SBIG von Parallel auf USB umbauen

  • Hallo


    Ich habe hier noch eine alte SBIG ST-237, mit einem Parallelen Anschluss.


    Da dieser Anschluss nun schon etwas in die Jahre gekommen ist und kaum noch ein Laptop mit einem Parallelen Port bzw. Express Karten Steckplatz ausgestattet ist, frage ich mich nun ob man diesen nicht auch auf USB umbauen könnte?


    Da ich weiß das SBIG damals so ein USB upgrade angeboten hatte, dieser aber heute nicht mehr verfügbar ist und auch ziemlich überteuert war (fand ich), würde ich das nun selber umbauen wollen, ich weiß aber nicht wirklich was ich da machen müsste.


    Ich denke aber dass das mit dem USB nicht wirklich leicht wird und auch der ROM neu bespielt werden müsste.
    Vieleicht reicht ja auch nur drei Kabel um Löten [:D]


    Eventuell hat ja jemand von euch eine Vorstellung ob das was werden könnte oder was da genau getan werden müsste.


    Vielen Dank
    David

  • Hallo!


    Beim Umbau kenn' ich mich garnicht aus. Aber wenn's Dir nur um ein Weiterverwenden der "alten" Kamera geht, sollte doch ein USB-Parallel-Adapter reichen? Die gibt's um weniger als 5 Euro. Oder hab' ich da etwas Wesentliches übersehen?


    Greets,
    Günther

  • Hallo


    Hmmm grübel, grübel [:I] ich hatte mir auch mal so einen Seriellen-USB Adapter besorgt, wo ich an den Seriellen dann noch einen Parallelen Adapter dran stöpseln konnte, ging aber leider nicht. Nun weiß ich gar nicht ob da der Fehler lag und ob ich doch lieber einen reinen Parallelen-USB Adapter hätte nehmen sollen? Wäre so einer denn ein echter LPT Port oder nur ein Drucker Port (Adapter)?
    Gibt es da schon Erfahrungen?


    Das Einzige was ging ist eine echte(LPT)Drucker PCI Express Karte. Aber auch nur auf 32bit systeme.


    Da fällt mir ja grad noch ein, SBIG unterstützt ja gar keinen LPT-Port auf 64bit Systemen (Windows7) vom Treiber her desshalb müsste es ja ein reiner USB Port sein/werden...


    Mich würde ja mal Interessieren wie SBIG das gelöst hatte und ob die Kamera dann auch noch über LPT lief oder eine reine USB verbindung hatte.


    Gruß
    Davids

  • Hallo Davids!


    Ich an Deiner Stelle würde weniger grübeln, sondern bei einem Preis in der Größenordnung eines Bieres einfach mal ausprobieren [:D] Ohne eine Händler- oder Produktempfehlung machen zu können oder zu wollen, schlag' ich mal diesen Link hier vor:
    http://www.amazon.de/tag/adapt…roducts?tag=astrotreff-21
    Offenbar sind die meisten Adapter mit "normalen" USB-Anschlüssen ausgestattet, nicht mit den Drucker- oder Kleinanschlüsssen. Noch auf Männchen/Weibchen beim Parallelen achten, das war's.


    Falls es nicht klappt, kann ein anderer USB-Port am Rechner oft Wunder wirken. Ein Kollege hat mir mal erklärt, dass es offenbar, recht hohe Unterschiede bei der noch akzeptierten Signalstärke gibt. Lange Kabel und v.a. zwischengeschaltete Verteiler wirken sich da laut meiner eigenen Erfahrung ziemlich negativ aus.


    Echte Erfahrungswerten bei Deinen genanntent Problemen mit Bitbreiten usw. habe ich aber leider auch nicht.


    Greets,
    Günther

  • Hallo David,


    zunächst einmal die gute Nachricht, es ist möglich die Kamera mit USB zu verwenden. Dies ist allerdings nicht ganz einfach.


    Die üblichen USB auf Parallel-Druckerport-Umsetzer funktionieren nicht, da diese nur für den Betrieb mit Druckern vorgesehen sind.


    Die Schnittstelle war ursprünglich nur für den Anschluss von Druckern vorgesehen. Die Ausgabe über diese Schnittstelle erfolgte über den Aufruf von DOS Routinen. Da unter DOS allerdings jedes Programm direkt auf beliebige Speicheradressen zugreifen konnten, kamen einige Bastler auf die Idee, den Parallel-Port auch für Eingaben am Betriebssystem vorbei zu nutzen.


    LPT1 befindet sich ab der Adresse 378h im IO Adressbereich. Die Aufteilung der Adressen ist wie folgt:
    378h : 8 Bit Ausgabe für die Daten in Richtung Drucker
    379h : 5 Bit Eingabe für Statusmeldungen vom Drucker
    37Ah : 4 Bit Ausgabe Steuersignale zum Drucker


    Auf diese Adressen konnte jedes DOS Programm mit den Assembler Befehlen In und Out direkt zugreifen. Wobei maximal 5 Bit gleichzeitig eingelesen werden konnten. So dass das angeschlossene Gerät die Daten meist 4 Bit weise (abwechselnd High- oder Low-Nibble) einlas. Auch Schieberegister, um die Daten Bitweise einzulesen waren üblich.


    USB ist hingegen vollkommen anders aufgebaut. Es gibt keine direkt ansprechbaren Speicheradressen mehr, sondern zwischen Rechner und Peripheriegerät werden verhältnismäßig aufwändige Datentelegramme ausgetauscht, die Steuerbefehle oder Daten enthalten können. Nun wäre es theoretisch denkbar, einen USB zu Parallel Adapter zu bauen, der die Register eines LPT-Ports nachahmt, indem ich Befehle wie "Schreibe Datenbits", "Schreibe Steuerbits" und "Lese Statusbits" vorsehe. Hier besteht aber das Problem, dass ein USB Gerät nur senden darf, wenn es vom Rechner angefragt wurde. Der Rechner stellt im Full-Speed Modus jede Millisekunde eine Anfrage, kürzere Zeiten sind gemäß Standard nicht vorgesehen. Für 640x480 Pixel bei 12 Bit Auflösung fallen für ein Bild 3.6 Millionen Datenbits an. Da maximal 4 Bits gleichzeitig eingelesen werden können würde die Übertragung per USB nun 921600 Sekunden dauern.


    Sollte die Kamera hingegen ihre Daten als Einzelbits ausgeben, dann gäbe es mit dem Baustein FT2232 der Firma FTDI eine preiswerte Möglichkeit die Daten sehr schnell einzulesen. Dieser verfügt über einen sogenannten "Bit-Banging" Modus in dem ein Befehl der Art "Lese X Datenbits von Pin Y ein", daraufhin fängt der Baustein an, einen Takt für das Schieberegister auszugeben und auf Pin Y die Daten einzulesen. Mit dieser Methode können größere Blöcke Bits auf einmal eingelesen werden, so dass die gesamte Übertragungszeit auf einige 10 Sekunden sinken würde, da keine 1ms Wartezeiten mehr auftreten.


    Der ordentlichste Weg wäre es allerdings einen USB fähigen Mikrocontroller einzusetzen und ihn so zu programmieren, dass er die Umsetzung von SBIG Port auf USB vornimmt. Hier wären Übertragungszeiten von wenigen Sekunden pro Bild möglich.


    Vorraussetzung aller beschiebenen Verfahren ist allerdings, dass genau bekannt ist, wie die Datenübermittlung zischen Kamera und PC erfolgt. Falls der Hersteller dies nicht offengelegt hat, bliebe noch als weitere Möglichkeit, die Steuerelektronik zu entfernen und einen Mikrocontroller direkt an den Kamerasensor zu adaptieren. Einige moderne ARM und MIPS basierende 32 Bit Mikrocontroller in der Preisklasse um 5 Euro enthalten schon ab Werk die Nötige Peripherie um Kamerasensoren recht einfach anschließen zu können. USB ist bei ihnen sowieso Standard.


    Zu guter Letzt gibt es auch noch eine Methode für alle die keine Lust auf größere Hardwarebasteleien haben und über einen Rechner mit freien PCI oder PCI-E Steckplätzen verfügen. Hier kann man eine Parallelport Karte einbauen. Diese wird noch über die traditionellen IO Adresssen ab 378h in den Adressraum eingeblendet. Unter Linux gibt es den Dosemu, um alte Dos Programme auszuführen. Eigentlich ist es diesen Programmen nicht erlaubt, direkt auf beliebige Speicheradressen zuzugreifen. Es besteht aber die Möglichkeit in Dosemu bestimmte Portadressen freizugeben und so alte DOS Programme, die direkt darauf zugreifen wollen auszuführen. Dieser Trick ist zum Beispiel auch dazu benutzt werden, um die Kamera mit der alten Software anzusteuern, und mit dem Logic-Analyzer an den Port-Pins mitzulesen, um herauszufinden, wie der Hersteller die Datenübermittlung programmiert hatte.


    Viele Grüße,
    Roland

  • Hallo,


    es gab an irgendeiner Uni, ich meine Jena oder Halle, eine Truppe, die so einen transparenten ECP/EPP-Port mit USB verknüpft hat. Das Ding erschien auf dem Rechner als LPT und ließ entsprechende Zugriffe zu. Da müßte man mal googeln.


    Jörg

  • Hallo


    (==>)Roland_DT
    Wow Vielen Dank für den ausführlichen Einblick.
    Da bleiben eigentlich auch keine weiteren Fragen offen.
    Ich merke auch gleich das so wie ich mir das gedacht hatte (einfach ein kleines Interface zu bauen und vielleicht den ROM (falls vorhanden) neu zu bespielen), nicht funktionieren wird. Da so wie ich es rauslesen konnte der beste Weg ist die CPU Box ganz weg zu lassen und gleich an die Kamera zu gehen ein ganz anderer Weg ist. Da werde ich mal schauen wie ich das am besten zusammen Zaubern kann. Vielleicht kann ich so auch ganz vom LPT Port weg und gleich auf USB Protokoll springen was mir eigentlich am besten gefallen würde, da LPT bei SBIG ja sowieso nur bis 32 Bit unterstützt werden würde.


    (==>)Gert
    Genau das wollt ich eben nicht, weil ich für die Kamera sowieso kaum Geld bekommen würde und sie einfach zu schade fürs rumliegen ist. Es ist ja nicht so als wenn ich jetzt unbedingt eine neue Kamera bräuchte zumal ich meine SBIG ziemlich lieb gewonnen habe, als Autoguider allemal und für Deepsky ebenfalls.


    (==>)optikus64
    Ich habe mal vorsichtig angefangen zu googeln aber finden konnte ich bis jetzt noch nichts brauchbares, werde aber dran bleiben.


    Vielen Dank und CS
    Davids

  • Hallo Davids,


    ich hatte mal eine NovaCCD 237 von Astro-Electronic-Fischer, hatte wohl den gleichen Chip, ist schon 8 Jahre her. Der Nachführchip einer ST-10 ist wohl auch ein 237er. Na ja, sich da jetzt wochenlang mit dem Umbau auf USB zu beschäftigen? Kaufe Dir doch lieber eine gebrauchte ATIK16HR oder 314L+. Aber scheinbar ist der Weg das Ziel? Mein Kollege nutzt auch noch Win95/98 und ärgert sich immer, wenn die USB-Sticks nicht laufen wollen...


    Gruß und cs,


    René (der nicht unbedingt immer das aktuelle Modell haben muss, aber irgendwann ist es mal vorbei)

  • Moin Leute,


    Wahrscheinlich wäre es die einfachste Lösung zum Ansteuern der Kamera ein altes Notebook mit Parallelport einzusetzen. Alte Sony-Businessnotebooks gibt es in der Bucht für kurzes Geld. Die sind extrem robust, man bekommt noch Akkus und nur um die Kamera zu steuern sollte so ein Teil allemal reichen.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Davids,


    wir haben in unserem Astroverein, ein ganz ähnliches Problem gehabt. Wir besitzen eine SBIG ST-7 mit parallelem Anschluss, der nach unseren Vorstellungen mit USB kompatibel sein sollte. Also, bei Baader angerufen, nein es gibt kein USB-Update mehr und für die ST-7 wäre es auch nicht gegangen. Als nächstes dann die Adapterlösung. So Defferl (Günther) es vorschlägt haben wir auch gedacht, für wenig Geld einfach probieren, KLAPPTE ABER NICHT!
    Nun haben wir einen alten Laptop, an dem die Kamera problemlos läuft, einziger Wermutstropfen, der Bilderdownload ist und bleibt langsam, das kostet beim Fokussieren viel Geduld.
    Ich schliesse mich aus Erfahrung Mettlings Meinung an, besorg Dir ein altes Notebook und ab gehts.
    Wobei ich meine mich zu erinnern, irgendwo im Internet eine Lösung per HUB gesehen zu haben. Da aber ein Preis von ca. 200€ genannt war, hatten wir das schnell verworfen.


    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo David


    Ich kann mich der Antwort vor Steffen nur anschliessen. Wir standen vor einigen Monaten genau vor dem gleichen Problem als wir unsere alte parallele SBIG ST-9e wieder in Betrieb nehmen wollten (die hat für unsere Brennweiten schön grosse Pixel, die bei den heutigen Kameras kaum mehr zu finden sind). Nach unzähligen Versuchen mit allen möglichen Parallel/USB Konvertern und sogar einem bidirektionalen HP JetDirect (Parallel auf Ethernet) haben wir schlussendlich aufgegeben. Optimal wäre das Kästchen von SBIG...


    http://www.sbig.com/site/asset…ernet_parallel_manual.pdf


    ... gewesen, doch das gib es längst nicht mehr zu kaufen und gebrauchte Boxen sind praktisch nicht zu kriegen. Also haben wir uns für den pragmatischen Weg entschieden: Für ca. EUR 100.- ein ThinkPad Notebook mit Parallelport in eBay ersteigert und für unser astronomische Setup eingerichtet. Läuft super und tut seinen Dienst ausgezeichnet. Den alten Laptop können wir mit VNC vom Büro der Sternwarte aus ansteuern und somit alles zentral über unser Netzwerk fernsteuern (zusammen mit der Montierung, Autoguider und der Fokussierung). Schlussendlich brauchst Du ja auch bei einer USB Kamera etwas PC- oder Laptopmässiges in unmittelbarer Nähe zur Montierung. Vollwertige LAN-CCDs sind momentan eher noch die Ausnahme und entsprechend teuer.


    Gruss
    Stefan

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