Servus zusammen,
also wenn man an der richtigen Stelle wohnt, hat der derzeitige Hochnebel auch sein Gutes – wenn man nämlich über selbigen drüber kommt.
Gestern Abend zogen die Nebelschwaden im Flachland ziemlich schnell wieder zu. Aber oben war es bestimmt klar, und so hab ich meine Photonenfalle (14.5“ f/4.7) eingeladen und bin wieder hoch hinaus auf 1150m gefahren. Bereits i der Anfahrt lichtete sich der Nebel ab etwa 800m, sodass ich auch auf meinen bisherigen Platz hätte fahren können. Aber sicher ist sicher.
Oben angekommen, bot sich mir ein sagenhafter Anblick: unwahrscheinlich klarer Himmel, der mit Sternen übersät war, und den die Milchstraße in zwei Teile spaltete. Im Norden (wo sonst das wenige Streulicht dort oben herkommt) leuchteten die Lichter der Ortschaften matt aus dem Nebel hervor, ohne jedoch nach oben dringen zu können. Alleine dieser Anblick war die Fahrt schon wert.
Nach dem Aufbau zeigte sich der Sternhimmel in einer wirklich sensationellen Pracht. Ich habe die Grenzgröße nicht ermittelt, aber sie lag bestimmt deutlich jenseits der 6.m5. Die Lichtbrücke südlich Pegasus und der Gegenschein westlich des Stiers waren gut zu erkennen. Auch die Horizontsicht war sehr gut. Lediglich das Seeing machte das hohe Vergrößern wenig erfreulich, da die Sterne dann schnell „matschig“ wurden.
Insgesamt habe ich neben einigen hellen Objekten beinahe 100 schwächere Galaxien, Sternhaufen und Nebel beobachtet, die meisten davon Erstsichtungen.
Aus der Vielzahl der Besonderheiten:
- NGC 712 (And, 14.m0, 1’.3 x 1’.0): an und für sich nichts besonderes, halt eine kleine Galaxie von vielen. Aber beim Beobachten bleibt mein Auge immer wieder an einer Stelle einige Bogenminuten südlich hängen. Da sitzt noch eine Galaxie. Die Zeichnung, die ich mache, lässt mich später das Objekt als UGC 1347 identifizieren. Merkwürdig, dass das der Erstbeobachter übersehen hat, denn die Galaxie ist sogar leicht heller und größer als NGC 712.
- UGC 1281 (Tri, 12.m9, 4.’5 x 0.’8): ohne zu wissen, was mich erwartet, einfach mal angefahren. Da springt mich eine schwache, diffuse, aber sehr große edge-on Galaxie regelrecht an. Bei 284x füllt sie das Gesichtsfeld zu einem Drittel aus, als dünne schwache Nadel, mit einem kleinen hellen Kern. Unbedingt sehenswert!
- Abell 262: toller Galaxienhaufen in der Andromeda, gar nicht weit vom bekannten Sternhaufen NGC 752 entfernt. Insgesamt tummeln sich bei 84x 11 Galaxien im Gesichtsfeld. Bei 284x ein schöner Anblick, die einzelnen Objekte anzufahren. Den Kern bilden NGC 703, 708 (die hellste im Haufen), 703 und 710, die auch bei hoher Vergrößerung eng zusammenstehen, eingerahmt von den anderen Galaxien.
- NGC 1888/1889 (Lep, 12.m9, 3.’0 x 0’.9): ein helles Galaxienpaar im Hasen, tief stehend, aber aufgrund des dunklen Himmels gut zu erkenne. NGC 1888 ist sehr länglich, recht hell und groß. Direkt an ihr dran sitzt NGC 1889, ebenfalls recht hell, aber klein und rund, mit einem sehr hellen Kern.
- Dann sticht mich der Hafer, aufgrund der guten Horizontsicht schwenke ich in den Großen Hund, um dort wirklich tief stehende Galaxien aufzusuchen. Die südlichste ist NGC 2267 (CMa, 13.m7, 1’.7 x 1’.3) bei -32° Deklination. Zunächst finde ich die Galaxie nicht, stelle dann aber fest, das ich an der falschen Sterngruppe suche, und schon wandert das Objekt rein. Allerdings bleibt sie ziemlich schwach, recht große und diffus.
- NGC 805/807: auch wieder ein schwaches, unscheinbares Galaxienpaar (14.m5/13.m5), diesmal im Dreieck. Doch mir kommt beim Beobachten das Paar schon sehr schwach vor, beide stehen fast im Zenith. Und irgendwie passt das Sternumfeld nicht zur Karte. Als ich die Umgebung mir anschaue, kommt eine dritte, deutlich hellere Galaxie zum Vorschein. Ein Vergleich zeigt, diese ist NGC 807, die etwas schwächere NGC 805 – doch was ist das dritte Objekt. Wieder bringt nach einer Zeichnung die Auswertung zu Hause die Lösung: MK 365 = CGCG 503-80 (14.m8, 0.’6 x 0’.5)..
Irgendwann kam dann in der Früh das Zodiakallicht im Löwen hoch. Da ich keine Uhr dabei hatte, und im Auto nicht ohne Zündung nachschauen konnte, wie spät es war, habe ich dann zusammengepackt und bin nach Hause gefahren. Das war dann kurz vor 3 Uhr, nach mehr als 6 Stunden allerfeinster Deep-Sky-Beobachtung. Der wenige Schlaf bis zum Arbeitsbeginn am Samstag Vormittag war mit den Eindrücken der Nacht gut zu verschmerzen.
CDS
Stefan.