht gesehene B 15m6. Bei den tendentiell feuchten Bedingungen für Komponente 2 offenbar zu krass, um gesehen zu werden. Der Himmel war aber ziemlich gut zu der Zeit und die Optik auch frei – schön schwarzer Himmel im Okular (12er oder 8er, weiß ich leider nicht mehr, eher 8 mm). Mit Blick auf Wikisky in Anbetracht der Nähe zu den helleren Sternchen, das hellste davon rot, ein Hinguckerobjekt für große/SEHR große Öffnungen!
Die zweite Position war auch richtig gesehen, nur keine Arp. Es handelt sich hier um eine namenlose von 15m3 ´“Helligkeit“. Die klangvolle <font color="green">MCG+14-04-014 oder auch PGC 20191</font id="green"> im Kepheus. Das war aber schon an der Grenze der Wahrnehmung. Viel mehr wäre nicht gegangen. Vielleicht eine Reserve von geschätzt 0m3. Womit sich auch die Unsichtbarkeit des anderen Arp-Mitglieds erklärt (sofern man die Helligkeiten so mathematisch vergleichen kann). Aber schön zu wissen, wie weit man mit 12“ kommen kann, selbst bei nicht perfekten Bedingungen.
In der Nähe tummelte sich noch eine andere Arp – wieder ein netter Mix nahe einem helleren Sternchen: <font color="green">Arp 25 (NGC 2276)</font id="green"> und <font color="green">Arp 114 (NGC 2300)</font id="green"> bilden ein hübsches Duo, wobei die deutlich schwächere Arp 25 ein großer runder Schmadder ist – von ob der Helligkeit irgendwie eigenartiger Strukturlosigkeit bzw. Gleichmäßigkeit in der Helligkeitsverteilung - und Arp 114, eine Ellipse ohne weitere Struktur. Hier ist der Kontrast der unterschiedlichen Objekte und die Nähe zu dem helleren Sternchen einfach ein attraktives Gesamtziel – ich liebe diese Kombos! Hier war alles einfach zu sehen, ohne Augenverbiegen.
<i>Arp 114 und 25 - screenshot wikisky</i>
Das andere kleine Gebrösel habe ich weder bewusst wahrgenommen, noch war es in dem Atlas verzeichnet. Aber wie man sieht: eine sehr schöne Kombi mal wieder für so Riesentrümmer auf Edelweissspitzen!
Ich schnappte mir wieder einen PN. Ich fand einen nahe des kleinen Wagens – <font color="green">der Lemon-Slice-Nebulae IC 3568</font id="green">. Servus Hajü! Da bin ich aus purem Zufall drüber gestolpert Ein recht helles Bürschchen, aber auch recht klein. Details waren praktisch nicht vorhanden. Ein gleichmäßig rundes Bällchen, welches nach innen hin heller wurde, es sah nach einer zweiteiligen Gliederung aus aber noch nicht so markant, dass ich von einer Schalenstruktur reden würde. Außen einfach schwächer und nach innen hin heller. Kein ZS sichtbar. Bei 340 fach zeigten sich keine weiteren Strukturen, bei einem an sich brauchbaren Seeing. Eine höhere Vergrößerung hatte ich nicht probiert, weil es schon beim Mond vorhin nicht so aussah, als würde das Sinn machen. Auch ließ sich das 4,7er Okular nicht so schnappend fokussieren, wie dies bei richtig gutem Seeing sonst der Fall ist.
Der Orion war längst am Kulminieren und nu schon am Abtauchen! Ohje – das deutete das Ende der Nacht an. Ich stellte fest, dass der Wolkenteppich im Tal mehr und mehr – genau – zu einem NebelMEER geworden ist. Das schrie nach neuen photographischen Versuchen aber ich versuchte wacker die wertvolle Deepsky-Zeit zu nutzen. Wir sind ja nicht zum Knipsen hier! Naja - oder doch?
Allerdings war ich gegen Ende der Beobachtungsphase etwas planlos. Ich steuerte ein paar Sachen an, die ich schlicht nicht fand und in einem Anfall von Idiotie versuchte ich mich in der angehenden Dämmerung mal eben schnell an einem <font color="green">Abell-Nebel</font id="green"> ohne Filter. Das Ergebnis brauche ich nicht zu kommentieren... Also mal kurz in mich gegangen, was man noch machen könnte. Einige Gx und Arps in den Zwillingen lachten mich an, aber ich wusste, da war ich schonmal. Also einfach mal was Exotisches: <font color="green">M 35 und den schwächeren, dichten NGC-Kompanion</font id="green">, dessen Nummer mir gerade entfallen ist. Im 8er Ethos schlicht ein schöner Anblick! Ich musste zwar etwas schwenken, um beide so halbwegs in ein Gesichtsfeld zu bekommen, aber der Kontrast war dennoch schön. Die dichtgedrängten Mitglieder des schwachen Haufens vor dunklem Himmel – einfach wunderbar. Es muss nicht immer Gefitzel sein – stimmts Anne?
<font color="orange">Aus die Maus</font id="orange">
Das war nach meiner Erinnerung auch das letzte Objekt – ich konnte dem Orionnebel widerstehen. Der hat noch Zeit. Dieser Meinung war auch der Hirsch und röhrte erneut kräftig, sodass es durch die Landschaft hallte. Nur dieses mal nicht aus Sudelfeld- sondern genau aus entgegengesetzter Richtung. Ich verlor mich im Panoramen-Schießen und wohnte einem Sonnenaufgang bei, der einfach unbeschreiblich schön war. Eine glutrot aufgehende Sonne – unangekündigt und wie angeknipst entflammte ein roter Punkt über dem scharf abgegrenzten Berggipfel in der Ferne. Rosarot wurde das Nebelmeer angehaucht und Filamente der sich an den fernen Berggipfeln brechenden Nebelschwaden wirkten wie Sonnenfackeln. Der Nebel im Tal verdichtete sich zu einer geschlossenen Wolkendecke. DIESEN Anblick hätte ich gern mal von Anfang an in einer mondlosen Nacht – wo alles Licht von unten abgeblockt wird. Bisher hatte ich dieses Glück nicht. Die Nacht hierauf begann genau so (webcam), allerdings eben mit störendem Mond.
<font color="orange">Sonnenbad</font id="orange">
Das Bad in der Morgensonne konnte ich unverhofft lange genießen, offenbar zog es trotz Wochenende nicht zu früh zu viele Leute auf den Berg. Das hatte ich schon anders erlebt. Ich konnte in Ruhe alles einpacken, nachdem ich es in der Morgensonne trocknen ließ. Lediglich eine Familie kam gegen 10 Uhr zu meinem Platz. Der Vater voran, mit der Bemerkung „Da habens aber eine große Brotzeit mit! Oder ´nen Gleitschirm?“ und deutete auf meinen gepackten Rucksack. Ohne die „G-Frage“ wäre auch irgendwas komisch.
Als noch mehr Leute kamen, brach ich auf. Am neuralgischen Punkt, der Aussichtsplattform des Wendelstein, schoben sich unfassbare Massen wieder unterschiedlichster Coleur entlang.
Was für ein Kontrast mal wieder. Mit einem seltsamen und entspannendem Gefühl der Routiniertheit und Souveränität wandt ich mich entlang dieser Massen und schmunzelte innerlich in mich hinein, wenn die keuchenden Gipfelstürmer ihre 100 Höhenmeter absolvierten.
Nun gings mit der Gondel wieder hinunter und ich stellte fest, dass ich die BOB gerade um 7 Minuten verpasst habe. Aber das war mir VÖLLIG egal. Denn: warum sollte man bei so einem schönen Sonnenschein freiwillig in den Nebel des Grauens fahren? Ich nahm an einer gemütlichen Sitzecke mit Kneipp-Anlage nahe der Bahnstation Platz und genoss nochmals die Sonne. Der Nebel lukte schon eine Bahnstation weiter um die Ecke und sollte abgesehen von einem kurzen Strahl am Schliersee bis München hinein nicht mehr aufreißen. Hier war es kalt und grau und blieb bis abends auch so... Die armen Gestalten des ausgehenden Oktoberfestes mussten im trüben Grau sich das Wetter sonnigtrinken. Aber ich: hatte einen tendentiellen Sonnenbrand von der Morgensonne – Haha!
clear end of october 4 all!
Norman