Tiefes im Stier - Astrofotografie in 4 Sekunden

  • ...und ganz ohne Montierung, Nachführung, Leitstern etc...


    Hallo zusammen,


    wer bei "Tiefes im Stier" jetzt eine Aufnahme mit Grenzgröße 22mag und intergalaktischem Cirrus erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. Jedoch bezogen auf den Aufwand finde ich das Bild schon als recht tief.


    Nach lediglich 4 Sekunden Belichtungszeit sind schon gut 13mag Grenzgröße am Stern zu schaffen, ohne jede weitere Technik, nur Kamera und Stativ...:



    Belichtet wurde 4 Sekunden
    t= 4 sec, 2500 ISO, f/1.6, f= 85 mm
    Für ein besseres Rauschverhalten wurden vier Aufnahmen gemittelt (was aber nichts an der Helligkeitsintensität der Objekte auf dem Bild ändert).


    Es gab leichten Dunst, welcher die Sterne etwas aufblähte. So entstand ein wie ich finde schöner Weichzeichnereffekt. Besonders bemerkenswert finde ich, dass die beiden größten Asteroiden (1) Ceres und (4) Vesta zusammen mit im Bild verewigt sind. Noch bemerkenswerter find eich allerdings, dass sich Ceres und Vesta am 13. Juli 2014 bis auf 2 Bogenminuten (!) einander annähern (bin ich bei meiner Recherche über deren Winkelabstand drüber gestolpert [:)]).


    Grüße,


    Jens

  • Also ich muss schon sagen Dein Bild hat was! Gefällt mir gut.


    Wieviel Zeit hast Du denn gebraucht um die Beschriftungen hinzuzufügen und die beiden Planetoiden zu identifizieren?
    Auf der anderen Seite stellt sich die Frage vllt garnicht - man sehe nur einmal 90 Grad nach Oben. ;)


    Liebe Grüße Klemmi

  • Hallo Jens,


    schönes Bild, erstaunlich was in der kurzen Zeit geht.


    Nur Jupiter hast du sehr überbelichtet. (duck und wech)[:D]


    Das ist auf jeden Fall mal ein schönes Beispiel dafür, was mit einfachen Mitteln machbar ist- ohne Teleskop.


    Gruß
    Stefan

  • Guten Abend!


    Also, ich finde es immer wieder überraschend, was ohne Montierung geht, aber dieses finde ich nochmal besonders überraschend!


    Was für eine Kamera hast Du verwendet, was für ein Objektiv genau? Wie groß war der Chip?


    Wie hast Du so ein nettes Date mit Heribert Fokus organisiert?


    Jupiter ist etwas größer als ein Pixel ;) aber die kleinen Sternles nimmer!


    Grüße!


    Matthias

  • Hallo Jens,


    gefällt mir gut! So Kurzbelichtungen sind mit den modernen Kameras möglich. Die Kleinplaneten sind das Sahnehäubchen.


    Hast du schon eine Strategie für den Kleinplaneten 2012 DA14?


    cs


    Werner

  • Gefällt mir auch sehr gut. Müsste eigentlich auch mit 12800 ISO mit der EOS 600d gehen.

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
    :telescope: 150/750 mm Skywatcher Newton | :camera: Canon EOS 600d, Canon R7 + 14 mm Walimex, 24 mm Weitwinkel, 80 - 300 mm Tele, 16 - 55 mm Zoomobjektiv | Skywatcher Montierung HEQ-5 Pro SynScan GoTo

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    Gruß Manfred

  • Hallo miteinander,


    schön, dass euch das Bild gefällt, danke.
    Ich bekam das eher zufällig in Stellarium mit, dass sich Ceres und Vesta einander langsam annähern. Dass sie derzeit aber auch noch in der Nähe der Hyaden und Jupiters stehen, war der Anlass, die beiden auch jetzt schon zu fotografieren. Leider passten die Plejaden nicht mehr ganz ins Bildfeld.


    Die Frage nach der Kamera... OK. Es war eine 5D Vollformatkamera mit einer 85 mm f/1.2L Optik vornedran. Beides kostet ein paar Euro mehr, doch es geht auch mit Kameras wie einer 600D oder 60D. Als Linse kann auch die weit günstigere Variante, das 85 mm f/1.8 verwendet werden.


    Belichtet wurden 4 Sekunden bei f/1.6 und 2.500 ISO. Möchte man mit dem 85 1.8 ähnliche Ergebnisse erreichen, muss man nur leicht an den Belichtungsdaten schrauben:
    4 sec bei f/1.8 und 3.200 ISO oder
    5 sec bei f/1.8 bei 2.500 ISO.


    Angesichts des durch den APS-C Sensor entstehenden kleineren Bildfeldes empfiehlt sich auch die Verwendung eines 50 mm f/1.4 (oder 50 mm f/1.8). Durch die kleinere Brennweite kann man auch einen kleinen Tick länger belichten, ehe sich die Sterne deutlich zu Strichen verziehen. Da würde ich die Belichtungsdaten so wählen:


    10 sec bei f/2.0 und 1.600 ISO oder
    6 sec bei f/2.5 und 3.200 ISO.


    Die maximale Belichtungszeit variiert mit dem persönlichen Geschmack, in wie weit man die leichten Verzerrungen der Sterne in Kauf nimmt.


    Durch das Stacken einiger Bilder vermindert sich das Rauschen erheblich und erlaubt eine etwas intensivere Bildbearbeitung.


    Aber das schöne daran ist... man kann mit der Technik rumspielen und das ist doch das, was wir alle wollen [:)].


    Grüße,


    Jens

  • Klemmi,


    aufgrund der Tatsache, dass ich die Aufnahme mehr oder weniger erst wegen Ceres und Vesta machte, hielt sich die Identifikationsfutzelarbeit in Stellarium in Grenzen, das waren vlt. 5 Minuten. Die Beschriftungen nahmen etwa 20 Minuten in Anspruch. Also recht viel im Vergleich zu den 16 Sekunden Aufnahmedauer [:)]


    Grüße,


    Jens

  • Na dann hoffe ich mal auf gutes Wetter am 27.02., da soll Ceres (7 mag) und Sylvia (13 mag) eine nette Begegnung bis auf etwa 65 Bogensekunden haben gegen 21:50 MEZ.


    Und "2012 DA14" ist ja auch noch da... das würde mich auch interessieren wie man dieses Objekt am besten festhält mit der Kamera, immerhin wird dieser sich mit etwa einem "Monddurchmesser"/Minute über den Himmel bewegen. Viele Einzelbilder mit Kurzzeitbelichtung oder doch was Anderes?


    Dein Bild hat mich jetzt auf die Idee gebracht das vllt zu dokumentieren. [;)]

  • Schöne Aufnahme Jens - wie immer von Dir.
    Ich finde es auch erstaunlich was man gerade mit kurzen Brennweiten (und sogar kurzen Belichtungszeiten) für beeindruckende Aufnahmen des Nachthimmels erstellen kann.
    Daher hab ich mir vor kurzem eine Polarie gegönnt und es macht mindestens genauso viel Spass mit dem kleinen Equipment rauszugehen wie mit den "dicken Dingern".


    Gruss,
    Michael

  • Hallo Jens,


    Für ein besseres Rauschverhalten wurden vier Aufnahmen gemittelt...


    Mit welchem Programm und mit mit welcher Methode wurden diese gemittelt. Da kommt mir nur Fitswork in Frage mit dem man das machen kann.

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    Gruß Manfred

  • Hallo Manfred,


    ich habe die vier Aufnahmen in Photoshop geladen, übereinandergelegt und die Sterne zur Deckung gebracht.
    Der eigentliche Mittelungsvorgang ist die Einstellung der Ebenentransparenzen. Von unten nach oben wird die Ebenentransparenz immer mehr verringert gemäß folgendem Schema:


    Ebenentransparenzen:


    [Ebene n]......(100/n) %
    .
    .
    .
    [Ebene 4]...........25 %
    [Ebene 3]...........33 %
    [Ebene 2]...........50 %
    [Hintergrund]......100 %


    Natürlich kann man das auch durch den Fitswork oder Deepskystacker jagen, das Ergebnis sollte das gleiche sein [:)]


    Grüße,


    Jens

  • Bezüglich DA 14 bin ich mir noch nicht so im Klaren. Ich werde hierfür allerdings in jedem Falle die CGEM einsetzen. Ich könnte mir folgendes vorstellen:


    #1 ("linke Schiene auf der Doppelschiene"):
    ATIK-CCD mit Grünfilter am Skywatcher
    60 mm TS-Finder an Skywatcher Sucherschuh adaptiert, mit MGEN als Leitrohr fungierend.


    #2 ("rechte Schiene auf der Doppelschiene"):
    dSLR mit 200 mm Objektiv.


    Ich würde Belichtungszeiten im Zeitraum ein bis zwei Minuten durchführen. Es steht und fällt aber alles mit dem Wetter, wie so oft...


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens,


    Diese Technik kenne ich. Habe auch schon mal mit diesen Funktionen experimentiert. Aus gelernt hat man ja nie, was diese Techniken betrifft. [:)]

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
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    Gruß Manfred

  • Ich mache das gerne, wenn es sich um wenige Aufnahmen handelt, die zudem keine Kalibrierungsbilder benötigen. So kann man in den einzelnen Ebenen auch mal schnell ein Flugzeug oder Satellit wegstempeln, o. ä. Auch der Rauschfilter "Staub & Kratzer entfernen" kann mit dezenten Einstellungen unliebsame Hotpixel o. ä. ausmerzen [:)].


    Grüße,


    Jens

  • Jens,


    das ist eine sehr schöne Aufnahme. Du präsentierst immer wieder faszinierende Fotos hier im Forum. Ich freue mich schon auf die nächste Serie. Die Idee mit dem Stacking ist simpel aber brilliant.



    Gruss,
    Markus

  • Hi Jens,


    die Aufnahme macht wirklich Mut, da ich vor kurzem in die Stadt gezogen bin und meine Balkonsternwarte in der alten Heimat derzeit unbesetzt ist. Da werde ich beim nächsten klaren Himmel zumindest mal mit Stativ in den Park laufen und mit der 550D und dem 50mm f1.4 Richtung Stier halten [:)]


    Grüße, Marcus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... dass sich Ceres und Vesta am 13. Juli 2014 bis auf 2 Bogenminuten (!) einander annähern (bin ich bei meiner Recherche ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Jens,


    wo hast du das recherchiert?


    Vor einiger Zeit hatte ich auch mal nachgeschaut, wann Ceres von Vesta überholt wird.
    Mit RedShift 5 komme ich auf einen minimalen Abstand von 10 Bogenminuten am 05.07.2014.
    Hmmm, vielleicht kann das mal jemand mit einem anderen genauen Programm überprüfen, damit ich kein falsches Kreuz in meinen Kalender eintrage. [;)]


    Viele Grüße,
    Ronny

  • Sehr schönes Bild,


    sicherlich für ne kurze Belichtung, ohne Teleskop und Montierung erstmal kaum zu glauben. Aber was da finaziell an Technik drinsteckt und deine enorme fotografische Erfahrung gleichen das eben locker aus. Ich bin einer großer Fan deiner Bilder. Ich wünschnte, ich habe irgedwann mal ähnliche Möglichkeiten.


    Wenn du noch Telrad-Kreise einzeichnest und noch ein paar Sternbilder mehr ablichtest, könntest du ein schönes Aufsuchbuch draus machen. Ich bin sicher dafür gäbe es Abnehmer ;)


    Grüße Stefan

  • Hallo zusammen,


    Ronny, ich hab in Stellarium gesucht. Möglich aber, dass die Bahndaten ein paar Tage alt sind und es da evtl. Diskrepanzen gibt. Ich habe auch nicht darauf geachtet, ob die Daten aktuell sind, aber beim Start von Stellarium aktualisiert sich unten rechts immer was [;)]


    Stefan: logo, das unterm Strich verwendete Equipment ist mit einer ordentlichen mobilen Ausrüstung gleichzusetzen. Aber es steht außer Frage, dass ein solches Ergebnis ebenfalls mit den gängigen Einsteigerkameras und "kleinen" Objektiven möglich ist (siehe mein letztes Posting). Das von capazzo angesprochene 50 mm f/1.8 ist eine Möglichkeit von vielen. Wenns schlecht läuft, sind halt acht statt vier zu mittelnde Aufnahmen nötig [;)]


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens,
    dazu fällt mir nur der Einstein-Spruch ein: "So einfach wie möglich - aber nicht einfacher!" und je länger ich dieses Aufnahme betrachte, desto bemerkenswerter finde ich die!
    Vielleicht sollte man Dein Foto immer mal in die Einsteiger-Threads verlinken falls Fragen aufkommen wie:
    "Einstieg in die Astrofotografie - reichen 15" oder doch gleich 16"?[:D]


    Das ist auf jeden Fall Ansporn genug etwas in dieser Richtung zu versuchen.
    Zufällig habe ich eine 450D mit lediglich zwei Objektiven:
    85mm f/1.8 und 50mm f/1.8 alias Joghurtbecher


    Wie es der Zufall will, habe ich Ende Oktober meine 450D testhalber Richtung Zenit auf den Asphalt gelegt. (Einfacher geht's dann wriklich nimmer[;)])


    Aufnahmedaten: 50mm f/1.8 Offenblende, 10s, ISO 1600
    Objekt: oberer Teil des Fuhrmanns, oberhalb Mitte steht Capella

    Wie man sieht, bar jeder Ahnung von EBV. Praktisch ein Rohbild[xx(]


    Viele Grüße
    Kai

  • Hi Jens, ich hab nochmal zum Vergleich die Ephemeriden über die JPL-Nasa-Internetseite bestimmt. Das Ergebnis stimmt relativ gut mit Redshift überein, obwohl ich da noch Bahnelemente von 2005 benutzt habe. Wahrscheinlich kann Stellarium die starke Bahnstörung durch Jupiter nicht berücksichtigen, der auf deinem Bild ja mächtig hell leuchtet!


    Viele Grüße,
    Ronny

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