Leichtere Methode zum Einscheinern

  • Hallo,


    ich suche schon seit einiger Zeit Methoden, das Einscheinern des Teleskops einfacher und schneller zu machen.


    Es gibt ja hier auch schon einiges an Software. Einmal Software, die Sternendrift beobachtet und einmal Software, die GOTO Funktionen benutzt und die Korrekturgrößen in Azimuth und Höhe breechnet.


    Mit beiden Lösungen habe ich kleinere Probleme: Zumindest bei mir war die Sterndriftsoftware (Webcamscheinern) recht ungenau und die GOTO Variante fuhr immer extrem weite Wege, was bei langsamen Goto (wie meinem) echt nervig werden kann, aber natürlich der höheren Genauigkeit dienlich ist.


    Ich kann mich nicht damit anfreunden, dass das Scheinern ein so langwieriger Prozess sein soll.


    Für einen stationären Aufbau gab es auch mal Veröffentlichungen, wo der Himmelspol fotografiert wurde. Bei schneller Rotation während der Belichtung konnte man aus den Strichspuren den Punkt sehen, wo die RA Achse hinzeigt und mittels STernkarten wurde dieser mit dem Himmelspol in Deckung gebracht.


    Ich suche jedcoh nach einer schnellen Methode fürs Feld und brauche von euch etwas Unterstützung, da ich in der Himmelsmachanik bzw Geometrie nicht so ganz fit bin.


    Ich habe eine Methode, die in meinem Kopf ganz gut funktioniert:


    Ich fahre manuell den Stern unten links im Orion an. Auf dem Weg zu dem Stern unten rechts bewege ich mich fast ausschließlich in RA. Das heißt ich kann mit meinem langsamen GOTO über CdC abwarten, bis die DEC-Fahrt abgeschlossen ist um den Rest per Hand rüber zu schieben (geht ja nur noch in RA).
    Wäre die MOntierung perfekt ausgerichtet, müsste ich bei meiner Fahrt in RA irgdnwann EXAKT den Stern unten rechts treffen. Tue ich aber nciht, weil ich eben noch nachjustieren muss. Im Grunde habe ich mit meiner GOTO-Fahrt den Stunden-späteren Stand des Startsterns simuliert oder? Bei einer Abweichung muss ich jetzt korrigieren. Und da liegt der Hase im Pfeffer, was ich nicht raffe:


    Eine Korrektur in der Höhe bringt den Stern ins Fadenkreuz aber das soll man ja laut Scheinermethode nicht tun. Beim Drehen der Azimuth Schrauben der Montierung verschiebe ich den Stern aber nur auf der RA-Richtung. Wie kann das sein? Bzw was mache ich falsch?


    Erst mal zur Methode: Kann die Erfolg bringen?
    Und zweitens: Falls ja, was mache ich verkehrt?


    Schonmal Danke für die Antworten!
    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    Einscheinern würde ich nur bei stationärer Aufstellung, im freien Feld für eine Nacht reicht Einnorden per Polsucher, auch fotografisch.


    Wenn Du doch die Scheinermethode mobil nutzen möchtest, bedarf es einer ordentlichen Montierung, keinen Wackel-Dackel. Der Wackel-Dackel-Fehler wäre größer, als die Genauigkeitsunterschiede zwischen Polsucher und Scheinermethode.


    Gruß und cs,


    René

  • Hi,


    Stefan, das mit den Tabellen ist ja geil! Habe ich noch nicht gesehen. Und René, meine Montierung ist kein Wackeldackel (solider Selbstbau) hehe [:)]


    Die Sache wäre vielleicht, einen Polsucher an meine Montierung dranzubauen, damits schneller geht.


    Aber generell geht es mir halt darum, dass es in meinen Augen irgendwie möglcih sein sollte schneller Abweichungen festzustellen. Perfekt wären ja zwei bekannte, helle Sterne, die bis auf eine vernachlässigbar kleine Abweichung exakt die gleiche Deklination hätten.


    Dann könnte man im Handbetrieb so schnell zwischen den beiden hin und herpendeln, bis man nur noch die RA Achse brauch um vom einen zum anderen zu kommen. Dann wäre man gut eingenordet.


    Viele Grüße
    Michael

  • Als ich früher noch mobil unterwegs war, hab ich öfters eine Methode angewendet, die relativ schnell und genau war (ich weiss nicht wie
    genau Du es haben möchtest).


    1. Montierung nivellieren und händisch so exakt wie möglich auf Polaris ausrichten
    2. Goto initialisieren und 1-Stern Alignment durchführen
    3. Polaris per Goto anfahren und den Fehler an der Montierung halbieren
    4. Den Alignment Stern von vorher per Goto anfahren, mit den Richtungstasten zentrieren und synchronisieren
    5. Danach wieder Polaris per Goto anfahren und Fehler an der Montierung halbieren
    6. Schritte 4-5 solange wiederholen, bis ausreichende Genauigkeit erreicht ist
    7. Montierung in Grundstellung bringen und 2-oder 3-Stern Alignment durchführen
    8. Zur Kontrolle ein paar Sterne anfahren und nachsynchronisieren


    Der Knackpunkt war eher die Frage mit oder ohne Beladung einscheinern bzw. wie gut eine Feineinstellung an der Montierung überhaupt möglich war.


    LG Martin

  • Hallo Michael,


    ich guide zwar, aber um die Bildfelddrehung und auch die Guidingkorrekturen zu minimieren, scheinere ich die Montierung vorher meist kurz ein.
    Ich nutze aber kein Messokular und Tabellen, sondern eine Webcam am Leitrohr (wo nachher die Lodestar dran ist).
    Ein Stern in Meridiannähe am Äquator zeigt mit K3CCD mit einer Webcam im Leitrohr (f=400mm) z.B nach wenigen Minuten eine Drift von 5"/min nach unten. Dann muss ich den Leitstern im Livebild um 228*5"=20' nach rechts verschieben. Bei 400mm Brennweite sind 20' 5 Einheiten im eingeblendeten Fadenkreuz des Live-Bilds.
    Analog kann die N/S-Missweisung mit einem Stern östlich/westlich von Polaris (nicht in Horizontnähe, mittlere Höhen sind besser) korrigiert werden.
    Mit diesem quantitativen Scheinern kann ich nach wenigen Minuten so genau Einscheinern, dass ich oft das DEC-Guiding ganz abschalten kann.


    Die Mathematik dazu findest du hier (empfehlenswert):
    http://www.s-line.de/homepages…/scheiner/scheiner_rl.htm


    ps:
    diese Erfahrungen habe ich beim Testen der Reisemontierung (motorisierte New Polaris) auf der Terrasse gemacht (mit Markierungen für das Stativ). Deshalb sind die anfänglichen Abweichungen recht klein.
    Die fest im Blumenbeet vor der Terrasse aufgestellte EQ6 braucht diese Prozedur nicht.


    ps2:
    ein Beispiel: wenn der südliche Teleskopfuss 1mm daneben steht (bei 40cm Fussabstand) ergibt sich eine Missweisung von 8,8'.
    Das ergibt eine Drift im Meridian bei DEC=0 von etwa 2,3"/Minute.
    Ich muss den Stern im Livebild dann um etwa 2,3"*228=8,8' nach links oder rechts verschieben (=1,1 K3CCD-Einheiten bei f=400mm)


    Gruss
    Günter

  • Martin


    kannst du erklären, warum du Polaris angefahren hast? War das nur wegen der Feineinstellung und der Beladung?


    Wenn nicht, dann müsste es ja mit beliebigen Sternen funktionieren. Einfach zwischen zwei Sternen per GOTO pendeln und die Fehler immer wieder halbieren. Damit beide Achsen fahren müssen, wäre am besten ein Sternenpaar, dessen Verbindungslinie möglichst zu 45° gegen den Himmelsäquator geneigt ist.


    Wie sehen das die anderen? Ist das die Lösung? Sternen pendeln und den Fehler mit Azimuth und Höhe ausgleichen?


    Würde mich über Antworten freuen!


    Viele Grüße
    Michael


    Günter: Die Frage ist ob ein Abwarten des Drifts schneller oder langsamer geht, als ein gezieltes Anfahren und sofortiges Erkennen des Fehlers. Wie lange brauchst du für deine Methode?

  • Hallo Michael,


    die ganz einfache getrennte Korrektur der NS- und der OW-Missweisung geht nach deiner 'Methode' nicht.
    Die zwei zu korrigierenden Fehler wären auch nicht so einfach zu berechnen wie beim qualitativen Scheinern, da sie abhängig von der Soll-/Istposition des Start-/Zielsterns sind.
    Prinzipiell geht dein Vorschlag aber schon. Wenn du die nötige Mathematik und die praktische Realisierung dazu untersuchen willst, dann nur zu.


    Die Dauer meiner Methode hängt (wie so oft) von der Erfahrung ab. Die Korrektur der OW-Missweisung am südlichen Meridian dauert wenige Minuten, da ich meist mit nur einer Korrektur auskomme. Die NS-Korrektur brauche ich nie, da die Polhöhe der NP schon stimmt (jedenfalls bei phi=48,8° und ebenem Untergrund).


    Gruss
    Günter

  • Moin allerseits
    Martins Methode mit GOTO funktioniert prima auch mit 2 Sternen, wenn man einen nahe des Meridans und einen im Osten hat.


    http://www.rogergroom.com/astronomy/info_polaralignment_goto


    Polaris habe ich dafür nie benutzt, denn er ist von meinem Balkon aus nicht sichtbar. Habe auch nicht halbe Abstände, sondern ganze benutzt. Das Verfahren konvergiert nach 3-4 Pendelvorgängen, also wenigen Minuten. Rechnen muss man nicht.


    Ansonsten für das schnelle mobile Justieren sowas:
    http://www.gva-hamburg.de/scheinernistout.htm


    Statt einer Kamera kann man auch ein Weitfeldokular oder den Sucher nehmen und durch Durchgucken den "Drehpunkt" abschätzen. Gesamtaufwand wenige Minuten, man nutzt ja quasi sein Teleskop als Polsucher.


    FERNER gibt es in dem SEHR GUTEN DSLR-Ansteuerprogramm APT zwei Methoden, die den Live-View der DSLR zur Poljustage nutzen. Nennt sich DARV. Die eine erfordert GOTO, die andere nicht. Die Payversion kostet 12 Euronen oder so und ist eigentlich dazu da, ein DSLR zu fokussieren und Serien zu automatisieren. Hier identifiziert das Programm die Drift des Sterns im Süden und im Westen/Osten und fährt dabei in Stunde hin und her. Wie beim Scheinern wird dann die Korrektur ausgerechnet. Man muss dann offenbar den Stern per Polblockverstellung auf eine Markierung stellen. Ich habe diese Methoden aber noch nicht erprobt. Das Prinzip ist hier erläutert:


    http://www.astrophotoinsight.com/public/ccd-drift-method


    Wobei APT wie gesagt den Kameraliveview nutzt und durch Rechnen die Zahl der Schritte limitiert.


    Frohes Justieren


    Hartwig

  • Sorry Michael, dass ich nicht gleich geantwortet habe, war länger weg.


    Als ich die Methode damals irgendwo aufgeschnapt hab, war sie mit
    Polaris beschrieben. Möglicherweise war sie speziell auf Eigenheiten
    von Meade Autostar zugeschnitten. Wesentlich war allerdings die
    Tatsache erstens am Anfang kein 2-Star Alignment durchzuführen (nur
    1-Star), zweitens den Fehler nur zu maximal 2/3 zu elemenieren und
    drittens den zweiten Stern so zu wählen dass er zw. 2-3h in RA von
    Polaris entfernt ist. Nur so konvergiert das Verfahren relativ rasch.


    Im Prinzip hast Du natürlich recht. Theoretisch müsste es auch mit
    einem ander Stern als Polaris gehen, wenn man den zweiten richtig
    auswählt.


    LG Martin

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