Minierfahrungsbericht Exos-2 GoTo

Hallo,

ich versuch mal hier einen kleinen Erfahrungsbericht aus ein paar Nächten mit meiner Exos-2 GoTo abgeben.
Soviel ich verstanden habe, entspricht die Exos-2 der EQ5. Falls ich mich da jetzt irre bitte brüllen.

Angegeben wird die Tragfähigkeit mit 13 kg. Ein 4,5 kg Gegengewicht ist im Lieferumfang dabei.
Die Handbox ist eine Meade 497. Bei TS ist eine andere Handbox dabei ("StarTracker"). Bei über 100,- Differenz habe ich mich für das Angebot bei Amazon entschieden. Die Montierungen selber scheinen identisch zu sein.

Das GoTo ist meiner Meinung nach nicht Laiengeignet. Warum? Es gibt folgende Ausrichtungsmethoden:
Easy
1 Stern
2 Sterne
3 Sterne

Easy sucht sich 2 Sterne aus und verlangt dann, das man die im Okular zentriert. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Der erste Stern wird um rund 15° immer verfehlt. Wie soll ein absoluter Laie wissen, welcher der funkelnden Dinger da oben denn nun gemeint ist?
Der zweite Stern wird schon besser getroffen.

Die 2 Sternmethode ist das schon besser, da der Benutzer aussuchen kann, welche beiden Sterne genommen werden soll. Ich nehm immer Mizar und Dubeh im großen Wagen. Die kenn ich. Also mit der Zweisternmethode kann eine Laie evtl. mehr anfangen, da er einen Einfluss auf die Sternauswahl hat.
Die 3 Sternmethode wäre genauer, aber da werden wieder die Sterne vorgeschrieben und man kann sie nicht ändern. Warum? Keine Ahnung.
Die 1 Sternmethode habe ich nicht genutzt. Die erscheint mir von Anfang an als zu ungenau.

Wenn man die Montierung gut eingenordet hat und dann Ausrichtet geht die Sache eingentlich ganz gut. Bei 20x Vergößerung war bis jetzt immer das Objekt der Begierde auch im Blickfeld. Wer es genauer will, kann dann Hochpräzision aktivieren. Dann wird vor dem eigentlich Objekt erst ein Stern in der Nähe angefahren, der dann zentriert werden soll und dann wird das gewünschte Objekt angefahren.
Also praktisch eine kleine Miniausrichtung zwischendurch. Bei Lichtschwachen Nebeln und so, würde ich das auch immer empfehlen. Gerade wenn man so mit 50x Vergrößerung von Anfang an an den Start geht. Bei meinem Mak habe ich 1500mm Brennweite und das Okular mit der geringsten Vergrößerung hat 32mm.

Nach 8 Objekten ungefähr sollte man ruhig mal die Hochpräzision einmal nutzen, da dann doch die Zielgenauigkeit etwas nachlässt. Danach ist wieder alles paletti.

Wie laut ist das Ding? Also max Speed und die Freundschaft mit dem Nachbarn kann auf dem Spiel stehen. Aktiviert man den Flüstermodus wird es sehr viel ruhiger, aber sie schwenkt dann auch langsamer.
Oder volle Lautstärke und damit alle bösen Tiere auf dem freien Feld vertreiben.

Nachführgenauigkeit beim Fotografieren:
Da war ich angenehm überrascht. Bei 400mm 4-5 Minuten und nur sehr leichte Strichspurneigung bei den Sternen. Bei 1500mm 60 Sekunden und wenns gut läuft sogar 90 Sekunden. Jeweils mit einer Canon Eos 1100D

Nachführgenauigkeit visuell:
Visuell gibt es überhaupt keine Probleme. Es bleibt im Okular was da bleiben soll.

Tragfähigkeit:
Zuerst hatte ich die Monti nur mit meinen 127/1500 Mak bestückt. knapp 3,5 kg Gewicht und mit der Eos werden es dann rund 4kg. Null Probleme. Kein wacklen oder sonstiges.

Dann habe ich mir eine Doppelmontierung gegönnt und das Mak zusammen mit meinen 80/400 Refraktor aufgebuckelt. Mit der Eos kommt ich damit auf rund 7 Kg. Auch hier kein Wacklen und zittern. Die Monti läuft genauso gut wie mit nur dem Mak. Mir fiel jedenfalls kein wahrnehmbarer Unterschied auf.

Letzte Nacht wollte ich es einfach aus Gaudi mal wissen und sehen ob visuell mein 200/1200 Bresser Newton gehen würde. Gewicht knapp 11,7 kg + Okular.
Meistens wird diese Kombination auch für visuelle Zwecke als eher untauglich bezeichnet. Nope. Sitzt bombenfest. Ausschwingzeit, wenn man gegen den Tubus tippt, als wenn man leicht an eine Scheibe klopft, rund 2 Sekunden beim Blick in 8,8mm Okular. Kein hektisches Hüpfen dann, sondern eher ein Tanzen über eine Bereich von geschätzen 75% des Blickfeldes bei 136x Vergrößerung.

Fotografisch wirds bestimmt anders aussehen, aber für Planetenfilmchen müsste es sogar passen. Beim Fokussieren konnte ich kein wirklich störendes Zittern feststellen. Dezent bewegt sich der Stern aber bleibt bei 136x innerhalb der inneren 20% der Blickfeldes. Es ist eher ein leichtes Bewegen. Ausschwingzeit dabei unter einer Sek.
Das Stativ hatte ich nicht ausgefahren, da mir sonst der OAZ zu weit oben gewesen wäre. Angebracht war der Tubus ungefähr mit 1/3 der Länge unten und 2/3 der Länge oben von der Klemmung aus gesehen. Da war er schön in Waage und stieß auch nicht gegen die Stativbeine.

Polsucher war wie zu erwarten überhaupt nicht justiert. Naja. Kann man mit leben. Polsucherjustage ist totaaaaaal nervig. Nicht mein Ding. Man habe ich mich dabei angestellt.

PEC:
Das PEC-Training habe ich einmal angefangen und es aber dann sein lassen. Grund ist der, das laut Anleitung alles was man antrainiert hat futsch ist, sobald man das Telekop nicht parkt und es einfach so ausschaltet. Wird wohl normal sein, aber ich kenn mich. Mal aus versehen übers Kabel gestolpert und weg ist der Strom und das PEC-Training auch.
Ob es wirklich positiv was bringt kann ich daher nicht sagen. Vielleicht gebe ich es mir doch noch. Mal sehen.

Eine Halterung für die Handbox sucht man vergebens. Ich hab mir mit Klettband beholfen.
Schlecht hält bei mir die Polsucherabdeckung. Bereits am 2. Tag fiel die immer wieder ab, wenn man nur böse hingeschaut hat.
Die Schrauben zum festziehen des Teleskopes/GP-Schiene könnten für meinen Geschmack etwas griffiger sein.

Leider scheint meine Monti einen Defekt zu haben. Der Rec (?)-Achse (Wo die Gewichtsstange dran ist) konnte ich nach der zweiten Nacht um ca. 5mm Wackeln lassen, obwohl alles fest gezogen war. Egal ob Motor an oder aus. Etwas mit dem Motor gespielt und dann war es weg. Zwei Abende ohne Probleme. Gestern fing das Spiel wieder nach rund 4 Stunden Betrieb an. Die ganzen 4 Stunden saß alles bombenfest und plötzlich tanzt der Stern wie ein wildes Schweinchen durch Bild beim fokussieren und da habe ich es gemerkt.

An dem schweren Newton kann es eigentlich nicht gelegen haben, da ich das Problem davor auch schon mit dem Mak alleine mal hatte.

Ich habe dann heute gleich eine Austauschmonti bestellt und die müsste Dienstag kommen. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das nicht normal sondern ein Defekt ist.

Mein Fazit als Einsteiger und nicht Perfektionist:

Visuell kann ich die Monti bis ca. 10kg befürworten und wem das leichte von mir beschriebene Ausschwingen nicht stört kann auch seinen 8" f/5 oder f/6 drauf machen. Für den einen ist das absolut grenzwertig und irre und für jemanden wie mich eher. "Naja, das bisschen Wackeln geht doch"

Fotografisch bis 7 kg wenn man Schöne Schnappschüsse machen will. Für die Profis ist das bestimmt nichts, aber wer einfach gerne gut fotografieren will, kann mit der Monti bestimmt glücklich werden.
Mit Guiding ist da noch mehr Potenzial.

Alles hier subjektiv und aus dem Blickwinkel von jemanden, der keine Hochglanzfotos als Ziel hat. Eher "Urlaubsschnappschüsse" einer Sternenklaren Nacht und dem ein leichtes Wackeln bei einem dicken Newton auch nicht zum verzweifeln bringt.

Für knapp 600,- ist die Exos-2 GoTo ein guter Kauf und ich bin zufrieden, ansonsten hätte ich sie zurückgeschickt und mir eine Nummer größer besorgt.
Wer auf das GoTo verzichten kann und nur eine motorische Nachführung benötigt, sollte aber vielleicht sich mal die HEQ5 SynTrak ansehen. Kostet etwas mehr, aber ist dann auch noch stabiler. Die Variante mit GoTo kostet dann schon gleich 50% mehr als die Exos. Und da ich nicht über 7 kg fotografisch nutzen werde war es mir den Mehrpreis nicht wert, weil ich unbedingt ein GoTo wollte. Den Newton werde ich eh sonst nicht drauf packen. Da habe ich die Rockerbox.

Alles auch auf der Grundlage, dass das Wackelspiel bei mir ein Bug ist und kein Feature und bei der neuen Montierung dann nicht mehr auftritt.