Alter Vixen 80/1200 aufwerten

  • Hallo Community,


    Ich überlege derzeit mein Vixen 80L (1200mm Brennweite) aufzuwerten. Mir hat der original Vixen-Okularauszug (1,25") noch nie gefallen. Er ist total wackelig und beim anziehen der Feststellschraube wackelt das ganze Auszugrohr, weil es zu viel Spiel hat. Auch ärgert mich, das der Auszug nicht 360 Grad rotierbar ist.


    Ich habe mir also überlegt, ob nicht ein neuer 2 Zoll Okularauszug besser wäre. Jetzt habe ich allerdings einige Fragen und hoffe auf Antworten von euch.


    1. Wird ein 2 Zoll Auszug bei 1200mm Brennweite überhaupt voll ausgeleuchtet?
    2. Wenn Frage 1 mit ja beantwortet wird, welche 2 Zoll Okulare sind praktisch nutzbar? Ich habe bis jetzt 55mm (sGf 50 Grad), 40mm (65 Grad), 32mm (70 Grad), 23mm (82 Grad)
    3. Gibt es 2 Zoll Auszüge die 360 Grad rotierbar sind. Die gängigen von TS (Crayford bzw. Crayford Monorail) bzw. Baader (Steeltrack) machen hierzu keine Angaben.


    Liebe Grüße
    Martin

  • Hallo Martin,


    bei der Rotierbarkeit bin ich ueberfragt, aber was die Ausleuchtung betrifft, haengt es von den Blenden im Vixenrefraktor ab. Normalerweise ist der Flaschenhals der Ausleuchtung in dem lang bauenden OAZ zu finden.


    Schraube den OAZ doch ab, mache eine Papierblende mit 50mm Innendurchmesser und befestige sie mit Klebstreifen am hinteren Tubusende. Gehst Du nun mit dem Auge von der Mitte zum Rand, sollte auch am Rand noch die ganze Linse sichtbar sein. Wird sie beschnitten, sind es die Tubusblenden.


    Generell ist aber gerade bei f/15 eine leichte Vignette nicht so kritisch wie z.B. beim lichtstarken Newton. Visuell macht sich ein solcher Randabfall nochmals weniger stark bemerkbar als fotografisch.


    Ein groesseres Problem sehe ich darin, einen OAZ zu bekommen, der an den Tubus passt. Vermutlich wirst Du einen Uebergangsring basteln muessen.

  • Hallo Juergen,


    Danke für die Antwort. Das mit der Lochmaske werde ich gleichmal ausprobieren. Die Adaption ist glaube ich kein Problem. Der Innendurchmesser des Vixen 80L ist 86mm. Von TS gibt es Adapterringe um vom üblichen 72mm Maß auf 86mm Steckdurchmesser zu kommen. Doch wie sieht es mit der Brennweiten-Reichweite der nutzbaren 2 Zoll Okulare, auch im Hinblick auf das scheinbare Gesichtsfeld aus? Welche 2 Zoll sind sinnvoll nutzbar und bis welche sGF?


    Gruß
    Martin

  • Hallo Martin,


    selbst wenn nur die inneren 30mm voll ausgeleuchtet werden und dann eine leichte Vignette eintritt, wirst Du keine Einschraenkung im scheinbaren Gesichtsfeld vorfinden. Das koennte hoechstens an einem kleinen, schnellen Newton passieren, wenn der Fangspiegel zu klein ist und damit einen Flaschenhals darstellt.


    Du kannst Probleme damit bekommen, einen 2"-Zenitspiegel mit 2"-Okularen scharf zu bekommen, da der 2"-Spiegel mehr Lichtweg schluckt als der 1.25"-er. Das genaue Ausmass dessen laesst sich aus der Ferne jedoch nicht beurteilen. Gegebenenfalls muesste der Tubus eingekuerzt werden - mit einfachen Werkstattmitteln (Metallsaege und Handbohrer) rasch machbar. Es haengt natuerlich auch davon ab, wie lang der neue OAZ im Vergleich zum alten OAZ baut, wenn er ganz eingefahren ist.

  • Hallo Juergen,


    das kleine Experiment mit der 50mm Lockmaske brachte folgendes Ergebnis (siehe angehängte Bilder). Durch die hinterste Streulichtblende im Tubus entsteht eine deutlich sichtbare Abschattung der Linse. Vielleicht wäre in diesem Fall die Entfernung der hintersten Blende sinnvoll? Der orginal OAZ des Vixen 80L ist sehr langbauend. Mit eingezogenem Auszugrohr ist der OAZ 120mm von Hinterkante Tubus bis Hinterkante Auszugrohr. Mit ausgezogenem Auszugrohr ist der OAZ 260mm lang. Der Auszug hat also unglaubliche 140mm Verstellbereich.



    Mittig in den Tubus fotografiert:



    am Rande der 50mm Lochmaske fotografiert:


  • Hallo Martin,


    ich habe auch einen Vixen 80L. Als ich früher noch analog damit fotografiert habe, ist die Vignettierung im KB-Vollformat sehr deutlich aufgefallen.


    Vor einigen Jahren habe ich den originalen Okularauszug (mit dem ich übrigens super zufrieden war, er hat auch meine kg-schwere Analog-SLR anstandslos gehalten, hatte kein Spiel etc., war aber eben nur 1 1/4" und ich wollte meine mittlerweile angeschafften Weitwinkelokulare damit nutzen) gegen einen 2" Crayford für Refraktoren von TS getauscht. Wie du schon herausgefunden hast, paßt der neue Auszug direkt ran. Dadurch daß er etwas kurzbauender ist und weniger Verstellweg hat, ist der Zenitspiegel bei einigen Okularen Pflicht, sonst kommt man nicht in den Fokus. 2"-Zenitspiegel lassen sich problemlos einsetzen was den Fokus angeht.


    Da ich jetzt nur noch eine 1.5x Crop-DSLR habe, kann ich keinen richtigen Vignettierungsvergleich machen, aber visuell fällt mir da eigentlich nichts mehr auf. Visuell war der Effekt allerdings vorher schon kaum bemerkbar.


    Viele Grüße,
    Caro

  • Hallo Martin.


    Ich hatte selber mal einen 80-L Refraktor, nach etwas Optimierung am OAZ (Teflonfolie da&dort, Molybdänfett an den wichtigen Stellen, und die Andrückplatte schön gleichmässig festziehen) war ich damit sehr zufrieden. Die beste Aufwertung für so ein Gerät ist, wenn es klassisch original bleibt.


    Was willst Du mit einem 2" Auszug an dem langen Oshi?
    Soll er damit zum Richfielder werden? [;)]


    Der einzige Grund, der für mich Sinn machen täte, wäre DSLR Fotografie von Sonne (mit Folie oder Herschelkeil) oder Mond. Dann würde ich die Modifikation aber so machen, dass sie wieder rückgängig gemacht werden kann.

  • Hallo Caro,


    danke für deine Antwort. Ich glaube, der OAZ ist bei mir aufgrund der Lagerfläche des Auszugrohres so wackelig. Als ich den OAZ mal inspiziert habe, stellte ich fest, dass im OAZ gegenüber der Zahnstange ein Gegenlager in Form eines Gleitlagers steckt. Das Gleitlager ist mit einer Art Kunststoff/Gummi oder textilartigen Gleitfläche ausgestattet die gegen das Auszugrohr drückt und somit das selbe gegen ein Ritzel drückt, welches die Zahnstange antreibt. Jedenfalls scheint dieses einfache Gleitlager nichtmehr sauber Druck auf das Auszugrohr zu üben, da dieses undefinierbare Material aufgrund des Alters wohl dünner geworden ist und somit entsprechend Spiel entstanden ist.


    Als neuen 2 Zoll OAZ habe ich mir den TS Crayford überlegt. Er hat mit Adapterring eine Bauhöhe von ca. 92,5mm (75,5mm OAZ + 17mm Adapterring 72mm auf 86mm) und ist damit gute 27,5mm kürzer als der original OAZ, bei einem Verstellbereich von 74mm (im Vergleich zu 140mm am original OAZ). https://www.teleskop-express.de/shop/product_info.php/info/p775_2--Crayford-Auszug-fuer-Refraktoren---1-10-Micro-Untersetzung.html


    (==>) Silvio: Mir geht das Gewackel an dem OAZ auf den Keks, aufgrund der oben genannten verschliessenen Lagerfläche. Ausserdem, möchte ich meine 2" Okulare gerne nutzen, da als Brillenträger der Einblick da wesentlich angenehmer ist.

  • Hallo Jens,


    sehr stimmungsvolles Bild. Vielen Dank. Ein gutes Beispiel, wo man die Vignettierung sieht. Mein Lieblingsbild auf deiner Seite ist übrigens: http://www.kopfgeist.com/sonne_mond/sonne/content/_6605944399_large.html :-))


    Fotografisch bin ich bisher noch nicht unterwegs (wenn man mal von früheren Versuchen absieht). In naher Zukunft ist eine DMK21AU618 geplant um Planeten und Mondfotos mit meinem C14 zu machen. Da werde ich sicherlich auch mal den 80L nutzen. Aber bei der DMK21AU618 ist die Vignettierung nicht sichtbar, aufgrund der geringen Größe des Chips.


    Grüße
    Martin

  • Hallo Martin,


    das ging ja schnell mit dem Experiment. Ehrlich gesagt, wuerde ich an den Blenden nichts aendern.


    Das Experiment mit der 50mm-Blende ist ein Extremtest. In der Regel wirst Du 50mm Feld nicht nutzen und auch nicht nutzen koennen, da die Steckhuelse des Zenitspiegels deutlich vor der Fokalebene eine Blende mit etwa 48mm Durchmesser darstellt.


    Bei Newtons geht man bei der Berechnung des Fangspiegels von 10-15mm unvignettiertem Feld aus, wenn man nur visuell unterwegs ist. Fotografisch sind die Fangspiegel groesser, weil die Film- oder Chipdiagonalen groesser sind. Das ist dann ein Abwaegen von Fangspiegelabschattung und Randvignettierung.


    Bei Deinem Refraktor gehen am theoretisch nutzbaren Rand bei 24mm Entfernung von der Achse gerade mal ein paar Prozent Licht verloren. Ich bin mir sicher, dass Du das nicht sehen wirst. Bei Reflektoren mit deutlich staerkerem Helligkeitsabfall hat man immer noch Muehe, diesen Effekt zu sehen.


    Zur Fotografie: Fuer Deepsky, z.B. mit der digitalen SLR, ist f/15 reichlich langsam. Am Planeten tut es eine Webcam, die wiederum nur einen winzigen Chip hat, der garantiert zu 100% ausgeleuchtet ist.


    Fazit: Lass die Blende drin und freu Dich auf ein in der Praxis vignettefreies System, denn visuell wirst Du kaum die 48mm Felddurchmesser ausnutzen - und selbst wenn, wuerde es visuell nicht ins Gewicht fallen.

  • Hallo Community,


    gestern habe ich mir endlich, wie geplant, einen neuen TS 2"Crayford-Auszug geleistet und montiert. Mit meinem "gepimpten" Vixen 80L bewaffnet, testete ich sogleich den neuen 2" Auszug zusammen mit einem 2" Zenitprisma und einem 2" 40mm Okular an der Sonne (natürlich mit Filterfolie!). Ich muß sagen, es hat sich gelohnt den kleine Umbau zu machen. Das beobachten mit 2" Okular ist einfach total entspannend an meinem Vixen 80L. Dazu kam noch, das ich mir gleich ein "neues" altes Tripod von Vixen geleistet habe, das bis 150cm Standhöhe ausgefahren werden kann. Ideal für den sehr langbauenden Vixen 80L.


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