16"er: Lohnt ein UHC neben dem OIII?

  • Hallo Marcus,


    gut, dass Du bei Lumicon geblieben bist. Grad wenn man einen Filtschieber oder -rad hat, ist es sinnvoll, auf Parfokalität der Filter zu achten.


    Vielleicht nochmal zu der vorangegangenen Diskussion: Die meisten Emissionsnebel strahlen in H beta und OIII gleichzeitig, aber halt zu unterschiedlichen Anteilen und oft auch unterschiedlich stark in verschiedenen Bereichen des Nebels (schau Dir einfach mal ein paar Linienfilteraufnahmen an). Mit dem jeweiligen Filter, OIII oder H beta, kannst du die jeweiligen Bereiche herausholen, mit UHC hast du beides drin und, grad bei hohen Vergrößerungen wichtig, mehr Kontinuum. Du wirst Dir garantiert auch irgendwann einen UHC zulegen und dann feststellen, dass Du den auch ausgiebig nutzen wirst. [:D]


    Wenn Du Anregungen für Nebel suchst, die vornehmlich in HII strahlen (also H beta-Filter-Objekte), schau dir doch mal den Sharpless-Katalog an (z.B. hier: http://www.reinervogel.net/Sharpless/Sharpless.html).


    Dort findest Du eine ganze Menge dieser nur niedrig angeregten Nebel. Pferdekopf, California oder Kokon sind nur eine ganz kleine Auswahl, da gibt es viel, viel mehr. Zum Beispiel die hier.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hallo Marcus,
    Dein 26'er mit 6.5mm Pupille ist geradezu ideal für den H-Beta.
    California Nebel kann man damit schön abfahren, das ist eines der hellsten H-beta Objekte überhaupt.
    Cocoon Nebel finde ich mit großer Pupille am schönsten.
    Das Pferdchen geht mit 3.5mm bis 7mm, je nach Filter und Himmel. Also probieren.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich hatte mich schon immer gefragt wie die schmalbandigen Interferenzfilter mit dem konischen Lichteinfall lichtstarker Teleskope zurecht kommen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Bei f/4 unkritisch. Die Verschiebung lag irgendwo bei (oder unter?) 1nm in Richtung kürzerer Wellelnängen. Wenn die Kurve passt ist genug Luft.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und vielleicht bastle ich mir ein H-Betamonokular aus einem gebrauchten 7x50-Spektiv.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Du hast doch ein ED80, das ist sicher besser.
    Mich hat erstaunt, dass die Loop beidäugig so einfach war während einäugig nichts zu sehen ist. Einer der Filter ist aber ein kleiner 1,25" sodass ich die nicht vor einen Feldstecher kleben kann. Lohnt ja nicht wegen ein paar Objekten. Vielleicht funkioniert ja H-beta plus UHC *vor* einem 7x50 oder 7x40? Oder in einer Brille aus schwarzer Pappe? (Das wird meine nächste Bastelei, werde berichten[;)])


    cs Kai

  • Hallo Kai,


    ich hatte das mit der Verschiebung bei schrägem Lichteinfall im Strahlenkonus mal nachgemessen für eine Reihe von Filtern. Hier ist die entsprechende Kurve für den Baader OIII:



    Bei einer f/4 Optik haben die Strahlen aus der 70% Zone einen Einfallswinkel von etwa 5° und die Randstrahlen von 7°. Wichtig ist: Die Stärke der Verschiebung hängt von der Spektralen Breite des Filters ab. Frag mich nicht warum, das sind alles empirische Messwerte. Vermutlich kann man das alles mit dem Schichtaufbau erklären [:D].


    Also: Je schmaler der Bandpass war, desto stärker die Verschiebung zu niedrigeren Wellenlängen.


    Hinzu kommt, dass bei schmalem Bandpass eine gegebene Verschiebung tragischer ist als bei einem breiteren Filter, da man schneller aus dem bereich der gewünschten Wellenlänge herauswandert.


    Für die Filter von Astronomik, Thousand Oaks oder Lumicon gibt es bei f/4 keine Probleme, da verliert man nicht die Spektrallinie. Beim Baader OIII kann es aufgrund der von einigen Leuten gezeigten großen Streuung der Durchlasswellenlänge ein Problem geben, was dann bei den ganz engen CCD Filtern (z.B. von Astrodon) richtig heftig wird.


    Bei f/3 verschärft sich die Situation natürlich ein bisschen (there is nothing like a free lunch [:D]). Die Winkel steigen dann bei den Randstrahlen schon auf 9.5° an.
    Und ganz extrem wird es, wenn man einen Filter *hinter* dem Okular einsetzt. Dann ist man nämlich nur noch in Gesichtsfeldmitte auf der Linie, während man zum Rand hin ziemlich schnell rauswandert. Das sollte jedoch keine davon abhalten, einen OIII Filter zum Blinken hinter dem Okular einzusetzen, weil auf der Achse funktioniert es ja trotzdem prächtig.


    Viele Grüße
    Reiner


    Es gibt hierzu noch eine ganz gute Website von Rob Brown, der das Ganze mit einer Integrating Sphere und kollimierten und f/4 Strahlenkegeln gemessen hat. Die Seite ist hier, die Ergebnisse sind ähnlich wie meine mit Filterkippung.

  • Hallo Reiner,


    Vielen dank für die Infos. Über mein schnelles Teleskop brauche ich mir also keine Gedanken machen.
    Ich will meine ganze Filterpalette von Lumicon haben. Zum einen weil ich schon einen 20 Jahre alten UHC in 1,25" habe und der immer noch wunderbar funktioniert. Übers Altern brauche ich mir also keine Gedanken zu machen. Und die Parfokalität ist natürlich auch eine wichtige Sache. Zumal ich ein Filterrad im Hut habe und die Filter wechseln kann ohne das Auge vom Okular nehmen zu müssen und ohne in den Tubus greifen zu müssen. Das ist eine feine Sache.


    Kai, ich werde den H-Beta natürlich auch am 80er einsetzen. Den Kleinen habe ich als Widefielder immer dabei, wenn der 16"er im Einsatz ist. Mal schauen, ob er lichtstark genug für den California ist. Das mit dem Spektiv war nur so eine spontane Idee. Ich habe mir mal aus einem günstigen Ebay-Gebrauchtfernglas und Baaderfolie ein Sonnenfernglas gebaut, das überraschend gut funktioniert. Seitdem habe ich ein Faible für Basteleien an alten, günstigen Ferngläsern. [;)]


    Ich bin auf jeden Fall schon sehr gespannt auf das First Light meines neuen Filters. Weiter suche ich jetzt nach einem gebrauchten Lumicon 2"-UHC. Dann bin ich komplett.


    Bis dann:
    Marcus



    EDIT:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von mir:</i>
    <br />
    Natürlich habe ich kein hochwertiges 20mm-Okular in meinem Koffer. Logisch.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich Seppel! Ich habe völlig mein 22mm Panoptic vergessen. Das werde ich erst mal testen.


    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


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  • Hallo Reiner,
    so ein Forum ist echt Klasse!
    Danke für die Messwerte!


    Kleine Vorgeschichte:
    Ich hatte vor einiger Zeit einen Baader OIII im Biete Forum erstanden, der eine verschobene Kurve hatte. Das ist dem Verkäufer bei der Vermessung durch Astronomik aufgefallen, die hatten (haben?) so eine Aktion wo man einen kleinen Gutschein beim anschließenden Kauf eines Astronomik Filters bekommt. Die Kurve lag bei und der Peak war in die richtige Richtung, ins Rote, also im Diagramm nach rechts ähnlich Deinem Beispiel, verschoben.
    (Ween ich es finde stelle ich es hier ein)
    Kurzentschlossen habe ich die Zurückverschiebung bei f/3 abgeschätzt, mit diesen Formeln und der Unsicherheit bezüglich "n", des effektiven Brechungsidex:
    http://astrosurf.com/buil/filters/curves.htm
    Der Filter passt und ich bin sehr zufrieden damit.


    Die Verschiebung in Deinen Diagramm lese ich so:

    Code
    Peak:                503    nm
    Shift bei  4.5° ---&gt;   1.15 nm
               8°   ---&gt;   2.3  nm
              13.5° ---&gt;   4.7  nm


    Damit könnte man "n" für den Baader Filter bestimmen.


    Eine Verbreiterung der Kurve (FWHM) ist in Deinem Diagramm nicht zu sehen. Wird der Filter im divergenten Kegel benutzt, wird sich die Kurver verbreitern und der Peak flacher. Mit der 70% Zone liegt man näherungsweise ganz gut. Man kann auch anteilig der Flächeanteile die Kurve "unrechnen".


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Je schmaler der Bandpass war, desto stärker die Verschiebung zu niedrigeren Wellenlängen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wichtiges Ergebnis! Das bedeutet, dass enge Filter wie der der Baader noch kritischer werden als so ohnehin schon sind!


    Viele Grüße
    Kai

  • Hallo Marcus,


    achte bei gebrauchten Lumicon aber darauf, dass sie nicht *zu* alt sind, da Lumicon irgendwann mal umgestellt hat.


    Die frühen Lumicon hatten die Interferenzschichten als Sandwich zwischen zwei Glasplatte. Die sind dann dicker. Davon haben wir einen kompletten Satz auf unserer Sternwarte. Die neueren Filter haben eine Oberflächenbeschichtung und sind dünner. Die habe ich privat, allerdings nur OIII und H beta. Mein UHC ist von Astronomik, was mich im nachhinein ziemlich ärgert, da ich nun eben dieses Nicht-Parfokalitätsproblem habe. [}:)]


    Viele Grüße
    Reiner

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">[i]Original erstellt von: Mettling
    Aber hat jemand einen Link zu einer H-Beta-Liste?


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Moin Marcus,
    hab meine Liste mal nach Hbeta (blaue Spalte) ein wenig sortiert
    Grüße
    Dirk


    Edit: In meine webseite jetzt eingebunden: http://www.eckis-astrowelt.de/…lter_files/Hbetaliste.pdf

  • Hallo Reiner,danke für den Hinweis. Die beiden 2"-Filter sind relativ neu. Der H-Beta knapp über ein Jahr, der OIII etwa drei Jahre alt. Die Substrate sind mit bloßem Auge betrachtet gleich dick. Mit dem Messschieber wollte ich jetzt nicht beigehen. Ich werde aber verschärft darauf achten wenn ich mich nach dem passenden UHC umsehe.
    Aber jetzt muss ich erst mal den neuen Filter ausprobieren. Die Wetterprognose für S-H sieht für die nächste Zeit alles andere als gut aus. [:(]


    Kai, wie alt ist denn der Baader OIII? Das die Filter sehr schmalbandig sind und gelegentlich die Linie nicht 100%ig treffen ist ja schon länger bekannt. Ich hätte allerdings gedacht, dass Baader sich dieses Problems mittlerweile angenommen hat und nur noch einwandfreie Filter auf den Markt bringt.


    Verwunderte Grüße:
    Marcus



    EDIT:
    Dirk, das ist ja klasse. Vielen Dank. Ich werde mir die Tabelle ausdrucken und in meinen Okularkoffer legen.


    Marcus

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  • Hallo zusammen, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Für die Filter von Astronomik, Thousand Oaks oder Lumicon gibt es bei f/4 keine Probleme, da verliert man nicht die Spektrallinie. Beim Baader OIII kann es aufgrund der von einigen Leuten gezeigten großen Streuung der Durchlasswellenlänge ein Problem geben, was dann bei den ganz engen CCD Filtern (z.B. von Astrodon) richtig heftig wird.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich werfe mal ein vielleicht neues Thema in den Fred rein- wenn man die Messungen als Fakt nimmt- welche Probleme tun sich dann für die Kollegen auf, die mit besonders engbandigen Filtern Schmalbandaufnahmen machen und dabei sehr schnelle Optiken nutzen?


    Gruß
    Stefan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stefan-h</i>
    Ich werfe mal ein vielleicht neues Thema in den Fred rein- wenn man die Messungen als Fakt nimmt- welche Probleme tun sich dann für die Kollegen auf, die mit besonders engbandigen Filtern Schmalbandaufnahmen machen und dabei sehr schnelle Optiken nutzen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Stefan,


    gute Frage, würde mich auch interessieren! Dazu muss man halt die Filter wirklich in der Art wie oben angesprochen vermessen.


    Starizona zum Beispiel empfiehlt breitere Filter für die schnellen Hyperstars
    http://starizona.com/acb/ccd/advimnarrow3.aspx


    Auf der SBIG Seite gibt es Transmissionskurven für den senkrechten Einfall für die 3nm Astrodon Filter (die Astrodon Webseite selbst geht zur Zeit wohl nicht)
    http://ftp.sbig.com/sbwhtmls/a…asrodon_narrowband_g2.htm


    Was dort auffällt: Die Zentralwellenlänge liegt nicht auf der Linie sondern etwa 1.5 bis 2nm zum Roten verschoben (vorrausgesetzt, die Messung ist OK, von was ich jetzt mal ausgehe). Damit würde man über einen weiteren Bereich von Einfallswinkel noch die Linie abdecken und somit bei schnellen Optiken einen größeren Bereich der Öffnung auch wirklich nutzen.


    Viele Grüße
    Reiner

  • So, hat mich jetzt doch interessiert, wie das alles zusammenhängt. Hier ist eigentlich alles erklärt:


    http://www.olympusfluoview.com…/interferencefilters.html


    Da wird neben dem Aufbau von Interferenzfiltern auch die Verschiebung des Passbandes erklärt.


    Die von mir und Rob Brown festgestellte stärkere Verschiebung von sehr schmalbandigen Interferenzfiltern beruht anscheinend darauf, dass man für diese ein niedrigbrechendes Dielektrikum für die sogenannte Spacer-Schicht verwendet, die zu einem niedrigeren effektiven Brechungsindex führen. Diese haben dann eine höhere Verschiebung bei nicht-senkrechtem Lichteinfall. Für breitere Passbänder nimmt man für diese Schicht ein hochbrechendes Material. Die Folge ist eine nur etwa halb so große Verschiebung.


    Die Verbreiterung des Transmissionbandes bei größerer Abweichung vom senkrechten Einfall beruht auf unterschiedlicher Verschiebung des Transmissionspeaks für s- und p-polarisierte Wellen.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hallo Reiner,
    danke für den interessanten Link, das cheint ja defintif die Erklärung zu sein. (Muss das aber nochmals im Detail lesen)
    [:D] ... Und ich dachte schon, die "Rotverschiebung", die dadurch entsteht, dass aus Kostengründen nur ein "one size fits all" - Filter gebaut wird, wäre für die "Rechtsverschiebung" der Kurven in Deinem Beitrag weiter oben verantwortlich [8] ... wo es doch bekannt ist, dass Photographen gezwungenermassen lieber rot sehen, während Visualisten lieber blau hätten !
    http://www.atmsite.org/contrib/Holm/vissens/vissens.html
    http://messier.obspm.fr/more/m081_uit.html
    [:D] [?]
    Rudi

  • Hallo Reiner,


    Puh-Hah, das ist schwere Kost. Ich habe angefangen den Artikel zu lesen, bin aber noch nicht so richtig weit gekommen.
    Aber es ist auf jeden Fall sehr interessant zu erfahren, wie solche Interferenzfilter eigentlich aufgebaut sind und im Detail funktionieren. Man reimt sich aus dem Namen ja zusammen, dass die unerwünschten Wellenlängen durch Interferenz absorbiert oder reflektiert werden. Aber wie man so etwas genau macht ist schon sehr interessant.
    Vielen Dank für den spannenden Link.
    Marcus

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