Mit sechs Zoll auf Korfu

  • Hallo Freunde der Deepsky-Beobachtung in südlichen Gefilden,


    Diese Sommerferien habe ich 11 Tage mit meiner Tochter auf Korfu verbracht. Hauptsächlich zum Tauchen und Sightseeing. Aber wenn man als Astro schon mal im Süden ist, will man natürlich auch die Gelegenheit nutzen und ein wenig spechteln.
    Da ergab es sich, dass ein Astrokollege aus der GvA einen flugreisetauglichen 6“-Gitterrohrdobson auf Basis eines 150/750er Spiegelsatzes gebaut hat, den ich für die Reise ausleihen konnte. Christian hatte ihn hier auch schon mal vorgestellt: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=165385
    ich hatte zu dieser Reise noch einen kleinen Bericht versprochen, den ich hiermit (etwas verspätet) liefern möchte. [:)]


    Nachdem Christian mir den Dobson zugeschickt hatte, habe ich ihn noch ein wenig modifiziert, so dass ich ihn (bis auf die Stangen) komplett in einen Alukoffer verpacken kann:



    Der Koffer hält die Handgepäckmaße aller mir bekannten Airlines ein. Er wiegt komplett knapp sieben Kilo, was für manche Airlines etwas schwer ist. Aber ich habe noch nie erlebt, dass Handgepäck gewogen wurde. Zusammen gebaut ergibt dieses Paket ein kleines aber feines Teleskop:



    Wir also mit dem 6“er in der Hand nach Korfu. Die ersten Tage hatten wir zunehmenden Mond, also brauchbare Bedingungen nach der astronomischen Dämmerung. Nachdem wir uns etwas eingelebt hatten, habe ich mich tagsüber mit unserem Mietwagen auf die Suche nach einem Spechtelplatz gemacht. Der Norden von Korfu ist recht gebirgig, so fand ich nach etwas herumfahren einen geschützten alten Steinbruch in rund 700m Höhe, den ich mit dem Auto auch im dunklen gut erreichen und wieder verlassen konnte.


    In der darauffolgenden Nacht bin ich abends dann also in die Berge gefahren. Den Dobson hatte ich schon in unserem Appartement montiert. Man braucht etwas Werkzeug, deshalb ist es besser den Aufbau bei Licht zu erledigen. Mit einem Auto ist das ja auch kein Problem.
    Mein Spechtelplatz bot gute Bedingungen. Der Mond war durch einen Bergrücken verdeckt und störte dadurch nicht. Korfu ist allerdings sehr dicht besiedelt und definitiv keine Dark Sky Reserve. Deshalb war der Himmel auch auf 700m immer noch etwas aufgehellt. Also keine Bedingungen wie auf Teneriffa, aber immer noch besser als bei mir in der norddeutschen Tiefebene. Vor allem die Milchstraße im Schützen und Skorpion stand schön hoch, also habe ich mich auf diese Bereiche konzentriert. Die Objekte unterhalb der Schildwolke kann ich von Itzehoe aus so gut wie nie beobachten.
    Dabei hatte ich ein paar leichte 1,25“-Okulare: 30mm und 15mm Eudiaskopische Plössl, ein 7,5mm ED-Okular und ein altes 4,6mm Meade UWA. Dazu noch ein Lumicon UHC-Filter. Mit diesen Okularen konnte ich die zahlreichen Nebel und Sternhaufen in dieser Gegend sehr gut abklappern.


    Highlights waren natürlich die Gasnebel. [8D]
    Der Lagunennebel M8 war problemlos freisichtig zu sehen und mit dem 6“er eine Pracht. Der Trifid zeigte auch ohne UHC die Dreiteilung. Der Omega machte seinem Beinamen „Schwanennebel“ alle Ehre, man sah den Schwan direkt über den Himmel schwimmen. Und der Adlernebel zeigte eindeutig Strukturen im Inneren. Da soll mal jemand sagen, Deepsky fängt erst bei 8“ an so richtig Spaß zu machen. Unter guten Bedingungen ist auch ein 6“er eine veritable Deepskykanone.
    Dann habe ich natürlich noch sämtliche Sternhaufen abgeklappert, die der Deepsky Reiseatlas hergibt. Irgendwann habe ich nur noch in der Gegend herum geschwenkt und bin ständig über irgendwelche Objekte gestolpert, die ich dann mithilfe des Atlas identifiziert habe.
    Dann habe ich natürlich auch noch einen Ausflug der Sommermilchstraße entlang Richtung Schwan gemacht. Der Nordamerika im Zenit war eine Pracht, der Cirrus ebenfalls. Die Nebelregion um Sardr und der Crescent grenzwertig zu sehen, aber dafür braucht es dann doch etwas mehr Öffnung. Die südlichen Nebel sind spannender wenn sie so gut zu sehen sind.
    Da ich keine Möglichkeit hatte den Dobson irgendwo rauf zu stellen, hatte ich ihn auf dem Boden stehen und habe mich auf einer Decke daneben gesetzt. Das ging überraschend gut, wenn ich mir zwischendurch immer mal die Beine vertreten habe.


    Ich hatte zwei Nächte Gelegenheit zu beobachten, dann wurde es ein paar Tage lang wolkig. Danach hatten wir Vollmond. Ich habe dann nicht mehr beobachtet und bin abends lieber mit meiner Tochter unterwegs gewesen.
    Alles in allem hat es sich wirklich gelohnt, den 6“er mitzunehmen, auch wenn es nur für zwei Nächte war. Die Optik ist sehr ordentlich und lässt auch hohe Vergrößerungen zu (in meinem Fall 160x bei rund 0,9mm AP), womit man an Kugelsternhaufen und Planetarischen Nebeln schon gut arbeiten kann. Der Fangspiegel ist beheizt, das Kabel läuft durch eine der Stangen zur Spiegelbox, wo ein Batteriehalter sitzt. Am Hut wird ein Stück Moosgummi als Streulichtschutz befestigt. Dadurch ist eine Socke unnötig.
    Der kleine Dobson ist auf jeden Fall ein hervorragendes Teleskop für Flugreisen. [:p]


    An dieser Stelle herzlich Dank an Christian (Fintel) für den Bau und dass er mir den Kleinen für das Firstlight unter südlichem Himmel ausgeliehen hat. Wenn ich das nächste mal in den Süden fliege, wird er mich wenn möglich wieder begleiten.
    Ich hoffe dieser kleine Beobachtungs- und Reisebericht hat Euch gefallen. So ein kompaktes Flugreiseteleskop ist eine feine Sache und wärmstens zu empfehlen. Es müssen nicht immer acht oder mehr Zoll sein. Aber auch mehr Öffnung als mit einem kleinen Refraktor oder Fernglas ist als Reiseteleskop möglich.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    schön! Mal wieder ein Reisebericht.
    Das klingt so, als ob Du in Korfu mit dem 6" fast mehr siehst als ich hier im Odenwald mit dem 8".
    Beim Trifid brauche ich schon den O3 umd muß mich dann ganz schön konzentrieren um nicht nur eine
    Zweitelung zu sehen. Aber diesen Sommer war der Himmel auch nie optimal.


    War also gar nicht übel der Himmel bei Dir. Hast Du Grenzgrößen geschätzt?


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Walter,


    Ja, das war schon schön. Nicht nur Astro, der ganze Urlaub. Korfu ist toll. Grenzgröße habe ich nicht geschätzt, aber sie war nicht superüberragend. Ein ordentlicher Nachthimmel, aber sichtbar aufgehellt. Ich denke die südlichere Lage Korfus hat da eine große Rolle gespielt, insbesondere bei den Nebeln im Schützen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    schöner Bericht, danke, weckt schon wieder Reisesehnsüchte.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Der Norden von Korfu ist recht gebirgig, ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ...vielleicht mit der Vespa ?


    Morgen gehts aber erst mal mit großer Ausrüstung in der Bayer.wald zum Almberg.


    Schöne Grüße, kalimera

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