Astronomie in Chile - wann?

  • Liebe Mitbeobachter,


    ich habe die Gelegenheit, im Jahre 2014 beruflich nach Chile zu fahren und mir sogar den genauen Termin aussuchen zu können. Natürlich möchte ich an diese Dienstreise noch ein wenig Zeit für eigene astronomische Beobachtungen anhängen, denn vom Südhimmel träume ich schon lange. Meine Fragen an Euch:


    1) Wann fährt man unter amateurastronomischen Gesichtspunkten am besten nach Chile? Gibt es dort so etwas wie Regenzeiten, oder Monate, bei denen man mit bewölktem Himmel rechnen muß?


    2) Kann man dort irgendwo Fernrohre leihen? Ich habe gehört, in San Pedro de Atacama richteten sich manche Hotels nun auf Amateurastronomen als Gäste ein.


    Bin dankbar für jede Information.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    am Cerro Paranal (dort steht das VLT) ist im Schnitt mit weniger als 10mm Niederschlag und 2x Schneefall zu rechnen ... pro Jahr.
    Müßtest also wirklich riesiges Pech haben, wenn Du in der Gegend NICHT zum Beobachten kämst ;)


    Die Ruhr Universität betreibt zusammen mit der Catholic University of the North (UCN) am Cerro Armazones das gleichnamige Observatorium (dort wird das ELT hingestellt) - vielleicht hast Du entsprechende Kontakte und kannst dort beobachten (als wir die Sternwarte besuchten war grad eine Schülergruppe mit einem Experiment beschäftigt), oder zumindest die Nacht über auf dem Gelände bleiben.
    Gruß,


    Steffen

  • Hallo Johannes,


    hier mein Bericht vom Aufenthalt am Cerro Armazones im Februar/März 2010: http://www.astrotreff.de/topic…HIVE=true&TOPIC_ID=101194
    Die meisten Wolken sollen im Dezember/ Januar auftauchen. Wer kennt einen Link zu Wetterstatistiken am VLT? Insgesamt ist über ca. 330 Tage im Jahr der Himmel wolkenlos - mit Sicherheit einer der besten Plätze auf Erden!


    Zum Cerro Armazones konnte man zumindest bis 2010 nicht einfach spontan hinfahren. Es war SEHR einsam, die Straßen schlecht. Wenn das Auto stehenbleibt, wird es sofort lebensbedohlich. Ob inzwischen Bautätigkeit zum ELT eingesetzt hat, weiß ich nicht.


    Wer wie ich Wüsten mag, kommt überall in der Atacama in Nordchile voll auf seine Kosten.


    Chile ist lang. Wohin fährst du?


    p.s. Hier die Wetterstatistik vom Paranal:
    http://www.eso.org/gen-fac/pubs/astclim/paranal/

  • Servus Johannes,


    eigene gute Spechtelerfahrungen habe ich in der Nähe von La Silla gemacht, wo ich außerhalb des ESO Geländes die Straße Richtung Cerro Tololo gefahren bin und irgendwo zwischen den Observatorien einen der vielen Feldwege ein Stück weit reingefahren bin. Dort haben wir zwei Nächte völlig unbehelligt gespechtelt. Das La Silla Observatorium war vom Spechtelplatz aus zu sehen. War ein tolles Gefühl, dort zu Spechteln! Der Abzweig von der Panamericana ist deutlich mit einer Tafel der ESO gekennzeichnet. Da befand sich damals auch eine Tankstelle, wo man neben Treibstoff auch Cerveza nachladen kann. Hier mal eine Impression von diesem Platz:

    Deutlich erkennt man als kleinen Punkt auf der Bergkette die Kuppel des 3.5m auf La Silla und auch die Zufahrt zu diesem Spechtelplatz.


    Ein weiterer Platz befand sich im Parque Nacional Lauca östlich von Arica auf dem Altiplano auf 4300m Höhe am dortigen Mirador. Die Zufahrtsstraße dorthin ist gut ausgebaut, da sie nach Bolivien führt und auch von schweren LKW benutzt wird, die aber auch Nachts fahren, weshalb man sich ein Stück von der Straße entfernen sollte. Zelteln ist dort aber nicht erlaubt. Wir haben damals (1994, bei der Eclipse Reise) Kontakt zur Polizei, da oben gibts eine Polizeistation und zur Conaf (Nationalparkverwaltung), die haben auch eine Hütte dort, gesucht und eine Spechtelerlaubnis völlig problemlos erhalten. Schlafen im Auto (oder daneben) war kein Problem. In dem Park gibt es auch einen See mit grandioser Aussicht auf die Vulkane Parinacota und Pomerape mit einem Rastplatz, der sicherlich prima zum Spechteln geeignet ist. Hier mal ein Bild von dem Mirador:

    Beim Spechteln auf dem Altiplano ist die Gefahr der Höhenkrankheit zu beachten. Eine Akklimatisation einige Tage auf z.B. 2000m Höhe ist hier sicherlich empfehlenswert. Dort kanns Nachts auch grimmig kalt werden. Ich habe da bei ca -20° draußen im Schlafsack gepennt und schön kalte Zehen gekriegt...


    Wie du richtig vermutet hast, ist San Pedro de Atacama auch interessant. Da haben wir aber nicht gespechtelt. Eine Option wäre z.B. bei den Geysiren von El Tatio oben zu spechteln, dann ist man frühmorgens auch gleich vor Ort, denn das Spektakel dort spielt sich ganz in der Frühe ab. Habe ich aber nie getestet.
    Schließlich noch ein Link zu einem Amateurobservatoriums bei La Serena, also unweit der La Silla/ Cerro Tololo Gegend:
    http://www.observatoryserena.com/
    Die Seite bietet neben tollen Impressionen dieses Observatoriums auch Links zu weiteren öffentlichen Observatorien, wo es u.a. einen 25Zöller zu mieten gibt! Von dort habe ich auch den Link zu den aktuellen Wetterdaten von Cerro Tololo:
    http://www.ctio.noao.edu/environ/environ.html
    Die beste Spechtelzeit in Chile ist im dortigen Winter, aber auch, als wir im November damals dort waren, war es praktisch permanent klar.


    Gruß und CDS


    Haley

  • Hallo Stathis und Haley,


    herzlichen Dank für die zahlreichen Informationen, die Bilder und die Links. Das ist für mich sehr wertvoll, und die Photos machen wirklich Appetit.


    Stathis, der berufliche Teil der Reise wird sich Anfang April in Santiago de Chile abspielen, aber danach bin ich frei um im Land zu reisen, beispielsweise zum Cerro de Armazones, oder eben in die Atacama. Das muß ich noch entscheiden.


    Haley, hast Du das Teleskop, das man auf dem Bild sieht, samt Montierung mit dem Flugzeug nach Chile transportiert? Das sieht groß und schwer aus. Ich überlege noch, ob ich mich ganz auf Leihteleskope verlassen soll, die ich eventuell vor Ort finde, oder ob ich mir einen Reisedobson anschaffen soll. Meinen 25" werde ich ja leider nicht mitnehmen können.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Servus Johannes,


    das Teleskop, es ist ein 10" f/4 Newton, habe ich mit dem Flieger mitgenommen. Damals ging das noch relativ gut, da die Übergepäckgrenze recht großzügig ausgelegt wurde, auch dank dem "chilenischen Kistentrick". D.h. am Münchner Flughafen ging die Kiste nicht aufs reguläre Gepäckband, wurde also nicht vorher gewogen. Die Dame am Schalter fragte mich nach dem Gewicht und ich benannte mit einem treudoofen Blick, den auch Felix unser Kater drauf hat, einen Wert von ca 40 Kilo, weil ich selber nicht wußte, wie schwer das Ding ist. Daraufhin die Ansage: "Da müssen Sie aber Übergepäck bezahlen." Die Herrschaften am Übergepäckschalter waren recht kulant und zogen nochmal was von den geschätzten Kilos ab. Am Sperrgepäckschalter dann, als das Übergepäck schon bezahlt war, da paßte die Kiste schließlich drauf und die Waage zeigte stattliche 70Kilo an, was aber niemanden mehr interessierte, weil da nur ein Flughafenmitarbeiter beim Draufwuchten der Kiste geholfen hat.
    Beim Rückflug ist die Kiste mit dem Teleskop per Luftfracht gereist, weil ich nicht gleich heimgeflogen bin, sondern Richtung Südsee, das habe ich direkt in Santiago organisiert, war auch relativ abenteuerlich und hat, wenn ich mich richtig erinnere, einige Hundert $ gekostet.
    In den letzten Jahren sind die Fluggesellschaften mit dem Gepäck immer knickriger und strenger geworden und ich bin mir sicher, daß das nicht mehr so problemlos geht. Empfehlenswert ist daher ein Leicht- Falt- Reisedobson, um dicht an den erlaubten Freigrenzen zu bleiben.
    Für schweres Astrogepäck ist evtl. diese Adresse eine Option, die auch die echt nervige Schlepperei vom/zum Flughafen erspart:
    http://www.tefra-travel-logistics.de/


    Schließlich fallen mir noch zwei Orte bei Santiago ein, wo man gewiß Spechteln kann, die auch recht hoch liegen. Da ist der Lago de los Incas, östlich von Los Andes an der Straße, die nach Argentinien führt. Diese ist top ausgebaut, wie die Glockner Straße, da sie auch von fetten LKW befahren wird. Ich war da mal abends oben, habe aber in der beginnenden Dunkelheit keinen gescheiten Spechtelplatz gefunden, da der See von hohen Bergen umgeben ist, aber selber schon auf 3000m liegt. Direkt an der Hauptstraße wollte ich nicht Spechteln, weil da auch Nachts immer Verkehr ist. Am See ist ein Hotel oder Apartmentgebäude und Bungalows. Dort war natürlich Licht und ich habe des Nächtens auf meiner Testrunde keine Wege gesehen, die wegführen. Bei Google Maps habe ich aber gesehen, daß es da doch Feldwege gibt, die ein gutes Stück von der Bebauung wegführen. Mit einem entsprechenden Ausdruck der Satellitenkarte zur Hand entsprechend früh am Tag vor Ort, kann man bestimmt einen interessanten Platz finden. Für einen Ausflug lohnt sichs allemal, da eben nicht so weit von Santiago enffernt. Da gibts auch noch Farrellones, ein Skigebiet, da trainieren im Juni, Juli unsere Skiasse, direkt östlich von Santiago, die Verlängerung der West-Ost-Achse aus Santiago heraus führt direkt dorthin. Ab November, wenn kein Skibetrieb mehr ist, ists dort garantiert fast menschenleer und ruhig. Ich selber bin da aber noch nicht hochgefahren. Lt. Maps schauts aber ganz interessant aus. Auch da kommt man schnell auf 3000m.


    Gruß und CDS


    Haley

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