rund um gamma UMa (II) - zur Sonnenwende

  • Rund um gamma UMa (II)- Fortsetzung 3 Wochen später


    Was macht man in einer klaren Nacht zur Sommersonnenwende, wenn es erst nach Mitternacht dunkel wird, und die Milchstraße lockt?
    Na klar: Galaxien beobachten [:d] .
    Denn die stehen immer noch sehr gut im Großen Wagen und im Drachen.
    Ich setzte praktisch dort fort, wo ich vor 3 Wochen wegen der aufziehenden Wolken abbrechen musste:
    Ort: Hocheck (900 üNN), 22.45 Uhr – 02:30 Uhr
    Wetter: klar, gutes Seeing, leicht dunstig im Norden, kein Wind; fst besser 6.m2 im Zenith; Temperatur 11°C


    Tatsächlich wird es bei meiner geografischen Breite auch zur Sommersonnenwende astronomisch dunkel. Allerdings sehr spät, vor Mitternacht braucht man kaum an DepSky-Beobachtung denken.
    Diesmal hatte ich meine Kamera dabei, mit der ich einige Standbilder mit Stativ machen wollte, während ich mit meinem 14.5“ Dobson tief in die Galaxienfelder im Großen Wagen vordrang.
    Gerät: 14.5“ f/4.7 ISC Dobson
    Okulare: 24,5mm SWA (70x), 16mm Nagler (106x), 6mm Ethos (284x), 5mm Nagler (340x).


    Wieder schwenkte ich zu Gamma UMa. Dort ging ich zur hellen bekannten Galaxie NGC 3718, die ich vor 3 Wochen schon gesehen hatte. Aber nach einem Hinweis aus dem Buch „Anonymous galaxies“ ging die Jagd knapp südlich von NGC 3718 los. Dort befindet sich UGC 6527. Dies ist keine Galaxie, sondern eine Galaxienkette, ca. 7’ südlich von NGC 3718. Und tatsächlich: bei 284x war dort eine recht schwache, sehr dünne, gar nicht mal kleine Aufhellung zu erkennen. Nach einiger Zeit konnte ich 2 Knoten (=Einzelgalaxien) direkt halten, bei einer dritten war ich mir nicht sicher. Der hellste Knoten war gleichzeitig der westlichste. Erschwerend kam eines kleine Sternchen am Westrand der Gruppe hinzu, das die Beobachtung knifflig machte: was war Knoten, was Galaxie? Mittlerweile weiß ich: auch das war eine Galaxie. Ich glaube, sowohl den meisten Fotografen als auch den Beobachtern ist diese Gruppe wohl bisher kaum aufgefallen, trotz der Nähe zur prominenten NGC-Galaxie.
    Dann ging’s munter weiter: Galaxienhüpfen nordwestlich und nördlich des linken unteren Kastensterns des Großen Wagen war angesagt. Diesmal zog ich meine Kreise gut 5° entfernt von Gamma UMa, wobei mir zahlreiche Galaxien ins Blickfeld gerieten:
    - NGC 3683, 3674.
    - Dann NGC 3684A :kein eigentliches NGC-Objekt, aber aufallend: wie konnten die Beobachter diese übersehen? Recht hell und groß, ganz leicht länglich, diffus , mit einem Stern 10m nordöstlich.
    - NGC 3669, 3625: ziemlich schwache Objekte.
    - NGC 3619, 3613, 3610: durchweg helle Galaxien, einfach zu finden, alle mit sehr hellen Zentren.
    - NGC 3642, IC 691: schwache Galaxien, aber gut erkennbar.
    - NGC 3690, 3757, 3795, 3795A und B (diese waren nicht so einfach wie NGC 3684A).
    - NGC 3838, 3770, 3740


    Als nächstes kam ein Galaxienpaar, das wirklich wie Zwillinge aussah: NGC 3796 und 3809. Beide sind recht hell, klein, rund, mit einem mäßig hellen Zentrum. Sie liegen symmetrisch zu einem 8m hellen Stern, jeweils 12’ davon entfernt, sodass sie bei 106x beide ins Gesichtsfeld passten.
    - NGC 3835, 3835A, 3894, 3895, 3978, 3975 (schwächste Galaxie des Abends, visuell 15.m5, extrem schwach, sehr klein, rund, leicht helleres Zentrum, nur bei 340x zu sehen).
    Jetzt war ich praktisch ein mal um Gamma UMa herumgewandert, und näherte mich Delta UMa. Vor dort ging’s ebenfalls einfach weiter:
    - NGC 4161, 4054, 4149, 4141, 4199, 4172, 4198.


    Dann war der Große Wagen doch deutlich in den Dunst über dem oberbayerischen Flachland und der Lichtglocke Münchens gewandert, sodass ich ein gutes Stück östlich zog, in den Drachen.
    Ausgangsgalaxie war hier NGC 5907: die bekannte edge-on präsentierte sich recht hell, bei 284x füllte sie das halbe Gesichtsfeld mit ihrer dünnen Nadel, südlich des Kerns war ein Staubbandansatz zu erkennen. Leider wieder nichts von dem Knoten NGC 5906 zu sehen.
    Weiter im Drachen kamen noch 15 Galaxien dran, von der mir NGC 6137 am besten gefiel. Diese war recht hell und groß, rund, und hatte einen hellen Kern, der sich deutlich von einem schwachen umgebenden Halo abgrenzte. Bei kleiner Vergrößerung war ich mehrfach drüber weggefahren, weil ich nur den hellen Kern gesehen und ihn für einen Stern gehalten hatte.


    Irgendwie wurde dann ab 2 Uhr der Himmel im Osten heller. Aha, die Dämmerung, dachte ich mir. Schnell noch einige helle „Satisfaktionsobjekte anschauen. Das brauche ich manchmal nach dem schwachen Gefuzzel: M 13, Lagunennebel, Trifid, Omeganebel, Adlernebel (mit "pillars of creation"), Ringnebel (ohne Zentralstern), Hantelnebel (mit tollen „Ohren“).
    Jetzt war die Aufhellung im Südosten am deutlichsten, und nicht im Nordosten. Erst als ich mit dem Kamerastativ dorthin wanderte, wurde der Grund sichtbar, die dünne Mondsichel war aufgegangen. Zeit für mich zusammenzupacken.
    Wie vor drei Wochen versprochen war ich wiedergekommen, die Gegend am unteren Ende des Kastens des Großen Wagens ist unglaublich reich an interessanten Objekten.
    Ich hab auch bestimmt nichts beim Fußpilz verpasst. Und die Sonnwendfeuer waren nur am Horizont zu sehen – schön weit weg.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    endlich mal wieder ein Bericht hier, danke!


    Interessanter Ausflug mal wieder. Ich war auch kuuurz davor, es Dir gleichzutun. Der Himmel sah schon vielversprechend aus. Nur die Luftfeuchte war etwas zu hoch für mich angesagt, sodass ich etwas skeptisch war. Und aus anderen Gründen bin ich nicht so richtig aus der Hüfte gekommen.


    Da hast Du ja wieder einiges herausgefieselt, sehr schön, was Du da an tendentiell Unbekanntem ansteuerst!


    Im Nachhinein war mein Gewissen aber beruhigt, denn beim Fußpilz hast du sehr wohl was verpasst! Und das sagt ein sonst NIchtFußpilzfan! Das war meeegaspannend, aber ich will hier nich abschweifen.


    Danke nochmal für den Bericht und schöne Grüße


    Norman

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