Blasen im Rohling

  • Hallo liebe Glasvirtuosen,
    nachdem ich nun einige Jahre ohne Spiegelschleifen verbringen musste, habe ich mich entschlossen, mal wieder Hand anzulegen. :)
    Nun liegt ein 60cm (45mm dick) Rohling vor mir und mein Taschenlampenlichtstrahl zeigt mir viele kleine Minni-Blasen im Inneren des Rohlings. Ich gehe davon aus, dass ich es nicht vermeiden kann, dass ich beim Feinschliff und polieren wohl mit einigen dieser Löcher zurecht kommen muß.
    Habt Ihr damit Erfahrungen? Mit welchen Problemen muß man dabei rechnen?
    Ich denke dabei vor allem an das Polieren aber auch an die spätere Haltbarkeit der Aluschicht.


    Beste Grüße, Henri

  • Hallo Henri!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Rohling vor mir und mein Taschenlampenlichtstrahl zeigt mir viele kleine Minni-Blasen im Inneren des Rohlings.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn es geht die Seite anschleifen wo mehr, bzw. die Miniblasen näher an der Oberfläche sind.
    Wie gross ist "Mini" genau?


    Bei meinen ersten beiden Spiegeln sind auch einige wenige Pits nicht ganz rausgeschliffen worden. Man sieht sie nur wenn man die Rückseite gegen das Licht betrachtet.


    Beim Beobachten stören sie nicht.


    Grüsse Robert

  • Derlei "Blasenprobleme" sind nicht neu - sie sorgten schon einst beim Schliff des 2.5m-Hookerteleskops fuer Sorgenfalten, bis herausgefunden wurde, dass sie sich statisch sogar guenstig auf den Rohling auswirken koennten. Erst dann wurde der Rohling akzeptiert und geschliffen (naja, nachdem gerade der erste Weltkrieg ausgebrochen war, blieb den Kaliforniern auch nicht viel uebrig, denn der Rohling war aus Frankreich und damals die einzige Quelle fuer so groesse Glasbloecke - uebrigens gruenes Flaschenglas - und durch den Krieg fuer die naechsten Jahre abgeschnitten). Der Spiegel wurde mitsamt dem Teleskop ein voller Erfolg und der Hookerspiegel ist die instrumentelle Wiege der modernen Kosmologie (Entdeckung des Hubbleeffekts, und Aufloesung von Sternen in nahen Galaxien, die also wirklich keine Nebel waren).



    Nun zurueck zum Amateurrohling. Die Blase wird in der Tat erst zum Problem, wenn sie angeschliffen wird und den Hohlraum frei gibt. Dann hat man ein Loch in der Spiegeloberflaeche und damit Lichtverlust und Beugung. Beides kann typischerweise, d.h. wenn das Loch kleiner als 1-2mm ist, vernachlaessigt werden. Man denke nur an die Oeberflache, die von Spinne und Fangspiegel abgeschattet wird. Nur sollte man beim Schliff darauf achten, dass keine groeberen Koerner im Loch zurueckbleiben. Also zwischen jedem Schleifmittelwechsel zur naechstfeineren Groesse das Loch gruendlich saeubern, z.B. mit einer weichen Zahnbuerste im Wasser.


    Derlei Blasen stellen bei transmissiver Optik ein deutlich groesseres Problem dar, da jede Blase optisch aktiv wird und nicht nur die an der Oberflaeche. Deshalb gibt es von den Glasherstellern den Begriff der "Blasenklasse", wo die Anzahl und Groesse von Lufteinschluessen pro Volumeneinheit spezifiziert wird. Ein Glas mit hoher Blasenklasse (also relativ vielen Einschluessen) ist deshalb fuer Praezisionslinsen, wo es auf Streulichtminimierung ankommt, nicht geeignet waehrend es fuer andere Zwecke ausreichend (und billiger) ist.


    Eine Blase in einer Linse hat uebrigens Joseph von Fraunhofer zu seinem beruehmten Ausspruch gebracht: "Meine Linsen sind zum Durchsehen, nicht zum Ansehen !".



    Gruesse aus Berkeley,



    Jurgen

  • Hallo und danke für die optimistischen Antworten. :)
    --&gt;Robert, die Blasen sind so zwischen 0,1 und 1mm würde ich schätzen. Wenn ich vom Rand mit einer starken Taschenlampe in den Rohling leuchte, blitzen die Blasen wie Diamanten. Auf einer Seite sind tatsächlich mehr Blasen als auf der anderen. Ich wollte nun gerade die Seite bearbeiten, auf der weniger Blasen zu finden sind, ich benötige eine Pfeiltiefe von etwa 11mm (F4). In diesem Bereich sieht man nur sehr wenige kleinere Lufteinschlüsse, vielleicht habe ich Glück. Warum sollte ich die Seite mit den vielen Blasen nehmen, hat diese Seite weniger Verspannungen?
    --&gt;Jürgen, es ist ja kaum zu glauben, dass die tatsächlich grünes Flaschenglas für einen 250cm Spiegel benutzten und daraus auch noch eine gute Parabel poliert haben. Da kann man nur staunen und großen Respekt zollen!


    Meine größten Bedenken sind eigentlich, dass nach der Beschichtung an diesen Löchern die Aluschicht von der Luft eher anggegriffen werden kann. Sozusagen von unten an der Kante des Loches. Dort könnte die Schutzschicht nicht so optimal sein.
    Die Beschichtung eines 60cm Spiegels ist ja nicht ganz billig.


    Beste Grüße, Henri

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