Bericht zu sechs Beobachtungsnächten auf dem Roque

  • Hallo Astrofreunde,


    Nach dem letzten intensiven Beobachtungsnächten im August, war schnell klar, dass es im Oktober nochmal los gehen sollte. Daher habe ich diesmal wieder La Palma im Blick gehabt und so wurde flix der Flug gebucht. Der Oktober-Neumond fiel in die Nähe eines Feiertages, so dass ich auch nicht so viele Urlaubstage opfern musste. Am Ende konnte ich insgesamt sechs Nächte nutzen.


    Beobachtet wurde stets auf dem Roque an unterschiedlichen Stellen. Einige Highlight's waren vor allem Abell's, die ich soweit sinnvoll, auch vorhabe mit 14 Zoll durchzuspechteln. Beobachtet wurden Abell 2, 70, 3, 4, 82, 79, 12, 63, 57, 10, 20, 72, 71, 46 (zeitliche Reihenfolge nach Beobachtung). Nicht alle konnten gesehen werden. Highlight der Serie war Abell 70. Interessant war auch die ungeplante Doppelbeobachtung von Abell 82. Im Abstand von 10 Monaten und mit deutlich mehr Beobachtungserfahrung ist es interessant die Beobachtungen gegenüber zu stellen:


    08.01.2013: 14", 114x, [OIII], Bortle 1-2, SQM-L 21.5 -21.6 Z, Pinar de Araceli
    Ewig bzgl. der richtigen Positionierung des Dobson rumgemacht. Dann mit OIII und indirektem Sehen aufgespürt. Anhand POSS-Karte anschließend zweifelsfrei das Sternfeld und Nebelposition identifiziert. Zartes Glimmen um einen Stern. Schwierig!


    04.10.2013: 14", 56x-114x, [OIII], Bortle 1-2, SQM-L 21.5 Z, Roque de los Muchachos
    Schwaches glimmen um einen Stern. Bei 56 fach und OIII-Filter relativ groß und rund. Zwei Sterne trotz Filter im Nebel sichtbar. Bei 114 fach keine Strukturen sichtbar. Nebel ist sogar ohne Filter schwach zu sehen.


    Des weiteren wurden einige HCG's und auch typische Highlight's angefahren.



    Den vollständigen Bericht gibt es auf meiner HP: http://www.estelar.de/artikel/lapalma2013.html


    Viel Spass beim Stöbern...


    Gruß


    Oliver

  • Servus Oliver!


    Tja, da hast du in die Vollen gegriffen! Geile Nächte, verpackt mit wunderschönen Bildern von La Palma! Macht riesig Spaß da durch zu stöbern...Die Objektwahl war ja eine satte Abell Orgie! Coole Beobachtungen mit vielen Highlights!
    Die Transparenz war nach deinen Beschreibungen mehr als gut! Wie war das Seeing in deinen Nächten? Feucht war es ja!


    Danke fürs Reinstellen!


    Lg von Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Hallo Hajü,


    die erste Nacht war tatsächlich feucht. Die anderen hingegen nicht. Die Objektwahl na ja...ich hatte mir geschworen die Abell's nicht mehr anzuschauen. Grund: Lange Aufsuchzeiten und dann oft funzelig und an der Wahrnehmungsgrenze. Oft auch nichts gesehen. Ich habe mir dann doch eine Liste der "möglichen" gemacht. Quelle war Stathis's Seite und Referenz die dort dokumentierten Beobachtungen von R. Stoyan mit 14".
    Als ich dann den ersten neuen gesehen habe, ist ein Fieber ausgebrochen. Die Sommermilchstraße und die Scheinwerfer haben mich plötzlich nicht mehr interessiert...ich war selbst überrascht.


    Was mir schließlich wirklich klar wurde, ist wohl die Tatsache, dass bei intensiven Beobachten und mit geschultem Auge Dinge gesehen werden können, die man nicht für möglich hält. Das hat sich insbesondere an der Tatsache festmachen lassen, dass selbst unter perfektem Himmel - entgegen der oft zitierten Quellen wie der Bortle Skala - eigentlich immer die Umgebung sehr gut wahrgenommen werden kann und beim Wechsel zum Okular man sich an die "Dunkelheit" erst mal gewöhnen und nochmal adaptieren muss. Daher muss bei schwachen Objekten immer mit Geduld beobachtet werden, sonst entgehen einem die Details bzw. man erkennt schwache Objekte erst gar nicht. So geht es mir zumindest bzw. ist mir dort klar geworden. Viele der Funzeln waren zu meinem Erstaunen auch ohne Filter zu sehen. Alle Scheinwerfer wie M27 oder auch NGC 246 sind eigentlich immer am Besten ohne Filter zu sehen.


    Das Seeing war gut aber nicht sehr gut. Lt. dem offiziellem Seeing Monitor und Beobachtungsberichten des WHT war es sehr gut, d.h. oft um 1". Aber hier zeigt sich einfach, dass wenn man sein Teleskop - wenn auch offen - am Boden stehen hat, scheint es da auch nochmal einen Unterschied zu z.B. 2m über dem Boden zu geben. Der Spiegel jedenfalls lag frei sowohl vorne als auch hinten und Wind gab es auch genug. Tubusseeing kann es wg. Gitterkonstruktion auch nicht sein. Jupiter war zu keiner Zeit richtig gut zu sehen, so dass ich auch mal über 400x gehen konnte. Einmal konnte ich einen Schatten auf der Oberfläche sehen, aber so schön wie das letzte Jahr war's nicht. Interessanterweise scheint man von tieferen Lagen manchmal besseres Seeing zu haben, wie auch J. Bohle mal berichtet hat. Warum ist mir ehrlich gesagt etwas schleierhaft.


    Ich habe mir vor meinem Sommerurlaub ein "Eipott" gekauft und bin richtig platt, was das Ding mit einer 5M Pixel on-Board-Kamera (analog zum Iphone 4) für Bilder, vor allem im Panoramamodus macht. Ich habe hier noch einiges an Mittelformatkameras und Filme rumliegen...die kann ich getrost in die Tonne...Darüber hinaus hat mir die Triatlas-App beim Aufsuchen wirklich geholfen.


    Gruß


    Oliver

  • Hallo Abelljäger Oliver,


    sapperlot, da hast Du ja anständig Einen abgezogen.
    Danke für das Teilen Deiner sehr lesenswerten Berichte und der schönen Fotos.


    Ich war zur selben Zeit beim HTT und hatte da den Erbauer Deines 14ers,
    den Reinhardt als Nachbar.


    Ich bin auch bald wieder mit dem Zitronenfalter oben auf dem Felsen
    und freue mich sehr darauf![8D]

  • Hallo Gerd,


    Ich habe da oben an unsere gemeinsame Nacht gedacht. [:D]


    Du hast Dir vermutlich die interessanteste Zeit diesen Jahres rausgesucht und nach Lesen des neuen VdS-Journals mit dem Artikel zu ISON...


    Viel Glück im Dezember!


    Gruß


    Oliver

  • Hallo Oliver,


    dein Bericht lässt einem das Wasser im Munde zusammen laufen![:p]
    Mein erster Besuch der Insel reichte nur zu rudimentärem Spechteln.
    Kann man hier lesen: http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=147838


    Vorgestern habe ich fest gebucht für Ende März und hoffe, dann so ein Glück zu haben wie du.
    Deine Unterkunft scheint auch sehr schön zu sein... könnte man da auch vor dem Haus beobachten?
    cs
    TImm

  • Hallo Tim,


    Deinen Bericht kenne ich [8D]. Deine Namibia Berichte sogar fast auswendig.[:p] Den Trick mit Autoschlauchringen auch. [;)]


    Ja, man kann vom Haus beobachten und sogar fotografieren, wenn man möchte. Das habe ich früher auch öfters getan. Der Clou an dem Haus ist aber, dass es genug weiter westlich liegt um von den Passatwolken nicht erwischt zu werden.
    Die kann man vom Haus etwa ein bis 2 km vorbei schippern sehen. Das ist etwa da wo Hoya Grande liegt. Hier mal ein typisches Bild:



    Hier stehe ich praktisch in der Auffahrt, einem recht steilen Forstweg, der aber problemlos zu befahren ist.


    Man hat jederzeit die Möglichkeit in etwa 35 Minuten auf dem Roque zu sein.
    Oft hat man hier auch eine Wolkenlücke, wie ich zum Beispiel in der ersten Nacht, selbst wenn auf dem Roque und anderen Teilen der Inseln Bewölkung oder gar Regen vorherrscht. Das zeigen die Sattelitenaufnahmen, verfügbar über die "ING Weather Station".


    Das Haus liegt knapp über 1000 m über dem Meeresspiegel. Nach Norden und Nordosten ist allerdings der Blick durch Bäume relativ stark eingeschränkt. Das ist aber nicht unbedingt von Nachteil, da wenn der Nord-Ost Passat heftiger bläst, man dafür windgeschützt ist. Nach Osten, Süden und Westen ist der Horizont nur leicht eingeschränkt. Siehe Foto aus meinem Bericht. So zeigt sich die Sicht vom Beobachtungsplatz aus.



    In der Mitte ist etwa Süden. Zum Teil ist die Sicht sogar besser als auf dem Roque unterhalb der Teleskope, was die Einschränkung durch Berge anbelangt.
    Himmelsqualität ist ähnlich gut, aber am Anfang der Nacht ist es häufig feucht. Das gibt sich aber dann meist nach ein 1-2 Stunden.
    Man sollte 2-3 Stunden vor der Beobachtung den Wetterbericht (Stundenvorhersage) von Aemet.es für den Ort Puntagorda aufrufen (http://www.aemet.es/es/eltiemp…pino-de-la-virgen-id38029) und schauen, ob Wolken vorhergesagt werden. Falls dies der Fall ist, sollte man hochfahren.


    Das Haus ist rel. klein aber zu zweit ausreichend. Kein Luxus, sehr einfach. Ich find's toll. Ich war auch mal mit Familie zu fünft dort. Das geht auch. Wenn man im Spätsommer oder Herbst kommt, gibt es praktisch umsonst allerlei Obst im Garten. Im Winter gibt es Orangen! Die Preise wurden praktisch in den letzten 10 Jahren nicht angehoben. Ich mache mal hier fleißig Werbung für Rosa Maria, der Besitzerin, da seit geraumer Zeit der Tourismus auf der Insel richtig gehend eingebrochen ist.


    Gruß


    Oliver

  • Hallo Oliver,


    herzlichen Dank für Deinen Bericht mit den vielen Informationen nicht nur über Deine Beobachtungen, sondern auch über die Verhältnisse auf La Palma. Für mögliche La Palma Fahrer ist das sehr wertvoll.


    Die Bedingungen müssen sehr gut gewesen sein, da Du mit 14" (?) zum Teil sehr schwierige Objekte gesehen hast, z.B. in Deiner fünften Nacht Sh 2-101, den sogenannten Tulpennebel. Ich finde ihn sehr schön, aber keineswegs leicht. Der anregende Stern ist hier wohl keiner der beiden hellen, denn aufgrund ihrer gelben Färbung ist anzunehmen, daß sie zu kühl sind. (Es läßt sich allerdings nicht völlig ausschließen, daß sie in Wahrheit blau leuchten aber durch den interstellaren Staub nahe B 144 gerötet erscheinen.) Vielmehr ist der dritthellste, blaue Stern im Nebel verantwortlich. Eine Zeitlang dachte man auch an den Röntgenstrahler Cygnus X 1, der ganz in der Nähe steht, aber diese Idee hat man wohl fallen lassen.


    Ich habe übrigens im Rahmen meines B 144 Beobachtungsprojektes auch etwas zu Sh 2-101 geschrieben: http://homepages.uni-tuebingen…Beobachtungsprojekt2.html


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    Ich habe mich neulich selbst erschrocken, wie lange ich schon nach La Palma fahre. Es sind mittlerweile im kommenden Januar 10 Jahre. Meine gesamte Deep Sky Fotogalerie auf meiner HP ist dort entstanden. Es gibt praktisch in Europa - meiner Meinung nach - keinen so guten Beobachtungsplatz. In den Alpen war ich allerdings noch nicht. Der Pinar de Araceli kommt an La Palma ran, aber das Wetter ist nicht so stabil (siehe Artikel auf meiner HP).


    Hier nochmal eine Übersicht zu meinen Erfahrungen und Tips:


    1. Unbedingt eine Nacht auf dem Roque verbringen!


    2. Auf dem Gelände der Profis nachts nicht bleiben. Ist auch verboten. Ich kenne auch die beiden Security Leute. Einer lässt meist mit sich reden, der andere eher nicht. Unterhalb der Teleskope gibt es genügend Plätze. Darüber hinaus ist es unterhalb der Teleskope meistens windstill. Auf dem Gelände fahren nachts auch Autos mit normalem Licht, d.h. kein Standlicht, umher. Da kriegt man, wenn man sich nicht irgendwo verkriecht, die Krise.


    3. Nicht an der Beobachtungsplattform bzw. am Mirador de los Andenes beobachtet. Dort geht eigentlich immer mehr Wind als direkt unterhalb der Teleskope an der Straße. Erfahrung aus vielen Jahren. Und das war dieses Jahr auch so und letztes mit z.B. Gerd auch![:D] Gerd hat's allerdings nicht gestört.[:0]
    Aussichtspunkte sind schön um mal kurz runter zu gucken. Für astronomische Beobachtungen ungeeignet. Lese immer wieder Berichte und sehe auch dort Leute, die alles da hochwuchten und sich später über den Wind beklagen. [:)]


    4. Wenn man übers Internet sieht, dass es oben Wind gibt (Referenz Magic Teleskop) lieber an der Unterkunft spechteln. Normal ist dort am Magic Teleskop Wind von 5-15 km/h.


    Die Bedingungen waren die Standardbedingungen, die man da oben vorfindet. Mittlerweile kann man auch in den Logfiles des WHT die SQM-L Readouts abziehen. Eigentlich braucht man, wenn man oben beobachtet und nur Zenitmessungen machen wollte kein eigenes SQM(-L) mehr dabei haben. Hier mal der Link zu den Logfiles mit weiteren Daten: http://www.ing.iac.es/astronomy/observing/inglogs.php.


    Ich war aber "gedopt". Ich habe mir ein Glas "Heidelbeermarmelade" mitgenommen und da davon jeden Tag 3-4 Teelöffel 4h vor Beobachtungsbeginn "eingenommen".[:D] Ich hoffe, ich werde jetzt nicht gesperrt und meine Beobachtungsergebnisse für ungültig erklärt.[:0] Und ich habe, da die erste Nacht ja nicht wirklich beobachtet habe, am Folgetag den Spiegel mit einer Wäsche von seiner recht dicken Staubschicht befreit.[8)]



    Danke für die Informationen. Sehr guter Artikel. Den muss ich mir in Ruhe mal zu Gemüte führen. Ich habe einfach - wie immer - den "Deep Sky Beobachteratlas" durchgespechtelt. Mittlerweile bin ich aber ein wenig kritisch mir selbst gegenüber, ob der Vorgehensweise. Denn ich habe jetzt schon öfters über die Dinge "drübergeschaut" und ein paar Tage später waren dann die Beobachtungen zwar im Beobachtungsbuch aber leider nicht mehr im Kopf.[V]


    Hier nochmal ein Augenschmaus. Ausblick von der "Mirador de los Andenes".



    Gruß


    Oliver

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: oliva</i>
    <br />Hallo Tim,


    Deinen Bericht kenne ich [8D]. Deine Namibia Berichte sogar fast auswendig.[:p] Den Trick mit Autoschlauchringen auch. [;)]


    Ja, man kann vom Haus beobachten und sogar fotografieren, wenn man möchte. Das habe ich früher auch öfters getan. Der Clou an dem Haus ist aber, dass es genug weiter westlich liegt um von den Passatwolken nicht erwischt zu werden.
    Die kann man vom Haus etwa ein bis 2 km vorbei schippern sehen. Das ist etwa da wo Hoya Grande liegt.


    Das Haus liegt knapp über 1000 m über dem Meeresspiegel. Nach Norden und Nordosten ist allerdings der Blick durch Bäume relativ stark eingeschränkt. Das ist aber nicht unbedingt von Nachteil, da wenn der Nord-Ost Passat heftiger bläst, man dafür windgeschützt ist. Nach Osten, Süden und Westen ist der Horizont nur leicht eingeschränkt.



    Oliver
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Oliver,


    das sieht echt gut aus und ist eine Alternative zu unserer jetzigen Unterkunft in Puntagorda.
    Beim nächsten Besuch werden wir uns das Haus mal ansehen.
    cs
    Timm

  • Hallo Oliver,


    jetzt hätte ich es fast schon wieder versäumt, für Deinen Bericht zu danken - besser spät als nie ;)


    Es ist immer eine Freude, Deine Ausflüge zu verfolgen, die Du wunderbar mit traumhaften Bildern untermalst und nicht einfach Objekte abspulst... Genau das richtige für so eine trübe Zeit wie den heutigen Sonntag z. B....


    Man sieht Dir die Freude am Photographieren an, das kommt nicht von ungefähr...


    Danke für die Reise!


    Schöne Grüße und CS
    Norman

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