Nachtrag: Venustransit AE-Bestimmung

  • Hallo Sebastian,


    Du glaubst gar nicht wie es mich freut, dass auch andere den Venustransit nicht nur zum Spechteln und Fotografieren, sondern auch zur Berechnung der AE herangezogen haben.
    Die faszinierende Möglichkeit, an verwertbare Aufnahmen aus Australien zu kommen, hatte ich leider nicht, sodass ich die AE nur über Messungen an einem Ort bestimmen konnte. Dies funktioniert dann nicht über die Bestimmung der Venusparallaxe zwischen zwei Standorten sondern über die Differenz zwischen topozentrischer und geozentrischer Position der Venus vor der Sonne an einem Ort. Die dazu notwendige geozentrische Ephemeride ist aber bereits seit längerer Zeit hinreichend genau durch Beobachtungen und die Keplergesetze bekannt, sodass ich deren Verwendung für legitim halte. Trotzdem habe ich im Gegnsatz zu Dir eben nicht die historische Methode anwenden können. Außerdem kann die Auswertung nach der von mir verwendeten Methode ausschließlich am Computer erfolgen, da der aufkommende Rechenaufwand anders nicht zu bewältigen ist.


    Gemessen habe ich die vier Kontaktzeiten, bei denen der Winkelabstand zwischen Sonnen- und Venusmittelpunkt bekannt ist. Die Auswertung mit nur diesen vier Datenpaaren ist natürlich nicht sehr genau, aber da sich Zeitmessungen auch von Amateuren sehr präzise durchführen lassen und ich keine Belästigung durch den Tropfeneffekt erfuhr, sind die gemessenen Kontakzeiten ziemlich genau.
    Leider habe ich meine Protokolle aber nur in handschriftlicher Form. Lediglich das selbst geschriebene Programm zur Auswertung habe ich auf dem PC, sodass ich erst nach mühseligem Abtippen das komplette Protokoll samt Beschreibung der genauen Methode (die ist eigentlich sogar recht simpel, aber einiges an Trogonometrie und Statistik steckt neben Astrophysik schon drin) einen wirklichen Bericht online stellen kann.


    Was mir an Deinem Protokoll aber aufgefallen ist, ist dass an viele - nicht an alle - Stellen die Umlaute, besonders das "ü", einfach fehlen, sodass das Lesen ziemlich anstrengend wird. Ansonsten gratuliere ich aber zur gelungen Auswertung, der zufriedenstellend kleinen Abweichung und der schönen Protokollieren.


    Hier meine Ergebnisse der AE Bestimmung an Hand des Venustransits vom 08.06.04:
    Astronomische Einheit: ae = 1.493 * 10^8 km
    Statistischer Fehler: Chi^2 = 1.515536441857
    Relativer Fehler: r = 0.20%


    Meine überraschend kleine Abweichung zur realen AE machte mich übrigens recht skeptisch. Der fast verschwindende statistische Fehler zeigt aber, dass die vier Datenpaare fast eine perfekte Korrelation aufweisen bedeutet leider nicht, dass die Messung stimmen muss. Denn drei Punkte definieren grundsätzlich eine Parable mit Chi^2=1, sodass mit nur einem weiteren Wertepaar keine signifikante Aussage getroffen werden kann, weil dieses zufällig in Korrelation zu den drei anderen eventuell völlig unkorrelierten Werten stehen könnte.
    Folglich sind vier Datenpaare natürlich absolut keine relevante Basis, sodass ich als eigentlich akribischer arbeitender Naturwissenschaftler meine eigene Auswertung hier nur belächeln kann, da mein fast exaktes Ergebnis letztendlich auf schierem Glück.
    Aber 2012 gibt's ja eine neue Chance...


    Wenn ich mich irgendwann mal überwinden kann, digitalisiere ich mal meine Messprotokolle und verfasse mal einen Text zur verwendeten Methode. Aber ich muss Euch warnen, bis dahin können Ewigkeiten vergehen.


    Wenn jemand von Euch aber halbwegs genaue Messungen zum Winkelabstand der Mittelpunkte von Sonne und Venus während des Transits gemacht haben und eine repräsentative Menge an Wertepaaren besitzt, würde ich mich freuen, wenn Ihr mir diese zur Verfügung stellen könnt.
    Ich bräuchte dann die möglichst exakte geographische Position, die Wertepaare aus Zeit und Winkelabstand möglichst mit Angabe des jeweiligen Toleranzbereichs und die Angabe der Messmethode. Vielleicht hat ja jemand hier eine ausreichende Datenbasis...


    Grüße, Patrick

  • Hallo Patrick,


    herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Ergebnis. Ich dachte auch schon, ich wäre der einzige, der ein bisschen rumgerechnet hat um den Abstand zu bestimmen.
    Danke für den Hinweis wegen der Umlaute. Das liegt wohl an einer falschen Einstellung unter Linux, als ich das Protokoll mit Latex erstellt habe. Sollte ich noch überarbeiten bei Gelgenheit.
    Zu deiner Anfrage wegen Winkelabstand Sonnenmittelpunkt-Venusmittelpunkt.
    Ich habe ca. 30 Gbyte Videomaterial vom Transit und aus den Einzelaufnahmen kann man sehr schön den Winkelabstand ausmessen. Das habe ich auch gemacht, um meine Berechnung durchzuführen. Ich könnte nochmal ein paar Wertepaare messen, wenn du möchtest, allerdings weiss ich jetzt auch noch nicht bis wann ich das dann in die Tat umsetzen werde. Kann evtl. etwas dauern...
    Viele Grüße
    Sebastian

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