Russentonne ist nicht scharf zu kriegen

  • Hallo Beisammen,


    Der (erste) Sterntest zeigt sphärische Aberration. Die entsteht, wenn der Abstand der Spiegel nicht stimmt. Diese Russentonnen sind ja Fotoobjektive und werden vom Hersteller mit einem bestimmten Auflagemaß gebaut. Manche Astrobastler kommen dann und wollen daß sie noch mit Zenitspiegel und Okular in den Fokus kommen und ändern dann einfach den Spiegelabstand. Dann gibt es zwar den Fokus am gewünschten (falschen) Ort, aber die Abbildung ist stark verschlechtert. So kommen auch oft Negativtests über diese Optiken (ungerechtfertigt) zustande. Hast Du beim Sterntest das korrekte Auflagemaß eingehalten?


    Clear Skies,
    Gert

  • Vielen Dank für die gründliche Beschreibung, werd mir am
    Wochenende mal ordentlich Zeit nehmen, das ganze Objektiv nochmals
    zerlegen und alles penibelst kontrollieren.


    Ich seh schon, Astrofotographie ist nix für mal schnell zwischendruch ;)


    (==>)Gert


    Diesen Punkt müsstest du mir jetzt genauer erklären.....Auflagemaß?


    Der Abstand zwischen den Spiegeln wird ja durch die Fokusverstellung
    varriiert?


    Der Abstand der Kamera zum Objektiv ist durch die Adapterringe gegeben,
    da lässt sich meines Wissens nicht viel verändern.

  • Hallo,


    na dein Sternentest am künstlichen Stern (auch wenn er nicht weit genug weg war) deutet schon mal eindeutig auf nicht ganz gerade aufeinander zeigende Spiegel.
    Ein Astigmatismus ist bei dem gezeigten Bildern nicht erkennbar.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich seh schon, Astrofotographie ist nix für mal schnell zwischendruch ;-)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das stimmt, aber mit normalen Spiegelteleskopen hat man ebenso den Luxus Justierschrauben an den Spiegeln zu haben, also ohne Demontage mal "fix" das Teleskop justieren zu können. =)


    Verbesserungstipps bezüglich deiner schlechten Abbildung zu deinem Modell gibt es hier...
    http://www.strickling.net/russentonne.htm


    Thematisiert wird da vor allem die Entspannung der Optikkomponenten, wodurch sich die Abbildung bereits erheblich verbessern soll.
    Alle Infos nur vom Hören-Sagen. =)



    Ich wünsch dir viel Erfolg!


    Grüße,
    Patrick

  • Bin beim zerlegen des Barlow-Elements gerade eben auf eine
    ungereimtheit gestossen....


    Laut Strickling soll das ganze so aussehen
    "Dicke Linse nach vorne zur Tubusöffnung, plane Seite nach vorne (konkave Seite zur Kamera),
    Abstandsring, dünne Linse zur Kamera mit planer Seite nach vorne und konvexer Seite zur Kamera."
    http://www.strickling.net/russentonne.htm


    Laut Wikipedia aber genau andersrum ?
    http://upload.wikimedia.org/wi…600px-Barlow_lens.svg.png


    Eingebaut waren sie so wie laut Strickling beschrieben, aber stimmt das auch so ?

  • Hallo Axel,


    Die Linsengruppe hinten in der Russentonne dient nicht nur zur Brennweitenverlängerung sondern vor allem auch zur Bildfeldebnung. Sie ist also eine essentielle Komponente der Optik und deshalb nicht unbedingt mit einer herkömmlichen Barlow zu vergleichen. Im Zweifelsfalle solltest Du auf die Angaben bei Strickling vertrauen.


    Viel Erfolg beim Basteln:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Sodale, scheint als hätte ich den Übeltäter gefunden.
    (Lass mich aber gerne korrigieren)


    Habe die Tonne eben mal wieder zerlegt und die Frontlinse
    ausgebaut, als ich sie dann zur Seite legen wollte ist mir
    dann kurz in der Spiegelung der Deckenlampe etwas aufgefallen.


    Die komplette Rückseite ist von kleinsten "Punkten" übersäht,
    ist bei normaler Betrachtung bei Tageslicht nicht zu sehen,
    aber wenn ich die Linse im richtigen Winkel halte und dabei die
    Spiegelung der Deckenlampe betrachte ist die Verschmutzung deutlich
    zu sehen.


    Bei der weiteren untersuchung ist mir dann aufgefallen das der Spiegel
    genauso aussieht.


    Erst ein Ausschnitt, das Foto zeigt zwar schon ein wenig, ist aber
    noch deutlich schlimmer. Glaube auch nicht das das Staub ist ?



    Hier das ganze Bild, wie gesagt, die hier sichtbaren "Punkte" sind villeicht 10%
    von den tatsächlich vorhandenen, also wirklich dicht an dicht der komplette Spiegel
    und Frontlinse damit übersäht.


    Meiner Meinung nach kann da eigentlich kein scharfes Bild rauskommen
    wenn sowohl Frontlinse als auch Spiegel so aussehen ?


    Hab jetzt auf jeden Fall mal beide Elemente mit Sensorfilm bestrichen welches
    ich normalerweise zur Reinigung meines DSLR-Sensors nutze und hoffe das es damit weggeht.


    Bin immer noch völlig faszinert das das bei Tageslicht absolut nicht zu sehen war.....

  • Hi,


    konnte bislang nichts sinnvolles beisteuern aber um den Dreck brauchste dir keine Sorgen zu machen. Das ist toll wenn der weg ist und sieht toll aus in der Vitrine. Aber der Verursacht solche Fehler nicht. Hast du beim Fotogarfieren mal einen Finger vor die Linse gehalten? Wenn du da einen Unterschied bemerkst, ist das schon was.



    Das ist diese Reinheitspanik vieler, die meinen Staub zu erkennen, dann aber nicht merken, wenn man ihnen während der Beobachtung den halben Tubus zuhält...


    Keine Panik bei Staub!


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Wolfgang,


    ja, das sieht übel aus. Kenne ich.
    Zwei Kommentare dazu:
    Erstens sieht es viel schlimmer aus, als es wirklich ist. Wenn Du mit normalem guten Tageslicht nichts oder nur wenig siehst, dann sollte die Optik auch so gut funktionieren.
    Zweitens putze ich Optik immer mit superheller Beleuchtung. Da gehen z.B. gute LED Lampen aus dem Fachhandel. Im Baumarkt gibt's sowas auch. Sollten so ca. 200 Lumen haben. Nicht reinschauen. Meist flach auf die Prüfflächen leuchten.


    Zum Putzen:
    Niemals trocken. Das kratzt immer.
    Wenn es gelingt, die Gläser von den Fassungen zu trenen, lege die einzeln auf einem sauberen (neuen) Lappen in ein lauwarmes Wasserbad mit etwas Spüli. Ruhig etwas 'einweichen' lassen. Danach abspülen. Nicht reiben. Der Wasserstrahl sollte die meisten Partikel mitnehmen.
    Den Vorgang wiederholst Du, nimmst aber nun einen Wattebausch zuhilfe. Damit vorsichtig kreisend und ohne Druch den noch vorhandenen Schmutz in der Spülilösung lösen. Danach wieder abspülen.
    Sollten sich immer noch Flecken zeigen, sind die durch Wasser und Spülmittel nicht lösbar. Denkbar ist hier eine Behandlung mit reinem (!) Alkohol. Bekommt man in der Apotheke auf Nachfrage. Die Optikindustrie verwendet sowas ähnliches namens Fischwasser.
    Wattebausch anfeuchten, nicht tropfend, kreisend oder mäanderförmig über die gesamte Fläche fahren. Jeden Bausch nur einmal verwenden!


    Doch Voricht. Die Wirkung wird minimal sein. Diese Verschmutzung bewirkt lediglich Streulicht, was auf den Kontrast wirkt.
    Die Bildfehler (Aberrationen) behebt die Reinigung natürlich nicht. Du wirst also keine bessere Schärfe erkennen. Aber die Justage wolltest Du ja auch probieren :)
    Einen Versuch ist es allemal Wert, zumal Du die Optik ohnehin schon zerlegt hast.


    Ach ja, schau mal hier zum Vergleich:
    http://www.astrotreff.de/topic…5&SearchTerms=russentonne
    Das Bild ist auch nicht frei von optischen Fehlern und der Kontrast ist nicht super. Aber der Fotograf ist zufrieden. Das scheint also das zu sein, was die Optik zu leisten vermag. Am Ende ist es ein Fotoobjektiv und kein Fernrohr. Und mit einem Refraktor schon gar nicht zu vergleichen. Aus der Fotografie kommend ziehst Du unweigerlich Vergleiche zu den von Dir gewohnten Abbildungsleistungen. Womöglich Festbrennweiten von Markenherstellern. Das kann die Russentonne nicht.


    Laß uns den Fortschritt wissen. Kluge Ratschläge geben ist noch besser als selber basteln. Da geht nix kaputt ;)


    Während meiner Tipperei hat Michael ja schon in Kürze geantwortet. Selber Tenor. Nur muß ich entgegnen, daß Schmutz immer Streulicht verursacht. Inwieweit die Menge eine sichtbare Auswirkung hat, ist eine andere Sache und zugegebenermaßen meist nur im direkten Vergleich feststellbar.


    Gruß
    Axel

  • Hallo,


    Auflagemaß ist der Abstand vom Objektiv bis zum Fokus für optimale Abbildung.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Auflagema%C3%9F


    Die optische Konstruktion des Spiegelsystems ergibt wirklich nur bei einem bestimmten Abstand aller Komponenten die ideale Abbildung. Außerhalb davon gibt es Fehler. Je nach System oder Anspruch des Benutzers sind die mehr oder weniger deutlich.


    Ob der Objektiv-Hersteller das System so gebaut hat, dass die Qualität im Unendlichfokus bei exakt passendem Auflagemaß optimal ist kann ich nicht sagen. Ist aber anzunehmen. Wenn jetzt durch Adapter und Cameragehäuse das Auflagemaß nicht stimmt und dan durch Verstellen des Spiegelabstandes 'Nachfokussiert' wird, stimmt die Abbildung eben nicht mehr. Das ergibt sphärische Aberration.


    Sieh Dir mal das Programm Aberrator an und simulier damit mal ein Cassegrain System mit unterschiedlichen Fehlern. Dabei werden Bilder rauskommen, die Deinem Sterntest sehr ähnlich sind.
    http://aberrator.astronomy.net/


    Clear Skies,
    Gert




    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">[i]
    ...
    (==&gt;)Gert


    Diesen Punkt müsstest du mir jetzt genauer erklären.....Auflagemaß?


    Der Abstand zwischen den Spiegeln wird ja durch die Fokusverstellung
    varriiert?


    Der Abstand der Kamera zum Objektiv ist durch die Adapterringe gegeben,
    da lässt sich meines Wissens nicht viel verändern.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Jetzt zuerst mal ein riesen Danke an alle hier,
    bin jetzt genau da wo ich hinwollte mit der Russentonne.


    Bild ist natürlich nachbearbeitet, aber selbst mit der wildesten
    Nachbearbeitung wäre ich vorher nicht einmal ansatzweise zu so
    einem Ergebnis gekommen.



    Heute morgen gegen halb vier. Zudem noch mit der "schlechteren" Alpha700 geschossen,
    keine Fernbedienung, nur 2sek Spiegelvorauslösung, und da gerade von ner kleinen
    Tour zurückgekommen, auch nicht mehr ganz nüchtern ;)


    Waren also auf jeden Fall bei der Aufnahme noch Vibrationen dabei....



    Hatte die Tonne nochmal komplett zerlegt, alles penibelst gereingt und
    dann mit Hilfe des (künstlichen) Sterntests den Spiegel solange eingestellt
    bis ich eine 100% gerade ausrichtung hatte. ******arbeit mit jedesmal
    aufschrauben und dann Papierchen unterlegen. Auflagemaß konnte ich wegen den
    gegebenen Adaptern nicht ändern, wollte mir aber noch was überlegen.


    Insofern bin ich jetzt im Großen und Ganzen zufrieden, über die Qualität
    kann man bei einer 200€ Optik nicht meckern.



    PS: Nächstes Mal noch mit der Spiegellosen A65 und Fernauslöser,
    dann wird es für mich wohl perfekt werden.

  • Hallo Wolfgang,


    na das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht! Ich hoffe du wirst noch viel Spaß mit deiner Russentonne haben, jetzt da sie zufriedenstellend zu funktionieren scheint. =)


    Viele Grüße und einen klaren Himmel wenn du ihn brauchst,
    Patrick

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