Hallo liebe Beobachter,
gestern war es als letzter Julitag recht angenehm und es herrschte tagsüber ein komplett blauer Himmel und nutzte damit die Gelegenheit, die Nacht vom 31. Juli zum 01. August spontan zu beobachten. Der zunehmende Mond ging bereits in der Dämmerung unter, dass es zeitlich passte. Der Tag war ohnehin lang, aber auch wichtig für mein Studium. [:)] Ein bisschen zur Ruhe will man ja auch kommen...
Zeit: 22:30 Uhr bis 01:45 Uhr
Teleskop: 270mm/1440 Selbstbaudobson
Vergrößerungen: 48x (2“ 30mm Okular), 58x (1,25“ 24.5mm Okular), 90x (1,25“ 16mm Okular)
verwendet Filter: 2“ Castell UHC, 2“ Astronomik O-III, 2“ H-Beta
Objektliste: NGC 7000, IC 1318, Sh 2-86, Sh 2-112, NGC 7331 (Gx), NGC 404, M31, NGC 281, M 15 (KuSH)
Einige Verlinkungen führen zu Aufnahmen von "The STScI Digitized Sky Survey", also nicht wundern. [:)]
Die Beschreibung zum Ablauf der Standardprozedur bis zur Erstsichtung eines Sternenlichtes lasse ich mal… Oder kurz zusammengefasst: ankommen, aufbauen, justieren und los gehts. Daran ändert sich ja nix.
Als Einstieg beginne ich mit dem Nordamerikanebel NGC 7000, dabei ist dieser diffuse Gasnebel auch im Sharpless-Katalog als Sh 2-117 aufgelistet. Ausgestattet mit 30mm Okular und O-III Filter hielt ich Ausschau nach Golf von Mexiko. Besonders hier ist der Kontrast des Nebels zur Umgebung in der Nähe vom kleinen Asterismus als orionähnlichen Sternhaufen zu erkennen. Auffällig ist dieses Mal für mich, dass die Ecken am Ende etwas kantiger erschienen als sonst. Als Filtervergleich zeigte sich NGC 7000 im Castell UHC-Filter schwächer und damit auch etwas schwieriger zu halten. Die große Überraschung ist hier für mich der H-Beta-Filter! Im Gegensatz zum O-III Filter ist der Gasnebel hier dezenter zu sehen, aber immer noch deutlich erkennbar. Ein Augenverbiegen ist hier nicht notwendig.
Weiter geht es zur Gamma-Cygnid-Nebel-Region, die um den hellen Stern von Schwan Sadr verteilt sind. Der bekannteste Nebel davon ist IC 1318 , kurz auch Schmetterlingsnebel genannt. Auch hier zählt wieder möglichst viel Gesichtsfeld zu nutzen, um den Nebel überblicken zu können. Wieder greife ich zum 30mm Okular. Im UHC Filter war dieser Nebel aufgrund der Größe gerade noch zu erkennen. Der beste Anblick war in Kombination mit 5,6mm AP (30mm Okular) und H-Beta-Filter! Siehe Zeichnung:
Ich stellte fest, dass der nächste Nebelkomplex zum Sadr visuell im Okular etwas größer und heller erschien. (rechter Nebel). Dagegen erschien der linke Nebel etwas schmaler und diffuser. Nachträglich zeigt sich, dass die Lage des IC 1318 mit den Sternen in der Umgebung stimmt. Also hab ich nicht scheinbar „Geisternebel“ beobachtet, die durch eine Sternenkette als Nebelbögen entstehen könnten. Wie ich es später am nächsten Tag feststellen musste, hatte ich dabei knapp den offenen Sternhaufen NGC 6910 "Rocking Horse Cluster" verpasst. Dabei hätte ich mal auf die andere Seite von Sadr im Gesichtsfeld schwenken können. Naja, beim nächsten Mal halt.
Folgen wir nun die Achse vom Sadr hin zum Albireo, erreicht man am Ende das Sternbild „Fuchs“. Für die genaue Lage des nächsten Objektes fiel mir mit den bloßen Augen den hübschen Sternhaufen Kleiderbügel „Cr 399“ auf. Wer jetzt auf den Gedanken kommt, M 27 alias Hantelnebel sei das nächste Ziel, dem ist nicht so... Das eigentliche Ziel ist Sh 2-86 (oder auch NGC 6820). Laut einer ausgedruckten Aufsuchkarte, den man übrigens hier von Reiner Vogel finden kann, erreichte ich dann die Zielregion. Leider fand ich in allen drei eingesetzten Filtern nix an der Stelle. Das in diesem Nebel ein offener Sternhaufen NGC 6823 eingebettet ist, erfuhr ich erst am nächsten Tag. Da der Nebel auch als NGC 6820 klassifiziert ist, muss er doch irgendwie zu knacken sein. Nicht zu übersehen ist hier seine geringe Flächenhelligkeit. Ich bleib auf jeden Fall dran und probiere es später noch einmal.
Einen weiteren Versuch zum anderen Sharpless-Objekt probiere ich trotzdem. Sh 2-112 in Cygnus liegt in einer prominenten Region vom Schwan. Eben auf der anderen Seite vom Deneb gegenüber NGC 7000. Mittels Starhopping erreichte ich das gewünschte Zielgebiet weiter östlich vom Deneb. Bei 48 facher Vergrößerung war dieser Nebel im UHC-Filter von Castell nur sehr schwach zu sehen. Etwas besser sah es mit 58x aus. Es war nur ein kleiner länglicher Nebelklecks im Nirvana erahnen. Ob ich hier auch den H-Beta-Filter eingesetzt hatte, kann ich in meiner Aufzeichnung nicht mehr nachvollziehen. Ist aber mal was anderes als nur helle und bekannte Deepsky Objekte zu bebobachten.
Beim Betrachten des Pegasuses fiel mir die Galaxie NGC 7331 ein. Ich wusste nur grob, wo sie sein könnte. Ein Hobbyastronom würde nüchtern sagen: "Das ist irgendwo zwischen zwei Sterne". Gemeint sind die beiden Sterne Eta Peg und 1Lac. Nach einer kurzen Suche entdeckte ich endlich die schöne schmale Galaxie. In 90x Vergrößerung war die Form sehr schön zu entlocken. Die beiden Enden der Galaxien liefen recht spitz zu, während der Kern recht kompakt, aber auch hell erschien. Diese Galaxie verträgt eigentlich auch eine höhere Vergrößerung. Nur leider warte ich schon Anfang Juni auf das bestellte 11 mm ES Okular. So langsam wird das zu einer Geduldsprobe… Zurück zum Thema. In der Nähe dieser Galaxie befindet sich auch das bekannte Stephans Quintett. Aufgrund meiner immer mehr beginnenden Müdigkeit hatte ich mir hier die Suche erspart. Selbst den Gedanken zur Suche nach dem PN Jones 1. Hier fehlte einfach die Konzentration für die Suche.
Weitere Galaxiensichtungen fasse ich mal kurz zusammen:
NGC 404: Nach Anpeilung des Sterns Mirach in Andromeda war bereits in 90x sofort ein kompakter Körper zu erkennen.
M 31: Zusammen mit M32 und M110 in Übersichtsokular wunderbar zu sehen. Kern der M31 selbst ist auffällig groß und rund. Zwischen Kern der M 31 und M 32 war der Randbereich merklich heller als auf anderer Seit zur Glx M110. Staubband indirekt angedeutet gesehen? Von der M110 war die Ellipsenform deutlich zu erkennen. Toller Anblick. Da fragt man sich, warum für viele die M31 immer ein enttäuschender Blick ist. Zuletzt hatte ich die Andromedagalaxie gemeinsam mit Panstarrs im April 2013 im 8x42 FG gesehen.
Als Abschiedsgruß beobachtete ich noch den Pacman Nebel NGC 281 im O-III Filter und den tollen Kugelsternhaufen M15, welcher meiner Meinung nach bei großer Teleskopöffnung und hoher Vergrößerung ein echter Hingucker ist. Vielleicht hab ich noch das eine oder andere Objekt vergessen, hier mit im Bericht zu erwähnen. Jetzt hieß es nur noch: abbauen und sicher nach Hause fahren.
Viele Grüße
Christian [8D]