Letzte Nacht war es dann endlich so weit: Ich, der bis jetzt außer einigen Doppelsternen eigentlich nur Planeten und andere solare Objekte vors Rohr genommen hatte, begab mich auf meine erste Deep-Sky Tour.
Wegen des für schwache Objekte doch störenden Lichts der Straßenlaterne vor meinem Haus, beobachtete ich bei meinem "ersten Mal" daher auch nicht zu Hause auf der Terasse sondern von einem nahe gelegenen Feld.
Zeit: 08.08.2004 23:30h bis 02:00h (MESZ)
Ort: Ein Feld in Herbringhausen (51,2°N 07,2°E)
Teleskop:114/900 Reflektor nach Newton von Teleskop-Service auf EQ2
Okulare: Kellner 25mm und 10mm, Plössl 9mm
Zubehör: 1.5/2x Barlow von TS
Karten: Karkoschka: Atlas für Himmelsbeobachter
Wetter: U2, D2, vis. Grenzgröße 4.4m
Objekte: M13, M92, M57, M27, M71, h und Chi
M13 - Kugelsternhaufen im Herkules
Suche: Im Sucher neben Eta Her direkt gefunden
Anblick: Bei 36-facher Vergrößerung als nebeliger Fleck deutlich auszumachen. Jedoch auch bei 150x im 9mm mit 1.5x Barlow selbst am Rand nicht in Einzelsterne aufgelöst, sondern nur als leicht körniger, nebeliger Fleck wahrnehmbar. Bei 200x ist die Helligkeit des Objekts dann soweit reduziert, dass zwar ein Wahrnehmen aber kein Beobachten mehr möglich ist.
Fazit: Natürlich wusste ich, dass ich durch mein Teleskop nicht das sehen würde, was die zahlreichen Fotos von M13 zeigen. Dennoch nahm ich nach Berichten anderer Leute mit ähnlichen, gleich großen Instrumenten und dem Komentar des Karkoschkas an, ich würde M13 zumindest am Rand in Einzelsterne aufgelöst sehen. Gerade weil ich mir M13 als "leichtes, schönes Einstiegsobjekt" ausgesucht habe, um diese Nacht zu beginnen, war ich doch ein ziemlich enttäuscht.
Aber vielleicht wird es mit steigender Beobachtungspraxis im Deep-Sky Bereich ja noch besser...
M92
Aus Frust über M13 ausgelassen; von Kugelsternhaufen hatte ich für diese Nacht genug.
M57 - Ringnebel in der Leier
Suche: Beta Lyr eingestellt und M57 dann im 25mm Kellner gefunden
Anblick: M57 war im 25mm Kellner als winzige blass-graue Scheibe zu erkennen. Bei 135-facher Vergrößerung im 10mm Kellner mit 1.5x Barlow konnte ich den Ringnebel dann bei indirektem Sehen als solchen erkennen, wenn mir die beschriebenen Helligkeitsvariationen im Nebel auch verborgen blieben. Bei 180x und 200x wurde das Bild lediglich dunkler aber nicht detailreicher, sodass ich M57 bei 135x gemütlich genoss.
Fazit: Die totale Entschädigung für M13. Der Ringnebel war ein wahrer Augenschmaus und verdient meines Erachtens nach die Bezeichnung "bekanntester Planetrarischer Nebel" (Karkoschka) wirklich. Meine miese Laune verbesserte sich schlagartig und frohen Mutes wandte ich mich dem Hantelnebel zu.
M27 - Hantelnebel
Suche: Im 25mm Okular Gamma Sge angepeilt und auf dessen Stundenkreis in Deklination nach Norden geschwenkt bis M25 ins Bild gelangte
Anblick: M27 erschien bereits bei 36-fach um einiges größer als M57, was angesichts des tabellierten scheinbaren Durchmesser auch zu erwarten war. Schon bei 90-facher Vergrößerung glaubte ich die Teilung des Nebels in zwei dreieckige Hälften wahrzunehmen. Der Anblick durch das 10mm mit der eingeschraubten 1.5x Barlow bestätigte diese Wahrnehmung dann definitiv. Dabei erschien der Hantelnebel deutlich verwaschener und weniger dicht als M57. Strukturen im Nebel hatte ich auch hier weder erwartet noch gesichtet.
Fazit: Auch der Hantelnebel hat mich voll und ganz überzeugt und meine Erwartungen erfüllt. Stelle ich mir jetzt noch vor, dass diese schwachen, verwaschenen grauen Fitzelchen, die ich kleiner Mensch hier auf der Erde wargenommen habe, riesige Gasmassen sind, die ein einst riesiger Stern ins All schleuderte, als sein Ende näher rückte, wird das gesehene nochmals eindrucksvoller...
M71
Ausgelassen; es wäre ja wieder ein Kugelhaufen gewesen...
NGC 869 und 884 - h und Chi
Suche: Mit bloßem Auge sichtbar und direkt eingestellt
Anblick: Bei kleinster Vergrößerung fügen sich beide offenen Haufen schön nebeneinander in den Überblickbaren Himmelsabschnitt. Bei aufmerksamer Beobachtung weisen viele der zahlreichen Sterne eine leicht bläuliche Färbung auf, nur einige wenige Mitglieder der beiden offenen Haufen erscheinen eher orange. Die Gesamtzahl der sichtbaren Sterne war bei weitem zu groß, als dass ich Lust gehabt hätte, sie zu zählen.
Fazit: Ein überwältigender Anblick. Es scheint, als hätte ein himmlischer Juwelier hier einen kleinen Sack voller blau schimmernder Diamanten auf den dunklen Samt des Himmelsgewölbes ausgeschüttet. Nur war der Himmel hier nicht schwarz, sondern eher dunkel grau, denn obwohl ich auf einem Feld in einem Vorort stand, sah man den Schimmer von Wuppertal und Remscheid doch deutlichst am Horizont. Im Winter, wenn Perseus höher steht, dürfte der Anblick der beiden Sternhaufen wohl noch phantastischer sein.
Zufällige Beobachtungen:
Da die Perseiden sich langsam aber sicher ihrem Maximum nähern, warf ich während der ganzen Nacht immer mal wieder einen Blick in Richtung Perseus, ob da denn nicht ein paar Meteore zu sehen seien. Jedoch zeigte sich der STrom wohl etwas schüchtern, denn wenn aktiv hinschaute, sah ich nichts dergleichen.
Lediglich eine kleine Sternschnuppe erspähte ich aus den Augenwinkeln als ich gerade das Teleskop ausrichtete.
Dafür sichtete ich aber ungefähr gegen 00:30h (+-30min) eine Feuerkugel von wahrer Pracht. Das Objekt kam aus Richtung Perseus und kreutzte den Himmel Richtung Wassermann/Steinbock, wobei die Leuchtspur nicht strichförmig war, sondern eine deutlich wahrnehmbare Breite aufweis. Die Helligkeit schätze ich durchaus auf -5 bis -6m, wenn nicht mehr!. Am Südosthimmel zerbrach das Objekt dass plötzlich in etliche Teile von je 2 bis 3m Helligkeit, die unter vielleicht ein halbes Grad auffächerten bevor sie allesamt verglühten. Ich bin heilfroh, dass ich mich just in dem Moment müßig in den Himmel schaute, als dieser große Meteor verglühte.
Alles in allem eine mehr als gelungene Nacht, die mich überzeugte, dass mit meiner Ausrüstung auch ein wenig Deepsky-Beobachtung möglich ist, wenn mich die M13-Geschichte auch am Anfang wirklich zweifeln ließ.
Clear skies wünscht Euch
Patrick