M101 und Supernovaüberrest?

  • Hallo Leute,


    am 24. August letzten Jahres leuchtete die Supernova in M101 auf. Gestern wollte ich diese Galaxie nocheinmal ausgiebig fotografieren, leider kamen nach nur 9 Aufnahmen mal wieder Wolken.


    Aber: Die Superova war mit drauf. Und das interessante: Auf allen Aufnahmen zeichnete sich eine bläulich/türkise Farbe ab. Farblich anders als der Farbton der Spiralarme. Bildet sich da gerade ein planetarischer Nebel?



    Das Bild habe ich mal auf die Schnelle bearbeitet, weil ich gleich unterwegs bin.


    Weiß jemand was genaueres?


    Die Daten zur Aufnahme:
    30cm/f5,3 Selbstbaunewton
    Canon 1000da
    ISO 800
    29x7min und 9x9 min, Dithering
    Nachführkontrolle per OAG und MGEN

  • Hallo Clavius,
    ist ein schönes Bild und Du hast da zweifelsohne etwas interessantes an der SN Stelle aufgenommen. Aber ein planetarischer Nebel wird das nicht sein. Meines Wissens nach bilden sich PN doch aus Sternen die gerade dabei sind ihre äußeren Hüllen abzustoßen, und nach einer SN dürfte ja kein normaler Stern mehr übrig sein. Zudem ist die Größe und Leuchtkraft eines PN so gering, dass ich nicht glaube, dass man das in einer anderen Galaxie sehen kann (zumindest nicht mit Amateurgeräten).
    Aber - ich bin kein Astronom, daher alles mit Vorbehalt.
    Gruß
    Stephan

  • Hallo Stephan,


    auch bei einer Supernova können Materieauswürfe übrig bleiben. Daß man sowas nach so kurzer Zeit räumlich mit einem 30cm Spiegel auflösen kann, ist natürlich nicht der Fall. Aber die Farbe finde ich bemerkenswert, weil die mich an so etwas wie einen plantetarischen Nebel erinnert. Vielleicht ist die Farbe ein Hinweis, das sich da "etwas tut".

  • Hallo Ralf,


    bei uns 'gehen' die Wolken schon gar nicht ... ich koennte mir vorstellen, dass die andere Farbe sowie der Hof ein optischer Effekt ist, aehnlich einem Stern mit viel IR (aufgenommen ohne IR-cut). Vielleicht strahlt nun diese SN stark im UV-Licht?


    Gruesse
    Jan

  • Moin,


    das passt gerade, ich habe M101 auch auf Korn genommen. Vom 23.3.12 mit der Atik 383L+ am 10" Newton, mit ASA Reducer bei 970mm Brennweite. Die "alte" Supernova hat wirklich eine intensiv blau-türkise Färbung. UV kann es aber nicht sein, der Baader L-Filter schneidet bei 400nm ab, darunter kommt nichts mehr auf den Chip.
    Ein 50% Ausschnitt:



    Und das volle Feld:


    http://www.castronomie.de/M101.jpg


    Grüße,


    Carsten

  • Leute, ich sags ja nur ungern, aber denkt mal nach. Wir reden über eine Explosionswolke in einer Galaxie mit mehr als 25 Millionen Lichtjahren Entfernung. Vergleicht das mal mit dem scheinbaren Durchmesser des Krebsnebels, der nun schon knapp 1000 Jahre Zeit hatte sich auszudehnen und nur 6000 Lichtjahre entfernt ist. Da kann man einfach nichts von dem Supernovaüberrest der Explsion vom letzten Jahr ausmachen.


    Ein gutes Beispiel ist auch die Supernova 1987A. Die ist ja nun auch schon 25 Jahre her und war in der Großen Magellanschen Wolke, also kosmologisch gesehen vor unserer Haustür. Trotzdem kann man bis heute den Supernovaüberrest nicht auflösen. (Die Ringe auf den Hubble-Aufnahmen sind vor der Supernova entstanden und haben dementsprechend nichts damit zu tun.)


    Das Nachleuchten einer Supernova selber ist üblicherweise bläulich, denn das Material ist natürlich stark aufgeheizt. Alles was man dort sieht, ist nach wie vor die Supernova selber.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Ralf,


    schönes Bild, die Brennweite bringts! Die Farbe ist bei mir auch so, sticht so richtig hervor! Apropos Farbe; die gefällt mir bei deiner Aufnahme sehr gut!


    LG, Markus

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />


    Alles was man dort sieht, ist nach wie vor die Supernova selber.



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Caro,


    ich denke, das ist zumindest den meisten hier durchaus klar. Was mich überrascht, ist die wirklich intensive Farbe (die ja auf enorme Temperaturen hinweist) und die Dauer des Leuchtens mit dieser Intensität. Ich bin kein Supernova-Spezialist, aber tritt diese Lichtkurve, d.h. der langsame Intensitätsabfall nur bei speziellen Supernovae auf, oder fällt das hier besonders auf, weil uns M101 so nahe ist und die SN deshalb länger sichtbar bleibt?


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo Caro,


    daß man die Explosionswolke selber nicht sehen kann, ist denke ich doch klar, auch Carsten hat´s ja schon geschrieben. Es geht eben um die Färbung, die vielleicht auch durch eine Explosionswolke erzeugt werden könnte.


    Übrigens geht die Farbe auch auf Carstens guter Aufnahme eher ins cyan. Solch eine Farbgebung erinnert mich spontan an das typische grünliche beim Inneren des M27 oder M97. Deswegen kam ich auch auf die Annahme, daß sich dadurch möglicherweise die Bildung einer Explosionswolke verrät.

  • Hallo Carsten,


    deine Aufnahme gefällt mir sehr gut, die Farben und der Kontrast sind sehr ausgewogen.
    Steig' bitte nicht auf PixInsight um, die hier geposteten Ergebnissse damit finde ich durchweg schrecklich. Die damit erzielten Farb- und Kontrastorgien lassen die armen Galaxienkerne immer irgendwie krank aussehen, so als hätten sie Krätze.


    Gruss
    Günter

  • Hallo Markus,


    schön, dass dir die Aufnahme gefällt, danke! Noch habe ich sie nicht so richtig bearbeiten können, insbesondere das rauschen usw. versuche ich demnächst noch etwas zu mindern.


    Interessant auch zu wissen, daß bei dir die Farbe auch so rüberkommt.


    Mal gucken, wie die SN sich in Zukunft noch entwickeln wird.

  • Hallo Carsten, hallo Ralf,


    sowohl die Farbe als auch die lange Sichtbarkeit der Supernova sind völlig normal und im Rahmen dessen was man erwartet. Denkt mal an das vor kurzem heftig diskutierte M51-Bild von Vladimir zurück - auch da konnte man den Nachweis der Supernova als Beleg für die Echtheit des Bildes heranziehen.


    Schaut euch am besten mal die Lichtkurve aus den gesammelten Daten der AAVSO an:
    http://www.aavso.org/lcg/plot?…&mag1=&mag2=&mean=&vmean=


    Da kann man ganz hervorragend sehen, wie die Blauhelligkeit zu Beginn schneller abfällt. Ungefähr zum Jahreswechsel hat sich das ganze aber wieder ausgeglichen, weil die Blauhelligkeit nun wesentlich langsamer abfällt als die Rothelligkeit.


    Die Helligkeiten geben ganz hervorragend die zwei ablaufenden Zerfallsprozesse wieder, die die Energiequelle des Nachleuchtens sind. Da ist zunächst der Zerfall von Nickel-56 zu Kobalt-56 mit einer Halbwertszeit von nur sechs Tagen. Irgendwann ist der Großteil des Nickels zerfallen und es dominiert der nächste, denn Kobald-56 ist ebenfalls nicht stabil und zerfällt mit einer Halbwertszeit von 77 Tagen zu Eisen-56.


    Bei den Zerfällen entsteht hochenergetische Strahlung, hauptsächlich im Gammabereich. Am Anfang, wenn das, was viel viel später mal der Supernovaüberrest wird, noch sehr dicht ist, verhält sich dieses Material in Bezug auf die Strahlung ganz anders als jetzt, wo sich das ganze schon ein wenig ausgedünnt hat. Man spricht vom optisch dickem bzw optisch dünnem Material. Während wir zu Beginn noch sehen, wie einfach nur die Explosionsmaterie langsam abkühlt, dringt inzwischen auch Strahlung aus dem Inneren nach außen, was zuvor nicht möglich war (genauso wie wir auch nicht direkt die Strahlung sehen, die bei den Kernreaktionen im Sonneninneren entsteht, sondern nur die vielfach absorbierte, und wieder emittierte Strahlung, die schließlich an die Sonnenoberfläche gelangt). In dieser Phase befinden wir uns nun bei SN 2011fe. Der eigentliche Supernovaüberrest - also die Explosionswolke wenn man so will - hat in dem Sinne noch gar nicht zu Leuchten begonnen, das kommt erst viel später
    .
    Bei einem Planetarischen Nebel dagegen werden die (nochmal viel, viel dünneren) abgestoßenen Schichten des ehemaligen Sterns von dem heißen Weißen Zwerg zum Leuchten angeregt - hier sind völlig andere Mechanismen am Werk.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    vielen Dank für die ausführliche Erläuterung! Das bringt im wahrsten Sinne Licht ins Dunkel.


    Günter,


    vielen Dank für das nette Feedback zu meiner Aufnahme! Ich steige nicht auf PixInsight um. In letzter Zeit fällt mir auch auf, dass viele Aufnahmen "amerikanischer" werden, d.h. schon mit viel Hang zu bunten Farben und starkem selektiven Schärfen. Ich glaube aber nicht, dass das nur an PixInsight liegt, sondern eher ein Trend ist. Man kann sicher auch mit PixInsight zurückhaltend bearbeiten.


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo Leute,


    hatte gestern Abend noch die Möglichkeit, fehlende RGB´s nachzuholen, nun ist auch mein M 101 endlich mal fertig geworden, aber lange Belichtungszeiten gab es nur für den L-Kanal:


    ATIK 383L+ am 10"-ALT-RC bei F/8:


    L=10x1800s 1x1 bin
    R=6x600s 2x2 bin
    G=6x600s 2x2 bin
    B=9x600s 2x2 bin


    Hinweis: Die Bildbearbeitung hatte Edmund Georgii (vielen Dank Eddi!) übernommen, ich muss noch üben. Bild hatte ich gedreht, damit direkte Vergleiche bzgl. SN möglich sind:


    576x800 Pixel:



    2432x3301 Pixel als Link:


    http://www.sternwarte-leerhafe.de/galerie/m101/m101erg.jpg



    Danach war die Montierung am Anschlag und heute sind wieder Schauer unterwegs, also besser als Nichts.


    Die SN ist jedenfalls schön anzusehen, komische Farbe....fällt gleich auf.


    Gruß und cs,


    René

  • Hallo Caro,


    auch ich danke dir für deine fachkundigen Hinweise! Die Zusammenhänge sind spannend zu lesen und ich habe wieder etwas dazu gelernt.[:)]

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