Produktvorschlag Einsteigerteleskop

  • Hallo,


    ich frage mich, ob es unbedingt notwendig ist, dass darauf gewartet wird, bis ein tolles Einsteigerteleskop auf den Markt kommt? Wäre es vielleicht nicht auch interessant eine Ausführliche Selbstbauanleitung zu erstellen?


    Wenn ich mich im Freundeskreis so umschaue, dann sind gerade die Naturwissenschaftlich interessierten Leute und Kinder dem Selbermachen nicht abgeneigt. Denn gerade wenn man etwas selber macht, dann lernt man auch wie es funktioniert. Das einzige, was viele vom Selbermachen abhält ist die Angst, es sei zu kompliziert, man würde irgendwelches spezielles Werkzeug benötigen oder wichtige Teile seien nicht auf einfache Weise beschaffbar.


    Und hier könnte eine Ausführliche Anleitung, die bei der Beschaffung der Teile, über den Zusammenbau bis hin zu Beobachtungstipps reicht ein guter Ansatz sein. Sie müsste kostenlos erhältlich sein, am einfachsten als Download im Internet, aber auch über eine liberale Lizenz wie Creative Commons CC-BY-SA verfügen, um zum Beispiel die Weiterverbreitung als (Schul-)Buch zu ermöglichen.


    Anstatt teure Teleskope vorrätig halten zu müssen in der Ungewissheit, ob sie sich denn verkaufen lassen, müsste ein Händler nur noch wenige verhältnismäßig preiswerte Spezialteile wie Fangspiegel, Hauptspiegel und Höhenräder auf Lager halten.


    Im Amateurfunkbereich gibt es einen Verband von Lehrern, die Technikbegeisterung bei Schülern mit verschiedenen Selbstbauschaltungen wecken wollen: http://www.aatis.de
    Gibt es nichts vergleichbares von Seiten Astronomiebegeisterter Lehrer?



    Hier wird immer über das Aussehen geredet. Aber wie sieht ein richtiges Teleskop denn aus?


    In meiner Kindheit war die Vorstellung, wie ein Teleskop aussehen muss geprägt durch Artikel über wissenschaftliche Großteleskope. Das waren durchweg riesige Spiegelteleskope mit Fachwerktubus und Azimuthaler Montierung. Linsenteleskope hielt ich immer für altmodische Relikte, die nur als Messingfernrohr in der Hand von Seefahrern in Piratengeschichten vorkommen. In den 80ern habe ich noch nichts von Dobsons gehört. Aber wenn ich mir heute viele Dobsons anschaue, dann sehen sie mit ihren Gittertuben so aus, wie ich mir damals ein "richtiges" Teleskop vorstellte. - Ironischerweise benutze ich heute so ein "altmodisches" Linsenteleskop. ;)


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo Roland,
    naja, ich sehe das bei meinen Schülern, einige wollen beobachten aber nicht bauen, bei wieder Anderen ist es genau andersherum ;)
    Ich hab ja eine recht einfache Rockerbox entworfen und gebaut (alles mit geraden Schnitten), es fehlt wirklich an einer konstant günstigen Bezugsquelle für ein Spiegelteleskop-Tubus.
    114/900 und 125/900 sind immer mal für 50-80€, +5€ Baumarktkram...
    Wer WILL kann es bauen, aber es kommt eben nicht für jeden in Frage.


    Die Astromedia-Kits sind ja auch recht gut geeignet, aber eben auch kein Ersatz für einen 70mm Refraktor oder 114mm Newton.


    Ansonsten lohnen Selbstbaukits ja kaum, denn die Massenware-Teleskope lassen sich einfach günstiger Produzieren.
    Wenn ich zusammenrechne was selbst der Surplusshed-Spiegel kostete (114/900 für ~25€), dann noch großes HT-Rohr, FS und Material zusammenrechne, kann ich auch fast schon ein fertiges Teleskop kaufen.


    Ich denke erstmal muss man überhaupt das Interesse wecken, und vor Allem Anleiten, und das geht auch mit Fernglas oder Brillenglasteleskop für 1€. Mit dem Ding habe ich mehr gesehen als mit dem Tchibotorpedo, ganz einfach weil man gar nich weiss was man überhaupt beobachten kann.
    Die Idee von Martin fand ich nicht schlecht, so etwas mit einer DVD zusamen zu vermarkten, und/oder aufsuchkarten von den helleren Deepsky-Objekten.

  • Hallo Roland,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Anstatt teure Teleskope vorrätig halten zu müssen in der Ungewissheit, ob sie sich denn verkaufen lassen, müsste ein Händler nur noch wenige verhältnismäßig preiswerte Spezialteile wie Fangspiegel, Hauptspiegel und Höhenräder auf Lager halten.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Es wäre schön, wenn es so wäre.
    Leider musst Du als Kunde den Aufwand für Beschaffung, Verpackung, Lagerhaltung und Verkauf beim Einkauf mehrerer Einzelkomponenten gleich mehrfach bezahlen. Deshalb "lohnt" sich ein Selbstbau komplett aus Einzel-Komponenten erst bei einer Teleskopgröße weit oberhalb des hier diskutierten Einsteigerteleskops.
    Die Gefahr des Scheiterns ist beim Selbstbau auch immer vorhanden.
    Ein Teleskop komplett selbst zu bauen kommt realistisch betrachtet nur für sehr wenige Leute wirklich in Frage, vielleicht 1-2% aller potentiellen Teleskopnutzer.


    Immerhin sehe ich eine reelle Chance, vielen Leuten klar zu machen, dass beim Einsteiger-Teleskop nicht viel Technik-Gedöns entscheidend für den Spaß ist, sondern eine möglichst gute Optik.
    Aber das klappt heutzutage nur, wenn der Anbieter die Möglichkeiten der modernen Medien richtig nutzt. Website und Youtube müssen hier zum Großteil die Fachberatung beim Händler ersetzen.


    Ich kann es nicht genug betonen, Hilfestellung beim Finden von Objekten und Beobachtungstipps mit Hintergrundinfos sind ganz wichtig für den Erfolg des Produkts, wenn man möchte, dass viele Kunden auch wirklich was damit anfangen können.


    Wenn ich als Anbieter vielen ernsthaft Interessierten einen gelungenen Einstieg bieten kann, sind ein gewisser Teil dieser Leute früher oder später an besserer Ausrüstung interessiert. Schnell hat sich der begeisterte Einsteiger mehrere bessere Okulare geleistet, von denen jedes mehr kostet als das erste Teleskop. Und dann kommt gleich der Wunsch nach "Mehr Licht"... Ihr kennt das ja aus eigener Erfahrung. Und ich bin mir ganz sicher: Der Käufer honoriert beim nächsten Einkauf immer, wenn er zuvor gute Erfahrungen mit einer bestimmten Marke gemacht hat.


    Eine interessante Möglichkeit böte sich, wenn es längerfristig verfügbar ein günstiges Set aus Tubus und Okularen gäbe, das astronomische Vereinigungen für die Nachwuchsförderung einsetzen können. Als krönender Abschluss einer winterlichen Rockerbox-Bausession könnte man dann im Frühjahr einen gemeinsamen Messier-Marathon mit Urkundenverleihung durchziehen. Oder wenigstens gemeinsam beobachten und Fernrohr-Führerscheine verleihen.


    Ein Set aus Tubus und 2 Okularen zum Spezialpreis exklusiv an Vereine abgegeben würde auch das Problem der teuren Beratung für den Anbieter entschärfen. Natürlich sind da erst mal keine riesigen Stückzahlen zu erwarten. Aber falls die Idee in mehreren Ländern aufgegriffen wird, kommt da schon einiges zusammen.
    Falls diese Variante eine gewisse Beliebtheit erreicht, kann der Tubus- und Okularlieferant dann immer noch im Nachhinein komplette Teleskope mit Rockerbox anbieten.
    Was ich bei diesem Diskussionsthema ganz sicher nicht sehe, sind allerdings Verkaufszahlen wie beim Lidl-Scope.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Marcus,


    Da hat mein Geschreibsel zu lang gedauert; ich hätte mir einiges sparen können, weil Du es schon ganz ähnlich formuliert hast[:)].


    Was das Vereinsangebot betrifft, kann man neben den normalen Führungen natürlich verschiedene Kursangebote für Leute mit mehr Interesse anbieten. Und es muss nicht immer mit Teleskop sein.
    Mir fallen spontan ein:
    -&gt; Den Sternhimmel entdecken mit dem Auge und mit dem Fernglas; verschiedene Schwerpunkte möglich
    -&gt; Einfache Astrofotografie ohne Teleskop
    -&gt; Optik-Experimente und einfache Fernrohre
    -&gt; Den Sternhimmel entdecken mit dem Teleskop
    -&gt; Wir bauen uns ein richtiges Teleskop selber und lernen damit beobachten (hier gehört unser Diskussionsthema hin)
    -&gt; Auf den Spuren der Weltraumforscher: Astronomische Entdeckungen selbst nachvollziehen (mit Hilfe der gesamten Technik, an die man für den Kurs herankommt).


    Ich selbst werde in Zukunft wahrscheinlich auch Kursleiter sein.
    Erst mal müssen wir aber unsere Sternwarte fertig bekommen.


    Gruß,
    Martin

  • Servus,
    spannendes Thema! Genau darüber haben wir uns vor ein paar Wochen in Regensburg auch Gedanken gemacht. Welches Fernrohr können wir empfehlen? Nach Marktanlyse und einem erschreckend schlechten 76/350 Minidob haben wir uns auf einer Messe zwei Heritage 130 gegriffen. Beide waren wenn überhaupt leicht unterkorrigiert und gut zu handhaben. Bis 200x auf jeden Fall optisch wie mechanisch sehr einfach zu benutzen. Jürgen hat zuhause eine Sternwarte mit 12" Newton, sagt jedoch, mit dem Heritage sei der Spaß am beobachten zurückgekommen. Ein Gerät haben wir jetzt zu Demozwecken in der Volkssternwarte, kommt beim Publikum sehr gut an, selber etwas einstellen zu können. Mitlerweile haben noch zwei Kollegen einen Heritage gekauft, eine Dame, die im Sommer zu uns gestoßen ist hat neben ihrem großen Dob auch einen Heritage. Alle sind optisch recht gut brauchbar!
    Wir werden damit nicht verhindern können, dass zu Weihnachten Müll verschenkt wird, aber der kleine 130er hat schon Charme und etlichen Sternwartenbesuchern gefällt er.
    Ein Kollege hat sich vor kurzer Zeit einen bei ebäh ersteigert, nach dem das Gerät da war hat er gemeint: Klasse, Pizza in den Ofen, Teleskop auf den Balkon, beobachtet, Teleskop wieder rein, Pizza fertig.
    Ganz so schnell muss es dann auch wieder nicht sein, man darf sich gerne auch mehr Zeit lassen....
    Eventuell ist der Orion SkyScanner 100 noch eine Idee. Preis etwa 100Teuros, Volltubus, zwei RK Okulare, Leuchtpunktsucher und Einarmrocker. Mich stört der sehr kurzbrennweitige Hauptspiegel (100/400), der zudem nicht justierbar ist.
    Trotzdem werden weiter Menschen mit ihren Schrott-Teleskopen zu uns kommen und wir sollen ihnen dann erklären, wie man damit den Himmel beobachten kann, während die lieben Kleinen, die das dann tun sollen lieber auf einem Bein ums Fernrohr hüpfen.


    in diesem Sinne, cs

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