Moin Leute,
Hier endlich auch von mir wieder ein Beobachtungsbericht vom Hunsrück:
Datum: 14-15. März 2012
Zeit: 19:50 - 02:20 Uhr
Ort: Hunsrück, 610m ü. NN
Wetter: -4°C, zT. Nebel
Seeing: 3
Grenzgröße: ~6.7m, ~21.54m/sas (SQM-L)
Geräte: 10" f/5 Dobson, 6" f/5 Dobson, 20x80 Fernglas
Nach einer gefühlten Ewigkeit stehen wir nun endlich mal wieder zusammen auf dem Berg. Und direkt zu Anfang gab es eine Überraschung:
Der auf dem Nachbarberg stehende Fernmeldeturm, welcher gewöhnlich rote Positionslampen besitzt, ist verschwunden!
Man sieht nun absolut kein fremdes Licht mehr von unserem Platz.
Der Südwind trieb jedoch feuchte Luft zu uns, der am uns vorgelagerten Hügel eine Art Nebelwand bildete. Es wurde in der Nacht leider auch sehr feucht,
sodass unsere Okulare dauerhaft in den Jackentaschen verweilten und unsere Hände die Fangspiegel beglückten.
Nebelwand am Südhorizont
Nach dem Aufbauen und dem Verkosten einiger mitgebrachter Speisen vom großen goldenen M wollten wir Jonas neue Spiegelreflexkamera
ausprobieren. Wir gingen in die Mitte des Platzes um das untergehende Zodiakallicht samt Venus und Jupiter zu erwischen:
166 sec, ISO 800
Zunächst wurde querbeet beobachtet. Mann, garnicht so einfach, sich nach so langer Zeit wieder am Himmel zurecht zu finden! M42, M44, die Fuhrmannhaufen und die kosmische 37
waren dieses Mal die Vorspeise.
Nach mehr oder weniger ziellosem Herumstochern und ausgedehnten Plauderpausen machten wir uns gegen 1 Uhr an neue Objekte. Die Bedinungen sind zwischenzeitlich wirklich
gut geworden. Der Nebel schien sich verzogen zu haben.
Das erste neue Objekt sollte NGC 3184 sein. Eine schöne Face-On Galaxie im Großen Bär. Im Teleskop zeigt sich bei steigender Vergrößerung eine Scheibe, bei der ich zunächst kaum die Größe abschätzen konnte. Bei längerem Hinsehen erkannte man einen Ansatz von Struktur oberhalb des sternförmigen Zentrums. Schade dass ich hier nicht gezeichnet habe.
NGC 3079 war der nächste Kandidat. Sie erschien als langgezogene Zigarre, eingerahmt von einem markanten Sterndreieck. Im Zentrum waren, ähnlich wie bei M82, Strukturen zu erkennen! Eine wirklich schöne Galaxie!
In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Quasar, der auf den Namen QSO 0957+561 hört. Dieser Zwillingsquasar hat eine Rotverschiebung von z=0.36. Das sind satte 4 mrd Lichtjahre.
Allerdings sind diese beiden Komponenten gerade einmal um die 16.6m hell - Mit einem 10"er wahrscheinlich kaum machbar.
Dazu kommt, dass dieser Quasar nicht gerade von hellen Feldsternen umgeben ist. Starhopping war also garnicht so einfach.
Nach langem Augenverbiegen konnte ich zumindest ein paar umliegende Sterne erhaschen. Doch tiefer als 15mag kam ich leider nicht.
Nach dem Quasar schwenkte ich zur "Belohnung" für die Augen auf M101. Doch wo war sie? Gerade in dem Moment, wo ich die Galaxie für verschwunden
erklärte, tauchte etwas sehr, sehr blasses im Okluar auf. Nach einem Abgleich mit Jonas 6"er war schnell klar, dass es sich um M101 handeln musste.
Der Übeltäter war auch schnell gefunden! Fangspiegel komplett eingefroren.
Den Quasar werde ich in der nächsten Beobachtungsnacht auf jeden Fall nochmal probieren! Dann aber ohne zugefrohrenen Fangspiegel!
Nach geschätzten 20 Minuten Plauderei waren die Spiegel wieder einsatzbereit - zumindest für ein paar Minuten.
Das Leo-Triplett zeigte einige Strukturen wie den zentralen Balken mitsamt Spiralarmansatz und Staubbänder, ehe der Fangspiegel wieder zutaute.
Gegen kurz nach 2 Uhr beschlossen wir, die Zelte abzubrechen. Der Nebel kehrte wieder zurück und verwandelte unser Equipment in einen Eisklotz.
An sinnvolles Beobachten war dann leider auch nicht mehr zu denken, da auch der Himmel immer weiter zusiffte. Ich bim mir am überlegen, die Wildburghöhe 200m aufzuschütten.
Aber trotz des Nebels hat sich unser Ausflug unter das Sternenzelt mal wieder gelohnt! Jetzt, da ich das Abitur endlich hinter mir habe, kommt
die Zeit der Entspannung. Bis Anfang September müssen doch ein paar klare Nächte mit drin sein
Viele Grüße,
Nils