Nachträgliche Vergütung eines FH Objektivs

  • Hallo Michi,
    nun, das ist gut zu wissen, dass man dem Herrn Drbohlav auch auf Deutsch schreiben kann. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich immer eine Antwort bekommen hab. Bei englischen E-Mails musste ich allerdings immer etwas Zeit einrechnen und möglicherweise wärs auf Deutsch einfacher gewesen [;)]
    Beim Dolmetschen ins Englische hab ich ein tschechisches Wort "gelernt": "Schroub" wurde dann für mich in "screw" übersetzt [;)]
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Andreas,
    das der AS etwas gelblich ist, hatte ich schon mal gehört. Aber wie du sagst, so ohne direkten Vergleich fällt es nicht auf. Das Zusammenspiel von 2mm weniger Öffnung, keine Multivergütung und gelbliches Glas, ist sehr plausibel für das dunklere Bild.
    Viele grüße
    Armin

  • Hallo Optikfreunde,
    wieviel Prozent des Lichts werden denn beim Fraunhofer reflektiert, wenn er keine vergüteten Linsen benutzt? Gibt es irgenwo was zum Nachschlagen, wieviel Prozent bei einer Flintglaslinse und wieviel Prozent bei einer Kronglaslinse reflektiert werden?
    Irgendwo hab ich die Formel R = ((n-1)/(n+1))^2 gefunden.
    Wenn ich für Kronglas einen brechungsindex von 1,5 nehme, dann hab ich für den Übergang Luft zu Kronglas R = 0,04. Für den nächsten Glas zu Luftübergang wären es demnach nochmal 0,04 => 8% für eine Kronglaslinse. Kann das stimmen. Wenn die Flintglaslinse nach dem Formel 10% Reflexion hätte, dann wäre man schon bei 18%?


    Zum Reflexionsgrad der Linsen wär dann vermutlich auch noch interessant wieviel das Glas absorbiert. Bei dem 102/1500 scheinen die Linsen nicht gelblich zu sein. Ich denke, dass er einfach eine "normale" Flintglas- und Kronglaslinse besitzt. Trotzdem wird da auch ein Teil des Lichts absorbiert. Gibt es da so ein groben Wert wieviel da absorbiert wird bzw. wieviel Prozent des Lichts durch das 4" Linsenpaar durchgeht?
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    im Handbuch für Sternfreunde Band I ist eine Tabelle auf Seite 63.



    Reflexionsverlust pro unvergüteter Luft/Glas-Fläche:

    Code
    %             Transmission/cm bei 500nm
    Kron        K3    4.3           .997
    Flint       F2    5.7           .995
    Schwerflint SF6   8.3           .997
    Kurzflint   KzF2  4.4           .996


    oder, wenn du den Brechnungsindex n kennst:


    R(n)[%] = 100*((n-1)/(n+1))^2






    Du hast einen schönen Achromaten gekauft! Ich bin mal gespannt auf deine Beobachtungsberichte.




    Beste Grüße
    Christian

  • Hallo Christian,
    danke, dann stimmt das leider was ich so grob ausgerechnet hab. Naja, mehr wars bei den klassischen 4" Fraunhofer System im 19 Jahrhundert auch nicht. Von dem her bin ich schon gespannt, was man mit so einem klassischen System sehen kann [;)]
    Ja, ausschauen tut er schon ganz ansehnlich [;)] und das mit der Vergütung schau ich mir noch an. Ich werde die beiden 4" Zöller auf jeden Fall vergleichen, auch was die Helligkeit betrifft.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,


    die Firma von Herrn Drbohlav baut ja auch andere Teleskopsysteme(Achromate, Maksutovs, etc) und sogar Teleobjektive für die Fotografie. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen das die alle unvergütet sein sollten. Sowas würde doch keiner kaufen- oder?


    Grüße

  • Hallo Lukas,
    Du hast da vollkommen Recht, bei vielen Optiken muss der Herr Drbohlav auf Hilfe von außen zurückgreifen. Das wird auch bei der Alubeschichtung von Spiegel sein und auch bei der Entspiegelung von Linsen. Ich hab ein paar E-Mails geschrieben. Die einen gingen an Firmen wie Befort, Zeiss, Edmund Optics um zu fragen ob eine Nachvergütung von Fremdoptik möglich ist. Zeiss und Edmund Optics haben das verneint und jeweils zwei andere Optikfirmen genannt.
    Die andere E-Mail ging an die Familie Drbohlav ob das Objektiv entspiegelt/vergütet ist oder nicht.
    Ich bin ähnlich wie Du davon ausgegangen, dass das im 21 Jahrhundert Standard ist auch wenn ich nur einen FH und keinen APO gekauft hab. Ich hab es halt nicht explizit geschrieben, dass ich entspiegelte/vergütete Linsen will. Es kann ja sein, dass das bei FHs ein Extrafeature ist...


    Nun, warte ich auf Antworten. [:)]
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,
    ich glaube im (DDR)Buch "Himmelsbeobachtung mit dem Fernglas" stand, daß bei ner 4prozentigen Reflektivität pro Oberfläche, bei einem unvergüteten Fernglas nur noch etwa die Hälfte Licht durchkommt.
    Ich rechne es mal nach. Also Zweierobjektivlinse= 4 Flächen, dann zwei Prismen mit ebenfalls 4 Flächen und nehmen wir das Okular mit nur 3 Linsen, also 6 Flächen, sind 14. Pro Fläche kommt also nur 0,96 (96 Prozent) durch. 0,96 hoch 14 (0,96x0,96x0,96....)sind tatsächlich nur noch 56,46 Prozent, nur gut die Hälfte.
    Laut Buch entwickelte Zeiss 1940 die erste Vergütung, die den Durchlaß auf 99 Prozent pro Fläche verbesserte. Bei der gleichen Rechnung 0,99 hoch 14, sind es schon runde 87 Prozent. Erstaunlich viel mehr.
    Bei den vier Flächen nur vom Objektiv, sind es rund 0,85 also 85 Prozent Lichtdurchlass. Da Vierzöller aber ohnehin keine Deep Sky-Killer sind, wäre das zu verschmerzen, es sei denn das Streulicht stört zu stark.
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Armin,
    danke, stimmt 15% bis 18% werden bei 4 Flächen reflektiert. Wenn man die Werte von der Vorseite nimmt, dann hat man 0.957*0.957*0.943*0.943=0,8144. Naja, so genau kennen wir die Werte nicht, da es verschiedene Flint- und Krongläser gibt.
    Ich werde da nachforschen was da der Herr Drbohlav dazu sagt und was die Firmen wie Befort sagen.
    Bis jetzt steht die Antwort von Befort und Herrn Drbohlav noch aus.
    Wichtiger wie die Vergütung ist aber ob das Objektiv so gut ist. Planeten, helle Kugelsterhaufen und Mond wird man damit schon schön anschauen können wenn die Optik sonst passt.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,
    ich hab die Antwort vom Herrn Drbohlav. Er hat die Linsen nicht vergüten lassen, da es teuer ist. Den Preis hat er leider nicht genannt.


    Viele Grüße,
    Roland

  • ...Argelander hat seine Bonner Durchmusterung auch mit einem unvergüteten 3"er gemacht.[;)]
    Wie gesagt, dass möglichste tun, um Streulicht zu minimieren ( Taukappe L = min. 4xD ) und gute Innenblenden ....und : einfach Freude haben.[;)]


    Mfg Michi

  • Hallo Michi,
    ja, ich bin noch etwas zwiespältig. Einerseits ärgert es mich, dass der Herr Drbohlav mir das nicht vorher gesagt hat oder gefragt hat, ob ich für einen Aufpreis eine Entspiegelung haben will. Andererseits waren die alten Fraunhofer auch nicht anders. Insofern ist es interessant mit so einem historischen Gerät schauen zu dürfen.
    Innenblenden sind drin. Das Rohr schaut auch ziemlich schwarz aus wenn man da hineinschaut. Die Taukappe ist zwischen 25 und 30 cm lang. Die lässt sich aber auch leicht verlängern. Soweit sollte das schon passen. [:)]



    Servus miteinand,
    ich hab heut bei Befort angerufen. Ganz billig würde der Spaß mit der Vergütung nicht werden. Für eine einfache Standardvergütung der beiden 112 mm großen Linsen würde man rund 250 Euro bis 300 Euro zahlen. Für ein Bestvergütung, die genau auf die Brechungsindices optimiert ist, würde man ca. 500 Euro zahlen.
    Es kann noch etwas günstiger werden, wenn die Glassorten genau bekannt wären, aber das ist grober Wert.
    Die einfachere Vergütung für 250 Euro würde die Transmission von etwa 0,81 auf etwa 0,95 heben.


    Naja, jetzt schauen wir ersteinmal ganz klassisch wie der Anblick ohne Entspiegelung ausschaut. Dieses Upgrade mit der Befortvergütung kann man ja später mal machen. [;)]


    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    das hatte ich fast befürchtet, dass das sehr teuer wird.


    Schon die einfache Vergütung würde einen gewissen Fortschritt bedeuten aber obs das Wert ist? Vorher würde ich den Refi sowieso vermessen lassen und schauen ob er wenigstens gut ist.


    Grüße

  • Hallo Roland,
    ich verfolge die Geschichte deiner Linsen schon geraume Zeit. Ich hätte eine Möglichkeit die zwei Linsen beidseits zu vergüten!
    Dazu benötige ich aber folgende Infos von dir:
    -exakter Durchmesser der Linsen
    -Sind die Linsen zum vergüten vorbereitet, d.h. wie frisch sind die Oberflächen?
    -Wieviele Kratzer...?
    -Jetzt wird´s spannend - welchen Brechungsindex haben die Gläser (oder Glassorten)
    -Bei welcher Wellenlänge soll der maximale Durchlass (>99%) sein? Meine Empfehlung: 550nm-580nm


    Günstig wäre es, wenn du mir das Objektiv zur Begutachtung schicken könnetest!

  • Hallo Werner,
    das hört sich ja sehr interessant an. [:)] Bist Du ein Optiker und wo kannst Du das Objektiv vergüten?
    Die Linsen haben laut Herrn Drbohlav 112 mm Durchmesser wobei die freie Öffnung dann nur 102 mm sind.
    Die Linsen sind noch neu und sollten also nicht verkratzt sein. Staub ist sicher etwas droben. Vermutlich muss man sie nochmal mimimal reinigen.
    Zu den Glassorten und Brechungsindex der Gläser muss ich den Herrn Drbohlav fragen.


    #####
    Bei welcher Wellenlänge soll der maximale Durchlass (>99%) sein? Meine Empfehlung: 550nm-580nm
    #####
    Puh, das sind Fragen. Ich denke, dass 550nm - 580 nm schon passen sollten.


    ####
    Günstig wäre es, wenn du mir das Objektiv zur Begutachtung schicken könnetest!
    ####
    Ja, zunächst sollte es mal getestet werden, damit man sieht wie gut es ist und ob es sich lohnt. Ich hätt zunächst an den Wolfgang Grzybowski gedacht aber ich weiß natürlich nicht, was Du für Optikhintergrund hast (Justage ...)?


    Wieviel würd denn die Vergütung bei Dir kosten?


    Die ersten Beobachtungen werd ich auf jeden Fall ohne Veränderung machen.


    Servus,
    Roland

  • Hi Roland,


    ich bin gelernter Feinoptiker und habe zum Schluß in der Firma Rodenstock in der Vergütung gearbeitet. Die Abteilung der Feinoptik wurde vor etwa 14 Jahren verkauft und ist heute ein Teil von Qioptiq Photonics GmbH & Co. KG in Regen.
    Die Vergütung würde in etwa 130 Euro pro Linse kosten. Wobei der Preis natürlich unter Vorbehalt ist, da erst eine Sichtprüfung statfinden muss. [:D]

  • Servus Hanswerner,
    danke für Dein Antwort. Vielleicht können wir ja auch am Telefon und Email das weiterbesprechen? Ich schick Dir mal eine E-Mail.
    Servus,
    Roland

  • Servus beinand,
    ich möchte Euch noch schreiben was ich jetzt geplant hab. Zunächst möcht ich erstmal so das Fernrohr in seiner klassischen Ausführung zum Beobachten benutzen und hoffentlich genießen. Interessehalber werde ich mal an einem Abend auch mal mit beiden 4" Achromaten (f/11 und f/15) schauen. Da der 102/1100 eine gute Vergütung besitzt, kann man auch schauen wieviel dunkler das Bild ist und welche Details wo wie schön ausschauen.
    Wenn die Abbildung am Stern und Planeten gut ist aber merklich dunkler, dann kann ich den 102/1500 mit einer Vergütung etwas aufrüsten. Dazu werde ich den Herrn Wolfgang Grzybowski fragen ob er den Linsen Aus- und Einbau mit Justage und eventuell Test übernimmt.
    Davor werd ich aber erstmal mit dem Gerät beobachten. Man weiß ja nie ob bei der Vergütung bzw. dem Drumherum die Linsen kaputtgehen und da möcht ich wenigstens vorher noch etwas vom 4" FH gehabt haben [;)]
    Viele Grüße,
    Roland

  • Grüß Euch Michi und Hanswerner,
    justigerweise hat mir der Herr Drbohlav das auch vor kurzem gesagt.
    Wenn man auf die D&G Seite schaut, dann sieht man ""...All are color corrected for the C-F visual range between 5000 and 6500 angstroms and are fully coated.... Coating of 8" and larger lenses available at additional cost."
    Die kleinen Objektive mit 5" und 6" sind standardmäßig mit MgF2 vergütet. Die Vergütung für 8" kostet $275.00. Das ist günstiger wie bei uns.
    Ich denke, dass es bei kleinen Objektiven wichtiger ist, dass man von dem wenigen Licht möglichst wenig verliert. Trotzdem denke ich, dass man auch so, wenn das Objektiv sonst gut ist, einige schöne Beobachtungen machen kann.
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo alle zusammen,


    ich finde gerade bei kleinen Refraktoren ist die Vergütung am Wichtigsten. Die Reflektorbenutzer nehmen einfach mehr Öffnung und gut ist. Wir haben ja nur 3" bis 6" Öffnung (üblicherweise) und wenn dann wegen mangelnder Vergütung davon auch nurnoch die Hälfte vom Licht durchkommt.... [:D].


    Andererseits beobachtet man damit sowieso oft Sonne, Mond, Planeten wo eh genug Licht da ist. Interessant wäre es halt zu sehen was man z.B bei Kugelsternhaufen oder offenen Haufen so verliert.


    Grüße

  • Hallo Leute,


    man kann ja mal ausrechnen, wie viele Glas/Luft-Flächen nötig wären, sodass nur 50% des Lichts durchkommt. Transmissionsverluste seien vernachlässigt! [:)]


    Wenn man mit 5% Lichtverlust je Glas/Luft-Fläche rechnet, bekommt man


    (0.95)^n = 0.5 <=>
    n*ln(0.95) = ln(0.5) <=>
    n = ln(0.5)/ln(0.95) ~ 13.5,
    also fast 14 Glas/Luft-Flächen.


    Das macht dann so 7 Linsen ...


    ein erstaunliches Ergebnis, nicht wahr? [;)]




    Beste Grüße,
    Christian

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Servus beinand,
    ich möchte Euch noch schreiben was ich jetzt geplant hab. Zunächst möcht ich erstmal so das Fernrohr in seiner klassischen Ausführung zum Beobachten benutzen und hoffentlich genießen. &lt;cut&gt;...


    ...Viele Grüße, Roland
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Roland,


    das geht mit Deiner ADM, so ein langes Rohr? Mach mal bitte ein Foto vom Aufbau [:p]. Bin mal auf Deinen Vergleich gespannt. Gleiche Vergrößerungen benutzen gelle, mit möglichst ähnlichen Okularen (nicht Ortho vs. Hyperion).


    Du musst mal mit Deiner ganzen Batterie zum TT, ich würde gerne meinen TAL dagegen antreten lassen ;-)! Es wäre mal Zeit für ein TT in unserer Mitte, Rhön oder so...


    Gruß,
    Walter

  • Hallo Christian,


    stimmt! [:D]


    Meine Satz war aber eher nur so ein Spruch und nicht so mathematisch ernst gemeint. Trotzdem denke ich, wenn man die Transmissionsverluste, die 5, 6, 7 - Linsen im Okular und die Reflektivität des Zenitspiegels(den man ja bei so langen Teleskopen braucht) berücksichtigt, dann ist man von den 50% nicht mehr so weit entfernt.


    Aber 7 Linsen ist garnicht so viel, das macht einen die Wichtigkeit der Vergütung nochmal richtig deutlich. Vorallem wenn man an ein modernes Teleobjetkiv denkt...


    Grüße

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