Unterschiede bei ICS Dobson (Spiegelqualität)

  • Hi Reinkucker,


    bin grad bei Angebotsdurchschau bei Intercon Spacetec und da hätte ich eine Frage zur Qualität dieser GALAXY Dobson-Reihe. Diese werden je Parabolgröße in drei verschiednen Preisklassen angeboten. Die preisgünstigste mit BK7 Spiegelglas. Die nächste Preisaufschlag gegenüber dem Grundmodell von ca. 85 EUR wird mit Quarzglas begründet. Die nächste Preissteigerung in etwa der gleichen Größenordnung soll einer besonderen Auslese der Fertigung inkl. Nachweis des Prüfbilds der Optik geschuldet sein.


    Jetzt mal doof gefragt: Merkt man primär in der Praxis diesen Unterschied wirklich? (Sekundär mag der Preisunterschied vom Aufand her sicher begründet sein)


    neugierige Grüße,
    Jo

  • Hallo Jo,


    Ich habe ebenfalls einen Galaxy mit Quarzspiegel und ich denke für mich hat es sich neulich gelohnt. Als ich nämlich aufgrund eines Verkehrsstaues zu spät zum beobachtungsort kahm. Um keine Zeit zu verlieren habe ich das gerät nicht auskühlen lassen und gleich angefangen. Einen Nachteil konnte ich nicht feststellen konnte auch schon hoch vergrößern. Temperatur unterschied war ca. 26 Grad Wohnung und 12 Grad am Einsatzort. Quarz dehnt sich bei temp. schwankungen nur sehr gering aus. Ansonsten glaube ich nicht das man kleine unterschiede bei dem "Glattheitswert" (z.b. der Strehl Wert) auch sehen kann. Wäre mal ein interesanter Test zwei spiegel direkt nebeneinander zu testen.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Danke für Deine Einschätzung Mathias. Der Quarz könnte also mehr Flexibilität bieten, wenn man das Gerät nicht draussen vorlagert.


    Das finde ich bemerkenswert, wenn Dein Teleskop ohne Auskühlzeit nicht weniger schlecht abbildet obwohl Schlierenbildung und Unschärfe bei Temperaturunterschied der Luft im Tubus zur Aussentemperatur auftreten sollte. Ich hab das nur gelesen, mein Gedanke basiert also nicht auf eigener Erfahrung. Ob das stimmt, weiß ich also nicht und in welchen Ausmaß und ab welcher Öffnung das eine Rolle spielt weiß ich auch nicht. Bei meinem kleinen 5" Newton merke ich davon auch noch nichts.


    neugierige Grüße,
    Jo.

  • Hallo Jo,


    Quarz als Spiegelträger hat schon einen guten Vorteil. Wie schon erwähnt zeigt das Material ähnlich Zerodur kaum Ausdehnungserscheinungen bei Erwärmung. Dadurch tritt auch keine Verspannung während einer Abkühlphase auf. Die Warmluftblase über dem Spiegel kann trotzdem stören, aber dagegen hilft ein langsam laufender Lüfter.


    Aus fertigungstechnischer Sicht betrachtet- die Rohlinge sind teurer als jene aus BK7- man kann also vermuten, das der Hersteller bei der Bearbeitung bei den teuren Rohlingen etwas mehr auf die Endqualität achtet.


    Bei den mit Protokoll zu erhaltenden Spiegeln hast du die Garantie- erreicht der Spiegel nicht die Werte kannst du meckern. Bei einem ohne müsste das schon eine richtige Gurke sein.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo zusammen und Danke Stefan für die Konkretisierung,


    Wenn also BK7 mehr temperaturabhängige Ausdehnung hat, dann dürfte ja umgekehrt gerade die Auskühlung bei BK7 zu einer Verspannung und Abweichung von der Idealform führen. Sprich, starkes abkühlen bei BK7 unter die Temperatur, die beim Spiegelschliff herrschte ist schlecht. Auskühlung um etwa das Tubusseeing bei größeren Öffnungen zu verbessern bringt also bei BK7 nur bedingt etwas für die Abbildungsqualität des Teleskops. Richtig?


    Gruß,
    Jo

  • Hallo Jo,



    kritisch ist der Zeitraum während der Auskühlung. Da Glas ein schlechter Wärmeleiter ist kühlt der Spiegel nicht überall gleichmäßig aus was bei Glas mit größerer Ausdehnung zu Verformung während der Auskühlung führt. Wenn der Spiegel völlig durchgekühlt ist und der Rohling keine Spannungen hat ist es egal ob BK7 oder ein Glas mit geringerer Ausdehnung Verwendung findet. Bis dieser Zustand völliger Auskühlung erreicht ist ist ein Spiegel mit geringerer Ausdehnung im Vorteil.



    Viele Grüße Felix

  • Danke Felix,


    jetzt raff ich auch erst völlig was der Mathias meinte. Es ist also die kritische Zeitphase bei rapiden Temperaturänderungen.
    (Obgleich ich Zweifel habe, dass eine Optik ohne inneren Temperaturgradienten bei insgesamt anderer Temperatur wie zum Schliff, die 100%-ige Form wie beim Schliff besitzt. Vermutlich ist der Fehler in der Praxis nur nicht mehr relevant?)


    Danke für die Erklärungen,
    Joachim

  • Hallo Joachim,



    da die Ausdehnung in alle Richtungen gleich ist sollten keine Formänderungen auftreten wenn der Spiegelrohling wirklich spannungsfrei ist. Nur die Abmessungen inkl. Brennweite ändern sich minimal, Stichwort "Fokusdrift" bei fotografisch genutzten Geräten. Bei inneren Spannungen wird es interessant, da passiert dann in Abhängigkeit von der Temperatur alles mögliche.



    Viele Grüße Felix

  • Hallo Jo,


    ich habe auch einen Galaxy, aber ohne Quarzspiegel. Die Vorteile hast du ja schon gelesen, ich würde sie aber nicht ganz so hoch einstufen. Eher ein "nice to have", und ich würde vorher in andere Dinge investieren wenn das Geld knapp ist. Die Zeit zum Auskühlen muss man halt haben und mit einem Lüfter kann man noch ein paar Minuten rausholen.
    Bei einem high-end Gerät fürs Leben kann sich sowas durchaus lohnen, wenn du ihn aber nach 2 Jahren gegen mehr Öffnung tauschst, stellt sich die Frage ob es wirklich nötig war.


    Wie auch immer, falsch machst du damit jedenfalls nichts ;)


    Grüße

  • Hi Joachim, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es ist also die kritische Zeitphase bei rapiden Temperaturänderungen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Rapide müssen diese Änderungen garnicht sein. Es gibt genug Abende an denen die Temperatur draußen im freier Umgebung auch während der Nacht beständig weiter absinkt- irgendwann gegen früh Morgens hast du dann die niedrigste erreicht, kurz vor Sonnenaufgang.


    Der Spiegel kühlt immer an der Oberfläche zuerst ab- ein gängiger Spiegel der bekannten Marken ist je nach Größe so zwischen 28mm und 40mm dick- hat also viel Masse. Bis die Außentemperatur auch im Kern angekommen dauert es entsprechend. Damit hängt die Innentemperatur immer etwas der Oberfläche hinterher.


    Statt völlig durchgekühlt sollte man vielleicht besser völlig temperiert sagen- würde die Außentemperatur steigen verhält sich der Spiegel ja ebenso.


    Ein Material wie Quarz oder Zerodur, das kaum einen Temperaturkoeffizienten hat, bildet daher immer besser ab als BK7 oder gar das normale Plate(Fenster)glas.


    Das führt übrigends auch bereits in der Fertigung zu möglichen Messfehlern- beim Schleifen oder Polieren bringt man durch Reibung ja etwas Wärme ins Material- vor Messungen sollte daher lange genug gewartet werden da man sonst Fehlmessungen macht. Das passiert z.B. bei Quarz nicht.


    Gruß
    Stefan

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