Hallo alle,
nachdem die Satellitenbilder gestern eine wolkenfreie Zone vom Ärmelkanal bis weit nach Russland hinein zeigten, konnte ich mich glatt aufraffen, den 150/1080 Selbstbau-Newton samt GP-DX, und allem was man noch so zum kurzweiligen Deepsky-Spechteln vor der Monddämmerung braucht, ins Auto zu schaffen, und gut 50 Minuten ins Mühlviertel zu fahren.
Dort angekommen war die Dämmerung schon beinahe zu Ende, und ich warf zum allerersten Mal einen Blick durch den Polsucher der GP-DX, um Polaris zumindest ca. zentrisch zu bekommen. Die Nachführung eingeschaltet, die Kupplungen auf maximales "Dobson"-Feeling eingestellt und los gings! Zuerst mit den "Klassikern", die auch ein passionierter Planetenbeobachter gerade noch ohne Karten findet [:D]
M57 war natürlich wunderschön wie immer. Außer dem dunkleren Himmelshintergrund zeigte er aber nicht viel mehr, als auch unterm Stadtrandhimmel. M13 dagegen war äußerst nett! Im 14mm Speers Waler zeigte sich ein gut aufgelöstes, wunderbares Sternengewimmel bis in Zentrumsnähe. M92 stand ihm dann außer in der Größe kaum nach, auch der zeigte sich äußerst sternenreich. Auch h+chi im Perseus waren wunderbar. Aber nur wegen ein paar Sternhaufen bin ich nicht hier heraus gefahren - also ab in den Schwan! Im Karkoschka kurz nachgeblättert, wo sich da der Cirrusnebel finden lassen soll, und der Teil "unterhalb" dieses hellen Sterns war auch schnell gefunden. Beeindruckender war aber der 2. große Cirrusbogen, der sich bananenförmig über fast die Hälfte des 77°-Feldes des 30mm Wild wand. Angeblich helfen da Filter. Ich fand ihn auch so recht schön [;)]
Beim Herumstochern in der Gegend um Deneb fielen einige deutlich dunklere Gebiete auf. Irgend ein schlauer Mensch hat denen bestimmt lustige Nummern verpasst. Zwei besonders deutliche Flecken mit Nebel dazwischen entpuppten sich nach Karkoschka-Gegencheck als der Nordamerikanebel, bzw. dessen deutlicheren Teil mit der Bucht von Mexiko. Der große obere Teil verlor sich dann im Milchstraßenhintergrund. Vermutlich bringt auch hier ein Nebelfilter eine merkliche Steigerung.
Nach den doch recht dezenten Eindrücken im Schwan ging es weiter zu M27. Bei knallig hellem inneren Hantelteil zeigten sich auch die Ohren deutlich, was ich bei 6" und ohne Filter ja für nicht ganz schlecht halte. Der Nebel selbst ließ weitere Feinstruktur dann aber vermissen. Endlich konnte ich auch bei M71 herausfinden, wovon Karkoschka da eigentlich schreibt. Der ist doch deutlich kleiner als ich angenommen hatte.
Weiter ging es mit M11, und der drückte im 30mm Wild bei rund 2° Feld ganz kräftig auf die Tränendrüsen. Solche Anblicke sind es wohl, die sogar einen Planetenfreund noch zum Deepsky-Schwärmen bringen! Im 14mm Speers zwar komplett aufgelöst, aber nicht mehr ganz so wunderbar fein, wünschte ich mir noch irgendein gutes Deepskyokular mit um die 20mm Brennweite. M26 enttäuschte nach M11 zwar ein wenig, aber dann musste ich eben weitersuchen.
Auf meiner Liste notierte ich noch die vergleichsweise locker vertreuten Häufchen IC4756 und NGC 6633 als gefunden und beobachtet. Was ich dann bei Schwanennebel M17 sah, den ich bisher noch nie beobachtet hatte, ließ dann aber doch noch einmal den Atem stocken. Der "Körper" und der geschwungene Hals war wunderbar sichtbar und erstaunlich hell, auch wenn der Himmel in dieser Richtung ein wenig aufgehellt war. M16 zeigte sich als Sternhäufchen mit neblig bleibendem Hintergrund, und auch M18 und M24 fanden noch den Weg ins Okular.
Auf der gegenüberliegenden Himmelshälfte machte sich die Aufhellung durch den aufgehenden Mond nun schon deutlich bemerkbar. Die über den Waldrand steigenden Plejaden, sowie einige Häufchen in Cassiopeia nahm ich aber noch mit, bevor ich dann gemütlich wieder abbaute und heim fuhr.
Zu den Bedingungen: recht bald kühlte es auf ca 11° ab, blieb dann aber konstant. Bei der Gelegenheit fiel natürlich alles Wasser aus der Luft, und legte sich auf Boden, Tubus, Auto...
M33 war diesmal freiäugig nicht zu sehen, bzw. nur hin und wieder dachte ich den Fleck zu erkennen. Das macht etwa Bortle 4, und wohl um die 6m3 Grenzgröße, aber nagelt mich darauf nicht fest. Jedenfalls war es ganz ok, aber doch auch schon einmal besser. Die Milchstraße war auch freiäugig beeindruckend und schön strukturiert.
Fazit: irgendein Nebelfilter (OIII? oder doch UHC?[:I]) wird wohl noch fällig werden, ebenso noch schöne Deepsky-Okulare im Bereich von um die 20-25mm, sowie etwas um 10mm herum.
Weiteres Fazit: Mein 12" muss *schleunigst* fertig werden. Vielleicht darf er dann doch auch einmal etwas anderes als Jupiter sehen [:D]
Und noch ein Fazit: für eine schöne Deepskynacht ist das parallaktische Gerödel hauptsächlich lästig, vor allem beim Ein- und Ausladen.
Ciao,
Roland