Nachträgliche Vergütung eines FH Objektivs

  • Hallo Refraktorfreunde,
    ich hab ein 102/1500 FH Objektiv erworben, dass offenbar nicht vergütet ist. Jetzt frag ich mich ob ich die Linsen nachträglich vergüten lassen kann und ob das sinnvoll ist? Wenn es sinnvoll ist, wer könnte die Linsen vergüten/entspiegeln?


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,
    die Antwort von Radio Yerevan kennst Du ja.
    Ich würde sagen, wenn Du einen Totalverlust verkraften kannst, solltest Du das versuchen. Ich kenne allerdings ein Objektiv, was nach der Beschichtung einen sichtbaren Astigmatismus oder Dreiwelligkeit (wieß nicht mehr genau) zeigt. Woher die Verbiegung genau kommt, kann ich aber nicht sagen. Sicher waren Spannungen im Glas. Das war auch schon ca. 60 Jahre alt. Ob man damals Glas so gut herstellen und prüfen konnte, wie heute, glaube ich nicht. Wenn Dein Glas also jünger ist und Du mal eine Probe auf Spannungen machst, ist es um so wahrscheinlicher, daß der Versuch gut ausgeht.


    Zu den Firmen, die sowas machen, kann ich weniger was sagen. Spontan fallen mir die ein, die auch verspiegeln. Frag doch mal bei Befort an. Auch eine schöne T*-Beschichtung wäre was Feines.


    Wenn Du ein gutes Ergebnis bekommst, sag doch bitte Bescheid.


    Viel Erfolg
    Axel

  • Hallo Axel, hallo Lukas,
    das Objektiv ist neu, ob da ein Test auf Verspannung gemacht wurde wage ich aber zu bezweifeln. Es wurde vermutlich so hergestellt wie man es auch vor 40 Jahren hergestellt hat. Ich werde erstmal ohne Beschichtung schauen. Parallel dazu werde ich mal bei Befort fragen, ob sie sowas machen. Es sollte auch eine Firma sein, die die Linsen wieder korrekt ins Objektiv einbauen kann.
    Apropos, was ist eine T*-Beschichtung?
    Wenn das zu riskant ist, dann bleibt das Objektiv halt unvergütet.
    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,


    wenn das Objektiv neu ist, dann kannst Du auch davon ausgehen, daß die Gläser sehr spannungsarm sind. Trotzdem kannst Du das Objektiv ja mal vor Deinen (weißen) Bildschirm halten (hoffentlich ist das keine Röhre). Dann solltest Du keinerlei Schatten sehen.
    Wie Du vielleicht weißt, sendet ein LCD-Bildschirm polarisiertes Licht aus. Spannungen im Glas wirken auch polarisierend. Inbestimmeten Stellungen wird das Licht vom Bildschirm dann abgeschwächt oder sogar ausgelöscht. Für den Versuch solltest Du das Objektiv vor dem Bildschirm drehen.


    Die T*-Beschichtung macht eine bekannte deutsche Optikfirma. Siehe z.B. hier:
    http://www.zeiss.de/camera-len…lenses/distagont2821.html
    Leider ist nicht zu erwarten, daß die unbekannte Optiken in den Beschichtungsanlagen mitlaufen lassen. Auch nicht gegen Geld. Leider. Im schimmsten Fall geht nämlich die ganze Charge über den Jordan.


    Wenn Du Dein Objektiv testest, schau auch mal in die Gegend von hellen Objekten. Siehst Du Reflexe? Vielleicht Fraben?
    Die Vergütung läßt namlich nicht nur mehr Licht durch, sie unterdückt auch solche Reflexe.


    Gruß
    Axel

  • Hallo Axel,
    den Test kann ich mal versuchen. Falls das Objektiv gleichmäßig hell ist und es noch spannungsfrei ist, dann wäre es möglich eine Entspiegelung aufzubringen?
    Ich werde auch noch den Verkäufer bzw. Hersteller fragen, warum er keine Vergütung aufbringen hat lassen. Eigentlich würde man erwarten, dass das heute Standard ist, aber wenn schon klassisch, dann richtig klassisch wie es in der Mitte des 19ten Jahrhunderts üblich war. [;)]
    Naja, vielleicht ist es ja tatsächlich net so schlimm ohne Vergütung.
    Bevor das Objektiv dann Wellen kriegt ... [;)].
    Servus,
    Roland

  • (==&gt;)Axel:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Trotzdem kannst Du das Objektiv ja mal vor Deinen (weißen) Bildschirm halten (hoffentlich ist das keine Röhre). Dann solltest Du keinerlei Schatten sehen.
    Wie Du vielleicht weißt, sendet ein LCD-Bildschirm polarisiertes Licht aus. Spannungen im Glas wirken auch polarisierend. Inbestimmeten Stellungen wird das Licht vom Bildschirm dann abgeschwächt oder sogar ausgelöscht. Für den Versuch solltest Du das Objektiv vor dem Bildschirm drehen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hast Du das schon mal ausprobiert oder nur irgendwo abgeschrieben?
    Wenn Du hier schon Ratschläge verteilst, solltest Du auch ausprobiert oder zumindest verstanden haben, was Du da schreibst.
    So funktioniert das nämlich NICHT.


    (==&gt;)Roland:
    Verspannungen im Glas kann man daran erkennen, dass sie die Polarisationsrichtung des durchtretenden Lichts verändern, d.h. etwas drehen.
    Um das sichtbar zu machen. braucht man polarisiertes Licht. Das kriegt man wie von Axel beschrieben beispielsweise von einem LCD-Monitor, auf dem man eine weiße Fläche darstellt.


    Du wirst aber erst mal nix sehen, wenn Du ein verspanntes stück Glas davor hälst. Du brauchst zusätzlich einen zweiten Polfilter als Analysator, durch den Du schaust. Wenn Du den so drehst, dass das direkte Licht vom Monitor möflichst stark blockiert wird, siehst Du die Verspannung durch helle Zonen im dazwischen gehaltenen Prüfling.


    Eine schöne Darstellung findet sich auf Heiner Otterstedts Astro-Homepage.
    Als Gegenprobe kannst Du irgendein Stück klaren harten Kunststoff hernehmen. Sehr gut eignen sich CD-Hüllen. Da sind IMMER Verspannungen zu sehen. Der Polfilter sollte übrigens vom LINEAREN Typ sein.


    Viel Spaß beim Testen!


    Gruß,
    Martin

  • Roland,


    lass' das Schätzchen, so wie es ist ! Gucke, ob Du einen entsprechend gut gebaffelten Tubus dafür hernimmst und benutze eine extra lange Taukappe - und freu dich d'ran, so wie es ist. Du kannst es nur schlimmer machen..


    Unsere Vorväter haben mit solchen Objektiven Jahrzehnte beobachtet und auch ihre Freude daran gehabt.


    Mfg Michi

  • Hallo Martin,
    danke für die Richtigstellung. Erstmal werd ich ohne Veränderung beobachten aber vielleicht später...
    Servus,
    Roland

  • Hallo Michi,
    ja, ich werd erstmal alles so lassen wie es ist. Es gibt auch noch einen etwas überdimensionierten Tubus mit 158 mm Durchmesser, innen geschwärzt aber ohne Blenden. Ich werd erstmal so schauen und Blenden kann ich vermutlich selber einbauen (Nachtrag: Es sind doch Blenden drin).
    Hast Du mit Blendeneinbau Erfahrung bzw. kannst mir Tipps dazu geben?
    Servus,
    Roland

  • Halllo Roland,


    bei dem Alter von 40 Jahren kann es auch sein, dass nur drei Linsenflächen vergütet worden sind. Die Firma Lichtenknecker hat bis kurz vor 1970 auch die nach außen, Wind und Wetter ausgesetzte Linsenfläche unvergütet gelassen und nur die innen liegenden drei Linsenflächen vergütet, weil Vergütungen damals noch nicht so haltbar waren. Daher glaubten einige, Lichtenknecker habe sich lange völlig gegen Vergütungen gesträubt, weil man von außen zuerst auf eine unvergütete Linsenfläche schaut. Überprüfe doch zur Sicherheit mal, ob die innen liegende Linsenfläche vergütet ist.


    Grüße,


    Hubertus

  • Hallo Roland,


    meines Wissens macht die Firma Ernst Befort Wetzlar so etwas. Das wird aber als Sonder- Einzelfertigung schätzungsweise mehr kosten als ein neues, vergütetes Objektiv.


    Gruß Kurt

  • Hallo Kurt,
    danke für Deinen Tipp mit Belfort. Das Problem ist, dass ich nicht einfach ein neues vergütetes 102/1500 FH Objektiv kaufen kann, oder?
    Ich werde dort bei Wetzlar mal interessehalber anfragen was es kosten würde und derweil mal so beobachten.


    Hallo Hubertus,
    danke, das Objektiv ist von Herrn Drbohlav neu gefertigt worden. Leider war die Kommunikation schwierig, da der Herr Drbohlav kein Englisch spricht. Ich kann auch nachfragen ob die Linsen vergütet sind, ich glaub aber nicht. Die Maße der Linsen sind 102mm freie Öffnung, 112 mm Durchmesser der Linsen.
    Servus,
    Roland

  • Freilich Hubertus,
    ich hab ja festgestellt, dass es nicht vergütet ist.(Nachtrag: Ich bin mir nicht mehr sicher... hmm).
    Ich werd aber trotzdem nachfragen auch um zu wissen was die Hintergründe des Optikers sind.
    Hier mal drei Bilder:

    und der Tubus noch ohne Taukappe:

    Puh, ganz schöner Brummer mit den 158 mm Tubusdurchmesser. Das wird das längste Gerät sein, was auf die ADM passt. Mit 8 kg ist man bei dem Hebel schon am Maximum angelangt was die kleine ADM packt.



    Servus,
    Roland

  • Hallo!


    Von mir nichts richtungsweisendes zu diesem Thema, aber ein Erlebnis: ich habe ein dreilinsiges Zeiss-Objektiv, das in den 1920er Jahren hergestellt und wahrscheinlich in den 60er Jahren nachvergütet wurde. Als ich es 2000 bekam, wollte ich es eigentlich gleich zurückschicken, denn die Frontfläche hatte "Beschläge" wie man sie von Wassergläsern kennt, die viel Kontakt mit stark kalkhaltigem Wasser hatten. Ich habe es aber behalten, weil Probebeobachtungen zeigten, daß es eine ganz besondere Optik ist.
    Natürlich hatte ich damals versucht, die Frontfläche zu reinigen. Meine Mischung aus Äthanol und Äther konnte den Beschlägen aber nicht beikommen, es war auch deutlich eine Rauhheit der Fläche über den Beschlägen zu spüren.
    Diese Situation hat damals dazu geführt, daß ich Wolfgang Busch kennenlernte, der sich diese Misere ansah. Nach einem Test auf der optischen Bank riet er mir, alles so zu lassen, denn auch im Labortest waren die Abbildungseigenschaften sehr gut. Ich erfuhr, daß Glas mit der Zeit eine eigene "Schutzschicht" auszubilden scheint, die sich wohl in meinem Falle nicht mit der Vergütung vertrug.
    In der Folgezeit habe ich die Optik mehrfach zwecks Justierung auseinandergenommen. Die inneren Flächen zeigten dabei eine perfekte Vergütung. Nach jeder Re-Montage habe ich die Frontfläche gereinigt und hatte irgendwann das Gefühl, daß die Beschläge deutlich schwächer geworden sind. Deshalb bekam die Frontfläche alle paar Wochen eine Behandlung mit dem Äthanol/Äther-Gemisch. Inzwischen fühlt sie sich auch wieder glatt an, und nur mit einer sehr hellen Lampe sieht man noch, daß da was nicht ganz klar ist. Das Fernrohr ist auch heute noch mein liebstes und kann im September wieder in Jeßnigk begutachtet werden.
    Ein bißchen Fazit: Nachvergütung ist natürlich möglich. Bei guten vielflächigen Optiken würde ich sie in Erwägung ziehen. Im Falle eines 4" f/15 FH ist wahrscheinlich der Neukauf einer primär vergüteten Variante billiger - wenn es so was noch gibt! (Bei Istar gibt`s z.B. ein 4" f/12 für 279$; hast Du eigentlich schon bei Befort nachgefragt, was so eine Vergütung kosten würde?)


    Gruß, Michael

  • Hallo Michael,
    ich werde das Objektiv erstmal so lassen wie es ist. Trotzdem hab ich mal interesshalber bei Befort ... nachgefragt. Ich werde die Antworten weiterleiten. [;)]
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,
    mein AS 100/1000 sieht auch äußerlich unvergütet aus. Obs innen anders ist, weiß ich nicht, aber ich werds auf keinen Fall zerlegen. Das kann nur schlechter werden. Da das Objektiv sonst nen fehlerfreien Eindruck macht, ist es völlig egal. Damals mit Alkos 102/1100er im Vergleich, war mein Bild erkennbar dunkler.Das kann aber an den 2mm weniger Öffnung oder an der fehlenden Vergütung gelegen haben. Wenn dein Objektiv so sonst nen guten Eindruck macht, dann laß es so.
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Armin!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: AS-Fan</i>
    <br />mein AS 100/1000 sieht auch äußerlich unvergütet aus<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich erinnere mich, daß die Vergütung der Frontfläche meines AS 80/1200 ebenfalls schwer zu erkennen war. Bevor ich es verkaufte, wollte ich es ganz genau wissen und habe das Objektiv vom Tubus abgeschraubt. Auf der Rückfläche war die Vergütung gut sichtbar, und bei genauer Betrachtung unter dem richtigen Winkel war dann auch die Frontflächenvergütung zu sehen. Bis dahin war ich auch der Meinung, ein unvergütetes Objektiv zu haben...


    Gruß, Michael

  • Hallo Armin,
    da bin ich auch gespannt wie der 102/1500 gegenüber dem 102/1100 abbildet. Am End ist der 102/1100 besser wie der f/15...
    Mei, es ist halt ein Liebhaberstück aber es wär schon schön wenn er ähnlich gut abbildet wie der kleinere 4" f/11.
    Schauen wir einmal [;)]


    Wie war denn die Planetenabbildung beim AS im Vergleich um f/11?
    Viele Grüße,
    Roland

  • "Leider war die Kommunikation schwierig, da der Herr Drbohlav kein Englisch spricht."


    Wundert mich ehrlich gesagt ! Als ich das letzte mal e-mail-Kontakt mit ihm hatte, verstand er sogar leidlich Deutsch ![8)]


    Micha

  • Hallo Roland,
    die Abbildungsschärfe war bei mir etwas besser, obwohl das 102er dicht rankam.
    Hallo Michael,
    als ich es damals 1990 bekam, hatte ich auch den Eindruck, daß es von hinten gesehen schwach bläulich schimmerte. Laut Zeiss wurden sie als reflexgemindert beschrieben. Dann ist es ja auch vielleicht vergütet.
    Ich habs damals samt Fassung in das Abflußrohr eingeklebt und kanns jetzt so einfach nicht ausbauen um nochmal nachzusehen. Aber ist ja auch egal, da es ja sonst nen völlig guten Eindruck macht.


    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Micha,
    vielleicht kann er besser Deutsch wie Englisch [;)].
    Hast Du mit ihm telefoniert oder eine E-Mail geschrieben? Die Schwiegertochter war bei mir für das Dolmetschen zuständig. Auf Deutsch hab ich es aber ehrlich gesagt nicht probiert. Ich vermute, dass die Schwiegertochter des Herrn Jiri Drbohlav auch etwas deutsch kann. Ausprobiert hab ich das aber nicht.
    Apropos, hast Du dort auch ein Fernrohr gekauft?
    Servus,
    Roland

  • Nein...aber ich hatte bei Jiri mal wegen des Bau's eines "klassischen" Cassegrains nachgefragt, da konnte er relativ verständlich auf deutsch per mail antworten. Das mit dem Cassegrain hat sich dann erledigt, weil ich mittlerweile einen alten SYW Cassegrain f18 habe.


    Mfg Michi

  • Hallo Armin (AS-Fan),
    Du schreibst, dass Du im AS 100/1000 ein etwas dunkleres Bild hast als im 102/1100. Das hat m.E. zwei Gründe:
    -AS ist einfach vergütet, der FH bestimmt multi
    -die Gläser beim AS sind eigengefärbt mit einem Stich ins gelbliche
    Beide Faktoren einzeln wären einzeln noch kaum bemerkbar, zusammen können sie aber schon Einfluss haben.
    Legt man ein AS auf ein weißes Blatt Papier, sieht man sofort den leichten Gelbstich. Noch deutlicher wird es, wenn ein APQ daneben liegt. Da denkt man zuerst, da ist gar kein Glas in der Fassung drin!
    Ich selbst bin darauf erst aufmerksam geworden, als ich mit meinem damals neuen Newton 150/750 Mond beobachtete. Der zeigte ein grellweißes Bild, während der sonst immer benutzte AS 80/1200 ein leicht gelbliches Bild zeigte. Das war mir vorher noch gar nicht aufgefallen!
    In der Regel sieht man solche Unterschiede aber erst, wenn man die beiden Fernrohre nebeneinander stehen hat, wie bei Euch geschehen.
    Viele Grüße
    Andreas

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