Hexenkopfnebel IC 2118

  • Bei sehr guter Bergdurchsicht mit Nebel in den Tälern der die Lichtverschmutzung abblockte (Bortle 2) machte ich mich an den Hexenkopfnebel, die Amis nennen ihn "Witch Head Nebula", ein blauer Supernovaüberrest, der ca. 3° NW von Riegel ist und von ihm angestrahlt wird.


    Das Teil ist so riesengroß, (3° lang x1° breit), dass ich das Feld als ganzes nur im 4" Newton Finder bei 16-fach erfassen konnte. Damit war er aber in den im Uranometria gezeigten Grenzen nicht überall sichtbar. Am einfachsten war der Nordteil, der sich nach Osten vom normalen Himmel milchig-diffus abhob.


    Im 24-Zöller bei 78x konnte ich ihn ebenfalls nicht überall verfolgen. Auch hier erschien die Ostflanke im unregelmäßigem Verlauf am besten gegen den Himmelshintergrund abgesetzt. Einen Filter habe ich nicht probiert.


    Wer hat ihn noch beobachtet? Uwe Glahn hat ihn ja mit einem 20x125 Fernglas gezeichnet. Meiner Meinung nach wird der schöne blaue Nebel auch viel zu selten fotografiert (hier ein schickes Bild). Übrigens ist im Januarheft von Sky and Telescope auf S.96 ein Artikel darüber.

  • Hi Stathis,


    habe diesen Nebel letzte Woche beobachtet. Die visuelle Grenzgröße betrug im Zenit rd. 6,8mag. Instrument war ein 75mm ED Refraktor, der mit einem 41mm Panoptic Okular rd. 6° Gesichtsfeld hat. Nun ja, der Nebel springt zwar nicht ins Auge, aber der nordöstlich gelegene Bogen lässt sich eigentlich recht leicht beobachten. Westlich verliert er sich bald ins Nichts. Wichtig bei mir war allerdings, dass ich den Stern psi Eri außerhalb des Gesichtsfeldes plazierte. Den Nebel als solches konnte ich aber nur rd. 1,8° nach Süden verfolgen. Trotzdem ein äußerst beeindruckendes Objekt, das sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdienen würde.


    Grüße aus Tirol
    Tom

  • Noch eine Frage an Stathis:


    Zitat: die Amis nennen ihn "Witch Head Nebula", ein blauer Supernovaüberrest, der ca. 3° NW von Riegel ist und von ihm angestrahlt wird.


    Ich habe die Information, dass dieser Nebel ein Reflektionsnebel ist[?][?][?]


    Gruß
    Tom

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Thomas Engl</i>
    <br />Ich habe die Information, dass dieser Nebel ein Reflektionsnebel ist[?][?][?]<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ist er auch, deshalb strahlt er ja blau. Im oben zitierten Sky and Telescope Artikel steht jedoch (was mir bisher auch neu war):


    <font face="Courier New">The Witch Head Nebula is an unusually blue spernova remnant that shines primarily by the reflected Glow of nerarby Rigel. It is not especially bright in the wavelengths usually emitted by gaseous Nebulae. Despite this, many observers report a favorable response to various nebula filters, so it seems the nebula is guilty of yet another duplicity.</font id="Courier New">


    Profiliteratur dazu siehe 1995A&A...300..903B


    Sein Ursprung soll also trotzdem von einer Supernova in der Orion OB1 Assosiation herrühren. Klingt interessant, oder? Das nächste mal werde ich also auch mit Nebelfilter probieren.

  • Hallo Stathis,


    danke für die Antwort, das ist mir wirklich neu, aber auch sehr interessant, vor allem deswegen:


    ich probierte den Nebel sowohl mit, als auch ohne Filter. Mit O-III Filter sah ich zwar den Nordöstlichen Bogen besser definiert, aber dafür war der Rest des Nebels nur mehr über die Hälfte der ursprünglichen Länge (wie ohne Filter) zu verfolgen. Allerdings war der "Gewinn" nur marginal, aber eben doch zu erkennen.


    Mit dem UHC hingegen war dieser Effekt allenfalls geviertelt, am ehesten noch durch einen raschen Filterblink zu erkennen.


    Grüße aus Innsbruck
    Tom

  • Hallo Stathis und Thomas,


    danke für eure tollen Beobachtungsberichte...so langsam kommt doch Licht an den Hexenkopf [:)] Das dort eine SN im Spiel war, war mir bis jetzt noch nicht bewusst. Damals hab ich den Nebel ohne Filter beobachtet und konnte 3 helle Bereiche feststellen. Ähnlich wie ihr hab ich den nördlichen Teil auch als hellsten gesehen. Zwischen der mittleren und südlichen Aufhellung war nur sehr schwach Nebel zu erfassen. Insgesamt sah die ganze Sache im Nachhinein sehr ähnlich wie auf den Fotos aus, ich denke Fotos von Reflexionsnebel kommen schon recht gut mit dem visuellen Eindruck hin.


    Gruß, Uwe


    http://www.sternenfreunde-eichsfeld.de

  • Hallo zusammen,


    ich habe auch noch eine aktuelle Beobachtung des Hexenkopfnebels. Entstanden in der Nacht vom 21.11.2004 mit meinem 8" f/6 Newton bei 50x. fst 6m9 in UMi


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    NGC 1909 (=IC 2118) (R.Neb) (Ori)


    Der Witch-Head Nebula ist ein sehr großer Reflexionsnebel, der von Beta Orionis (Rigel) beleuchtet wird. Er wurde 20.12.1786 von William Herschel entdeckt. Visuell handelt es sich um ein extrem großes,
    aber sehr schwaches Beobachtungsobjekt. Die "Kinnpartie" südlich des 7m5-Sterns SAO 131799 ist bei 50x ziemlich schwierig wahrnehmbar, und nur die Ostkante bis hinunter zu SAO 131759 ist über etwa 50'
    nach Süden zu verfolgen. Südlich des markanten Sternbogens, in den SAO 131759 befindet sich der deutlichste Teil des gesamten Nebels. Es erscheint auf einer Länge von 20' als schwacher, aber
    deutlicher Nebelbarren. Auf Fotos bildet dieser längliche Nebel die Verbindung vom "Mund" zur "Nasenspitze". Südwestlich davon schliessen sich weitere, subtile Nebelregionen an, die jedoch komplexe Strukturen an der Grenze der Wahrnehmung zeigen. Markant ist hier ein etwa rechteckiger Nebelbereich mit dunklerem Zentrum, der durch Ausläufer noch mit dem hellsten Teil verbunden zu sein scheint. Südlich und westlich davon verblasst der Nebel sehr schnell, und ist somit nicht in vollständiger Ausdehnung nachvollziehbar. Meine Versuche, das Objekt mit 30x zu beobachten scheitern, weil der
    Himmelshintergrund nun viel zu hell ist.


    Die in der Literatur zu findende Bezeichnung IC 2118 geht auf Max Wolf zurück, der den Nebel zu Beginn des 20. Jahrhunderts fotografierte.
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    Schön, daß der Nebel hier im Forum mal Thema ist. Soviele Informationen finden sich im Netz nämlich nicht dazu. Ronald Stoyan hat mir vor einigen Tagen mal seine Sichtungen geschickt, und auch er beschreibt den Nebel sowohl mit 4,7" als auch mit 14" als schwerig, besonders wegen der enormen Ausdehnung.


    Kennt vielleicht jemand eine Übersichtsaufnahme des Orion, auf dem der Nebel auch erkennbar ist?


    Clear skies
    Matthias
    ---
    http://www.Serifone.de

  • Hi an alle Hexenjäger,


    die Sache wird ja richtig spannend. Tolle Beobachtung von dir Matthias, leider hab ich jetzt auf die schnelle auch kein Übersichtsfoto vom Orion und der Hexe gefunden. Ein schönes hat ja Stathis schon verlinkt, ein weiteres von Stephan Messner findet man unter http://www.belplasca.de/Astro/…IC2118_LRGB_031102_mg.jpg
    Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich mal auf einer Übersichtsaufnahme vom Werner Celnik diesen Reflektionsnebel gesehen habe...finde jetzt aber kein Bild im Netz, ich schreib ihn mal an, ob er ein Scan hat.
    Die Beobachtungen decken sich aber alle recht gut, wurde also ein hellerer Nordteil und ein helleres Mittelteil beobachtet, weches wohl auch das Hellste im Komplex ist. Die Verbindung der Teile fällt wohl sehr schwer aus. Ich hatte damals auch noch ein südliches Teil beobachtet, was sich auf Fotos nicht ganz nachvollziehen lässt, vielleicht eine Fehlbeobachtung.
    Naja, die nächste klare Nacht nutze ich, um mal mit 16" drauf zu halten, interessant scheinen ja auch die 3 Galaxien zu sein, die sich in dem südlichen Teil des Nebelkomplexes befinden, zumindestens die NGC 1752 (12,6 Vmag) müsste locker gehen. Auf dem Bild von Messner sind alle drei schön zu sehen.


    Viele Grüße
    Uwe


    http://www.sternenfreunde-eichsfeld.de

  • Hallo Stathis,


    Im Dezember hatten wir 10 Tage Inversion im Schwarzwald (kaum Zeit zum Schlafen), da habe ich den Hexenkopf auch mal probiert (mit 14"). Da ich auch annahm es ist ein reiner Reflexionsnebel, habe ich nicht gefiltert. Er war beim Drüberschwenken als deutliche Aufhellung, aber eher strukturlos zu sehen. Muss ich auf jeden Fall nochmal mit Linienfiltern und mit einem Richfielder versuchen.


    Grüße
    Reiner

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