ATT mit Kleinkind - Mission Impossible?

  • Das 17. ATT in Essen – mal aus einer anderen Sicht gesehen


    Ich beschäftige mich schon seit fast 10 Jahren mit der Astronomie als Hobby. Mittlerweile betreibe ich auch eine kleine Homepage, die einigen von Euch bekannt sein dürfte. Aber ob ihr es mir glaubt oder nicht, ich habe noch nie einen anderen Amateurastronomen getroffen bzw. mit jemanden zusammen beobachtet. Genauso wenig habe ich andere Teleskope als die meinen oder die in den Schaufenster der Optikerläden oder grossen Warenhäuser in echt gesehen. Die Astronomie war bisher mein kleines Refugium wo ich mich gelegentlich zurückzog und ganz in meiner Welt und dabei stets alleine war.


    Doch seit der weiten Verbreiterung des Internets bin ich nicht drum herum gekommen zu anderen Amateurastronomen Kontakt aufzunehmen, wenn auch nur über Email und Diskussionsforen. Heute möchte ich dies nicht mehr missen, obwohl es früher auch schön war.


    Aber jetzt zur ATT in Essen... Dies war für mich die Gelegenheit endlich mal alles, aber auch wirklich alles, rund um das Sternegucken live zu erleben. Ich war so gespannt. Stellt euch vor, ich habe bis dahin noch nie einen Dobson gesehen (ausser auf Fotos). Und viele andere Sachen auch nicht (Schiefspiegler Teleskope, verschiedene Montierungen, vieles an Zubehör und, und, und...). Und jetzt wo ich von Bayern nach Mittelhessen gezogen bin, wohne ich nur ca. 200 km von Essen entfernt. Leider hatte für mich der Besuch der ATT von vornherein einen Haken: meine Tochter, Lara (16 Monate), musste mit. Meine Frau musste arbeiten und als ganztägiger Babysitter konnte niemand einspringen.


    Los ging es um 9.00 Uhr. Die fast dreistündige Fahrt allein war schon sehr anstrengend: Lara dachte gar nicht daran an der Autofahrt gefallen zu finden und motzte die ganze Zeit rum. Da halfen die ganzen Spielsachen und Puppen auch nichts. Es wurde gequängelt was das Zeug hielt. Ich glaube ich habe jeden zweiten Parkplatz auf der A45 zwischen Giessen und Dortmund kennengelernt. Nur damit Lara aussteigen und ein bisschen rumlaufen konnte. Irgendwann sind wir dann doch angekommen (ich habe gar nicht mehr dran geglaubt denn die Kilometer auf den Anzeigetafeln schienen nicht weniger zu werden). Als nächstes: Parkplatzsuche. Alles war gerammelt voll. Nach etwa 15 Minuten an rumkurven auf dem Parkplatz habe ich doch eine Lücke gefunden und das Auto dort reingezwängt (zum Glück bin ich einigermassen schlank, sonst hätte ich beim aussteigen ein Problem gehabt).


    Also, nichts wie rein in den Trubel. Nur wie stelle ich es am besten mit Lara an? Ich entschied mich für den Kinderwagen. Ein fataler Fehler. Schon beim ansteuern des Eingangs bekam ich von einigen Leuten gesagt, dass ich mit dem Kinderwagen nicht durchkommen werde. Ach was, dachte ich mir, ich habe mich mit dem Kinderwagen schon durch Winterschlussverkauf durchgearbeitet, es wird also auch hier klappen. Ermutigt wurde ich dann auch noch von der Frau an der Kasse: „Mit dem Kinderwagen ist es genau das richtige. Die Leute werden Ihnen aus dem weg gehen und sie werden vorankommen.“ So war es dann auch. Aber leider nur bis zum grossen Saal. Dort gab es kein Durchkommen mehr. Die Leute zwängten sich an mir und Kinderwagen vorbei und warfen mir zum Teil böse Blicke zu. Lara wurde es bei dem Gedränge auch zu viel und fing an zu schreien. Also nix wie raus hier! Den Wagen umdrehen konnte ich gar nicht, habe ihn deshalb hinter mir hergezogen. Draussen angelangt musste ich erst mal richtig durchatmen. Was für ein Akt. Das ATT ist also nichts für Familien mit Kinder, dachte ich mir. Mir ging sogar durch den Kopf sofort wieder heimzufahren. Aber von den Teleskopen habe ich kaum was gesehen geschweige denn, mich mit Leuten unterhalten. Ausserdem hatte ich drinnen noch jemanden mit Kinderwagen herumfahren sehen.


    Deshalb startete ich das Unternehmen „Mission Impossible ATT mit Kind“ 2. Versuch: Kinderwagen wieder ins Auto geladen, Lara auf den Arm genommen und wieder reingegangen ins Gebäude. Jetzt sah die Sache schon ganz anders aus: ich kam problemlos voran und konnte mich auch den Tischen nähern um zu sehen was die Leute so anbieten. Einzigstes Problem: mit der Zeit machten sich Lara`s 10 kg bemerkbar. Deshalb schon im grossen Saal Lara einfach abgesetzt zum mitlaufen. Neues Problem: Lara, neugierig wie sie nun mal ist, wollte alles anfassen. Die vielen Teleskope, Kleinteile, Kabel müssen einen ungemeinen Reiz auf kleine Kinder ausüben. Aber was red‘ ich denn, mir ging es ja auch nicht anders. Ich hätte am liebsten auch alles angefasst, in die Hand genommen, durchgeguckt, herumgeschraubt, probiert usw.


    So war dann der Tag doch einigermassen gerettet. Ich konnte mir alles anschauen, wenn auch nicht in aller Ruhe wie ich es wollte, da Lara schon in die andere Richtung losrannte sobald ich irgendwo anhielt. Zwischendurch mussten wir immer wieder raus zum „Lara wickeln“, essen, schlafen (für mich war am Nachmittag dank Lara auch ein Nickerchen von etwa einer Stunde drin) oder einfach mal weg von der Menschenmasse. Gekauft habe ich nur zwei Bücher (Rückl’s „Mondatlas“ und R. Stoyans „Deep Sky Reiseführer“). Mich hätten natürlich viele andere Sachen auch interessiert (gerade bei den günstigen Preisen) aber zur Zeit muss ich finanziell kürzer treten. Die Anreise an sich war schon teuer genug. Insgesamt war ich, gemessen an den Umständen, zufrieden mit meinem ATT Besuch.


    Gegen 16.30 Uhr trat ich dann die Heimreise an. Schon nach einigen Kilometern verriet mir ein Blick in den Rückspiegel, dass Lara eingeschlafen war. Halleluja! Es muss doch einen Gott geben. Lara hat die ganze Fahrt über geschlafen. So konnte ich in aller Ruhe fahren, was ich dann auch ohne ein einziges Mal anzuhalten tat. Essen – Reiskirchen in zwei Stunden.


    Zum Abschluss möchte ich mich ganz herzlich beim Küchenpersonal bedanken, das so freundlich war, für Lara und mich die Cafeteria zur Verfügung zu stellen damit Lara’s Essen zubereitet werden konnte und sie in Ruhe essen konnte. Das fand ich eine tolle Geste. Vielen, vielen Dank!


    So, bald steht die nächste Gelegenheit vor der Tür neue Amateurastronomen zu treffen und ihre Teleskope zu sehen: das ITV. Obwohl es nur 30 km von meinem Wohnort entfernt stattfindet, steht eins jetzt schon fest: Lara bleibt zu Hause!


    Liebe Grüsse,
    Klaus Lowitz


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    http://www.amateur-astronom.de


    newton114mm(==>)lowitz.de
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  • Hallo Klaus!


    Als Zwillingsvater (jetzt sind sie allerdings schon 11 Jahre >Mädchen/Junge<) habe ich deinen Beitrag hier richtig genossen! ;-))
    Weiter so....ich lese deine Beiträge immer wieder gerne !




    <b><i>Christian Henkel</b></i>
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    <font size=1>christian@astrotreff.com</font id=size1>

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