Venus vom 15.03.2013

  • Hallo Venusfans,


    ich habe heute eigentlich vorgehabt nochmals die Sonne aufzunehmen. Das Wetter versprach auch gute Bedingungen mit einem wolkenlosen blauen Himmel. Als ich dann aufgebaut hatte, fiel mir ein, dass die Venus ja dicht bei der Sonne steht. Ich schaute in Cartes du Ciel nach und fand einen Abstand von ca. 3° vor. Ich überlegte, ob es möglich wäre hier ohne Erblindungsgefahr einen Suchvorgang zu starten. 3° Abstand sind ganz eindeutig riskant und deshalb möchte ich hier erstmal eine Warnung voranstellen. Ich kann nicht naiv empfehlen, die Venus bei diesem geringen Abstand zur Sonne anzupeilen. Neben der Gefahr des Hineinschwenkens in die Sonne bestehen noch weitere Gefahren. Allein schon plötzlich auftretende Wolken werden verdammt gefährlich für das Auge. Diese streuen das Sonnenlicht so diffus, dass es im Okular gleißend hell wird. Eine weitere Gefahr ist der mögliche Reflexionswinkel des Sonnenlichts über die Taukappe - diese ist ja nun nicht mit einem Schutzfilter bestückt.


    Als einzige Möglichkeit sah ich dann die Suche über voreingestellte Deklination an. Hierbei peilte ich mit Schutzfilter vorerst die Sonne an und stellte dann auf der Skala deren Deklination ein. Von diesem Referenzwert ausgehend "kurbelte" ich dann ca. 2.5° herunter auf die Venus-Deklination. Nun schwenkte ich das Rohr in RA etwas nach rechts und entfernte vorsichtig den Schutzfilter. Im 31er Aspheric hatte ich nun einen komfortablen Suchraum von ca. 2.5° Durchmesser zur Verfügung. Das hatte allerdings auch den Nachteil, sich schnell mal Sonnenlicht einzufangen - was fatal wäre. Vorsichtig durchgeführt ging's dann aber doch und ich fand die Venus als kleines Kügelchen am Himmel auf - schnell die RA-Achse fixiert und fertig.


    Nun kam der ganze Rest, der auch noch nicht so gefahrlos war. Ich adaptierte die Filterschublade und die 2.5x Powermate und suchte damit erneut den Focus - das klappte dann auch überraschend gut. Einmal im 25mm Antares W70 fokussiert und zentriert lag die Venus nun für die DMK an Ort und Stelle. Nun noch das Okular gegen die Kamera ausgetauscht sowie leicht nachfokussiert und es konnte losgehen.


    Die erste Aufnahme machte ich mit der 2.5x Powermate bei moderaten f/14. Gain stand auf minimalen 260 und die Belichtungzeit lag unterhalb einer Tausendstelsekunde. Nach abfilmen von ca. 3000 Bildern entschloss ich mich gleich mit der 5x-Powermate weiter zu machen. Dies war kein bißchen zu früh, denn es zogen bereits die ersten Wölkchen auf und zwangen zu Pausen. Also schnell die Powermate gewechselt und wieder riskant (siehe Wolkenwarnung) fokussiert und dann konnte es mit f/34 weitergehen. Ich hatte nun mit sehr viel längeren Belichtungszeiten gerechnet, aber ich kam immer noch mit 2.3ms aus - also ca. 1/400 Sek. Nun wurden aber die Wolken schon dichter und zwischen ihnen sah man nicht mehr so gleichmäßige Transparenz. Ich stückelte teilweise die Aufnahmezeiten für einen Film und musste einen auch bei 1800 Bildern abbrechen. Heraus kam dann vorerst diese Fotomontage aus zwei verschiedenen Aufnahmen.



    Edit: Schreibfehler korrigiert.
    Edit2: Bild ausgetauscht.


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Hallo Alko,
    schöne Venus,
    die Bilder hast Du aber sicher ohne ND5 Folie gemacht?

    Visuell habe ich heute Venus auch geguckt, nachdem die Sonne dem Seeing zum Opfer fiel.
    Habe aber GoTo und Erfahrung mit Sonnenbeobachtung und Venüsse in Sonnennähe.


    Gruß Eric

  • Hallo Eric,


    die Bilder habe ich natürlich ohne ND5 gemacht - wäre ja auch garnicht anders zu aufzufinden gewesen, die Venus. Es war gesundheitlich aber schon ganz schön grenzwertig beim Aufsuchen. Mit GoTo stell ich mir das aber auch nicht so viel gefahrloser vor - bei der Beobachtung schaust du dann ja auch durchs Okular und dabei ziemlich dicht an der Sonne vorbei.


    Was die Sonne betrifft, die habe ich mir dann auch verkniffen, da ständig leichte Helligkeitsschwankungen vor ihr hinwegzogen. Das Seeing selbst ging eigentlich noch - jedenfalls visuell im Übersichtsokular. Ab ca. 13:30 war dann der Grad der Bewölkung so stark, dass sich nichts mehr lohnte und ich hab abgebaut. Jetzt bau ich gerade wieder auf und werde mir den Restmond und später ein paar hellere DS-Objekte vorknöpfen.


    Edit: Oh oh, jetzt komme ich erst drauf, warum du auf die ND5 angespielt hast. Hab doch glattweg in der Bildbeschreibung die ND5 mit angegeben. Dies werde ich schleunigst bereinigen [B)]


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Oha *grusel*
    Da hat es sich immerhin gelohnt, so einen Venuskreis bekommt man nicht alle Tage hin.


    Aber ich würds nicht machen, obwohl ich allgemein als recht risikofreudig im Umgang mit mir selber gelte. (Nicht fahrlässig: Das ist ein großer Unterschied, der dir sicherlich bekannt sein wird.)


    Bis dann,


    Michael

  • Hallo Michael,


    schön, dass die Geschichte spannend war - kannst hoffentlich gut schlafen nach soviel Aufregung. Auf die runde Scheibe/Kugel war ich auch gespannt und visuell sah sie auch so aus. Auf dem Foto sieht man allerdings noch eine leichte Phase. Zuerst dachte ich, dass dies auf Ungenauigkeiten beim Stacken zurückzuführen ist, aber in CDC sah die Venus dann angeleuchtet auch etwa so aus - inclusive der Lage.


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Hallo Alko,


    Richtig cool. Muss man einfach zugeben. Ich war ja auch schon Risikofreudig zum Beispiel Sonnenflecken mit normaler Kamera ohne Folie zu fotografieren, aber sowas.... Ne sowas würde ich NIE machen. Aber großes Lob dazu das du dich das getraut hast.
    Ich kann es zwar nicht befürworten für andere Leute, wie du auch selber sagst, aber ich find es richtig cool und Feier dieses Bild richtig :)


    Viele Grüße Jan

  • Hallo Jan,


    es freut mich, dass es dir gefällt. Es war auch mit Bedacht durchgeführt nicht gesundheitsschädlich für meine Augen - sonst hätte ich das ja auch nicht gemacht. Es sind allerdings ein paar Dinge zu beachten, die ich als Beginner noch nicht so im Griff gehabt hätte - deshalb möchte ich es auch nicht weiterempfehlen.


    Die Venus passiert die Sonne in elf Tagen unterhalb dieser und danach können wir uns wieder auf den Abendstern freuen. Zehn Tage später wäre sie gemeinsam mit Mars im Okular zu sehen - wenn da nicht die Sonne etwa 2.5° Abseits stünde. Ein paar Monate später ergibt sich allerdings ein schönes Schauspiel - da tritt die Venus vor den offenenen Sternhaufen M35 im Zwilling. Das ist dann beobachtbar und dürfte ein schönes fotografisches Ziel für deine DSLR sein.


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Hallo Alko,
    Glückwunsch zur erfolgreichen Venusbeobachtung! Bei solchen Manipulationen in unmittelbarer Sonnennähe ist Deine Warnung unbedingt ernstzunehmen, man sollte genau wissen, was man tut!
    Ein Tip zur Kontrastverbesserung ist eine überlange Taukappe, damit kein unmittelbares Sonnenlicht auf das Objektiv fällt. Auf diese Weise habe ich es schon geschafft, bis auf einen Tag an die Konjunktion heranzukommen. Allerdings war dann die Taukappe (aus Pappe und an einer Seite sogar offen) fast so lang wie das Fernrohr.
    Grüße
    Andreas

  • Hallo Alko,


    ja das wollte ich auch schon immer mal machen, hab mich aber bis jetzt noch nicht getraut. Wenn man nicht genau weiß was man da tut, sollte man vielleicht wirklich die Finger von lassen.


    Ich hatte immer als Plan mein Teleskop so hinter einer Hauswand zu positionieren, dass ein Blick in die Sonne nicht möglich ist. Aber an die Wolken hätte ich im Leben nicht gedacht.


    Schöne Venus übrigens. Man sieht sie ja selten als ganze Scheibe.


    Grüße

  • Hallo ihr Beiden,


    (==>)Andreas: Hut ab, das würde ich mir nicht zutrauen. Bei so einer langen Taukappe wird eine leichte Windböe ja schon zum Schwenkrisiko. Ich hab gestern nochmal in CDC die Venuskonjunktion simuliert. Die Venus wird am 29.03. etwa 1° unter dem Sonnenrand hindurchkriechen. Das wäre mir dann doch zu gefährlich. Zehn Tage später wäre dann Mars und Venus möglich - wenn da nicht die zu dichte Sonne und die zu unterschiedlichen Helligkeiten der beiden Planeten wären.


    (==>)Lukas: Ich denke, das mit der Hauswand wird bei dem dichten Abstand Sonne - Venus nichts bringen. 3° in RA wären 12 Minuten - wenn du zu Anfang die Venus genau am Dachrand/Mauerrand hättest. Ich denke, das ist nicht praktizierbar. Hinzu kommt die dann plötzlich hervortretende Sonne als unangenehmer "Überraschungsgast". Was die Wolken betrifft, die sind wirklich heftig in ihrer Wirkung und schon leichte Dunstschleier erzeugen eine spürbare Aufhellung des Gesamtbildes. Bei der Aufnahme musste ich deshalb mehrfach einen Film unterbrechen, da die Venus von sanftgrau in gleißend weiß überstrahlte.


    PS: Bitte scheucht doch mal einer die Schneewolken weg - ich bin schon auf Frühling mit klarem blauen Himmel programmiert.


    Sternklare Grüße
    Alko

  • Hallo Alko,


    der Trick mit der Mauer ist dann vielleicht hilfreicher, wenn der Winkelabstand zur Sonne größer ist. Allerdings ist dann die Gefahr hineinzusehen auch nicht mehr so groß.


    Ich hab leider keine Erfahrung mit Goto, aber könnte man nicht abends die Montierung genau einrichten, die Kamera einstecken und an einem hellen Stern fokussieren. Dann könnte man am nächsten Tag mit Goto die Venus anfahren und müsste nicht durchs Telskop sehen. Oder reicht dazu die Positioniergenauigkeit nicht aus?


    Grüße

  • Mit GoTo habe ich keine Erfahrung. Da kann ich dir keine Tipps geben. Mit der parallaktischen Montierung hätte ich nur meine Methode anzubieten, die ich aber oben schon beschrieben habe - Dec einstellen und in RA wirklich ganz vorsichtig schwenken. Besser ist sogar mit fester RA-Achse über die Steuerung zu suchen. Das Teleskop muss dazu auch sehr genau eingenordet und nivelliert sein - allein schon aus Sicherheitsgründen. Ein Übersichtsokular zum Aufsuchen ist sehr hilfreich, da die Markierungen auf den Skalen meist nur eine 2°-Unterteilung haben und man deshalb allein schon nicht so genau einstellen kann.


    Mit dieser Aufsuchmethode habe ich die Venus auch sonst tagsüber am Himmel gefunden, da man dabei beim Durchschwenken in RA auf jeden Fall das eingestellte Objekt erwischt - und auch alle anderen mit der gleichen Deklination (evtl. also auch die Sonne!). Für größere Winkelabstände ist es mit ein wenig Orientierung aber relativ ungefährlich. Ich meine so auch schon einmal den Jupiter am Tage gefunden zu haben. Es waren allerdings nur ganz lasch die Hauptwolkenbänder zu sehen. Den Merkur werde ich demnächst mal so aufsuchen. Das ist der Planet, den ich leider noch nie im Blickfeld hatte, da ich aus einer Senke heraus beobachte.


    Sternklare Grüße
    Alko

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