Chip: Diagonale, Koma, Nachführung

  • Hallo!


    Nachdem ich nach Jahren endlich wieder an ein zaghaftes Aufrüsten denken kann, bin ich gerade dabei, mich wieder ins Thema der s/w-CCDs einzulesen. Meine aktuellen Geräte sind


    Newton 200/880mm
    Komakorrektor
    EQ-6
    ToUCam SC2


    womit sich wirklich feine Mond- und Planetenbilder machen lassen. Bei DS steh' ich aber recht schnell an. Was mir vorschwebt, ist eine s/w-CCD für DS plus einer Nachführlösung für die EQ-6. Dabei stellen sich, neben vielen Details, einmal zwei grundsätzliche Fragen:


    1) (wichtig!?) Bis zu welcher Chip-Diagonale kann ich mit meinem f/4,4 Newton noch einigermaßen komafreie Bilder erzeugen? Klarerweise hängt das auch vom Pixelabstand ab, aber gehen wir mal von so 7 bis 8 Mikrometer aus. Den Komakorrektor verwende ich bei der SC2 nicht, da ich bestenfalls mit viel gutem (schlechten?) Willen in den Ecken Koma erkennen kann.


    2) Seit einiger Zeit gibt es ja Kameras (SBIG und andere?), die einen zweiten Chip eingebaut haben, mit dem sie selbst nachführen. Das wäre natürlich super, wenn das ginge. Lässt sich damit meine EQ-6 steuern? Und wie zuverlässig ist diese Art der Nachführung, da die Chips ja recht klein sind. Geht das auch bei eher sternlosen Hintergründen? Kurz: Wie gut sind diese Dualchipkameras in der Praxis?


    Beste Grüße,
    Günther

  • Hallo Günther,
    zu deiner zweiten Frage:


    Die integrierten Guidingchips der SBIG-Kameras sind im Endeffekt nicht anderes als ein fest eingebauter Off-Axis Guider. Mit allen Vor- und Nachteilen.
    Gerade bei Objekten in sternarmen Gebieten findet man sehr oft keinen passenden Leitstern. Auch das Rotieren der Kamera führt oft nicht zum gewüschten Erfolg. Wir mussten manchmal 10sec belichten üm überhaupt Ansatzweise Sterne erkennen zu können. Und das bei einem 40cm Teleskop...
    Bei einem Newton sind die Sterne auf dem Guidingchip wahrscheinlich noch komatös verzerrt, das könnte die Guidingsoftware verwirren^^


    Ich würde von diesen Guidingchips abraten. Meiner Meinung nach geht nichts über ein gutes Leitrohr^^
    Grüße, Markus

  • Hallo Markus!


    Danke für das klare Statement! Darf ich noch fragen, was Du unter einem "guten Leitrohr" verstehst? Reichen da die üblichen als Leitrohre angebotenen Refraktormodelle mit 70mm bis 90mm Öffnung?


    Greets,
    Günther

  • Hallo Günther,


    wir verwenden an der Sternwarte einen 80/480 ED Apo mit 2x (billig-) Barlow.
    Damit hat man immer nen Leitstern. Man sollte aufpassen, dass der Farbfehler des Leitrohrs nicht übermäßig groß ist. Das könnte sich evtl. negativ ausf Guiding auswirken.


    Grüße, Markus

  • Es muss sicherlich kein Apo sein. Jeder halbwegbrauchbare Refraktor sollte seinen Dienst auch tun. Bei kleinerem Öffnungsverhältnis ist der Farbfehler ja auch wieder geringer.
    Grüße, markus

  • Hallo Zusammen,


    ich finde, hier gehört auch mal eine Gegenmeinung hin;-)


    Ich würde bei der Guiding-Lösung zwischen der besten (im Ergebnis) und der bequemsten unterscheiden. Ein Leitrohr ist zweifellos die bequemste Lösung. Beim Leitrohr ergibt sich aber zwangsläufig eine Verschiebung zwischen Haupt- und Guiding-Optik. Ob sich diese Verschiebung störend - also mit verzogenen Sternen - bemerkbar macht, hängt von verschiedenen Faktoren ab:


    - Befestigung des Leitrohrs (Leitrohrschellen sind ganz schlecht. Besser starre Verbindung + Excenter)
    - Belichtungszeit
    - Pixelgröße


    Ich war z.B. lange mit einer Leitrohrlösung sehr zufrieden - aber schon der Wechsel von der DSLR auf eine SW-CCD, mit der damit verbundenen Verkleinerung der Pixel, hat damit Schluss gemacht. Wenn man dann mit der gekühlten Kamera auch noch länger belichtet, als vorher mit der DSLR ist es endgültig vorbei.


    Natürlich ist ein Off-Axis-Guider im Vergleich zum Leitrohr sehr unbequem. Man sucht u.U. lange nach einem Leitstern und muss diesen u.U. auch noch sehr lange belichten - was je nach Qualität der Montierung wieder zu lange sein kann. Deshalb braucht man für den OAG auf jeden Fall eine sehr empfindliche Guiding-Kamera.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei einem Newton sind die Sterne auf dem Guidingchip wahrscheinlich noch komatös verzerrt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auch da muss ich widersprechen. Der Guidingchip befindet sich ja ebenfalls hinter dem Komakorrektor und bei der Anordnung der beiden Chips ist sichergestellt, dass der Guidingchip ebenso komafreie Sterne bekommt, wie der Hauptchip in den Ecken. Auch ein Off-Axis-Guider sollte natürlich hinter dem Komakorrektor angebracht werden - was u.U. allerdings Probleme bei der Einhaltung des richtigen Abstandes zwischen Korrektor und Hauptchip machen kann.


    Also ich für meinen Teil komme mit einem Off-Axis-Guider in Verbindung mit dem MGEN (im Binning 2x2) zu 90% gut klar und wenn ich überhaupt keinen Leitstern finde, nehme ich halt doch ein Leitrohr und belichte entsprechend kürzer...


    Gruß
    Klaus

  • Hallo!


    Schaut aus, als würde das Thema doch noch spannend werden ;) Herzlichen Dank jedenfalls auch an Klaus für seine Meinung! Ich dachte eigentlich bis jetzt immer, dass der OAG bequemer ist, da das Herumgetue mit Leitrohr, Schellen (Doppelmontierung) usw. aufwändiger sei als das relativ kleine OAG. Auch so lernt man unerwartet Neues...!


    Ich bin auf alle Fälle froh, beide Seiten gehört zu haben, so wie's ausschaut muss ich mir aber selbst in der Praxis eine Meinung bilden. Jedenfalls scheinen beide Lösungen, Leitrohr und OAG, ihre Berechtigung zu haben.


    Vielen Dank nochmal für die bisherigen Meldungen,
    G :)

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