Grinsendes Foucaultbild

  • Hallo Leute,


    nach einem halben Jahr möchte nun wieder das Polieren oder überhaupt das Bearbeiten meines Bullaugenspiegels (250mm, Dicke 19mm) wieder aufnehmen. Ein damaliger Test durch Rüdiger Heins des Spiegels löste doch einige Verblüffung bei ihm aus, der Ronchitest zeigte einen hämisch grinsenden Spiegel.


    Nach dem Schleifkurs gestern, bei dem ich meinen Foucaulttester das erstemal an einem "fremden" Spiegel ausprobieren konnte, wurde ich nach Mitternacht von einer gewissen Unruhe gepackt, also habe ich mich dran gemacht, meinen eigenen Spiegel auch mal mit meinen Augen etwas genauer zu betrachten.


    Und zu dem Gesehenen habe ich eben noch ein paar Fragen.


    Ich habe gestern sowohl einen einfachen Ronchitest und eine Probe mit der Messerschneide gemacht. Leider kann ich das Gesehene nur schildern, da ich keine Digiknipse habe.


    Ronchitest: Je nach Lage des Gitters (10L/mm) in Bezug auf den Brennpunkt (oder ist es der Krümmungsmittelpunkt?) ändert sich das Bild doch sehr. Im Krümmungsmittelpunkt sieht das Bild grotesk aus: Links und rechts der Mitte sich zum Rand öffnende Kreise oder Ellipsen, und senkrecht durch die Bildmitte verlaufende, leider nicht parallele Linien, die nach oben und unten zu eher wie Magnetfeldlininen der Erde aussehen. Kurz vor dem Rand (ca. 3mm) verlaufen die Linien gar horizontal.


    Gehe ich intrafokal, beruhigt sich das Bild wieder und das häßliche Grinsen verschwindet. Nun verlaufen gleichmäßige, dünne dunkle Linien über den Spiegel. Nur nicht in einem ca. 80mm im Durchmesser betragenen zentralen Bereich. Dort biegen sich die sehr dick werdenden Linien konvex. Das tun sie auch in einem sehr schmalen Bereich sehr am Rande des Spiegels. Extrafokal ist das Bild ähnlich ruhig, nur mit umgekehrtem Vorzeichen (wenn ich mich noch richtig erinnere,war doch schon ziemlich müde...[;)])


    Frage1: Wohin setze ich eigentlich das Gitter? Meinem Empfinden nach wohl nicht in den Fokus/Krümmungsmittelpunkt, da man dort das Bild gar nicht richtig beurteilen kann, oder?



    Die Probe ergab sowohl intra- alsauch extrafokal einen Effekt, den man glaube ich Ying/Yang nennt. In eben dem Bereich in der Spiegelmitte, ansonsten verdunkelt sich alles gleichmäßig, auch der Rand scheint minimal zu sein.


    Frage2: Was sagt mir das was ich gesehen habe, was muß ich tun?


    Irgendwas scheint in der Mitte total daneben zu sein, vielleicht stimmt die Sphäre nicht, die Mitte bleibt trotz stundenlangen Polierens matter als der Rest. Dafür spräche auch, daß das Pechtool (etwa Spiegelgröße) in der Mitte nicht kommt. Allerdings reflektiert der Spiegel auf den ersten Blick überall gleich, also angegriffen wird die Mitte schon, nur eben wohl nicht genug.


    Den Spiegel hatte Rüdiger schonmal getestet, nach ein o. zwei Stunden polierens. Erst später kamen die Fehler.


    Frage3: Vielleicht sollte ich zum Feinschliff zurück? Oder Grobschliff? Oder sollte ich, weil ich annehme daß die Fehler durch das Polieren entstanden sind, doch weiter Polieren um die Fehler wieder auszubügeln?


    Vielleicht hat ja der/die ein(e) oder andere ein paar Tipps??


    Vielen Dank für eure Hilfe!


    Viele Grüße, Ralf

  • Hallo Ralf


    ich finde es super, dass du wieder dabei bist. Da ich auch noch ziemlicher anfänger bin, kann ich dir leider nicht wirklich weiter helfen. Es wäre natürlich besser wenn du ein paar Bilder hättest. Dazu reicht meistens auch eine Webcam die man auch für 15 EUR kriegt oder sogar weniger ...
    Ich selber benutze manchaml das Program "Foucault Tests Analysis" um es zu simulieren, ich versuche dabei die Bilder die ich gesehen habe irgendwie zu nachsimulieren, wobei ich dann sehr grob auch die Spiegelfläche beurteilen kann, mindestens ob es da ein Loch gibt und wie tief es ungefähr ist ...
    Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg!


    Gruß Patrik

  • Hallo Patrik,


    mangels funktionierendem Internetzugang zu Hause ist das mit den Bildern ein wenig umständlich. Aber die Simulationssoftware ziehe ich mir mal runter.


    Hier mal ein ungefähres Bild, wie es ausgesehen hat:



    Nur daß die konvexen Linien ausschließlich in der Bildmitte auftreten. Ansonsten sind sie parallel und glatt.


    Danke erstmal und viele Grüße, Ralf

  • Hallo Ralf,


    ich würde sagen, wenn du innerhalb des ROC gemessen hast,
    dann hast in der Mitte schon eine leicht vertiefte Parabel,
    wenn du ausserhalb gemessen hast, dann hast du einen
    entsprechenden Berg. Der Rest ist sphärisch.


    Hier gibt es eine Seite mit massenweise Informationen:
    http://www.users.bigpond.com/pjifl/ronchi_index.html


    Was sagt denn der Foucault-Test?


    Ciao, Heiner

  • Hallo Frank,


    der Test sieht ROC so aus:



    Wobei der Schatten rechts der Spiegelmitte viel dunkler erscheint als hier.


    Also ich tippe mal auf ein tiefes Tal in der Mitte. Ist nur die Frage, was ich jetzt tun soll.


    Viele Grüße, Ralf

  • Hallo Ralf,


    > Also ich tippe mal auf ein tiefes Tal in der Mitte.


    wenn die Schneide von links kommt stimmt das. Allerdings glaube ich
    gar nicht, dass das Loch so furchtbar tief ist. Das sieht mir eher
    aus wie eine leichte Parabel. Evtl musst du mal die Schnittweitendifferenz
    zwischen Rand und Mitte vermessen.


    > Ist nur die Frage, was ich jetzt tun soll.


    Kommt etwas drauf an, wie weit der Spiegel schon auspoliert ist.
    Ich würde ganz normal mit 1/3 Stichen und wechselndem Überhang
    weiter machen und sehen, wie sich die Form entwickelt.


    Ciao, Heiner

  • Hallo Heiner,


    ich werde das mal heute Abend überprüfen und dann loslegen um zu schauen was sich ändert; so läßts sich am besten beurteilen. Außerdem habe ich wieder ziemlich Lust, zu polieren...


    Danke und Gruß, Ralf

  • Hallo Ralf,


    soweit ich mich erinnern kann hatten wir damals ein ganz ordentliches Loch in der Mitte erkannt. Die Schnittweite von der Mitte zum Rand war, so glaub ich, auf alle Fälle deutlich über 5 mm.
    Das Gitter für den Ronchitest war von Thomas Heising und hat 10 Linien.
    Das ist sehr empfindlich und Fehler werden wirklich heftig dargestellt.
    Außerdem können bei so einem empfindlichen Gitter auch Beugungserscheinungen stören.
    Aber mit Drittelstrichen, wie Heiner schrieb, kann man nichts falsch machen.

  • Hallo Ralf,


    ich kenne nur sehr wenig Gründe zum Feinschliff zurück zu müssen, normalerweise kriegt man alle reinpolierten Fehler durch polieren auch wieder raus. Außerdem, wer sagt dir, dass es beim nächsten Anlauf auf Anhieb besser ist?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...so glaub ich, auf alle Fälle deutlich über 5 mm<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">die Mitte bleibt trotz stundenlangen Polierens matter als der Rest.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Pechhaut richtig anpassen! Wenn in der Mitte Pech fehlt, einfach ein paar Pechkrümel drauf, etwas mit der Lampe erwärmen, dann Heißwasserbad und anpassen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Probe ergab sowohl intra- alsauch extrafokal einen Effekt, den man glaube ich Ying/Yang nennt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das klingt nach Astigmatismus, bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig vertanden habe. Hast du mal ein Astitest damit gemacht? (Lochlichtquelle bzw. künstlichen Stern im Krümmungsmittelpunkt mit Okular auf Asti prüfen.


    vielleicht ein Bisschen viel auf einmal. Als erstes würde ich die Pechhaut anpassen und Meter machen.

  • Hallo Stathis,


    innerhalb der nächsten Tage werde ich zunächst den Spiegel auf Asi prüfen. Wie Rüdiger schon sagte, war ein heftiges Loch in der Mitte zu erkennen, daß ich mir offensichtlich durch MOT reinpoliert habe. MOT hatte ich gewählt, weil die Mitte deutlich bei der Politur, auch nach mehreren Stunden, zurückblieb.


    Für mich klingt es auch nur logisch, daß man das Reinpolierte auch wieder rauspolieren kann.


    Wie gesagt, ich teste erstmal und dann werde ich wieder berichten.



    Danke erstmal für die Einschätzung und bis demnächst!


    Viele Grüße, Ralf

  • Hallo Ralf


    wenn du zur Sphäre willst kann st du vieleicht in der Mitte einen Stern enpressen (mach ich immer aus Folie) nuturlich nach dem Pressen wieder abziehen


    wenn du mit W-Strichen polierst und alle 5 min kalt presst wird das Loch nach Außen auslaufen. So kommst du vieleicht zur Parabel


    was du machst hängt aber auch davon ab wie groß die Schnittweitendifferenz ist, zeig doch mal ein Messergebnis, man kann so unmöglich eine Aussage treffen wie Tief das Loch überhaupt ist


    GrußFrank

  • Moin Leute,


    habe gestern das Bullauge zunächst mal wie von euch angeraten auf Astigmatismus geprüft. Er hat keinen!


    Der sog. Ying-/Yangeffekt entpuppte sich als schlichte Falschinterpretation meinerseits. Wie ich zwichenzeitlich erfuhr, sieht man bei der Schattenprobe im Falle von Astigmatismus zwar eine Hell-/Dunkelscheibe deren Trennlinie nicht gerade, sondern s-förmig ist.


    Nunja, ich sehe ja auch zum erstenmal solche Bilder live...


    Die Punktlichtquelle (Alufolie mit feinem Loch) sieht sowohl innerhalb als auch außerhalb ROC absolut rund aus, auch die Beugungsringe waren einwandfrei zu erkennen.


    Allerdings habe ich noch Schwierigkeiten, die Schnittweite zu bestimmen. Ich wollte sie bestimmen, um die Tiefe des Loches, das ich gesehen habe zu quantifizieren. Aber egal wie ich die Meßschraube bewegte, es tat sich so gut wie nichts. Irgendetwas mache ich da falsch.


    Leider konnte ich mich noch nicht in einen geeigneten Foucaultsimulator einarbeiten (insbesondere in die Wahl der einzugebenden Parameter) um euch zu zeigen wie die Foucaultbilder aussehen.


    Es zeichnet sich jedoch ab, daß beim Hineinbewegen der Schneide in den Lichtkegel zunächstz sich eine Hälfte in der Spiegelmitte verdunkelt, und später erst der restliche, äußere Bereich. Schließlich dunkelt sich auch die gegenüberliegende Hälfte ab, bis auf die Spiegelmitte, die erst kurz vor Schluß dunkel wird.


    Also ich tippe mal auf ein Loch oder eine Hyperbel.

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