Erste Schritte mit 12" Dobson

  • Ich grüße euch ganz herzlich und wünsche euch viel Spaß beim Lesen auch wenn der Text etwas umfangreicher ausfallen könnte[:D]


    Der Wunsch nach einem größeren Teleskop bestand ja schon des Längeren. Nun hieß es Geduld haben und immer mal wieder diverse Online-Auktionshäuser abklappern. Nach einem viertel Jahr war nun ein für mich interessantes Teleskop gefunden - ein 12" Dobson. Da ich mit dem Gerät nicht rausfahren muss, brauchte ich nicht großartig auf die Transportfähigkeit achten.


    So, nun war es da. Aus dem Auto geladen und auf dem Hof aufgebaut, dauerte es auch nicht lange bis die ersten Schaulustigen stehen blieben und interessiert guckten. Meine Freundin begrüßte mich mit den Worten: "Oh Gott, was ist das für ne Kanone?" Vor lauter Begeisterung bekam ich nur die Worte "Hubble für Heimbedarf" raus. Leider zogen gleich am ersten Abend dicke Wolken auf und wie sehr Wolken von Hobby-Astronomen erwünscht sind brauche ich ja nicht erwähnen. Hab hier schon öfter den Satz gelesen: "Zum Teleskopkauf kommen gratis Wolken mit." Naja, scheint ja zu stimmen[B)].


    Nach weiteren zwei Wochen des Wartens bot sich nun gestern Abend die Gelegenheit. Den Dobson fuhr ich gegen 18:00 Uhr aus seiner "Garage" und stellte den Sucher bündig zum Teleskop ein. Meine Okular-Ausstattung ist noch etwas dürftig, sollte aber für den ersten Abend reichen. Mir standen ein Super-Plösl mit 10mm Brennweite zur Verfügung sowie Plösl mit 25mm, 12,5mm und 4mm Brennweite.


    Gegen 22:30 Uhr habe ich mich dann nach draußen begeben. Im Süd-Westen muss doch irgendwo Saturn sein. Kurzer Blick und schon war er im 25er gefunden. Jetzt wurde auf den 10er gewechselt und siehe da, man erkannte bereits drei Monde. Ach, packe ich doch einfach den 4er rein und gucke wie er dadurch aussieht. Aufgrund der relativ niedrigen Höhe von ca. 20° erwartete ich einen recht wabbernden Saturn bei 350-facher Vergrößerung. Aber entgegen dieser Erwartung war er erstaunlich klar abgebildet. Somit übte ich mich ein wenig mit dem Schubsen welches mir nach recht kurzer Zeit sehr gut gelang.


    Dank zwei montierter Luftreifen und einem Gestell ähnlich wie bei einer Schubkarre, kann der Stellplatz des Dobson recht schnell geändert werden. Also schnell ein paar Meter über den Hof geschoben und auf Kassiopeia gerichtet. Der Blick durchs Teleskop wurde jedoch recht schnell von einigen Gästen gestört die die Party meiner Eltern im Garten verlassen wollten. Licht an und alle zum Teleskop gestürzt: "Lass mal gucken!" Naja, warum eigentlich nicht und so machte ich bereitwillig Platz. "Dolles Ding, da sieht man ja ne Menge Sterne." Nach ca. einer Minute sagte ich ihnen dann, dass sie auch ruhig mal durchs Teleskop gucken können und nicht nur durch den Sucher[:D]. "Na nun sieht man ja noch mehr Sterne."


    Nachdem nur auch der letzte geguckt hatte und das Licht endlich wieder erlosch entschloss ich mich dazu, erstmal Vega ins Visier zu nehmen. Erstaunlich wie hell er im 25er und anschließend im 10er geleuchtet hat.


    Jetzt sollte der Blick über das Band der Milchstraße laufen. Wieder war der Blick überwältigend wie viele Sterne dieses Gerät sichtbar macht. Mittlerweile 1:00 Uhr wollte ich M34 ins Visier nehmen. Beim Durchstöbern des Himmels fiel mir jedoch ein milchig-trübes Objekt ins Auge. Andromeda kann es nicht sein, die wäre zu groß dachte ich mir. Das Objekt sah so aus als ob man von oben in einen Trichter blickt. Leider kamen die Okulare wohl hier an ihre Grenzen und somit konnte man nicht mehr erkennen. Am Rand gräulich und nach innen immer heller werdend. Heute früh bei Stellarium Uhrzeit und ungefähre Richtung eingestellt und als einziges Objekt käme da M33, die Dreiecks-Galaxie, in Frage.


    Hier somit die erste Frage an die Profis unter euch: Habe ich also wirklich meine erste Galaxie gesehen oder war es doch was anderes? Standort Rieder, 51° nördliche Breite und 11° östliche Länge, Blickrichtung ONO und Objekthöhe ca. 20°


    Nach einer halben Stunde ließ ich meine Blicke weiterschweifen. Dabei bin ich auf den Chi Persei-Doppelhaufen gestoßen welcher dann auch mein Beobachtungsobjekt für die restliche Nacht sein sollte. Erst im 25er angesehen und immer wieder zwischen NGC 884 und NGC 869 hin und her gewechselt. Jetzt den 10mm Superplösl eingesteckt um etwas tiefer in NGC 869 reinzuschauen. Auch hier waren die Sterne schön scharf abgebildet.


    Mittlerweile war es 4:00 Uhr früh und da ich lediglich mit kurzer Hose und Badelatschen bekleidet war, war es an der Zeit den Dobson wieder reinzufahren. Zum Stellplatz würde ich gerne weiter unten nochmals eine Frage stellen.


    Fazit der ersten Nacht:
    Ich war sehr überwältigt was man mit dem Dobson alles sehen kann. Von den Okularen her hatte ich anfangs mehr bedenken bezüglich Randunschärfe, aber das fiel gar nicht weiter auf, dass es am äußersten Rand etwas unscharf wurde. Ich denke aber mal, dass baldigst neue Okulare kommen und man somit evtl. noch ein wenig mehr aus dem Dobson rauszuholen kann. Auch ein Telrad wird noch angeschafft da die zu sehenden Sterne durch den Sucher doch in recht großer Anzahl zu sehen waren und somit bei mir für leichte Desorientierung sorgte. Seitenverkehrtes und auf den Kopf gedrehtes Bild waren nicht das Problem. Sicherlich werden noch viele weitere Beobachtungsnächte folgen in denen ich hoffentlich noch etwas sicherer beim Auffinden und orientieren werde.


    Abschließend noch schnell meine zweite Frage an die Profis. Der Dobson steht in einer Scheune wo er trocken und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt ist. Alle Staubschutzdeckel sind natürlich dort wo sie sein sollen. Zusätzlich habe ich noch ein Bettlaken über den Tubus getan und ihn nicht senkrecht sondern in einem ca. 60° Winkel stehen. Ist dies schon so ausreichend oder muss ich noch irgendwas beachten bezüglich der "Lagerung"?


    Ich danke fürs Lesen und wünsche allen viele wolkenfreie Nächte...





    Marco


    PS
    An dieser Stelle mal ein riesengroßes DANKESCHÖN an einige Forummitglieder sowie die Mitglieder die regelmäßig im Chat anzutreffen sind für das geduldige Beantworten meiner Fragen auch wenn mit Sicherheit bei der ein oder anderen Frage die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen wurden[^]

  • Hi Marco,


    zu deiner Frage M33 und M34 liegen über 18° auseinander, das passt nicht zusammen. Was du da gesehen hast, lässt sich schwerlich sagen. M34 hätte aber im Sucher auffallen müssen, ebenso M33, wenn der Himmel dunkel genug ist. Das erscheinen im Sucher ist bei beiden recht unterschiedlich.


    Plössl Okulare sind leider (völlig) ungeeignet für Teleskop mit einem schnellen Öffnungsverhältnis (Öffnung/Brennweite).


    Die Lagerung, so wies du sie beschreibst, ist a.m.S. völlig ausreichend.


    Gruß
    Lothar

  • Hallo Marco,


    schöner Bericht und man merkt auch das es dir richtig gefallen hat.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">..und immer wieder zwischen NGC 884 und NGC 869 hin und her gewechselt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wenn du beide zugleich erst mal mit einem guten weitwinkligen Okular betrachten kannst wirst du erst richtig staunen.


    Nur eines verstehe ich nicht ganz- <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Licht an und alle zum Teleskop gestürzt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Licht an um durchs Teleskop zu gucken? Da sollte es doch eher schön dunkel sein- dann hätten deine Gäste noch mehr sehen können. [:)]


    Ansonst wünsch ich dir mit dem Teil noch viel Freude- und Justage ist doch auch einfach, oder? [:D]


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Stefan, hallo Lothar!


    Lothar
    Den Sucher hatte ich gar nicht benutzt als ich M34 aufsuchen wollte. Ich habe einfach durchs Teleskop gesehen und angefangen zu schwenken und da ist mir dieser milchige Fleck ins Auge gefallen. M34 hatte ich definitiv nicht gesehen und was anderes als M33 ist ja so ungefähr in dieser Richtung nicht die ich oben beschrieben habe.


    Die Okulare werden bald gegen bessere ausgetauscht, aber für den Anfang haben sie das gemacht was sie sollten - mir nämlich mehr zeigen als ich mit den bloßen Augen sehe.:-)



    Stefan
    Gefallen hat es mir definitiv und ich hoffe, dass ich meine nächsten drei freien Tage auch noch voll ausreizen kann bevor es mit den Nachtschichten weitergeht. Aus diesem Grund kann ich auch nur alle zwei Wochen mal nen Blick nach oben werfen. Ist es dann auch noch bewölkt an meinen freien Wochenende, ist dies natürlich besonders ärgerlich.


    Ich habe ihnen auch gesagt, dass es sinnvoll ist das Licht auszumachen und erstmal mind. ne halbe Stunde die Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Aber dank ein paar Schnäpsen und vermutlich der Drang nach dem Bett, wollten sie sich nicht überreden lassen. "Nur mal schnell einen Blick durchwerfen." so ihre Aussage. Das Übersichtsokular ist bestellt und trifft hoffentlich bald ein, dann werde ich den Doppelhaufen nochmal ins Visier nehmen.


    Justieren klang in der puren Theorie nach absolutem Horror für mich. Aber dank deiner Erklärung und die Suche nach einem Video war anschließend einiges klarer. Ich justiere jetzt übrigens mit Concenter SE:-).

  • Glückwunsch Marco,


    Mit einem 12 zoll sieht man verdammt viel, war für mich schon zu schwer wenn es um den Transport geht.


    Empfehle dir umbedingt ein Telrad und dazu den Deep Sky Atlas
    und du hast einen perfekten Zugang zu den schönsten Objekten das ganze ist sehr einsteiger freundlich.


    Die Wahl zum Concenter SE ist auch sehr gut, liebe das Teil.


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Marco,
    Glückwünsch zum 12-Zöller und zur ersten richtigen Beobachtungsnacht.
    12" sind echt schon eine Kanone.
    Das Phänomen mit dem Sucher kenne ich nur zu gut, der scheint Nicht-Astronomen förmlich anzuziehen :)
    Clear Skies
    Nikolaj

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