Bresser 114/500

  • Hallo Ihr Spezialisten,


    ein tolles Forum habt Ihr hier.


    Leider muß ich euch mit einer Anfängerfrage langweilen:


    Meine Frau hat mir vor Jahren ein Teleskop von Bresser geschenkt. Es ist ein 114/500. Meine Okulare sind 8mm 25mm und eine Barlow Linse 3x.
    Sternhaufen kann ich gut sehen und erkennen, dass da viele Sterne mehr sind als man mit bloßem Auge erkennt. Leiter bin ich bei Planeten schon oft enttäuscht von dem Teil. Wenn ich so einige Hinweise im Forum richtig verstehe, braucht man mindestens eine Vergrößerung von 150x um da was zu erkennen. Da sollte ich doch eigentlich hinkommen. Mit 3x Linde und 8mm komme ich rechnerisch auf ca. 170x. Das ist doch richtig oder? Ich kriege die Planeten einfach nicht scharfgestellt. Mars und Saturn sind nur matschige Flecken. Jupiter ist OK aber Details wie Streifen oder Auge sind nicht drin. Die Monde erkenne ich aber als Punkte. Ist meine Ausrüstung einfach Mist oder hatte ich bisher nur Pech? Wohne in einer Alleinlage etwas ab von der Stadt daher denke ich Streulicht ist nicht das Problem. Auf der Rückseite des Teleskops sind drei Schrauben, die den Spiegel halten. Muß man da evtl. mal etwas neu ein- bzw. scharfstellen?


    Sorry, dass das für euch sicher alles trivial ist aber ich würde mich gern tiefer mit der Materie beschäftigen und bräuchte mal ein Erfolgserlebnis
    [:)][:)]


    Vielen Dank


    Michael

  • Hallo Michael,


    der 114/500 hat einen sphärischen, keinen Parabolspiegel. Damit erreicht man keinen eindeutigen Fokuspunkt, was bei hoher Vergrößerung besonders deutlich wird. Die Haupteinsatzgebiete dieser Optik sind damit ausgedehnte Sternhaufen, Nebel etc., also alles was man mit niedriger Vergrößerung beobachten kann.


    Für Planeten eignet sich eher ein langbrennweitiger Newton-Spiegel (also zB 114/900 statt 114/500) oder ein kurzbrennweitiger muss parabolisch geschliffen werden, was aber teurer herzustellen ist.


    Sicherlich kommen hier noch Empfehlungen zu Alternativgeräten. Bis dahin kannst du aber schauen, welche ausgedehnten Objekte jetzt sichtbar und mit dem 114/500 erreichbar sind. Hast du einen dunklen Himmel oder eher Stadthimmel bei dir?


    Gruß,
    Anke

  • Hallo Anke,


    vielen Dank für die prompte Antwort. Dann hab ich ja mit meinem Teleskop an der falschen Stelle gearbeitet. Wäre für jeden Tip dankbar, der mir einen Hinweis gibt welche Objekte ich mit dem Teleskop anschauen kann. Stadtlicht habe ich eher nicht. Wohne im Wald und habe nur Richtung Süden einen recht kleinen Bereich und Richtung Westen freie Sicht. Ansonsten viel alter Baumbestand. [:)]


    Thanks


    Michael

  • Hallo Michael,
    willkommen im Forum :)
    Ich glaube, ich habe eine Barlow die zu Deiner Baugleich sein sollte. Die reduziert abermals den Kontrast und macht die Sache nicht einfacher.
    Bleibt die Frage ob ein 40-50 Euro Okular mit z.B. 4mm Sinn macht wenn das Teleskop die max. Vergrößerung begrenzt. Zwar gibt es auch ab zehn Euro 4mm Plössl-Okulare, doch der Augenabstand dieses Typs ist unter zehn mm sehr gering und man muss fast ins Okular "hineinkriechen".


    Ansonsten gibt es für ca. 70€ bzw. <50€ gebraucht ein 114/900 das man zum Dobson umbauen kann und auch mit günstigen Okularen leicht(er) auf höhere Vergrößerungen kommt.
    Allerdings sind die günstigen Teleskope wacklig montiert, etwas Bastelarbeit und fünf Euro später ist so eins aber gut nutzbar.


    Jupiter sollte auch mit solch einem "Tischteleskop" zumindest zwei Wolkenbänder und seine Monde, Jupiter seine Ringe zeigen.
    Mehr als salopp formuliert "Erbsengroß" werden die Planeten nicht, auch mit besseren Teleskopen limitiert das Seeing/Luftunruhe oft die maximale Vergrößerung.


    Hast Du irgendwelche Literatur?
    Nachdem ich mit den üblichen Karten und Büchern angefangen habe, habe ich nun auch das Buch von Herrn Vizi, http://www.teleskop-express.de…tung---Karten---Tips.html - ein Tolles Buch das neben dem Rundumschlag Optik, Theorie und Praxis auch zeigt, was man im kleinen Teleskop sehen kann.
    Zudem gibt es tolle Internetseiten wie z.B. http://deepsky-brothers.de -> Dort findest Du je nach Jahreszeit die "Einstiegstouren".
    Stellarium kennst Du warscheinlich schon? Stört Nachts die Dunkeladaption, aber zum Planen ganz nett.



    Viel Erfolg :)

  • Hallo Michael,


    willkommen hier auf Astrotreff.


    Anke hat ja schon das Problem benannt- dein Newton hat einen Kugelspiegel und taugt daher für hohe Vergrößerungen nicht besonders gut. Da helfen auch andere Okulare oder Barlows nicht.


    Ich gehe mal davon aus- die Montierung darunter ist jene die man per Tante Gockel bei Suche nach dem Bresser 114/500 findet- also auch eine nicht gerade sehr stabile parallaktische "Montierung".


    Eine Möglichkeit wäre es diesen Skywatcher 130/500 (klick mich) auf die Montierung zu setzen. Hätte etwas mehr Öffnung und vor allem steckt ein Parabolspiegel drin. Der 130/900 hier dürfte von der Länge her für die kleine Montierung schon etwas zu groß sein.


    Alternativ gleich einen größeren Newton als Dobson montiert anschaffen- wenn dir das Hobby Spass macht wäre das vielleicht der beste Weg.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Michael,


    einige schöne Objekte die jetzt zu sehen und mit dem 114er erreichbar sind:


    - Messier 44, Praesepe bzw. Krippe, ein sehr schöner Sternhaufen
    - Galaxien M 81 / M 82 im Großen Wagen schräg oberhalb des "Wagenkastens"
    - Unterhalb der Deichsel in den Jagdhunden M51, in der Nähe auch der Kugelsternhaufen M 3
    - Im Löwen das "Leo Triplett" aus drei Galaxien um M 66
    - Kugelsternhaufen M 13 im Herkules


    Natürlich sieht man anfangs wenige Details, erst recht nicht so wie auf den Fotos. Aber als Nebelfleckchen sollten all diese Objekte auch in deinem Teleskop mit wenig Übung zu sehen sein. Später im Sommer kommt dann die Sommermilchstraße mit schönen reichen Sternfeldern und ausgedehnten Nebeln, wie zB dem Cirrus. Für solche Objekte ist das kurzbrennweitige Gerät gut geeignet und kann sicher Freude machen.


    Ob du dann ein anderes / größeres Teleskop anschaffst, solltest du erst entscheiden wenn du verschiedene Teleskope gesehen, angefasst und vielleicht sgar durchgesehen hast. Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optiken und Montierungskonzepte erschließen sich nicht sofort und hängen auch von deinen Vorlieben ab.


    Vielleicht gibt es in deiner Nähe einen Verein/Sternwarte oder sogar ein Teleskoptreffen wo du mal mitbeobachten kannst. Verrat uns, wo du ungefähr bist, und dann gibts bestimmt mindestens einen Astrotreff-Nutzer in deiner Nähe [;)]


    Gruß,
    Anke

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    vielen Dank für die tollen Tipps. Ich habe die parallaktische Montierung, die bei dem Teleskop dabei war. Die funktioniert -finde ich - sehr gut. Das Nachführen über eine Achse klappt damit wirklich wackelfrei.
    An Literatur habe ich nur von Baker/Hardy, Der Kosmos Sternenführer, Franksche Velagshandlung. Ist ein sehr alter Schinken von 1979. Den habe ich mal von meinem Schwiegervater bekommen. Eigentlich aber ein schönes Buch.
    Mein Wohnort ist südlich von Essen. Ich glaube in Essen ist auch eine Volkssternwarte. Da werde ich mal Kontakt aufnehmen. In der Zwischenzeit nehme ich mir bei besserem Wetter mal die empfohlenen Sternhaufen Galaxien und Nebel vor. Vielen dank nochmal für die Hinweise.


    Von den drei Einstellschrauben am Spiegel lasse ich wohl besser die Finger, oder?


    Gruß


    Michael


    P.S. Kann es sein, dass dieses Hobby ein gewisses Suchtpotential birgt? Jetzt träum ich schon von einem 12' Dobson. Ne nur Spaß. Bevor das kommt mach ich erst einmal mit meinem Equipment weiter.

  • Hallo Michael,


    in Essen gibt es durchaus sehr viele Aktive und zB auch die Walter-Hohmann-Sternwarte. Da ist für ausreichend Kontakt schon mal gesorgt. Natürlich ist der Himmel nicht der allerbeste, da kann es mit einigen genannten Objekten am Anfang schwierig sein. Wichtig ist eine ausreichende Dunkeladaption, also am Besten ohne Beleuchtung mindestens 30 Minuten warten bevor man sich an schwache Objekte wagt. Gegen Streulicht der direkten Umgebung hilft eine dunkle Decke über dem Kopf sehr gut.


    Dis Justage kann man in Augenschein nehmen, wenn jemand mit Erfahrung greifbar ist. Selber machen ist zwar möglich, aber anfangs vielleicht verwirrend und da besteht die Gefahr das nachher alles schlechter ist als zuvor. Kann die aber eine Anleitung zukommen lassen, wenn du mir eine eMail oder PN schickst.


    Das Suchtpotential ist definitiv groß [;)] und das Öffnungsfieber geht nie mehr weg. Aber da solltest du mit Bedacht planen. Ein gutes und passend ausgewähltes Teleskop begleitet dich über viele Jahre. Aber das größte / schönste / teuerste ist nicht immer das beste für dich, da wollen noch viele Punkte bedacht sein:


    - Einsatzort (muss das Teleskop über Treppen, im Auto etc transportiert werden). Gewicht, Größe etc. sind wichtiger als man das Anfangs wahrhaben will. Immer schade, wenn ein Teleskop nicht zum Einsatz kommt, weil der innere Schweinehund zu faul zum Runtertragen ist...
    - Himmelsqualität: Unter aufgehelltem Stadthimmel scheiden flächenschwache Nebel aus, Planeten, und kleine helle Objekte (Kugelsternhaufen, planetarische Nebel) gehen aber gut. Das entscheidet über die passende Optik
    - Objektvorlieben
    - Soll nur visuell beobachtet werden, oder will man auch fotografieren? (hier muss man dann wieder unterscheiden ob Planeten, oder Deep Sky Objekte aufgenommen werden sollen)
    - und zuletzt: Budget - Ein Großteil muss man für Okulare, Zubehör etc. einplanen. Das Teleskop macht oft nur den kleinsten Teil der Ausrüstung aus.


    Gruß,
    Anke

  • Hallo Anke,


    ja das verstehe ich gut und ich mach auch bestimmt keinen 2. Schritt vor dem 1. Kurz- mittelfristig werde ich mal bei der Walter Hohmann Sternwarte vorbeischauen und mich auf die angegebenen Ziele stürzen. Am Wochenende soll das Wetter bei uns aufklaren und ich werde mir mal die Sachen raussuchen die in meinem Beobachtungsfenster liegen. Oder hast Du einem Schnelltipp, welches von den Objekten im Moment in Richtung Süd und West gut für mich in Frage kommt. Später würde ich schon gern fotografieren aber das ist alles Zukunftsmusik. Ganz ernsthaft: Ich muß erst einmal was vor die Linse kriegen :).


    Beste Grüße


    Michael

  • Hallo Anke,


    das Stellarium habe ich mir gerade runtergeladen. Sieht toll aus und ist einigermaßen selbsterklärend für meine Zwecke. Leider habe ich mir beim Download Malware reingezogen. Aber mit Malwarebites war es schnell behoben. Puh.
    Für mich scheint M3 eine gute Idee. Steht hoch im Süden um ca. 23:00. Wird ich am Wochenende mal aufs Korn nehmen.


    Gruß


    Michael

  • Hallo Michael,


    vielleicht noch eine kleine Anregung: Wenn Du Deep Sky-Objekte beobachten möchtest und mobil bist, kann es sinnvoll sein, Dir zum Spechteln ein dunkleres Plätzchen zu suchen.
    (Für Planeten ist das relativ unwichtig, die sind eigentlich immer hell genug.)
    Schon eine Verbesserung von 1 oder 2 auf der Bortle-Skala bringt oft mehr für Sichtbarkeit und Details als eine deutlich größere Öffnung.


    Natürlich ist es in Deiner Wohnlage nicht ganz einfach, der Lichtglocke des Rhein- und Ruhrgebiets zu entkommen - da müsstest Du schon mehr als 90 min Anfahrt in Kauf nehmen -, aber zum Beispiel zwischen Wuppertal und Hattingen gibt es eine recht dünn besiedelte Hochebene, auf der es vergleichsweise dunkel sein könnte; Wuppertal im Süden stört natürlich etwas, liegt aber glücklicherweise relativ weit im Tal. Guckst Du zur Planung am besten hier: Lichtverschmutzungskarte.


    Zur Auswahl eines guten genauen Standortes nutze ich dann gerne OpenStreetMap und vor allem OpenTopoMap. Gut sind Plätze fernab von Hauptstraßen und Siedlungen, idealerweise durch (nicht zu nahen) Wald von entferntem Streulicht abgeschirmt, nach Süden hin relativ frei und abfallend.


    Spontan sehe ich da schon einige potentielle Möglichkeiten, vielleicht findest Du ja was Schönes. [:)]


    Viel Spaß mit deinem Scope, CS und


    schöne Grüße
    Tobi

  • Guten Morgen Michael,
    da ich ja den längeren Bruder, einen 114/900 und weitere kleinere Fernrohre hab, möcht ich Dir auch noch ein paar Beobachtungsobjekte nennen, die unsere 114er schön zeigen und einfach gehen.
    M13 und M3 sind schon genannt worden. M10 und M12 sind auch in der Reichweite und zeigen auch bei 8 cm Öffnung schon eine feine Körnung. M13 ist noch heller und zeigt schon einige Sterne.
    M57 ist als kleiner Kringel zu sehen und macht immer wieder Freude. Du hast ihn vermutlich eh schon angeschaut, oder?
    M27 ist auch ein Planetarischer Nebel, der relativ einfach geht und auch in kleinen Geräten schön ist.
    Helle Galaxien wie M51 gehen auch, wobei bei Galaxien meist nur ein kleiner mehr oder weniger schwacher Nebelfleck zu erkennen ist. Da also nicht zu viel erwarten. Man braucht dunkelsten Himmel um da ein bisserl mehr herauszuholen, aber auffinden kann man sie zumindest.
    Zu den Sternhaufen: Die sollten alle auffindbar sein. Je nach Justage und Qualität der Optik werden die Sterne als feine Punkte abgebildet oder etwas "matschiger".
    Viel Freude beim Beobachten mit dem kleinen 114er [:)]
    Roland

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!