Hallo Stern- und Planetenfreunde,
in der Halloweennacht wars endlich wieder klar, früh dunkel und mondlos, noch dazu sagte meteoblue gutes Seeing mit ~1,2" vorraus, also kam endlich wieder mal der große Skywatcher 8" f/5 Newton zum Einsatz, mittlerweile ist der gut "getuned", aussen mit Heizkörpertapete gedämmt, innen mit Velour ausgkleidet (auch das OAZ-Innenrohr, das glänzte vorher fröhlich vor sich hin...) und der Fangspiegelrand und alles was noch glänzt mit Schultafellack bearbeitet, dazu sitzt jetzt ein Motorfokus am OAZ, leider ist der Newton etwas schwer für meine NEQ-5, das fokussieren verursacht nun mit dem Motorfokus kein Zittern mehr, das ganze hat sich bei der Planetenbeobachtung und vorallem dem Planetnfilmen als sehr vorteilhaft erwiesen.
Zuerst mal den guten mondlosen Landhimmel nutzen - ab 19Uhr wars stockdunkel, Transparenz sehr gut und so machte Deep Sky an diesem Abend viel Spass. Leider kam ab 23Uhr immer wieder Hochnebel auf und die Luft wurde nach und Nacht feuchter, ich fürchtete schon um die Gelegenheit in der zweiten Nachthälfte endlich wieder ausgiebig Jupiter zu beobachten und filmen.
Als Jupiter aber endlich gut 25° Höhe erreicht hatte war die Luft wieder klar und das Seeing war tatsächlich sehr gut. So haben mein Bruder und ich fast zwei Stunden verbracht Jupiter zu beobachten und das Spiel der Monde zu verfolgen, Io und Europa entfernten sich in entgegengesetzter Richtung wärend Ganymed Richtung Jupiter zum Transit flog. In den Wolkenbändern waren zahlreiche Details sichtbar, das war wohl meine beste Jupiterbeobachtung, auch mein Bruder war begeistert. Das Velour und der Schultafellack scheinen tatsächlich etwas gebracht zu haben, Jupiter erscheint jetzt deutlich kontrastreicher wärend die Umgebung knackschwarz ist. Auch die Isolierung scheint was gebracht zu haben, es war kein Tubusseeing mehr zu erkennen. Bei 250x (AP 0.8mm, Televue Powermate 5x, 20mm TS Plössl) stand ein detailreichster Jupiter wie gemalt im Okular, die Monde daneben als kleine Scheibchen, einfach ein toller Anblick [:p]
Leider wurde es schlagartig unruhiger in der Atmosphäre und es breitete sich wieder der Hochnebel von Süden her aus, also schnell Laptop und Kamera aus dem Haus geholt um noch rasch ein paar Bilder zu machen bevor der Himmel ganz zu ist und Seeing noch schlimmer wird. Die Luftfeuchtigkeit war auch immer mehr am ansteigen. Eigentlich hatte ich mit gefreut später, wenn der Jupi noch höher kommt und der GRF auftaucht sowie Ganymed seinen Transit beendet eine längere Videosession zu machen für Animationen etc. Nun hatte ich aber gerade mal 20 Minuten Zeit bei immer schlechterem Seeing ein paar Videos zu gewinnen bevor der Neben Jupi verschluckte.
Kamera ist die Alccd5L-IIc (3,75my Pixel, CMOS, Farbe), als Barlows kamen die Televue Powermate 5x und eine ältere Celestron Barlow 2x zu der ich keine genauen Daten habe (die lag mal bei einem Gebrauchtkauf einem Teleskop bei, scheint aber ganz gut und farbrein zu sein).
Die Aufnahmen mit ~f/23 (Kamera steckt tief in der Powermate) sind leider wohl nix geworden, das ist eigentlich schon zu viel Brennweite, vorallem bei dem schlechtem Seeing. Ich habs trotzdem probiert da ich mit der selben Kamera bei einer kleineren Optik mit f/20 noch gute Erfahrngen machte. Die Belichtungszeit von 16ms und hohem Gain ist nicht der Bringer fürs Lucky Imaging und bei dem grossen Jupiter und dem schlimmen gewabbere war es fast nicht mehr möglich gewesen zu fokussieren. Mal sehn ob ich diese Videos auch nochmal versuche zu bearbeiten...
Hab dann die 2x Barlow rangemacht plus Verlängerungshülse und bekam nun ein ÖV von f/12.5, was der Theorie nach sehr gut zu der Pixelgröße der Kamera passt. Seeing weiter unter aller Sau, aber nun war am Monitor deutlich der Punkt zu sehen wo man im Fokus ist. Das Resultat aus dem wohl besten Video seht ihr hier, mehr war bei den Bedingungen wohl net drinn:
Der schwarze Punkt ist der Schatten von Ganymed, der zieht grad vor dem Jupiter durch, leider erkennt man den Mond selber nicht auf der Aufnahme.
Die Daten:
Datum: 1.11.2013, 1.35Uhr CET
Optik: Newton 8" f/5, Celestron Barlow auf f/12,5
Kamera: Alccd5L-IIc, 3,75my Pixel, Farbe
Verwendungsrate 30% von 13.300 Bilder, Belichtungszeit 6,6ms, Gain 45%, Framerate 150 fps(!)
Aufzeichnung in EZPlanetary, gestackt in Autostakkert!2 mit 1,5x Drizzle, geschärft in Registax 6, weitere Bearbeitungen in Fitswork, Irfanview und Giotto.
Ich hab wie gesagt noch mehr Videos mit mehr und auch weniger Brennweite, mal sehn wenn ich die bearbeite was da noch raus kommt. Gern hätte ich nur ein wenig mehr Brennweite zum experimentieren, so maximal f/15, denn die Bayermaske der Farbkamera schluckt ja etwas Auflösung und etwas mehr Brennweite schadet hier nicht. Muss wohl nach einer guten 3x Barlow Ausschau halten, die 2x Barlow zu verlängern ist nur eingeschränkt möglich, sonst wird der ganze Aufbau zu lang (Verkippung etc). Die Kamera kann man ja in der Barlow versenken, trotzdem lässt sich die Powermate 5x leider wohl nicht kurz genug bekommen. Die Frage ist hier wieviel mehr Brennweite man braucht um alle Details aufzulösen aber auch so wenig wie möglich um kurz belichten zu können. Den endgültigen Abbildsungsmaßstab zur Darstellung am Monitor sollte man aber nicht schon durch die Brennweite bei der Aufzeichung anstreben sondern durch entsprechnde Nachvergrösserung, z.B. wie bei meinem Bild hier mit dem Drizzle von AS!2.
Gruß, Gerry