Jet in M 87 visuell?

  • Liebe Astrokollegen,


    in den vergangenen Wochen habe ich immer wieder versucht, mit dem 25" Dobson den Jet in M 87 visuell zu erfassen. Mit dem 18", den ich zuvor benutzt habe, hatte ich nie Erfolg.


    Generell erweist sich der 25" als sehr leistungsfähig: den Zentralstern in M 57 sieht man immer und die Spiralarme von M 51 im Zenit haben mich gestern bei sehr guter Transparenz geradezu angeschrien. (Es ist übringens sehr reizvoll, M 51 mit M 100 und M 61 zu vergleichen. Die drei sind sich von der Struktur der Arme und der "Knotigkeit" her sehr ähnlich, nur daß M 100 und M 61 eben weiter entfernt und daher schwächer und kleiner sind.) Auch der Tripelquasar in Leo ist mit 25" kein Problem; wenn man ihn einmal gefunden hat, läßt er sich sogar halten. Der Doppelquasar in UMa läßt sich momentweise trennen.


    Der Jet in M 87 ist allerdings eine richtig harte Nuß. In mehreren Nächten konnte ich bei 500x bis 700x sagen: Da ist (manchmal) etwas! Aber dieses Etwas zu beschreiben fällt mir sehr schwer. Wenn man nur lang genug auf dieselbe Stelle starrt, sieht man ja auch alles mögliche - vor allem das, was man sehen will.
    In den besten Momenten, aber sehr selten, ergab sich mir folgender Eindruck: Dicht am hellen Kern der Galaxie zeigen sich zwei feine Pünktchen in radialer Anordnung (nein, nein, das waren nicht die beiden kleinen Galaxien; die sind viel weiter weg), die sich augenblicksweise durch einen sehr feinen Strahl mit dem Mittelpunkt der Galaxie verbinden. Der Strahl ist etwa so lang wie der Durchmesser des helle Kerns der Galaxie, ragt aber über den Kern hinaus, da er in der Mitte entspringt. Dieses Bild blieb aber, wenn es denn kam, nur 1 bis 2 Sekunden bestehen.
    In anderen Fällen zeigte sich eine etwas breitere, eher diffuse Aufhellung in die richtige Richtung. In noch anderen Momenten ergab sich der Eindruck eines relativ hellen Lichtknötchens etwas seitlich im Kern - ohne Strahl und eher wie ein kleiner Klecks.


    Die Fotos des Jets, die man im Internet findet, sind meines Erachtens mit dem visuellen Eindruck nicht vergleichbar, weil der Kern immer überbelichtet ist und die Helligkeitsverhältnisse nicht stimmen.


    Hat vielleicht sonst jemand in letzter Zeit dieses Objekt beobachtet? Was seht ihr da?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,
    Ich duerfte den Jet im April auf der Texas Star Party mit 48 Zoll beobachten (Vergroesserung auch etwa 600-fach). Ganz ehrlich hatte ich mir den - in Erinnerung an die Fotos - auch ganz anders vorgestellt. Uwes Zeichnung kommt dem, was ich gesehen habe, schon sehr nahe. Ich moechte mal behaupten, dass es mit Geraeten um 25 Zoll wirklich sehr gute Bedingungen braucht, um ihn zu sehen. "US-super-eye" Barbara Wilson hat ihn ja wohl mal mit 20 Zoll gesehen.
    Viel Erfolg und Spass bei Deinen weiteren Versuchen.
    Marc

  • Hallo Johannes,
    Ein gutes Teleskop, optimales Seeing und viel Vergrößerung scheinen mir beim Jet in M87 entscheidend zu sein. Durchschnittliche Bedingungen und/oder ein "Lichteimer" dürften den Erfolg verhindern.
    Ich habe den Jet letzten Mai auf der Edelweißspitze mit 18" als schwache längliche Aufhellung neben dem Galaxienkern gesehen. In Uwe Glahns 27" nebenan erschien er mir schmaler und schon mit einem leichten "Knoten".


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Johannes,


    bei mir war es grad anders herum als bei Dir. Beim ersten Versuch bei sehr gutem Seeing war er eindeutig und nicht schwierig mit 22". Bei den nachfolgenden Versuchen dann mehrfach nix oder eben vielleicht... vielleicht doch nicht. Einmal war ich seither nochmal sicher mit dem Ding, dazwischen viele Fehlversuche.


    Gernot Stenz hat vor ein paar Jahren mal eine Aufnahme des Jets mit Webcam gepostet, die dem visuellen Eindruck sehr nahe kommt.


    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=22885


    Meine Beobachtungserfahrungen zum Jet sind hier


    http://www.reinervogel.net/artikel/M87_und_der_Jet.html


    Viele Grüße
    Reiner

  • Vielen Dank an alle für die Kommentare.


    ==> Costa: Vielen Dank für den Link. Die Darstellung auf der Zeichnung entspricht etwa dem, was ich als die breitere, diffusere Erscheinungsweise meine wahrgenommen zu haben. Mir scheint übrigens, daß der Positionswinkel des Jets in der Zeichnung nicht ganz übereinstimmt mit demjenigen in den Fotos. Das erinnert mich daran, daß ich beim Beobachten den Jet auch manchmal in einem 10-20° gegen den Uhrzeigersinn verdrehten Positionswinkel "gesehen" habe - was ja eigentlich kaum sein kann. Rätselhaft.


    ==> Marc, hast Du etwa Jimi Lowreys 48" benutzt? Ich habe damals die Entstehung auf der OMI Website verfolgt. War der Jet dort eindeutig zu erkennen? Konntest Du ihn halten, oder ist er nur aufgeblinkt? Und war er ähnlich breit und diffus wie in der Zeichnung, oder eher strahlartig?


    Viele Grüße
    Johannes

  • Johannes,
    Ja, ich habe ein paar Naechte gemeinsam mit Jimi beobachtet. Ein grosser Spass und eine ultimative Beobachtungsmaschine - Lichtjahre von einem Lichteimer entfernt:-)
    Der Jet war direkt staendig zu halten. Recht einfach. Jet war wie auf der Zeichnung-habe selber aber keine Aufzeichnungen gemacht.
    viele Gruesse
    Marc

  • Hallo Johannes,


    da ist dir ja eine außerordentlich sportliche Beobachtung gelungen, vielen Dank für die detaillierte Beschreibung.
    Meine positive Beobachtung mit meinem 24" Dobson liegt bereits eine Weile zurück. Hier der Bericht:
    http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=67992


    Seitdem habe ich es ein paar mal wieder versucht - ohne Erfolg. Es braucht halt Momente mit richtig gutem Seeing, damit bei Vergrößerungen um die 500x der feine und sehr kontrastarme Jet sich vom Glühen der Galaxie herausschälen kann. Wenn das Seeing nicht passt, hilft die beste Transparenz nix.

  • Vielen Dank an alle für die Kommentare und Berichte. Dieser Austausch ist für mich sehr interessant und anregend. Für dieses Jahr ist ja nun Schluß mit M 87, aber nächstes Jahr werde ich es wieder probieren.


    Übrigens habe ich M 87 das ganze Frühjahr über immer wieder anvisiert, aber die vergleichsweise deutlichsten Sichtungen hatte ich alle in derselben Nacht innerhalb von 1-2 Stunden. Das spricht für die von vielen geäußerte These, daß die Beobachtbarkeit des Jets - auch wenn alles andere stimmt - stark vom Seeing abhängt.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo,


    auch mal ein Kommentar dazu von mir:
    Ich habe mich mit meinem Lomo-14" Dobson schon mehrfach täuschen lassen indem ich annahm, den Jet gesehen zu haben. In Wahrheit, - so hatte es sich später herausgestellt, - waren es die beiden Hintergrundgalaxien, die diesen "Jet" verursachten, denn der eigentliche befindet sich viel weiter im Zentrum als ich ihn gesehen hatte. Also Achtung bei der Beobachtung, man wird da schnell veräppelt!


    Gruß
    Winfried

  • Hallo,
    auch von mir ein Kommentar:
    schwer, sehr schwer... vor einigen Jahren bei besten Bedingungen mit 20 Zoll zu erahnen.
    Von Spanien aus steht M87 etwa 10° höher, was ungemein hilft!
    Jedenfalls knapp an der Grenze, aber indirekt sicher zu sehen.
    Und das schon mehrfach.
    cs
    Timm

  • Hallo Johannes, hallo Forum,


    meine (positiven und negativen) Beobachtungen zum Jet hab ich mal im Beobachtungsprojekt Deep Sky Herausforderungen zusammengefasst (bis M 87 runterscrollen).


    Die Beobachtung von dir, dass man die Peaks des Jets zuerst sieht kann ich nicht bestätigen. Bei meinen vielleicht 5? positiven Sichtungen war es immer so, dass sich eine kontrastschwache, relativ breite Zunge vom Zentrum nach etwa NW zieht. Ist das Seeing extrem gut, dann können mit 27" (und sicher auch mit 25") zwei stellare Aufhellungen als Peaks erkannt werden, wobei ich den zweiten Peak erst einmal unsicher gesehen habe.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Uwe,


    Deine Deepsky-Herausforderungen sind klasse. Es scheint also so, daß die "Zunge" je nach Seeing breiter wird oder sich bis zum Strahl verdünnt.


    ==> Winfried, du hast völlig recht. Man darf sich nicht von dem "falschen" Jet verwirren lassen. Aber im Prinzip kann man den richtigen vom falschen leicht unterscheiden, weil sie um 90° gegeneinander gedreht sind und somit in verschiedene Richtungen weisen. Ich orientiere mich immer an den umliegenden Sternchen, um die Richtung zu finden. Außerdem ist der richtige Jet eben viel kürzer als der falsche.


    Johannes

  • Hallo Leute,


    Strahlt der Jet eigentlich ein kontinuierliches Spektrum ab oder ist beim Aufsuchen ein visueller Nebelfilter von Nutzen? Ich meine einen guten OIII oder H-Beta.


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    ich muß mal grinsen...
    Für DEN Jet, den ich gesehen habe, braucht es keinen Filter, das waren ja Galaxien...
    Aber ich denke, es muß ohne gehen. Wenn nicht ohne, dann fehlt wohl das Licht, um ihn zu sehen. Kann mich aber auch gewaltig irren. Zumindest habe ich ihn im 14" noch bei keinen noch so guten Bedingungen wirklich gesehen.


    Besten Gruß
    Winfried

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