Hallo zusammen!
Die im folgenden beschriebenen Nächte waren leider komplett wolkenlos, sodass es jetzt leider etwas lang wird :-))
Die Panoramen habe ich als Link gelassen, damit es die Seite nicht zerreißt... Bitte nicht aus Versehen drüberscrollen zwischen den eingefügten Bildern
VIEL SPAß!
<font color="blue">PROLOG</font id="blue">
Zum 4./5.9. und 5./6.9. wollte ich mit dem 12“er auf dem Nebelhorn im Allgäu verbringen – am Stück auf dem Berg auf ca. 1900 m mit grandiosem Bergpanorama. Man hätte meinen können, ich hätte schon 2 durchmachte Nächte hinter mir gehabt, denn: mit der S-Bahn in München unterwegs musste ich an einer Station umsteigen, habe es aber geschafft, eine S-Bahn zu nehmen, welche genau eine Station vorher abbiegt und sonstwohin fährt. Ergo: Letzte Seilbahn nicht mehr erreichbar. Was nun? Da gabs nur eins: Wendelstein! Näher dran, mit 1800 m fast genauso hoch, und: sogar etwas niedrigere Luftfeuchte prognostiziert (im Schnitt ca. 15% weniger als auf dem Nebelhorn).
Spätestens auf dem Wendelstein selbst verflog der restliche Ärger über das verpasste ursprüngliche Ziel. Bereits in der Seilbahn emporschwebend zeigte sich eine Schichtung in der Atmosphäre, die Gutes versprach...
Nachdem ich den üblichen wendeltreppenartigen Aufstieg von 100 Höhenmetern am Fels hinter mich gebracht habe (hier wurde mir dieses mal klar, woher der Name „Wendel“stein kommen könnte, peilte ich meinen mittlerweile lieb gewonnenen Platz an:
<font color="blue">DIE BEDINGUNGEN</font id="blue">
Auf dem Berg stellte ich fest, ich sitze eigentlich in einem Flugzeug, aus einem Seitenfenster blickend:
Eine prägnant abgegrenzte Schicht, wo alles an Siff mehr oder weniger plötzlich abreißt und da drüber nur noch strahlendes Blau zulässt. Ich ließ mich dazu hinreißen vor mich hinzuflüstern: „wenn das so bleibt, wird’s „übel“... Vom Pfeifen einiger Murmeltiere begleitet, die, wie ich feststelle hier v.a. spätnachmittags aktiv sind, baute ich auf, genoss die außergewöhnliche Sicht und sonnte mich in Vorfreude auf eine augenscheinliche Bombennacht.
Die Stimmung und Himmelsqualität zu beschreiben überlasse ich im Folgenden den Bildern:
Noch nie habe ich dieses Phänomen so wahrgenommen, umso glücklicher bin ich mit diesem Bild des Erdschattens:
Angesagt waren 60% Luftfeuchte für die Nacht, ich hatte in der Nacht das Gefühl, das könnte durchaus weniger sein – tags darauf erfuhr ich, es waren 37%...
<font color="blue">DER PLAN</font id="blue">
Also: im Gegensatz zur letzten Nacht im „Tiefland“ auf 800 m beste Voraussetzungen für die Jagd auf schwache Galaxien, die ich mir erst selbst in den SkyAtlas 2.000 einzeichnen musste, die wunderschöne aber schwache Arp 273, ultraflache spindelförmige Galaxien aus dem RFGC Katalog (Revised Flat Galaxy Catalogue)- edge-on-Galaxien von besonders niedrigem Breite/Länge-Verhältnis, sprich rasiermesserscharfe feine Striche.
Diese Galaxien befanden sich praktisch ausnahmslos im Bereich des später aufgehenden Pegasus und dem Dreieck, sodass das übrige Programm, d.h. Der erste Teil der Nacht übrig war für z. B. Den Cheeseburger-Nebel NGC 7026 (PN) am Kopf des Schwans, einen widerholten Versuch an diesem variablen Nebel im Cepheus: GM 1-29 und zuallererst, solange noch hoch genug stehend, der Test, ob ich die schwache Gx IC 4617 bei M 13 sichten kann.
<font color="blue">VORGESCHMACK</font id="blue">
Doch noch war es nicht komplett dunkel. Die Venus ging gerade unter. Man sah der Venus fast keine Extinktion an, sie war knapp über dem Horizont immer noch sehr hell. Sie näherte sich einer fernen Bergspitze. Näherte sich und näherte sich, näherte sich weiter... Klick! Verschwunden. Abrupt. Ohne schwächer zu werden – einfach weg. Wie auf Knopfdruck. Wow. Das habe ich noch nie erlebt.
<font color="blue">LOS GEHT´S</font id="blue">
Sowie es richtig dunkel war, peilte ich M 13 an mit dem Versuch, <font color="green">IC 4617</font id="green"> zu sichten. Kürzlich meinte ich eine 16m-Gx aufblitzen zu sehen und wurde von Werner animiert, einmal diese 15m2-Gx zu versuchen. Im Vorfeld habe ich mir eine Skizze angefertigt, auf der im wesentlichen die Position der Gx in Bezug auf zwei markante nebeneinander stehende 12mag-Sternchen markiert ist. Bei der Beobachtung fertigte ich eine Skizze an, welche eine Arte Raute aus 14mag-sternchen zeigt (inkl. Kennzeichnung der schwächsten und des hellsten). Mit 200fach bis gut 300fach ging ich zu Werke. Dass Seeing spielte hervorragend mit! Sehr klein und schwach nahm ich eine minimalst längliche Aufhellung war und zeichnete diese in Relation zu den Sternchen ein. Abgleich mit wikisky: Bingo!
M 13 erschien darüber hinaus gespickt von viiiielen kleinen Sternen, die ruhig vor sich hinstrahlten. Es zeichnete sich ein sehr gutes Seeing ab. Ich hatte noch nie den <font color="green">Zentralstern im ringnebel</font id="green"> gesehen. Ich wagte einen Versuch, welcher eine halbe Stunde andauerte. Ich meinte in einem Augenblick, ihn bei 340fach gesehen zu haben. Aber dieser Augenblick verschwand im Nichts. Aber so nah dran an einer eindeutigen Sichtung war ich bisher nie. Das Problem mit dem Dob ist i.d.R. Die fehlende Nachführung – kaum meint man was zu sehen, muss man schon nachschubsen... weg ist das sich gerade erst herausschälende Detail...
Es ging weiter mit einem Objekt, mit dem ich bisher nicht zurecht kam, da ich mich in der Umgebung nicht zurechtfand. Dem habe ich Abhilfe geschaffen und kann vermelden: Der <font color="green">veränderliche Nebel im Cepheus GM 1-29</font id="green"> zeigte sich als gleichmäßiges rundliches schwaches Fleckchen von geschätzten 14mag. Ich habe mit 200fach draufgehalten. Es war nicht allzu schwer, aber auch nicht gerade ins Auge springend. Indirektes Sehen war ohnehin angesagt. Könnte vielleicht auch mit 10“ gehen. Extremisten können sich bei herausragenden Bedingungen ja mal mit 8“ versuchen
Ich hatte zwar vor der Beobachtungsnacht bzw. während der Dämmerung meinen Magen versorgt, doch hatte ich jetzt Bock auf einen Cheeseburger. Wie ein Cheeseburger im Schwan in einem Restaurant ausschaut, mag ich mir nicht so recht vorstellen, aber im Okular war das eine Granate. Ich rechnete mit einem eher schwacchen Fizzelchen, weil man eher selten von dem Objekt hört. Denkste. Klein aber OHO! Das Seeing war einfach gut. Der planetarische Nebel <font color="green">NGC 7026</font id="green"> war verdammt hell, ich griff direkt zum 4,7er Ethos nach dem Auffinden. Es zeigt sich wirklich sehr deutlich die Zweiteilung des Nebels, dessen Hälften unterschiedlich breit waren. Gut erkennbar auch schwache auslaufende Nebelpartien von etwa der gleichen Länge wie die Breite des hellen Nebelhauptteils selbst – nach links und rechts in Längsrichtung zur Teilung-ähnlich wie die Ohren bei M 27. Zentralstern habe ich keinen gesehen. Dafür hätte man wohl noch mehr vergrößern müssen und nach meinem Empfinden auch können. Soviel zum Thema, mehr als gut 300fach geht nicht am 12“er... Auf dem Berg sieht das eben mitunter anders aus!
Vor der Galaxienjagd schaute ich auf die Karte, was da gerade so kulminiert. Ich fand den planetarischen Nebel<font color="green">NGC 6309</font id="green"> als Ziel und wurde positiv überrascht. Recht hell und mit einer interessanten Struktur, die wie eine Einschnürung daherkam, die Form selbst war oval und etwas irregulär. Ein helleres Sternchen steht dicht daneben, was den brillianten Eindruck des Objekts verstärkte. Ein Tip wie ich finde. Ich besuchte noch ein halbes Dutzend mir unbekannte Kugelsternhaufen, wovon ich <font color="green">NGC 6366</font id="green"> am interessantesten fand: groß und schwach, aber mit einigen hellen Vordergrundsternen machen das ganze zu einem attraktiven Ziel.
Der Pegasus und Nachbarn haben sich schon ziemlich weit hochgeschwungen.
<font color="blue">GALAXIEN-ZEIT</font id="blue">
Alles vor der Hickson-Gruppe sind nun im folgenden "superthins", d. h. sehr feine Nadeln:
<font color="green">UGC 1281</font id="green"> (14m5): sehr groß aber sehr schwach, mit Nähe zu hellem Stern aber ein Hingucker
<font color="green">NGC 100</font id="green"> (13m3) machte einen eher breiten Eindruck
<font color="green">UGC 260</font id="green"> (14m5) bildet Viereck mit drei 10m-Sternchen
<font color="green">NGC 973</font id="green"> (13m0), sehr sehenswert, da mit zwei weiteren Gx (IC 1815, PGC 213029) in einem Feld und nahe von 7m5 hellem Sternchen, an auf Photos schönem Staubband nicht zu denken; die PGC ist in Redshift mit 16m2 gelistet, die Angaben sind aber erfahrungsgemäß zu pessimistisch bei Redshift (ca. halbe Größenklasse zu schwach angegeben). Diese PGC ist mir nur als mögliche Gx aufgefallen und habe sie skizziert. Sehr schwach, mit Fragezeichen in der Skizze und hinterher verifiziert als solche.
Die nahegelegene <font color="green">NGC 1060</font id="green"> habe ich in diesem Zuge auch besucht und festgestellt, dass hier ein kleiner Galaxienhaufen besteht – ob real oder zufällig, weiß ich gerade nicht. Jedenfalls erblickte ich etwa 4 Galaxien dicht beieinander, habe mich nicht allzu sehr drauf konzentriert.
<font color="green">UGC 2082</font id="green"> (13m2), PGC 9925 (14m9 laut Redshift) mit im Feld, schwach; insgesamt nix Bemerkenswertes notiert, aber Nähe zu vier 10m-Sternchen macht Ensemble sehenswert
<font color="green">UGC 711</font id="green"> (14m0) nicht gefunden, dicht an 10m-Sternchen liegend.
<font color="green">NGC 522</font id="green"> (14m0), sehr dünn, als lohnend markiert nach der Sichtung
Irgendwoher habe ich mir noch eine Hickson-Gruppe um <font color="green">NGC 192</font id="green"> ( 12m6) im Walfisch zurechtgelegt: <font color="green">HCG 7</font id="green">. Ohne zu wissen, wieviel Gx diese Gruppe hat, habe ich einfach mal drauflosgezeichnet, was ich sehe. Vier Galaxien habe ich gezeichnet. Im Nachhinein abgeglichen stimmen diese exakt mit einer Karte überein. Die Gruppe besteht aus genau vieren – alle habe ich gesehen! Dies sind NGC 192,196,197,201. NGC 197 ist die schwächste und von mir mit „sehr, sehr schwach“ notiert, obwohl in Redshift fasts eine ganze Größenklasse heller als 196 angegeben. Dass 197 die schwächste ist, finde ich im Netz bestätigt (z. b. Bei Reiner Vogel). Also immer selbst probieren, nicht zwingend auf Kartenangaben verlassen!
<font color="green">Arp 273</font id="green"> war dran.
Die hatte ich schon länger auf der Liste, aber stets nach hinten geschoben weil erst mal wohl zu schwach usw. In Anbetracht der schon als bezaubernd zu bezeichnenden kürzlichen Aufnahme vom Capella-Observatory wurde der Plan neu geweckt und schnell beschlossen: die schnapp ich mir! Ich peile das Gebiet an, welches ich in meiner Karte markiert habe und machte zwei hellere Sternchen (9 und 10 mag) aus, welche von einem schwachen Glimmen begleitet wurden. Ich vergrößerte mit dem 8er Ethos auf 200fach um mehr Klarheit zu bekommen, da das Gefundene schon ziemlich fizzelig war. Man sollte wirklich Mut zur Vergrößerung zeigen und häufiger auch an schwachen Objekten mal versuchen, ob per Vergrößerung noch was rausholen ist …
Ich fertigte eine Skizze an, ohne ein Photo, Formen, Ausrichtung oder irgendwas im Kopf zu haben. Die digital nachgezeichnete Skizze:
Ein Abgleich mit Photos zeigte erneut, dass ich in dieser Nacht erfolgreich war. Ich kann es heut noch kaum fassen, dass ich endlich mal finde was ich suche und nicht nur erfolglos herumstochere wie desöfteren die letzte Zeit. Juhu – die schöne Arp habe ich also geknackt! Was mich nur irritiert, ist dass ich einen der hellen Sterne als Doppelstern gezeichnet habe. Alles andere passt: die Orientierung der beiden Galaxien zu den Sternen haut wunderbar hin. Wer weiß, was da durcheinander geraten ist. Ich bin mir aber zu 99% sicher, richtig gewesen zu sein.
Es ging weiter mit einer Galaxie, die im Beobachterbord schon mal diskutiert wurde und noch wird: <font color="green">NGC 7264</font id="green">, eine Spindel im Sternbild Eidechse. In dessen Nähe befindet sich eine weitere schwache Spindel wie in Redshift gesehen: <font color="green">PGC 68623</font id="green"> (14m9). Ich habe zwei äußerst widersprüchliche Skizzen angefertigt, die ich einfach nicht mehr zugeordnet bekomme. Ich habe definitiv auf der Suche nach den beiden eine richtig schöne Spindel gesehen und zwar vergleichsweise einfach. Die Sternkonstellation haut bei der einen Skizze offenbar gut hin, die Position der Gx aber wieder überhaupt nicht usw... Ich will es nicht kryptisch werden lassen und fasse zusammen: ich muss nochmal ran.
Es war an der Zeit, etwas Eindeutiges vor den Spiegel zu bekommen: <font color="green">NGC 891</font id="green">. Im 12mm-Okular war das Staubband indirekt schon sichtbar. 8mm-Ethos rein: Boah! Die Spindel erstreckte sich über fast das gesamte 0,5 Grad große Sehfeld, sie füllte dieses gut aus und ließ noch genügend Raum drumrum als Rahmen. Perfekt! Dass Staubband war bei dieser V sehr deutlich: man sollte bei diesem Objekt ruhig 2/3 der Öffnung als V-Faktor ansetzen. Es sah aus, als hätte ein Motorrad auf einem schmalen Weg mal kräftig gebremst... Da Staubband erinnerte mich an das Aussehen von dem Staubband bei M 31 bei niedriger Vergrößerung und gutem Himmel. Es war - aus meiner Erinnerung heraus - genauso breit wie das schmale Glimmen ober- und unterhalb. Schlichtweg ein traumhafter Anblick. Vor allem nach der Augenverleierei zuvor. Hier enden meine Aufzeichnungen für diese Nacht, aber ich habe natürlich noch das eine oder andere versucht bzw. einfach ein paar Standards genossen. Die Dämmerung war eh nicht mehr weit – es ist 5 Uhr geworden. Ich hatte erstmalig vor, ein wenig zu schlafen per Schlafsack. Viel Zeit blieb nicht, denn die Touristen standen schon in den Startlöchern und warteten auf die erste Berggondel... Flugs packte ich meine Sachen die herumlagen in den Rucksack, inklusive meiner Schuhe (ich nenne das fuchssichere Verstauung). Man sollte aus seinen Erfahrungen lernen – ich hatte keinen Bock, tagsdrauf ohne Schuhe oder dergleichen den Berg runter zu müssen. Ich hatte HIER zwar noch keinen Fuchs gesehen (einen Gipfel weiter schon), aber schon woanders lustige Erfahrungen machen müssen. Ein Fernsehbericht, wo ein ganzes Dorf seine Schuhe vermisst hat, war da auch nicht dem Schlaf förderlich (extra wegen den Schuhen bin ich nochmal aus dem Schlafsack raus, die hatte ich zunächst stehen lassen...).
Wie gut der Himmel war, mag folgendes Bild vom Morgen danach bezeugen:
Mit dem Schlaf hats leider wieder mal nicht geklappt. Mehr Herumgewälze mit kalten Füßen als alles andere.
<font color="blue">INTERLUDE</font id="blue">
Ich musste gegen 10 Uhr vor den fortwährend heranströmenden Touris fliehen und meine Sachen die 100 Höhenmeter vom Gipfel runterschaffen um diese im Auge zu behalten – in ein schattiges Eckchen bei der Wendelsteinterrasse abgestellt.
Ich schlug mir den Tag aber recht gut um die Ohren, z. B. mit einem Besuch in der Wendelsteinhöhle, wo es über das Jahr konstant 4 Grad sind. Somit gibt es auch an der tiefsten Stelle eine Kältefalle, wo noch Schnee liegt :
Danach gab´s ein gnaadenlos überteuertes Schnitzel mit Pommes. Die Currywurst-Variante wäre 4 Euro billiger gewesen – und da war die Soße schon dabei im Gegensatz zum Schnitzel (gut, ein läppisches Tütchen Mayo oder Ketchup war dabei, hätte aber ohne Zukauf weiterer Tütchen hinten wie vorn nicht gereicht). Und Salat dazu, um die Physiologie im Sinne der Wahrnehmung von feinen Details auf einem vernünftigen Stand zu halten
Endlich näherte sich der Stundenzeiger der 5, sodass der Berg leer wurde. Ich buckelte wieder den Felsen hoch. Oben angekommen kam nach einer Weile jemand vorbei. Der halbwegs regelmäßige Spaziergang eines Astronomen vom Wendelstein. Und schau her: sogar einer, der selber hobbymäßig Sterne guckt! Es gab ein nettes Gespräch und Fachsimpeleien, die die vorfreude auf das HTT schürten. Wir kamen auf die öLuftfeuchte zu sprechen und er hatte für vergangene Nacht 37 Grad gemessen – ich war überrascht, dass dies entgegen der Prognose von 60% so niedrig war, aber wirklich überrascht dann doch wieder nicht, weil es wirklich knochentrocken war in der Nacht. Bei 60% hats zumindest direkt am Boden etwas Feuchte am Papier (meine Sternkartenkopien) – war auch nicht der Fall. Das Murmeltier pfiff pünktlich und bließ sozusagen zum Sturm: „Aufbauen für die Nacht!“ Hätte man es übersetzen können
<font color="blue">DIE ZWEITE NACHT</font id="blue">
Diese Nacht wurde noch transparenter. Die Dämmerung war bei weitem nicht so beeindruckend und klar wie tags zuvor, aber die Nacht wurde seltsamerweise besser. Die Milchstraße kam noch brillanter heraus. Diese Nacht war gemütliches Genuss-Gucken angesagt. Die Horizontsicht war wieder mindestens gut. So hatte ich vor allem vor, gemäß der ausklingenden Sommer-Saison ein paar Nebel und neue Kugelhaufen gemütlich im Schützen anzusteuern. Da das Ganze sehr tief liegt und man sich ohne Beobachtungsstuhl normalerweise verrenken muss, war ich dankbar für einen Tisch, welcher an meinem Platz herumstand: Ich stellte den Dob oben drauf und konnte bequem fast aufrecht im Stehen beobachten!
Beobachtet habe ich unter anderem folgende <font color="green">Kugelhaufen</font id="green">:
Ein Pärchen von Kugelhaufen in Gestalt von <font color="green">NGC 6528 und 6522</font id="green"> ist aufgrund derer unterschiedlicher Gestalt und Helligkeit recht hübsch, zumal beide bequem in das 8er Ethos passen. <font color="green">NGC 6522</font id="green"> mutet irregulär an und nicht kreisrund. Es liegt ein helleres Sternchen dicht am Haufen, was diesen Eindruck optisch noch verstärkt. Ein interessantes Ziel.
Noch interessanter finde ich <font color="green">NGC 6717</font id="green">, der sehr sehr klein ist, fast wie ein planetarischer Nebel... Ich sah vier Vordergrund(?)sterne. Hohe Vergrößerung von 200fach war angesagt! Das ganze liegt dicht neben einem hellen orange-rötlichen Stern. Ein überraschendes Exemplar – ungewöhnlich und brilliant!
<font color="green">NGC 6624</font id="green"> wirkte sehr hell und stark kondensiert, ich empfand diesen mit M 15 vergleichbar, wenngleich nicht ganz so stark verdichtet. Seltsam, das sowas keine M-Nummer hat.
Nicht neu, aber durch die tolle Transparenz wunderschön: <font color="green">M 22</font id="green">. Am schönsten fand ich ihn im 1,3 Grad großen Sehfeld des 26er Nagler, da hierin noch genügend Platz um den Haufen selbst war. Ein wirklich fetter Brocken – Omega Centauri des Nordens würde ich sagen. Ich meine, ihn noch nie so gut wie in dieser nacht gesehen zu haben. Einfach toll, obwohl das Seeing in dieser Nacht nicht ganz so gut war wie die Nacht zuvor. Aber selten kann man beides haben: gutes Seeing und Transparenz.... Zumindest war es praktisch windstill – und das auf einem Berg von 1800 m Höhe!
Ich stattete natürlich noch dem<font color="green">Lagunennebel und Trifidnebel</font id="green"> einen Besuch ab. Der Trifidnebel war so gut strukturiert, dass ich in der nächsten Saison zum Zeichenstift greifen werden muss. Im 12er Nagler am besten zu sehen. Aber Mit dem 8er Okular ging auch noch was!
<font color="green">Abell 426</font id="green"> im Perseus stand noch an. Ich zählte sicher 10 Galaxien, habe mich aber nicht allzu sehr darauf konzentriert. Ein sehr schöner Haufen!
Ich surfte anschließend quer. Die <font color="green">Dreiecksgalaxie</font id="green"> muss immer herhalten im Zenit bei solchen Bedingungen – die Spiralstruktur sprang in Form von zwei markanten Armen ins Gesicht. Der <font color="green">Hantelnebel</font id="green">: diesen hatte ich letztens gezeichnet im 12er Nagler. Diese Zeichnung kann ich in die Tonne treten. Ich hatte nun mal das 8er Ethos genutzt und sofort sprangen Strukturen ins Auge und wurden deutlich, die im 12er aufgrund von Überstrahlung oder was auch immer einfach nicht so gut rauskamen. Zwar habe ich auch bei gutem Himmel von >6mag mit dem 8er Oku draufgehalten, aber nicht mit diesen Strukturen: Die Schwingen (Ränder der Ohren), die von den Enden ausgehen, waren recht schmal und gingen nicht in die Ohren über sondern setzen sich prägnant ab. Hellere Gebiete innerhalb des Nebels ließen sich schön als Struktur differenziert herausarbeiten, die innenliegenden Sterne kamen im 8er naturgemäß viel deutlicher als im 12mm-Okular heraus. Lange Rede, kurzer Sinn: mit Stift und Zettel in der Hand, muss ich da nochmal hin! In dieser Nacht hätte ich zwar einen Stift dabei gehabt, aber ich war einfach zu kaputt von vorangegangener Nacht für eine akribische Zeichnung.
<font color="blue">EPILOG</font id="blue">
Irgendwann war es dann 2 Uhr und ich selbst fix und alle. Schade bei diesem tollen Himmel, aber es half nix. Die Versuche, im Okular genauer nach Details zu schauen, wurden nur noch mit einem just auftretenden hinterhältigen Kopfschmerz quittiert. Das war´s.
Schlaf ist auch was schönes und GOTT SEI DANK! Hat es dieses mal zumindest 3 Stunden ganz gut geklappt. Ich wachte hin und wieder auf und blinzelte in die morgendliche Szenerie. Ich blieb liegen, bis die Sonne ungefähr 20 Grad über dem Horizont stand und baute nach einem Käsebrot und ein paar Müsli-Riegeln gemütlich ab. Ein paar Alpendohlen wollten auch frühstücken – waren aber zu spät dran und hauten wieder ab:
Danach kamen noch die anderen Einheimischen vorbei:
Der nette Kollege, der mich am Mittwoch Nachmittag hochgondelte, fuhr mich am morgendlichen Freitag auch wieder runter. Ein so nettes „Habe die Ehre“ habe ich noch nie zu hören bekommen
Glaubt man den Wetterstatistiken, war es offenbar jede Nacht um ca. 20% weniger feucht und sehr wahrscheinlich transparenter als auf dem Nebelhorn – Glück im Unglück!
Ich glitt zufrieden Richtung Tal und kann nur sagen: Bis zum nächsten mal, Wendelstein!
Schöne Grüße und Clear Skies,
Norman
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