Probleme mit der neuen ALCCD8L

  • Hallo zusammen,


    heute wende ich mich mal mit ein paar Fragen an Euch da ich wirklich auf dem Schlauch stehe.


    Ich habe nun wochenlang mit der EOS 600 Fotografiert mit,für meine Augen schönen Ergebnissen. Nun habe ich gestern die ALCCD8L in RGB (ja das hat seinen Grund) gekauft und habe riesen Probleme wo ich wirklich auf Eure Hilfe angewiesen bin.


    Problem 1:
    Ich sehe während der Aufnahme bei der Vorschau ein RGB Bild, im DSS und Fits wird es aber schwarzweis angezeigt? WARUM? Die Option CCD zu Farbe zum umwandeln in den Einstellungen habe ich schon gefunden, allerdings mit zig Optionen wo ich echt nicht weis was dann noch die "natürlichen" Farben sein sollen[?]


    Problem2:
    Ich habe die Kamera auf Gain 2 und Offset 121 (Bahtinov Maske wurde benutzt), spiele am Histogram so lang bis ich gestern dann M27 mal sehen kann. Im Endbild habe ich allerdings ein Rauschen drinn das es nicht mehr feierlich ist obwohl ich die Kamera auf -20Grad abgekühlt habe[:0]


    Klar ist diese Art der Fotografie für mich brutal neu und auch sehr komplex. Bislang war ich mit der ASI120 erfolgreich an Planeten und die letzten Wochen mit der EOS an den ersten DS Objekten.


    Aber nun bei der völlig neuen Technik bin ich faktisch völlig überfordert.


    Ich würde mich sehr freuen wenn mir hier erfahrene ALCCD Nutzer mit Rat und Tat bei Seite stehen könnten da die Nächte jetzt wieder grausam werden vom Wetter und ich nicht umsonst 1300€ ausgegeben haben möchte[V]


    Ich bin mir absolut sicher das es an mir und meinem mangelnden Wissen in diesem Bereich liegen wird, bin aber zuversichtlich das mit Euch zu schaffen!

  • Hallo Johann,


    zu 1:
    mit DSS habe ich keine Erfahrungen, falls du mit 'fits' 'Fitswork' meinst, kann ich dir helfen. Wenn du ein einzelnes Kamerabild in ein Farbblild wandeln möchtest, lädst du es, dann ->Bearbeiten->CCD->Farb-CCD zu RGB-Bild.
    Dort wählst du 'Bayer, astro'. Die Voreinstellungen kannst du lassen. Dann ->Generier Bild und ->Abbrechen. Das wars.


    zu 2:
    wie lang hast du denn belichtet? Ein kurzbelichtetes zu stark gestretchtes Bild sieht immmer schlimm aus. Dir ist schon klar, dass du auch mit dieser Kamera für brauchbare Ergebnisse möglichst viele lang belichtete Bilder stacken musst. Den Workflow dazu kannst du ja mal googeln.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Johann,


    sorry, ich bin nicht der OSC-Crack, ich spiele eher nur ein bischen mit einer QHY8 rum.
    Das grosse Feld der Kamera ist nicht so mein Ding, ich versuche mich gerade lieber an kleinen Objekten mit der Atik314L.
    Ich habe auch keinen Link für dich parat.
    Wenn du Hilfe brauchst, frag' nochmal in die Runde. Da gibt's bestimmt Spezialisten.


    Gruss
    Güntee

  • Hallo Günther,


    naja Gain habe ich ja schon auf 0 und Offset auf 120. Die Links zum Workflow dort sind leider alle tot.
    Den Thread hatte ich schon über suchen gefunden.
    Auf jedenfall konntest mir schon mal mit den RGB Angelegenheiten weiterhelfen.
    Ich hoffe nur das mir sonst noch jemand weiterhelfen kann da ich die Cam ansonsten wieder zurück geben werde
    was wirklich sehr schade wäre

  • Hallo Johann,


    vielleicht liege ich falsch, aber so wie ich dich aus der Ferne einschätze, solltest du die OSC zurückgeben und für das Geld deine EOS umbauen lassen und die nötigen Filter kaufen.
    Deine Erwartungen an eine OSC waren möglicherweise zu hoch.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Johann,


    habe zwar momentan nicht viel Zeit um dir alles zu beantworten aber ich versuchs mal in wenigen Worten:


    Deine Gain und Offset-Einstellungen sind ungefähr richtig. Wo schaust du dir denn die Bilder an? Wenn du wie du schreibst die Histogramm-Einstellungen in EZCAP bemühst, dann wirst du in der Tat ein grauenvolles Bild erhalten, vor allem wenn du nicht lange genug belichtet hast. Durch die "Verschiebungen" im Histogramm wirst du natürlich auch alles im Bild vorhandene Rauschen mit "verstärken". EZCAP ist kein Bildbearbeitungsprogramm, genauso wenig wie DSS.


    Bei Blende 5,3 belichte ich übrigens meistens 900s pro Aufnahme.


    Die Vorschau der fits-Dateien in DSS bringen ebenfalls nichts.


    Am besten ist es, wenn du dir deine ausreichend lange belichteten fits-Dateien vorab in fitswork anschaust und in ein Farbbild umwandelst.


    Dabei stellst du nicht "Bayer Astro" ein, sondern bspw. "Lineare Interpolation", "Bayer Pattern V.N.G. Color Correction" geht auch. Wichtig ist dann -da du eine ALCCD8L hast- daß du "GBRG" einstellst. Mit der Einstellung "RGGB" ehältst du völlig falsche Farben, da die Bayer Matrix auf dem Chip der 8L eine andere ist. Danach mit der rechten Maustaste auf den Hintergrund und Schwarzpunkt setzen.


    In DSS kommt nach dem Stacking ein optimales farbliches Ergebnis heraus wenn du hier "Allgemeines GBRG" in den Fits-Einstellungen wählst.


    Du musst die Kamera bestimmt nicht zurückgeben, sondern -wie du richtig erkannt hast-- richtig bedienen, dann klappt´s auch problemlos!

  • Hallo Ralf.


    Das klingt doch schon mal gut und bringt mich ein Stück weiter :)
    Kannst du mir einen Tipp geben wie weit ich runter kühlen soll?ich gebe momentan -20 ein und die Cam kühlt auf -15 runter.
    Aber ich muss doch in der Vorschau aus dem ezcap wenn ich die ersten Probe Bilder mache doch beim streichen des Histogramms zumindest ein passables Ergebnis einstellen oder? Ich kann ja nicht einfach auf gut Glück reinhalten und Daumen drücken was dann rauskommt oder?


    Danke vorab

  • Hallo Johann,


    schön, dass sich ein 'Profi' einklinkt.
    Vergiss alles, was ich geschrieben habe.


    ps ->Ralf:
    ist der Unterschied zwischen 'Bayer, astro' und '"Lineare Interpolation" oder "Bayer Pattern V.N.G. Color Correction" so gross? Ich sehe da nicht viel.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Johann,


    die Kamera kühlt bis zu 40°C unter die Umgebungstemperatur. Im Winter bin da schon bis auf unter -50°C gekommen...


    Jetzt im Sommer sieht das natürlich etwas anders aus. Neulich kam ich nur auf -13°C, die Kühlung ist bei so hohen akt. Temperaturen nicht mehr so effektiv.


    Ich würde jedenfalls den tiefsten möglichen Wert einstellen und dann auf Automatik regeln, so mache ich es immer.


    Um das gewonnene Bild einzuschätzen, kannst du das Histogramm auf 10x über Hintergrundrauschen einstellen, gelegentlich auch 3x. Das angezeigte Bild sollte man aber wirklich nur als ersten Hinweis nehmen, ob man das Objekt tatsächlich auch drauf bzw. richtig positioniert hat. Übrigens geht das auch ganz gut mit dem Liveview, da kannst du den Gain ruhig ordentlich hochknallen, probier´s mal aus!


    Sorry dass ich dir erst morgen wieder evtl. weitere Fragen beantworten kann. Kannst mir sonst auch über astrotreff ne mail schicken!

  • Hallo Johann,


    immer mit der Ruhe, ich mach mal den Erklärbär!


    "Ich sehe während der Aufnahme bei der Vorschau ein RGB Bild, im DSS und Fits wird es aber schwarzweis angezeigt? WARUM?"


    Die Kamera liefert die Daten als Rohdaten, also nur die Helligkeitswerte eines jeden Pixels. Genau das zeigen Dir viele Programme zuerst an. Manche Programme aber wandeln das Bild sofort in ein Farbbild um und benutzen damit die von der Kamera gelieferten Farbeinstellungen. Das ist...naja suboptimal.


    "Die Option CCD zu Farbe zum umwandeln in den Einstellungen habe ich schon gefunden, allerdings mit zig Optionen wo ich echt nicht weis was dann noch die "natürlichen" Farben sein sollen"


    Es gibt keine "natürlichen Farben", alles ist relativ. Im Fitswork "FarbCCD zu RGB" stellst Du "Bayer Pattern, V.N.G Color Correction" ein. Rmul auf 1.1, Bmu auf 1.2 und G1mul auf 0.9 (für meine ALCCD6c, eine Schwester deiner 8L)
    Diese letzten Werte beschreiben wie die einzelnen Farben gewichtet werden. Es ist wichtig hier eine Balance zu finden, denn wenn z.B. der Grünanteil zu stark überwiegt, kriegt man diesen im RGB kaum wieder gescheit in den Griff. Also an einem Rohbild (*.fits) diese Werte solange manipulieren bis der Hintergrund schmutzig gelbbraungrau (Vorstadtbedingungen) bzw. nur grau (Landhimmel) wird. Die restliche Frabeinstellungen werden nachher in der EBV gemacht.
    Achte auf die Sterne, die müssen weis, bläulich, orange und gelb sein. Pink oder grüne Sterne sind der EBV-Tod!


    "Ich habe die Kamera auf Gain 2 und Offset 121 (Bahtinov Maske wurde benutzt), spiele am Histogram so lang bis ich gestern dann M27 mal sehen kann. Im Endbild habe ich allerdings ein Rauschen drinn das es nicht mehr feierlich ist obwohl ich die Kamera auf -20Grad abgekühlt habe"


    Das glaube ich Dir gerne! ABER:
    1. auf -20Grad kommt die Kamera nur wenn Du nur 10° Aussentemperatur hast. Und auch dann nur, wenn Du Saft ohne Ende in die Kamera pumpst, will heissen, daß es höchst unwarscheinlich ist das die Kamera die beworbenen -35° immer erreicht. Die erreicht sie nur unter kalten Bedingungen, oberhalb ca. 5° ist es ein Wunschtraum, realistisch sind dann -20° Temperaturdifferenz! Aber das macht den Braten nicht fett!


    Das Signal des Chips, also die Helligkeit des Objektes, kommt aus der Kamera unverstärkt heraus (im Sinne einer nachträglichen Verstärkung), während eine DSLR das Signal schon aufarbeitet und verstärkt. Der Eindruck, eine DSLR ist empfindlicher täuscht also gewaltig, denn von der Quanteneffizienz sind die Kameras ähnlich.
    Dieses bischen Helligkeit, das in den Rohpixeln steckt musst Du via EBV verstärken. Dazu nimmt man mehrere Bilder auf oder macht weniger, dafür ber länger belichtete Aufnahmen. In beiden Fällen wird der Abstand von Signal zum Grundrauschen erhöht, was Dir nachher beim "ziehen" des Histogramms einen glatteren rauschärmeren Untergrund beschert.
    Welche Gain-Offset-Einstellung Du nimmst ist relativ wurscht, denn das bestimmt nur ob und wann zu helle und zu dunkle Bereiche abgeschnitten werden. Gain 0 und Offset 120 ist ein guter Startwert, lass es erst eimal dabei. Später kannst Du das mal genau einstellen, aber die Wirkung auf dem Bild wird kaum sichtbar werden.


    Gewöhne dich an das Rauschen und schau Dir mal andere Chips an (z.B.Kodak-Chips)... dann weist Du was Rauschen ist! Üblicherweise ist nach 6 gestackten Aufnahmen das Rauschen soweit reduziert das Du einen prima Hintergrund bekommst.


    Ich verlinke hier mal auf ein Posting meines Heimatforums. Da siehst Du wie erbärmlich Rohdaten aussehen und was ma aus nur 3 Aufnahmen herausholen kann. ACHTUNG: DAs sind H-Alpha-Aufnahmen, also sackduster!


    http://www.privatsternwarte.de…ites-astrofoto-t3354.html


    Nur so zum Spass: Mach mal ein 15min-Dark mit der DSLR auf dem Küchentisch und daneben die 8L, gekühlt. Der Unterschied im Rauschen wird dir die Augen öffnen. Was nämlich passiert ist, das die Canon-Ingenieure eine Art Dark im Chip abgelegt haben und damit ihre Daten vorher glätten. Daher fällt das Rauschen bei DSLRs auch erst bei längeren Belichtungszeiten stark auf, und zieht man Darks von DSLR-Aufnahmen ab, reduziert man die Störpixel zu stark (sie sind ja schon einmal reduziert worden). Als Ergebnis bekommt man schwarze Löcher im Bild. Das 15-Min-Dark ist zwar auch schon reduziert, aber es zeigt Dir was Ambach ist..wie man hier im Pott sagt.


    Das Rauschen der 8L mittelt sich beim Stacken soweit raus, das Du fast nichts mehr erkennst. UND, sackglatte Bilder sind zwar fein zum Angeben, aber wirken unnatürlich. So ein bischen Rauhigkeit im Untergrund ist immer fein wie ich meine!


    SO, und zum Thema Workflow: Jeder haz seinen eigenen Workflow. Vereinfacht gesagt gliedert sich die Grundbearbeitung wie folgt:


    -viele Bilder machen
    -Bilder in RGB konvertieren
    -Bilder stacken (man kann auch Rohdaten stacken, das führt aber regelmäßig zu versauten Farben)
    -das gestäckte Bild bearbeiten


    Und genau hier hilft nur Eines: Mühsal, Probieren, Erfahrung sammeln. Jedes Bild ist anders und astronomische EBV ist alles andere als trivial. Es gibt sogar Leute, die finden die EBV viel spannender als die Aufnahme selbst..kann ich nachvollziehen!
    Das Wichtigste dabei ist sich anzuschauen was die Funktionen der Bildbearbeitungsprogramme auf Pxelebene machen. Wie verändern sich die Pixel mit Funktion xy usw.
    Wenn Dir das zu mühsam ist, kaufe Dir ein Buch betreffs des Themas. Nur tue mir einen Gefallen, lass die Finger von hochspezielisierter Software wie Theli oder PixInSight. Damit fummel schon genug "Kenner" rum. Gute Bildbearbeitung gelingt mit Nebulosity (auch bei der Aufnahme extrem hilfreich), Photoshop oder Gimp. Mit Photoshop, also so ganz ohne PixInSight, Theli usw, haben Gendler, Cannistra, Gabani usw. ihre Top-Bilder bearbeitet.


    Der Rest der EBV, also die hundert kleinen Tricks, Verfahren und Vorgehensweisen muss man sich einfach anlesen und ausprobieren...davon gibt es unendlich viele..das würde hier den Rahmen sprengen. Hier ist Experimentierfreude gefragt!


    So, ich hoffe ein wenig Klarheit geschaffen zu haben.


    Mein Fazit: Mit der 8L hast Du eine gute Kamera, der Rest liegt bei Dir. Und wer hat behauptet das Astrofotografie einfach ist?


    CS
    Ulrich

  • Hallo Ulrich,


    1000 Dank das Du so ausführlich den Erklärbar machst :) Deine Tips finde ich wirklich gut und freue mich sehr diese hoffentlich mal bald umsetzten zu können. Ich habe heute morgen nach dem Stacken mal Deine Fits Daten für die Farben eingegeben und siehe da,
    mein Messier 17 den ich aufgenommen habe war auf einmal deutlich zu erkennen. Wie gesagt, ich bin wirklich über absolut jeden Tip den ich erhalten kann sehr sehr dankbar da diese Art von Fotografie sehr neu für mich ist, also Neuland, und wie das bei so allem
    neuen nun mal so ist, nix klappt am Anfang :P
    Ich bin halt DSLR verwöhnt, möchte da aber weg und richtige Erfahrungen in der DS Fotografie sammeln. Sowie es wieder klarer wird bin ich mir sicher das weitere fragen von mir kommen werden :)


    So oder so, vielen lieben dank an alle die bislang geantwortet und mir damit wirklich sehr weitergeholfen haben :)

  • Hallo Günter,


    der Unterschied ist minimal, bei V.N.G. wird das Rot der Hotpixel unterdrückt, zumindest konnte ich das hier bei mir feststellen. Der Rest sieht allerdings ziemlich ähnlich aus, das stimmt.


    Allerdings nutze ich fitswork nicht zum Stacken der Aufnahmen sondern tatsächlich nur, um die ersten einlaufenden Bilder aus der Kamera vor lauter Neugier schonmal als Farbbild zu betrachten.


    Beim Stacken hat sich -zumindest bei mir- DSS sehr gut bewährt, es kommen stimmige Farben und ein neutraler Himmelshintergrund heraus.

  • Hallo Johann,


    als ich mir letztes Jahr die Kamera gekauft habe, stand ich auch erstmal leicht irritiert vor den Einstellungen. Vor allem wusste ich nicht, dass die Bayer-Matrix eine andere als bei der ALCCD6c ist. Deshalb bekam ich anfangs auch nichts richtiges zu stande.


    Aber wenn man den Bogen erstmal raus hat, dann erkennt man schon die Vorteile gegenüber einer DSLR. Und Spaß macht der Umgang mit der Kamera/Software auch.


    Wirst schon sehen, nur muß es jetzt erstmal wieder nachts aufklaren...


    Viel Erfolg jedenfalls![:)]

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!