ToU-Cam am Tage

  • Hi - Bin das erste Mal hier und in puncto Astrophotographie absoluter Anfänger. Ich habe einen 9-zölligen SC und eine ToU-II-Cam. Und mit genau dieser Kombination gibt es Probleme.


    Meine Frage in aller Kürze: Habe versucht, Merkur und Jupiter am Tag mit der ToU-Cam aufzunehmen. Herausgekommen sind nur gleichmäßig graue Bilder, obwohl ich mir sicher bin, daß beide Planeten im Blickfeld waren. Muß ich die Bilder nachbearbeiten, um die Planeten sichtbar zu machen? Und wenn ja, wie?


    Und hier die Einzelheiten: Am 9.8.04, also gestern, liefen Merkur und Jupiter im Stunden-Abstand über den Taghimmel. Die Deklinations-Werte unterschieden sich nur um neun Minuten, so daß man bei feststehendem Fernrohr damit rechnen konnte, daß beide nacheinander durch das Gesichtsfeld laufen würden. Ich habe in der Nacht vorher die Wega aufgesucht, das Okular entfernt, die ToU-Cam befestigt und die Wega auf dem Bildschirm scharf eingestellt. Dann habe ich den Stern 22 Aql auf den Bildschirm geholt, weil dessen Deklinations-Wert genau zwischen den Merkur- und Jupiter-Werten lag. Als ich ihn mittig auf dem Bildschirm hatte, habe ich das Fernrohr festgeklemmt und bis zum Nachmittag des nächsten Tages, ohne es wieder anzurühren, stehenlassen. Da der Deklinations-Wert von 22 Aql zwischen den beiden Planeten-Werten lag, war ich sicher, daß ich beide zu Gesicht bekommen würde. Den einen oberhalb der Bildmitte, den anderen darunter. Aber Fehl-Anzeige. Auf den Bildern ist außer einem homogenen Grau nichts zu sehen.


    Die Daten, mit denen ich gearbeitet habe: 22 Aql: RA 19h 16' 44", Dekl. +4° 50' 27". Merkur: RA 10h 35' 46", Dekl. +4° 44' 35". Jupiter: RA 11h 25' 45", Dekl. +4° 53' 03". Feststellen des Teleskops mit 22 Aql in der Mitte um 1h 02' 25". Berechneter Merkur-Durchgang um 16h 18' 55", berechneter Jupiter-Durchgang um 17h 08' 47".


    Sterne mit diesem Äquator-Abstand laufen in 20 Sekunden über meinen Bildschirm. Die Kamera habe ich daher 20 Sekunden vor den berechneten Passage-Zeitpunkten gestartet und 40 Sekunden später wieder gestoppt. Ich habe im S/W-Modus gearbeitet. Alle übrigen Kamera-Einstellungen habe ich wegen fehlender Kenntnisse belassen. Ich glaube nicht, daß es nötig ist, die Berechnungen zu überprüfen. Die habe ich zwar per Hand vorgenommen, da es auf Sekunden ankam. REDSHIFT hat mir die Zeitpunkte auf die Minute genau bestätigt. Da kann der Fehler also nicht liegen. Ich vermute eher, daß die Planeten-Bilder im Rauschen der Kamera untergegangen sind. Andere Meinungen? PS: Nach diesem Fehlschlag hatte ich natürlich sofort Zweifel an der korrekten Ausrichtung des Teleskops. Habe es daher nach den <Durchgängen> weiterhin unberührt stehenlassen, um zu sehen, ob 22 Aql 24 Stunden später wieder erscheinen würde. Genau 4 Minuten früher als am Tag zuvor war er wieder auf dem Bildschirm - etwas nach unten versetzt, aber nicht grob aus der Richtung. Danke schon mal für die Aufmerksamkeit - Karl

  • Hmm, das erste Mal hier aber doch schon 58 Beiträge? Wie geht dat denn?


    Da du zwar bei Nacht Wega und 22Aql beobachten konntest, dannach die Kamera-Einstellungen aber nicht mehr verändert hast, tippe ich mal auf eine Überberlichtung deiner Bilder. Aber vielleicht das dir andere hier genaueres sagen können. Ich experimentiere selber noch mit der ToUcam rum, aber um Nachts was sehen zu können muss ich z.B. Helligkeit und Belichtung anpassen.


    Gruß,


    Maurice

  • Moin Karl,


    mit welcher Brennweite arbeitest Du denn? 9 Bogenminuten sind nicht viel, aber vielleicht schon zu viel für das kleine Gesichtsfeld der ToUCam. Den Mond mit einem Durchmesser von etwa 30 Bogenminuten bekommt man bei 1000 mm Brennweite längst nicht auf ein einzelnes Bild. Da Du mit etwa 22,5 cm Öffnung arbeitest, wirst Du sicher mindestens 1000 mm Brennweite haben, es sei denn, Du hast wirklich eine ziemlich ungewöhnlich kurzbrennweitige "Lichtkanone".


    Hast Du das mal nachgerechnet?


    Viele Grüße
    Karl (auch)

  • Hallo Karl,


    da stimme ich dem Karl (auch) zu. Bei f=1000mm ist das Gesichtsfeld der ToUCam ca. 9*12 Bogenminuten. Je nach deiner Brennweite könntest du also beide Planeten gerade verfehlt haben.
    Ein neunzölliges SC hat ja normalerweise mind. 2000mm Brennweite, so dass das Gesichtsfeld der ToUCam nur 4,5*6 Bogenminuten beträgt.


    Gruss
    Günter

  • Hi - Ich bin inzwischen auch überzeugt, daß ich beide knapp verpaßt habe. Der Grund ist der: Ich hatte bisher nur mit kleinen Kaufhaus-Fernrohren zu tun, und so bin ich gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß Gesichtsfelder kleiner als 9 Winkel-Minuten sein können. So kam es zu der spontanen Überzeugung, daß beide das Gesichtsfeld durchlaufen, wenn ich eine mittlere Deklination einstelle. Zur Brennweite des Geräts kann ich im Moment nichts sagen, weil ich erst mal nur gucke und gucke und gucke... - ohne mich um Details zu scheren. Nur soviel: Das Rohr macht einen ausgesprochen gedrungenen, kompakten Eindruck. Wie da 2 m Brennweite zusammenkommen sollen, ist mir ein Rätsel.


    Aber vielleicht hilft ja folgende Überlegung: Ein Stern bewegt sich in Äquator-Nähe pro Stunde um 15 Grad, in 4 Minuten um 1 Grad, in einer Minute um 15 Winkel-Minuten und in den 20 Sekunden, die er für die Passage meines Gesichtsfelds braucht, um 5 Winkel-Minuten. Wenn also mein Gesichtsfeld auf dem Bildschirm nur 5 Winkel-Minuten breit ist, dann ist das Gesichtsfeld in der kürzeren Vertikalen noch kleiner. Fazit: Keine Chance für die Planeten. Gut gedacht, aber schlecht geplant. - Ich erinnere mich an eine Empfehlung aus einem alten Western: <Kleiner, wenn du nicht richtig schießen kannst, halt einfach in die Mitte, dann triffst du wenigstens *einen*.> Das mag im Wilden Westen funktionieren, in der Astronomie klappt es leider nicht. Dank an alle, die sich meinen Kopf zerbrochen haben - Grüße, Karl

  • Hallo Karl,


    bei einen SC ist die Brennweite anders als beim Refraktor oder beim Newton-Reflektor nicht direkt an der Tubuslänge abschätzbar.
    Ich vermute mal, dass du das C9,25 mit f/10, das heisst mit 2350mm Brennweite besitzt.
    Mit der Webcam kannst du ganz einfach die Brennweite bestimmen:
    Miss die Zeit t, die ein Stern in Äquatornähe für eine Breite des Webcambildes braucht und rechne
    daraus die Bildbreite in Bogenminuten aus (b = t * 15'/min).
    Die Webcambreite a beträgt a = 640*5,6µm = 3,584mm.
    Damit ergibt sich die Brennweite f = a / tan(b).


    Bei f=2350mm ergeben sich zum Beispiel folgende Werte:
    b = arctan(a/f) = 5,5 Bogenminuten
    t = b/(15'/min) = 0,366min = 22sek


    Gruss
    Günter

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