Hallo,
meine neue Sehhilfe ist seit kurzem fertig gestellt und durfte am Donnerstag nun endlich (nach *nur* 4 Wochen Wartezeit) erstmals ihrer natürlichen Bestimmung nachgehen. Es ist schon der Wahnsinn, was man nun einfach direkt sehen kann, wo man vorher mit 12“ gerade mal eine Andeutung von Etwas wahrgenommen hat!
Für die vielen Anregungen und jede Menge Unterstützung hier im Astrotreff, möchte ich Reiner, Stathis, Timm, Uwe, Kalle, Kai und den vielen anderen hier ganz herzlich danken! Ohne den Austausch mit Euch hätte ich das Projekt wohl nicht geschafft!
Angefangen hat alles damit, dass ich Anfang letzten Jahres beschloss, mir einen größeren als den seit mehreren Jahren genutzten 12“ Dobson zu bauen. Lange habe ich darüber nachgedacht, den Hauptspiegel selbst zu schleifen, nahm dann aber doch davon Abstand, denn ich wollte keinesfalls Lehrstücke produzieren, die ich dann doch nicht brauche. Außerdem hätte ich mich komplett in die Messtechnik einarbeiten und die Messgeräte bauen müssen. Da ich mein handwerkliches Geschick kenne, war ich außerdem skeptisch, direkt im ersten Versuch eine Punktlandung zu schaffen… So habe ich mich dann auf die Suche nach einem dünnen Spiegel mit ca. 18“ gemacht. Dann bekam ich einen 21er angeboten und musste nun neu nachdenken, denn damit wäre mein ursprüngliches Budget deutlich gesprengt worden. Die beste aller Frauen gab dann den entscheidenden Impuls: ich solle mir den größeren Spiegel holen, damit ich das für mich ultimative Teleskop bauen kann und nicht nur halb zufrieden ein kleineres zusammenschraube, um dann in ein paar Jahren doch noch einen Größeren in Angriff zu nehmen. Das lässt man sich doch nicht zweimal sagen, oder? Wenig später hatte ich dann einen tollen Spiegel, der nur noch eine adäquate Behausung brauchte ;-)) Allerdings sollte es noch 14 Monate dauern, bis alles fertig war…
Als Nichthandwerker bin ich nur mit einer minimalistischen Werkstatt ausgestattet: Stichsäge und Gehrungssäge, Gewindeschneider und normale Bohrmaschine auf Bohrstativ waren die verfügbaren Werkzeuge und größere Neuanschaffungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Zu zeigen, dass es mit solch einer Minimalausstattung und bescheidenen handwerklichen Fähigkeiten dennoch möglich ist, einen größeren Dobson zu bauen, war mein Ziel.
Die Prämissen waren
- Hut soll in die Spiegelbox passen
- Kein Ultraleichtbau sondern eher robust ausgelegt
- Kein Lowrider sondern klassisches Design
- Keine Verwendung von Oberfräse und Biegevorrichtungen
- Option, den Hauptspiegel dauerhaft in der Spiegelbox zu lassen und später evtl. Anbau von Rollen zum vereinfachten Transport
Heraus kam dann das hier:
Gesamtgewicht des OTA: ca. 35 kg (inkl. Spiegel) plus gut 11 kg für den Rocker.
Als erstes wurde die 18-Punkt-Hauptspiegelzelle gebaut. Design analog Reiner und als Ganzes von vorne justierbar mit zwei Kugellagern als laterale Lager. Darum herum die Spiegelbox, die wegen des zu erwartenden hohen Schwerpunkte (10 kg leichter Spiegel) 40 cm hoch gebaut wurde, so dass allzu große Überhänge der Höhenräder vermieden werden sollten.
Der Hut besteht im Wesentlichen aus zwei MTB-Felgen, die mit 16 mm Aluröhrchen und 2x1 mm Flugzeugsperrholz verbunden wurden und hält eine Drahtspinne an Ort und Stelle.
Der Fangspiegel (20 mm dick) wurde direkt auf das Halterohr (60 x 2 mm) geklebt. Da ich mit den ursprünglichen drei Plops nicht zufrieden war, habe ich die Klebefläche ringsum vergrößert, so dass es jetzt 6 größere Plops sind. Der Spinnenknoten ist wie bei Stathis und Reiner ausgeführt. Etwas fummelige Justage, dafür aber bombenfest
Die 30 mm dicken Stangen sind paarweise an Aluwinkeln zusammengefasst und werden mit Hilfe von Industrieklemmen an der Spiegelbox befestigt.
Die Größenverhältnisse kann man hier ganz gut erkennen: für den Einblick in Zenitstellung fehlen mir (1,84 cm) ohne Leiter o.ä. gerade mal ein paar cm
Was noch fehlt, ist eine ordentliche Verblendung des OAZ. Denn durch den mit 108 mm *relativ* kleinen Fangspiegel musste der Brennpunkt sehr knapp über den Tubus gelegt werden, so dass die Frontlinse vom Paracorr schon deutlich im Tubus steckt und streulichtgefährdet ist.
Wer sich auch Gedanken über so ein Projekt macht, dem kann ich nur sagen: tu es! Es ist einfach sooo genial durch ein selbst gebautes großes Teleskop zu schauen [:p][:p]
Viele Grüße
Andreas